Boston Celtics - Miami Heat 90:98 OT
Es wäre vielleicht übertrieben zu behaupten, dass sich die Celtics mit einem jämmerlich vorgetragenen Angriff die ganze Saison versaut haben - aber irgendwie war es so. Oder nicht? Es stand 86:86, der Gastgeber hatte in der regulären Spielzeit mit rund 20 Sekunden auf der Uhr den Ball und damit die Chance auf den Sieg.
Und was macht dieses Team, gespickt mit erfahrenen Haudegen, die in ihrer Karriere schon so ziemlich alles gesehen und erlebt haben: Sie verbocken den entscheidenden Spielzug und gehen in die Overtime. Dort hat Boston dann keine Chance gegen die "Greatness of LeBron James", wie Coach Doc Rivers es nannte.
In der Tat war der King mit 35 Punkten und 14 Rebounds der beste Spieler auf dem Parkett, Dwyane Wade erzielte zudem 28 Zähler. Sogar Chris Bosh kam auf 20 Punkte und 12 Rebounds, nachdem er tags zuvor zugegeben hatte, dass ihn der Garden in Spiel drei (6 Punkte) nervös gemacht habe.
Den Celtics muss man zugute halten, dass Rajon Rondo nach seiner üblen Ellenbogenverletzung nicht in Topform war (10 Punkte, 5 Assists). Aber mit 27 Punkten von Paul Pierce und 17 von Ray Allen war man immer noch gut genug, um Spiel vier für sich entscheiden zu können.
Doch Kevin Garnett, der ohnehin ziemlich neben sich stand (7 Punkte, 10 Rebounds, 1 von 10 aus dem Feld), verweigerte im entscheidenden Moment, einen Block für Pierce zu stellen, sodass der Small Forward auf sich gestellt war und gegen James keinen ordentlichen Wurf bekam. "Das Timing hat nicht gestimmt", erklärte Garnett anschließend.
"Das ist nicht zu entschuldigen", fand Pierce deutlichere Worte. "Der Spielzug war schlecht ausgespielt. Dass unsere Spieler zur richtien Zeit am richtigen Ort sind ist etwas, was wir selbst kontrollieren können. Wir haben uns selbst geschlagen. Und hatten viel zu viele Ballverluste."
Tatsächlich hatte der Rekordmeister einen Turnover weniger als Miami auf dem Konto (16:17), dafür aber einen eklatanten Nachteil am Brett (28:45 Rebounds). Miami kreierte sich so 9 Würfe mehr als Boston - ein Nachteil, der auf dem Niveau nur schwer auszugleichen ist. Boston steht vor dem Aus und kann sich, wenn alles normal läuft, am Ende nur mit einer Sache trösten: Dass die Lakers zuerst ausgeschieden sind.
Memphis Grizzlies - Oklahoma City Thunder 123:133 3OT
Aus deutscher Sicht ist der positivste Aspekt sicher, dass die Serie zwischen den potenziellen nächsten Gegnern der Dallas Mavericks ausgeglichen ist, sprich noch eine Weile dauern wird, und sich beide Mannschaften in Spiel vier völlig verausgaben mussten.Aber auch so bot die Partie wirklich alles, was das NBA-Fanherz begehrt. Es war spannend, es gab viele Punkte, es Comebacks - gleich zwei Mal holte Memphis einen vermeintlich klaren Rückstand auf - und es gab Helden. Russell Westbrook (40 Punkte) und Kevin Durant (35) etwa, die ihr Team wie jeden Abend auf ihren Schultern trugen. James Harden (19) und Daequan Cook waren die einzigen anderen Gästespieler, die zweistellig punkteten.
Doch auch die Grizzlies stellten ein paar stille Helden, auch wenn sie am Ende die Partie verloren. Mike Conley (16) traf wenige Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit einen Dreier zum Ausgleich, das Gleiche tat Rookie Greivis Vasquez (14) in der Overtime. Dazu verbuchten Zach Randolph (34 Punkte, 16 Rebounds) und Marc Gasol (26 Punkte, 21 Rebounds) absolute Monster-Double-Doubles.
Es reichte jedoch nicht, weil den Gastgebern am Ende dann doch die Kraft ausging. Memphis traf in der entscheidenden dritten Overtime nur noch 1 von 9 Würfen und musste fast tatenlos mit ansehen, wie die Thunder davonzogen - und die packende Zweitrundeserie auf 2-2 ausglichen.
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