Es war hässlich, zäh und nervenaufreibend. Nach einem Hin und Her der Gefühle ringen die Boston Celtics in Spiel 7 die Philadelphia 76ers nieder und ziehen gegen die Miami Heat ins Ost-Finale ein. Rajon Rondo explodiert.
Boston Celtics - Philadelphia 76ers 85:75 - Serie: Celtics win 4-3
Die Celtics konnten machen, was sie wollten - nur eines gelang ihnen nicht: sich in Spiel 7 des Conference Halbfinals von den 76ers abzusetzen. Schon zu Beginn führte Boston mit 10:2 und blieb fast durchgängig in Front, dennoch ließ sich Außenseiter Philadelphia nie entmutigen und schien 4:16 Minuten vor dem Ende sogar im Vorteil begriffen.
Paul Pierce hatte ein unnötiges Offensiv-Foul begangen und wurde wegen des ingesamt sechsten Fouls des Courts verwiesen. Der zu dem Zeitpunkt zweitbeste Scorer fehlte den Celtics in der Crunchtime - doch just als Pierce raus musste, entschied sich die Partie.
Der Grund: Der zuvor unauffällige Spielmacher Rajon Rondo explodierte nach der Hinausstellung und erzielte innerhalb von 2:31 Minuten 9 Punkte, darunter sogar einen Dreier, sonst seine Schwachstelle. So wurde aus einem 71:68 ein gemütliches 80:70. Philly hatte dem nichts entgegenzusetzen und verlor 75:85.
"Für mich bestehen die Celtics nicht nur aus den Big Three", sagt 76ers-Coach Doug Collins mit Hinweis auf Pierce, Kevin Garnett und Ray Allen. "Vielmehr sehe ich sie als die Championship Four. Wenn man Rondo rauslässt, macht man einen großen Fehler."
Rondo, klubintern wie auch in der Öffentlichkeit wegen seines schwachen Wurfs und des teils blasierten Verhaltens umstritten, wurde vor dieser Saison angeblich sogar zum Trade angeboten. Doch gegen Philadelphia erbrachte er den nächsten Beweis seiner Wertigkeit. Neben 18 Punkten verbuchte er auch 10 Assists (bei 7 Turnovern) und 10 Rebounds - sein neuntes Triple-Double in den Playoffs. Der letzte Celtics-Spieler, dem in einem Spiel 7 ein Triple-Double gelang, war kein Geringerer als Larry Bird (1984 gegen die Knicks).
Neben Rondo und Pierce (15 Punkte, 9 Rebounds) beeindruckend: Garnett mit 18 Zählern und 13 Rebounds. Allen verwarf seine ersten 5 Dreier, doch als es darauf ankam, saßen seine letzten beiden Würfe von Downtown (11 Punkte). Insgesamt musste Boston nach 15 Fehlversuchen bis Anfang des vierten Viertels warten, bis endlich ein Dreier reinging.
Dass die 76ers die Wurfschwäche der Gastgeber nicht nutzen konnten, hing mit der eigenen Unfähigkeit zusammen. Andre Iguodala (5/11 für 18 Punkte) und Elton Brand (6/11 für 15 Punkte) trafen manierlich, beim Rest des Teams lag die Quote jedoch bei indiskutablen 25 Prozent.
Während für Philly der Sommer beginnt, steht für Boston das Conference Finale gegen die Miami Heat an, gegen die sie im Vorjahr in den Conference Halbfinals in 5 Spielen ausgeschieden waren. "Letztes Jahr liegt in der Vergangenheit", sagt Rondo. "Dieses Jahr sind wir ein komplett anderes Team. Wir fühlen, dass wir Miami besiegen können. Ich habe keine Zweifel, dass wir es können."
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