Kyle Singler war ein College-Superstar an der renommierten Duke University und wurde 2011 von den Detroit Pistons gedraftet. Aktuell spielt der 23-Jährige aber nicht in der NBA, sondern für Real Madrid. Singler über sein Leben in Spanien, Videos von Dirk Nowitzki und Trickshots.
SPOX: Kyle, wer für Real Madrid Basketball spielt, muss natürlich auch auf die Fußball-Kollegen angesprochen werden. Können Sie als US-Boy etwas mit Soccer anfangen?
Kyle Singler: Absolut, ich habe es in den USA schon ein bisschen verfolgt und seitdem ich hier bin, hat es natürlich noch mal eine ganz andere Dimension bekommen. Als ich nach Madrid gekommen bin, war ich gerade rechtzeitig da, um zum ersten Mal in meinem Leben einen Clasico live zu erleben.
SPOX: Und?
Singler: Oh Mann, das war der Hammer. Was für eine Erfahrung! Es war echt verrückt. Die Fans zu sehen, wie sie ihr Team anfeuern, war beeindruckend. Überall kommt man auch mit der großen Geschichte in Berührung, die dahinter steht. Fußball ist so riesengroß hier. Ein Clasico ist wie ein Super Bowl bei uns in den USA. Hoffentlich kann ich mir noch einige Spiele anschauen, das macht mir großen Spaß.
SPOX: Eigentlich wollen wir ja aber über Basketball sprechen. Einfache Frage: Warum erreichen wir Sie in Madrid? Warum spielen Sie nicht für die Pistons, von denen Sie im vergangenen Jahr gedraftet wurden?
Singler: Grundsätzlich war es nicht mein Plan, nach Europa zu gehen, nachdem ich gedraftet wurde. Aber als dann der Lockout kam, wollte ich einfach unbedingt Basketball spielen. Dann kam das Angebot, nach Spanien zu gehen. Es war eine goldrichtige Entscheidung, dass ich das gemacht habe. Die Pistons waren vielleicht insgeheim ein bisschen enttäuscht darüber, aber mir gegenüber haben sie Verständnis gezeigt. Das Team ist seinen Weg gegangen, ich meinen.
SPOX: Aber als der Lockout dann vorbei war, hätten Sie ja sagen können: Okay, das war's, ich gehe zurück.
Singler: Das hätte ich, ja. Es gab dann aber ein paar Faktoren, die mich dazu bewogen haben, in Spanien zu bleiben. Mir gefällt es hier so gut, dass ich überhaupt keinen Drang verspürt habe, in die NBA gehen zu wollen. Ich wollte die Saison hier in Spanien zu Ende bringen. Ich bin Teil eines großartigen Klubs. Es ist alles super hier für mich.
SPOX: Was mögen Sie an Spanien?
Singler: Mir gefällt es einfach generell im Leben, verschiedene Dinge auszuprobieren. In einem anderen Land zu leben, eine andere Kultur kennenzulernen, andere Menschen - ich mag das sehr. Ich liebe meine Heimat in den USA, aber mir gefällt es auch, mal in die Welt raus zu gehen.
SPOX: Gab es basketballerisch Probleme am Anfang? Bei Ben Hansbrough hat es zum Beispiel in München nie gepasst, obwohl er ja auch ein großer College-Star war.
spoxSingler: Ich musste mich auch am Anfang erst mal anpassen, klar. Ich denke, mir hat es sehr geholfen, dass ich ein Spieler bin, der von der Persönlichkeit her sehr gut in den europäischen Basketball rein passt. Mir geht es immer darum, meinem Team dabei zu helfen, Spiele zu gewinnen. Egal wie. Dazu kommt mein Duke-Hintergrund, es hat von Anfang an gut gepasst.
SPOX: Und wie geht es nach der Saison für Sie weiter?
Singler: Das ist eine sehr gute Frage. Um ehrlich zu sein, weiß ich im Moment noch nicht, was ich machen werde. Ich habe mir schon so meine Gedanken gemacht, bin aber noch zu keiner Entscheidung gekommen. Es ist schwierig.
SPOX: Es gibt sicher Experten, die Ihnen wohl raten würden, in Europa zu bleiben, weil sie glauben, dass Sie nicht athletisch genug sind für die NBA. Was denken Sie, wenn Sie diese Zweifler hören?
Singler: Es gab in der Geschichte schon jede Menge Spieler, die nicht besonders athletisch waren und trotzdem eine große NBA-Karriere gemacht haben. Was soll ich mir über solche Aussagen Gedanken machen? Ich kümmere mich lieber um Dinge, die ich kontrollieren kann. Ich versuche, mich als Spieler immer weiter zu verbessern. Der Rest erledigt sich von ganz alleine.
SPOX: Gehört Dirk Nowitzki zu Ihren großen Vorbildern?
Singler: Ich habe immer mehrere Vorbilder gehabt. Larry Bird, Michael Jordan, Kobe Bryant, LeBron James, aber auch Dirk. Er ist so ein unfassbar talentierter Spieler. Sein Wurf ist für seine Größe ja der totale Wahnsinn. Ich habe mir schon in der High School immer Dirk-Videos angeschaut. Ich habe ihn genau studiert, weil er als Spielertyp ein Vorbild für mich sein konnte.
SPOX: Sie haben Ihre Duke-Vergangenheit schon angesprochen. An was erinnern Sie sich besonders gerne?
Singler: Die National Championship gewonnen zu haben, ist definitiv eine ganz besondere Erinnerung. Aber ich denke insgesamt gerne an die Zeit zurück. In Duke zur Uni gegangen zu sein, Teil eines großartigen Teams gewesen zu sein, solche Dinge. Coach K holt nur ganz bestimmte Menschen zu Duke. Ich habe mich wirklich als Teil einer Familie gefühlt. Und ich konnte mich als Basketballer weiterentwickeln.
SPOX: Wie war es, für Mike Krzyzewski zu spielen?
Singler: Es war eine große Ehre, er ist eine Legende. Er bereitet sich auf jedes Spiel genau gleich intensiv vor, ob das nun ein unwichtiges Preseason-Spiel ist oder das National Championship Game. Genau das ist es aber auch, was ihn so besonders macht und was ihn von dem meisten Trainern unterscheidet.
SPOX: Letzte Frage: Sie sind auch eine "YouTube"-Sensation. Stichwort: Trickshots. Ganz ehrlich: Wie lange hat es gedauert, bis diese Würfe geklappt haben?
Singler: (lacht) Erstens möchte ich festhalten, dass es keine Fakes sind. Es ist alles echt. Bei den meisten Würfen habe ich so fünf bis zehn Versuche gebraucht. Aber es gab auch welche, bei denen es eine halbe Stunde und an die 50 Würfe gedauert hat. Es hat eine Menge Spaß gemacht und es freut mich, wenn es Leute gibt, die sich das gerne anschauen.
Real Madrid in der Euroleague