Ein Basketballspiel benötigt nicht viele Punkte, um einen durchaus ansehnlichen Spannungsbogen aufzubauen. Schon gar nicht, wenn zwei der besten Defensiv-Teams der Liga aufeinandertreffen. Am Enden scorten beide Mannschaften nach Verlängerung weniger als manch anderes Team nach drei Vierteln.
Den größten Beitrag in Sachen Punkten lieferten aufseiten der Bulls Jimmy Butler (18 Punkte, 8 Rebounds) sowie Carlos Boozer (17 Punkte, 14 Rebounds).
Memphis' Topscorer hört auf den Namen Marc Gasol (19 Punkte, 8 Rebounds). Unterstützung erhielt der Spanier von Zach Randolph, der zwar lediglich 13 Zähler beisteuerte (6/20), allerdings herausragende 19 Rebounds abgriff.
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Die Reaktionen:
Jimmy Butler (Bulls): "Ich war am Anfang unglaublich nervös. Ich habe etwas überdreht. Joakim Noah und Carlos Boozer sagten mir dann, ich solle mich beruhigen und einfach spielen, als käme ich von der Bank."
Taj Gibson (Bulls) über das zweite Overtime-Spiel in Folge: "Da muss man einfach durch. Wir hatten die Chance, das Spiel im vierten Viertel zu gewinnen. Auch in der Verlängerung hatten wir einige Male einen Vorteil. Wir haben allerdings einige schlechte Würfe genommen und zum Schluss nicht gut gereboundet. Auch wenn wir am Ende mehr Rebounds geholt haben, haben wir zu viele Offensiv-Rebounds zugelassen."
Marc Gasol (Grizzlies): "In der Verlängerung haben wir den Ball besser bewegt. Wir haben einige offene Würfe kreiert und die Zone attackiert. Ich denke, sie hatten einfach zu viele leichte Punkte und sind deshalb wieder zurück ins Spiel gekommen."
Lionel Hollins (Grizzlies): "Die Offensiv-Rebounds haben uns schlussendlich den Sieg gebracht. Wir haben gekämpft und gekämpft. Sie haben einige starke Defensive-Plays gemacht, dann haben wir uns aber denn Offensiv-Rebound gesicherte, sie sich dagegen nicht mit einem Defensiv-Rebound belohnt."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff:
Die Bulls müssen auf Top-Scorer Luol Deng (hinterer Oberschenkel) verzichten. Statt dem Briten startet Jimmy Butler an der Seite von Kirk Hinrich, Richard Hamilton, Carlos Boozer und Joakim Noah.
Memphis kann nach überstandenen Rückenproblemen dagegen wieder auf Zach Randolph zurückgreifen. Die übrigen Starter: Mike Conley, Tony Allen, Rudy Gay und Marc Gazol.
5.: Butler zieht in die Zone und legt sicherheitshalber noch mal auf Noah ab, der den Spalding wiederum mit ordentlich Autorität durch die Reuse stopft. Conley antwortet jedoch zunächst per Step-back-Jumper von der Baseline, dann mit dem Dreipunktspiel - 7:6 Memphis!
10.: Nach extrem starkem Start (3/4) vergibt Boozer den zweiten Mid-Range-Jumper in Folge. Den Break der Grizzlies beschließt Speights per Leger. Kleiner Bonus: Robinson begeht dabei das unnötige Foul und schickt den Forward auch noch an die Linie. And one!
15.: Kein Team kann sich richtig absetzen. Nachdem die Bulls bis auf 4 davongezogen waren, trifft Arthur erst den langen Zweier, dann den Baby-Hook über Noah - 24:24!
20.: Boozer bereits mit dem zweiten leichten Ballverlust beim Pass vom Zonenrand zurück zum Aufbau. Gay steuert auf leichte zwei Punkte zu, doch Butler stellt sich etwas geschickter an als Robinson zuvor. Gay ist's egal: Der Swingman versenkt beide Freiwürfe - 33:30 Grizzlies!
24.: Randolph und Gasol bereiten den Bulls nach ihrer kurzen Verschnaufpause ordentlich Probleme unter den Körben und führen Memphis zu einem zwischenzeitlichen 13:0-Run. Hamilton versucht, Chicago mit der Halbzeitsirene noch einmal heranzubringen, wird jedoch geblockt - 44:34 Memphis!
29.: Anders als noch im ersten Viertel hat Chicago inzwischen arge Probleme, zu freien Würfen zu kommen. Gelingt es doch einmal, werden selbige auch noch leichtfertig vergeben. Bestes Beispiel: Joakim Noah. Anstatt den Reverse-Layup locker reinzulegen, vergibt der Center. Getoppt wird das Ganze allerdings noch von Tony Allen, der den freien Fast-Break-Dunk auf den Ring knallt.
33.: Erweckt Taj Gibson die Bulls etwa zu neuem Leben? Zwei Mal in folge hämmert der Power Forward den Ball durch die Reuse. Memphis antwortet jedoch durch Randolph und Arthur - 58:44 Grizzlies!
38.: Chicago kommt! Robinson leitet den Fast-Break ein und legt unter dem Korb auf Butler ab. Der Sophomore lässt sich nicht zwei Mal bitten. Easy Lay-Up! Damit schmilzt der Vorsprung der Grizzlies auf nur noch sieben Zähler zusammen - Timeout Memphis!
43.: Das Spiel bleibt eng. Dank unfassbar intensiver Defense zwingen die Bulls Memphis zwei Mal in Folge zur Shot-Clock-Violation. Vorne bringen Butler und Belinelli Chicago bis auf drei Zähler heran.
47.: Robinson steigt von Downtown hoch und trifft mit gütiger Unterstützung des Bretts. Zählt auch ohne Ansage - 75:72 Bulls!
48.: Mit 2,6 Sekunden auf der Uhr nimmt Tom Thibodeau eine letzte Auszeit. Und tatsächlich bekommt Nate Robinson im Anschluss noch einen Wurf los, verpasst gut verteidigt allerdings den Gamewinner. Overtime!
52.: Chicago hat in der Verlängerung wieder arge Probleme, gute Würfe zu kreieren. Bei den Grizzlies versagt allerdings Randolph von der Freiwurflinie und hält die Bulls damit im Spiel - 83:80 Memphis!
Der Star des Spiels: Jimmy Butler. 48 Minuten. Nie stand Butler während seiner Karriere länger auf dem Feld. Luol Dengs Verletzung spülte den Sophomore in die Starting-Five - und der dankte es mit einer herausragenden Leistung. Zwar sind 5 von 13 aus dem Feld trotz am Ende 18 Punkten durchaus ausbaufähig. Was Butler in der Defensive anbot, war allerdings schlicht herausragend. Ob Steals (3), Hustle-Plays oder Rebounding (8) - der Swingman brachte, was die Bulls benötigten und hatte damit großen Anteil an Chicagos Comeback.
Der Flop des Spiels: Richard Hamilton. Ursprünglich war der Ex-Piston als zweite Scoring-Option hinter Derrick Rose nach Chicago geholt worden. Ursprünglich. Denn in Abstinenz des Superstars führt Luol Deng inzwischen die Bulls-Offense an. Nun fehlte allerdings auch der Brite, was am offensiven Output Hamiltons allerdings nicht allzu viel ändern sollte. Der Guard traf lediglich 2 seiner 7 Würfe (5 Punkte) und verbrachte die entscheidenden Minuten auf der Bank.
Analyse: Dass Derrick Rose den Bulls seit geraumer Zeit nicht zur Verfügung steht, ist nicht neu. Gegen die Grizzlies fehlte Chicago mit Luol Deng nun allerdings auch Scoring-Option Nummer zwei. Was also tun? Richtig: Ballmovement und Teambasketball waren gefragt. Und das setzten die Bulles gerade im ersten Viertel beeindruckend um.
Per Extrapass wurde stets der freie Wurf gefunden, den speziell Boozer zu Beginn in schöner Regelmäßigkeit verwandelte. Dazu wütete Noah unter den Brettern (10 Punkte, 4 Rebounds im ersten Viertel). Dank früher Pausen für Gasol (2 schnelle Fouls) und Randolph erarbeitete sich Chicago so anfänglich sogar ein leichtes Rebound-Plus.
Mit dem ersten Viertel fand allerdings auch die Herrlichkeit der Bulls ihr jähes Ende. Ging man zu Beginn noch extrem sorgsam mit dem Ball um (0 Turnover im ersten Abschnitt), kamen die Grizzlies durch Steals nun immer häufiger zu Fast-Break-Punkten (insgesamt 21). Speziell Conley (3 Steals) bekam durch gute Antizipation regelmäßig eine Hand an den Ball.
Ganz nebenbei bewies Memphis, weshalb es mit durchschnittlich 89,8 zugelassenen Punkten pro Spiel die zweitbeste Defense der Liga stellt. Mit der Rückkehr von Gasol und Randolph war die Zone mit einem Mal wie vernagelt. Und nachdem auch die Perimeter-Defense unglaublich effektiv arbeitete, kamen die Bulls kaum mehr zu offenen Würfen. Das Resultat: In Viertel Nummer zwei und drei gelangen Chicago lediglich magere 12 beziehungsweise 13 Punkte - Memphis' Vorsprung wuchs zeitweise auf 17 Punkte an.
Allerdings traten die Bulls im Schlussabschnitt den Beweis an, dass auch ihre Defense zur absoluten Liga-Elite zählt. Individuell wie im Kollektiv verteidigten die Bulls mit großer Intensität, rotierten stark. Dazu brachte Taj Gibson (10 Punkte, 12 Rebounds, 4 Blocks) wichtige Energie von der Bank.
Speziell in den entscheidenden Minuten brachten die Grizzlies angesichts Chicagos immensen Drucks kaum mehr einen kontrollierten Wurf an und musste, auch dank Jimmy Butlers starker Defensiv-Leistung, in die Verlängerung. Dort machte sich Dengs Fehlen allerdings erneut negativ Bemerkbar. Der Mangel an einer verlässlichen Scoringoption gepaart mit Chicagos schwacher Ausbeute in Transition (nur 6 Fast-Break-Punkte) sowie einigen hergeschenkten Offensivrebounds brachte schließlich die Entscheidung zugunsten der Grizzlies.
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