NBA

Ross krönt sich zum König der Lüfte

Von SPOX
Terrence Ross brachte mit atemberaubenden Dunks das Publikum schnell hinter sich
© Getty

Die Western Conference hat bei der All-Star Saturday Night den ersten Sieg im neuen Format eingefahren und den Osten mit 140:125 geschlagen. Obwohl Kyrie Irving mit einem Dreierfest überragte und Terrence Ross einen hochklassigen Dunk Contest gewann, ging der Sieg im Toyota Center von Houston an das von Chris Paul betreute "Heimteam". Drei der vier Teamwertungen verbuchte der Westen, dazu holte Damian Lillard den Einzelsieg in der Skills Challenge.

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Mit dem Gesamtsieg im neuen Format sicherte sich Chris Paul 350.000 von 500.000 Dollar, die Sponsor State Farm zur Verfügung gestellt hatte. Ost-Kapitän Dwyane Wade bekam die übrigen 150.000 Dollar.

Das Geld kommt guten Zwecken zugute und war somit besonderer Anreiz für alle Wettbewerber, in ihren Disziplinen alles zu geben. Die Disziplinen im Überblick:

Sears Shooting Stars

Team Round: 20 Punkte für den Westen

Championship Round: 10 Punkte für den Osten durch Team Bosh

Die Westteams legten in der Team Round gleich starke Zeiten vor, weil James Harden im einen Team nach 37,9 Sekunden und Maya Moore im anderen nach 29,5 Sekunden gleich von der Mittellinie trafen. Dieser Wurf ist natürlich der schwierigste, der mit am meisten Glück verbundene. Ein oder zwei Fehlwürfe auf den anderen Positionen sind halb so wild, so lange man schnell von der Mittellinie trifft.

Das musste das Team von Brook Lopez erfahren, das blitzschnell die Positionen 1 bis 5 durch hatte, aber zig Würfe von der Mittellinie nehmen musste und mit 1:05 Minuten deutlich am längsten brauchte. Weil Chris Boshs Team 50 Sekunden brauchte, verlor der Osten die Teamwertung klar und gab die ersten 20 Punkte an den Westen ab, in der Championship Round trafen Russell Westbrook, Robert Horry und Moore auf Bosh, Dominique Wilkins und Swin Cash.

Und dort bestätigte das Team Westbrook die eingangs beschriebene Theorie erneut. Denn Team Bosh zeigte eine miserable Leistung auf den ersten fünf Positionen und nahm überhaupt erst nach 48 Sekunden den ersten Versuch von der Mittellinie. Wie in der Team Round machte Wilkins dem Treiben ein Ende, diesmal nach 1:29 Minuten.

Genug Zeit also für Team Westbrook? Mitnichten: Obwohl erneut anfangs alles glatt ging, verließ Westbrook, Horry und Moore an der Mittellinie das Glück, über eine Minute versuchte das Westteam vergeblich, den Ball von dort zu versenken. Team Bosh gewann also die Einzelwertung und verkürzte den Rückstand im Gesamtscore auf 10:20. "Ich habe so lange keine Würfe genommen, jetzt tut mein Ellenbogen weh", scherzte Wilkins anschließend.

Taco Bell Skills Challenge

Team Round: 30 Punkte für den Osten

Championship Round: 10 Punkte für den Westen durch Damian Lillard

Katastrophenstart für den Osten, für den Jeff Teague bei allen Aufgaben patzte und 49,4 Sekunden brauchte. Selbst beim Dribbling schickte er sich an, die Slalomfiguren von der falschen Seite zu umkurven, ehe er seinen Fehler im letzten Moment bemerkte. Brandon Knight mit 32,2 und Jrue Holiday mit 29,3 Sekunden bügelten Teagues miese Performance wenigstens halbwegs aus.

Eine Gesamtzeit von 1:50,9 Minuten hätte aber dennoch nicht reichen sollen, um den Westen zu gefährden. Denn die wahren Schwergewichte der Competition kamen erst noch: Lokalmatador Jeremy Lin (35,8 Sekunden), Rookie-Wirbelwind Damian Billard (28,8) und Titelverteidiger Tony Parker waren von Anfang an favorisiert.

Ausgrechnet Parker jedoch wirkte lustlos, versemmelte gleich mehrere seiner Würfe von der Birne und brauchte 48,7 Sekunden. Der Spurs-Spielmacher verpasste damit auch die Chance, mit seinem zweiten Titel zu Dwyane Wade und Steve Nash als Rekordsieger aufzuschließen.

Der Osten sicherte sich also die Teamwertung und damit 30 Punkte, in der Championship Round kam es zum Duell zwischen Holiday und Lillard. Der Sixer legte 35,6 Sekunden vor, der Blazers-Neuling überzeugte erneut mit 29,8 Sekunden und gewann. Das bescherte dem Westteam 10 wichtige Punkte und seinem jungen Teenager-Partner, der jedem Teilnehmer der Skills Challenge zuvor zugeteilt wurde, ein 25.000-Dollar-Stipendium.

Foot Locker Three-Point Contest

Team Round: 40 Punkte für den Westen

Championship Round: 10 Punkte für den Osten durch Kyrie Irving

Vor der Competition galten Steph Curry und Kyrie Irving als leichte Favoriten. Der eine, Curry, weil er super-smoothen Jumper hat und laut Teamkollege David Lee in einer Übungsrunde 27 von 30 möglichen Punkte holte. Der andere, Irving, weil er über die letzten zehn Spiele die beste Dreierquote aller Teilnehmer vorweisen konnte. Der Warriors-Guard lieferte nach schwachem Start mit 17 Punkten eine solide Leistung.

Dennoch flog er gleich in der Team Round raus, weil sein Westkollege Ryan Anderson noch einen Wurf mehr traf. Und der wiederum wurde auch noch eliminiert, weil Matt Bonner seinerseits einen mehr traf. Der Westen legte also stark vor, Irving hielt als erster Ost-Teilnehmer mit 18 Punkten dagegen.

Weil anschließend Paul George aber nur 10 Zähler zustande brachte, hatte der Osten schon vor der Runde Steve Novaks so gut wie verloren. Der Knicks-Shooter hätte einen neuen Rekord von 26 Punkten gebraucht, 17 Punkte reichten aber nicht einmal für den Finaleinzug. Der Westen sicherte sich locker die Teamwertung, in der Championship Round standen sich Bonner und Irving gegenüber.

Und da zeigte Cavaliers-Superstar Irving seine ganze Klasse. Der Spielmacher legte los wie die Feuerwehr und ließ bis zum Ende kaum nach - schließlich standen bärenstarke 23 Punkte zu Buche. "Ich habe aber nie wirklich an den Rekord geglaubt", sagte Irving anschließend. "Ich bin am Anfang heiß gewesen, wurde aber zum Ende hin ziemlich müde."

Bonner war unter Druck, hielt dem aber gut stand. San Antonios Big Man verbuchte ebenfalls starke 20 Punkte, dennoch stand schon vor dem letzten Rack fest, dass es nicht reichen würde.

Nach seinem MVP-Titel in der Rising Stars Challenge 2012 nahm Irving also auch bei seinem zweiten All-Star Weekend eine Trophäe mit nach Hause, hier ist ein 20-Jähriger auf dem Weg, ein ganz Großer zu werden. Nebenbei verkürzte er den Rückstand des Ostens auf den Westen in der Gesamtwertung auf 50:70.

Sprite Slam-Dunk Contest

Team Round: 50 Punkte für den Westen

Championship Round: 55 Punkte für den Osten durch Terrence Ross

Bonuspunkte: je 10 für Gerald Green, Terrence Ross, Kenneth Faried und Eric Bledsoe

Wie erwartet musste am Ende der mit Spannung erwartete Dunk Contest, traditionell das Highlight am All-Star-Samstag, über den Gesamtsieger entscheiden. Beide Team Captains, Dwyane Wade für den Osten und Chris Paul für den Westen, hatten noch alle Chancen - und unter den Dunkern heiße Eisen im Feuer. Für den Osten gingen Gerald Green, Champion von 2007, Favorit James White und Rookie Terrence Ross an den Start. Der Westen schickte Rising-Stars-MVP Kenneth Faried, Eric Bledsoe und Titelverteidiger Jeremy Evans ins Rennen.

1. Runde: Green legte vor - und wie: Sein Teamkollege Lance Stephenson spielte den Ball seitlich ans Backbord, Green nahm die Kugel auf und hämmerte sie per Reverse-Jam durch die Reuse. Die Juroren Rudy Tomjanovich, Dikembe Mutombo, Yao Ming, Hakeem Olajuwon und Clyde Drexler konnten gar nicht anders, als dem Pacers-Flügel die Höchstpunktzahl von 50 zu geben. Zur Erklärung: Jede 50 bescherte dem Spieler und seinem Team 10 Bonuspunkte. Anschließend sprang White von der Freiwurflinie ab und dunkte zweihändig, dennoch bekam er "nur" 45 Punkte. Erneut die 50 strich dagegen Ross ein, der zwar einige Versuche brauchte, das Endergebnis (ein Behind-the-Back-360) konnte sich aber sehen lassen. Faried fiel da mit einem einbeinigen 360-Alley-Oop deutlich ab, Bledsoe musste dem Kräfteverlust Tribut zollen und ging auf Sicherheit. Evans hielt die Fahne des Westens hoch und überzeugte mit einem "Over-the-Eaton": Er holte sich Ex-Jazz-Center Mark Eaton zu Hilfe, der unter dem Korb sitzend den Ball hochhielt. Evans übersprang Eaton, schnappte sich den Ball und zeigte einen Reverse Jam - 47 Punkte.

2. Runde: White war am Zug, stand unter enormem Druck und konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Alle Anläufe waren schlecht getimt, der Versuch eines Windmill Jams von der Freiwurflinie scheiterte bis zuletzt. Anschließend wurde Green richtig kreativ, denn er schnitt das Netz ab und wollte den Ball doppelt stopfen. Aber auch Green scheiterte und wurde wie White mit 32 Zählern abgestraft. Und so zog ausgerechnet Ross, der Underdog im Osten, ins Finale ein. Der Raptors-Neuling zeigte einen sehr starken Alley-Oop-360, dessen Bewertung mit 49 aber eindeutig zu hoch ausfiel. Dank White und Green hatte der Westen nun alle Chancen auf den Teamsieg, Faried und Bledsoe zeigten mit atemberaubenden Dunks keine Nerven und strichen jeweils eine 50 ein. Titelverteidiger Evans brauchte nur 34 Punkte, für den Finaleinzug aber etwas mehr. Der Jazz-Forward stopfte nach 360-Grad-Drehung zwei Bälle und verbuchte eine 43 - genug für das Finale gegen Ross.

3. Runde: Es ging um den Titel des Slam-Dunk-Champions, das Duell des Ostens gegen den Westen war derweil schon entschieden. Denn angesichts von 70 Punkten Rückstand hätte der Osten nicht nur den Sieg von Ross gebraucht, sondern auch zwei perfekte Scores von 50. Die fielen aber aus, weil im Finale nicht mehr die Juroren, sondern die Fans per Voting über Sieg und Niederlage entschieden. Dennoch hatte es das Finale in sich, allein schon weil beide ihre Dunks sofort bzw. in wenigen Versuchen landeten. Evans übersprang ein verhülltes Gemälde, dass er anschließend zeigte: Darauf war er selbst bei genau jenem Dunk zu sehen. Ross wurde von Rockets-Rookie Terrence Jones unterstützt und zeigte einen 360-Dunk nach Pass an die Backbord-Seite - dabei trug er ein Vince-Carter-Trikot aus Toronto-Zeiten.

4. Runde: Wieder legte Evans vor, diesmal übersprang er seinen Kollegen Dahntay Jones und zeigte bei seinem One-Hand-Jam eine absolut beeindruckende Hangtime. Evans war in Hochform, und doch konnte er seinen Titel gegen Ross nicht verteidigen. Denn der zeigte als letzten Dunk einen Between-the-Legs-Jam. Aber keinen einfachen, inzwischen schon oft gesehenen Between-the-Legs-Jam. Nein, er übersprang dabei auch noch einen kleinen Jungen. Das Toyota Center explodierte, die Fans hatten ihren Champion gefunden. Auch wenn am Ende der Westen über den Gesamtsieg jubelte.

Der NBA-Spielplan im Überblick