In einer schockierenden Entwicklung ist Jerry Sloan als Headcoach der Utah Jazz zurückgetreten. Der 68-jährige Hall-of-Famer war in seiner 23. Saison als Trainer der Jazz. Ein Hintergrund: Ein Clash mit Superstar Deron Williams.
Am Montag hatte Jerry Sloan seinen Vertrag erst um ein weiteres Jahr verlängert, jetzt ist er am Donnerstag als Trainer der Utah Jazz zurückgetreten. Das bestätigte ein zu Beginn sehr emotionaler und mit den Tränen kämpfender Sloan auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Salt Lake City.
Die Verantwortlichen der Jazz um Besitzer Greg Miller versuchten, Sloan am Donnerstagmorgen noch umzustimmen, aber seine Entscheidung stand fest. Sloans Aus in Utah ist ein echter Schocker in der NBA. "Meine Zeit ist vorbei. Für mich war jetzt einfach der Punkt gekommen, um zu gehen. Ich hatte nicht mehr die Energie", sagte ein müde wirkender Sloan zu seinem Rücktritt. Einen Job bei einem anderen Klub strebt er nicht an.
Ty Corbin neuer Headcoach
Sloan übernahm 1988 das Traineramt in Utah und führte die Jazz zweimal in die NBA Finals (1997/1998). 2009 wurde er in die Hall of Fame aufgenommen. Neben Sloan hat auch sein langjähriger Top-Assistent Phil Johnson sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Neuer Headcoach wird Tyrone Corbin, ein weiterer von Sloans Assistenten. Die Jazz (31-23) liegen aktuell auf Rang sechs der Western Conference.
Nach Utahs bitterer 86:91-Heimpleite gegen die Chicago Bulls am Mittwoch, die zehnte Niederlage in den letzten 14 Spielen für die Jazz, hatte es in langes Gespräch zwischen Sloan und Jazz-General-Manager Kevin O'Connor gegeben. Die Folge ist nun Sloans Rücktritt. Damit geht eine unglaubliche Ära in Utah zu Ende.
Kein Coach in den vier großen Sportarten der USA war länger im Amt als Sloan, der in seiner Karriere als Headcoach 1221 Spiele gewonnen hat. Nur Don Nelson (1335) und Lenny Wilkens (1332) liegen vor ihm.
Schlechtes Verhältnis mit Superstar Williams
Ein Hintergrund für Sloans plötzlichen Rücktritt scheint sein zunehmend schlechtes Verhältnis zu Superstar-Point-Guard Deron Williams zu sein. In der Halbzeit des Bulls-Spiels soll es zum wiederholten Male zu einer Konfrontation gekommen sein, nachdem Williams nicht das Play gespielt hatte, das Sloan von der Seitenlinie aus angesagt hatte.
Auch wenn Sloan, wie es seine Art ist, keine große Sache daraus machen wollte ("Ich habe in meiner Trainerkarriere immer wieder Konfrontationen mit Spielern gehabt"), soll das Verhältnis zu Williams so irreparabel beschädigt gewesen sein, dass Utah nach Einschätzung vieler Experten vor der Frage stand: Sloan oder Williams.
D-Will könnte 2012 Free Agent werden - nach dem Rücktritt von Sloan haben sich die Chancen auf einen Verbleib von Williams wohl erhöht. Aber mit dem Preis, dass eine Legende gegangen ist. Oder sogar gehen musste. Und eine Garantie für eine Vertragsverlängerung von Williams gibt es sowieso nicht. Es ist ein trauriger Tag in der NBA. Einer der besten Trainer aller Zeiten hat aufgehört. Dass Sloan während seiner ganzen Zeit mit all seinen Erfolgen nicht einmal zum Coach of the Year gewählt worden ist, bleibt im Übrigen eine jener Sachen, die kaum zu glauben sind.
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