Die Erben von Frido

Marc-Oliver RobbersPhilipp Dornhegge
27. Februar 201318:33
Am Sonntag treffen Chris Kaman (l.) und Dirk Nowitzki in der NBA auf Tim Ohlbrecht (r.)spox
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Tim Ohlbrecht hat sich seinen Traum von der NBA erfüllt. Vor ihm schafften aber schon einige Spieler den Sprung. Nicht alle Karrieren liefen so erfolgreich wie die von Dirk Nowitzki oder Detlef Schrempf. SPOX blickt zurück und gibt einen Überblick.

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Frido Frey

Position: Small Forward

Klub: New York Knicks (1947)

Draft: ungedraftet

Jahre: 1

Stats: 3,8 Punkte, 0,6 Assists, Rebounds wurden noch nicht erfasst

Frey ist, wenn überhaupt, nur den ganz eingefleischten Fans ein Begriff. Der Forward wanderte mit seinen Eltern nach New York aus. Nach einer erfolgreichen Zeit an der New Utrecht Highschool in Brooklyn und der Long Island University spielte Frey in der American Basketball League für die New York Gothams und die Brooklyn Gothams. Im Gründungsjahr der NBA schloss er sich den New York Knicks an. Der Deutsche, der damals 25 Jahre alt war, spielte insgesamt 23 Mal für die Knicks und erreichte mit ihnen auf Anhieb die Playoffs. Dort war allerdings im Halbfinale gegen die Philadelphia Warriors Schluss.

Mit dem Playoff-Aus endete auch das kurze Gastspiel von Frey in der NBA. Er kehrte in die ABL zurück und schloss sich den Paterson Crescents an. Nach einer weiteren Saison bei den Gothams beendete Frey seine Karriere und wurde Manager eines Kaufhauses in New York.

Vier Fragen zum Wechsel: Ohlbrecht - Einsätze garantiert

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Uwe Blab

Spitzname: Burning Skyscraper

Position: Center

Klubs: Dallas Mavericks (1985-89), Golden State Warriors (1989), San Antonio Spurs (1990)

Draft: 1985, 17. Pick, Dallas Mavericks

Jahre: 5

Stats: 8,4 Minuten, 2,1 Punkte, 1,8 Rebounds, 0,3 Blocks

Sein Weg in die NBA verlief wie im Traum. Blab fing erst mit 15 Jahren an, Basketball im Verein zu spielen. Mit 17 Jahren war der Münchner bereits in der Junioren-Auswahl und beeindruckte die Verantwortlichen eines amerikanischen High-School-Teams bei deren Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt so nachhaltig, dass diese ihn in die Staaten holten. Blab ging als Austauschschüler nach Texas und blieb.

Er wurde schnell zum besten Spieler des High-School-Teams und die Colleges standen Schlange. Der "Burning Skyscraper" entschied sich für die Indiana University, an der u.a. auch Dallas-Besitzer Mark Cuban Wirtschaft studierte, und trainierte dort unter der Trainerlegende Bobby Knight. "Ich habe sehr gerne für Bobby Knight gespielt. Es war zwar recht schwierig, aber wir hatten auch immer viele Erfolge. Dort habe ich sowohl sportlich als auch menschlich das meiste gelernt", sagte Blab in einem Interview mit "crossover-online.de".

1985 erfüllte sich sein Traum von der NBA. Die Dallas Mavericks drafteten den 2,16-Meter-Riesen an 17. Stelle und Blab spielte fortan zusammen mit Detlef Schrempf, der ebenfalls von den Mavs gedraftet wurde, in der NBA. Allerdings verlief sein Abenteuer nicht problemlos. Der Center spielte insgesamt vier Jahre für die Texaner, konnte sich aber nie wirklich durchsetzen. Selten stand er länger als 10 Minuten auf dem Court. In seinem letzten Vertragsjahr wechselte er daher zu den Golden State Warriors. Bei den Kaliforniern lief es nur bedingt besser. Blab durfte zwar 33 Spiele starten und seine Einsatzzeit verdoppelte sich auf etwa 12 Minuten. Dennoch blieb ihm in Oakland der endgültige Durchbruch versagt. Gegen Ende der Saison wurde er für Landsmann Christian Welp zu den San Antonio Spurs getradet.

Nach der Spielzeit beendete er sein Engagement in der NBA und ging zurück nach Europa, wo seine Karriere 1993 bei Alba Berlin ein Ende fand. Heute arbeitet Blab als Informatiker und lebt zurückgezogen mit seiner Frau und seinen Kindern in der Nähe von Austin. Der 50-Jährige musste 2010 einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als sein ältester Sohn bei einer Auseinandersetzung auf einer College-Feier unglücklich auf den Kopf fiel und verblutete.

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Detlef Schrempf

Spitzname: Det the Threat

Position: Small Forward

Klubs: Dallas Mavericks (1985-89), Indiana Pacers (89-93), Seattle Supersonics (93-99), Portland Trail Blazers (99-01)

Draft: 1985, 8. Pick, Dallas Mavericks

Jahre: 16

Stats: 29,6 Minuten, 13,9 Punkte, 6,2 Rebounds, 3,4 Assists

Lange vor Dirk Nowitzki hielt Schrempf die deutschen Fahne in der NBA hoch. Der gebürtige Leverkusener wechselte als Teenager in die Staaten und führte die Centralia High School zum Titel im Bundesstaat Washington. Anschließend wechselte er auf die University of Washington und spielte dort zusammen mit Christian Welp für die Huskies.

Im Draft 1985 wurde er an 8. Stelle von den Mavericks ausgewählt. In Dallas spielte er eine untergeordnete Rolle in der Rotation, kam aber immerhin gut 20 Minuten pro Spiel zum Einsatz. Aber wirklich auf sich aufmerksam machte Schrempf erst nach seinem Trade zu den Indiana Pacers. Unter Coach Bob Hill sicherte er sich 1991 und 92 den Titel "Sixth Man of the Year" und erreichte in jedem Jahr die Playoffs.

Vor der Saison 93-94 wurde Schrempf zu den Seattle Supersonics getradet. In seiner Wahlheimat erlebte er seine erfolgreichste Zeit. Unter George Karl entwickelte sich das Team um Schrempf, Gary Payton und Shawn Kemp zu einer der besten Mannschaften in der NBA. Der Deutsche ist noch heute voll des Lobes über seinen damaligen Trainer und das Team. "Es ist sehr einfach, unter George zu spielen. Er setzt konsequent einen Leitsatz um: 'Trainiere hart und der Rest kommt von alleine.' Solange man gut trainiert und alles gibt, interessiert es ihn überhaupt nicht, ob alle Würfe rein- oder vorbeigehen. Wir hatten einige fantastische Jahre in Seattle, zusammen mit Shawn Kemp, Gary Payton und vielen anderen. Die gemeinsame Zeit verbindet", berichtete der vielseitige Forward letzten Herbst im SPOX-Interview.

Schrempf wurde in dieser Zeit dreimal zum All Star berufen und stand 1996 als erster Deutscher in einer Finalserie. Die Sonics mussten sich aber in sechs Spielen den übermächtigen Chicago Bulls um Michael Jordan geschlagen geben. 99 ließ er seine Karriere bei den Portland Trail Blazers ausklingen. Zusammen mit Altstar Scottie Pippen sollte er die als "Jail Blazers" verschriene Franchise wieder auf Kurs bringen. Das gelang selbst dem Musterprofi nicht. Frustriert beendete Schrempf 2001 seine Karriere und lebt heute wieder in Seattle.

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Christian Welp

Spitzname: Berlin Wall

Position: Center

Klubs: Philadelphia 76ers, San Antonio Spurs, Golden State Warriors

Draft: 1987, 16. Pick, Philadelphia 76ers

Jahre: 3

Stats: 10,8 Minuten, 3,3 Punkte, 2,4 Rebounds

Welp galt am College als Sensation. Der Center aus Delmenhorst wurde 1984 zum Freshman des Jahres gewählt, führte die Uni zu zwei Pac-10-Titeln und drei Teilnahmen am NCAA-Turnier. Am Ende seiner College-Zeit brach er sogar den All-Time-Scoring-Rekord der Washington Huskies. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den 7-Footer. Die Sixers sicherten sich im Draft 1987 die Rechte an Welp. Doch in seinem ersten Jahr kam Welp nur zu 10 Einsätzen. Auch im Jahr darauf änderte sich seine Rolle nicht erheblich.

Zur Spielzeit 89-90 tradeten ihn die 76ers nach San Antonio, aber in Texas bekam er noch weniger Spielzeit. 13 Spiele später folgte der nächste Trade. Ziel dieses Mal: Golden State. Doch auch bei den Warriors blieb ihm der Durchbruch verwehrt. Welp beendete daraufhin seine NBA-Karriere und wechselte zurück nach Europa, wo er für Leverkusen, Olympiakos Piräus, Alba Berlin und Viola Reggio Calabria spielte. Seinen großen Moment hatte Welp bei der EM 93, als er im Finale erst per Dunking ausglich und den anschließenden Freiwurf zum Sieg über Russland verwandelte. Der Center wurde auch zum MVP des Turniers gewählt.

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Dirk Nowitzki

Spitzname: Dirkules, German Wunderkind

Position: Power Forward

Klubs: Dallas Mavericks (1998 - jetzt)

Draft: 1998, 9. Pick, Milwaukee Bucks

Jahre: 15 (noch aktiv)

Stats: 36,7 Minute, 22,7 Punkte, 8,2 Rebounds, 2,6 Assists

Über ihn ist eigentlich alles gesagt und geschrieben. Der Deutsche hat in seiner NBA-Karriere eigentlich alles erreicht und wird als bester europäischer Basketballer in die NBA-Geschichte eingehen. Nowitzki wurde NBA-Champion (2011), MVP (2007), Finals MVP (2011) und darf sich elfmaliger All Star nennen.

Sein Start verlief aber durchaus holprig. Nachdem er 1998 beim alljährigen Nike Hoop Summit die Weltauswahl mit einer überragenden Leistung zum Sieg geführt hatte, wurden die Scouts der NBA auf den großen Blonden aufmerksam. Die Milwaukee Bucks drafteten Nowitzki, machten aber einen folgenschweren Fehler und tradeten ihn direkt zusammen mit Pat Garrity für den Nummer-6-Pick Robert Traylor nach Dallas. Im ersten Jahr litt der Deutsche allerdings unter dem hohen Erwartungsdruck und musste sich erst in der Liga zurechtfinden, um dann in der Folgezeit seine Ausnahmekarriere voranzutreiben.

Zusammen mit Steve Nash und Michael Finley führte er die Mavs in der dritten Saison zum ersten Mal nach elf Jahren wieder in die Playoffs. 2006 erreichte er zum ersten Mal die Finals. Nach einer 2-0-Führung in der Serie verloren die Mavs aber noch mit 2-4. Voller Trotz startete Dallas in die Folgesaison und legte mit 67 Siegen die sechstbeste Bilanz eines NBA-Teams aller Zeiten hin. Nowitzki wurde folgerichtig zum MVP der Saison gewählt. Als großer Titelfavorit ging man in die Playoffs, schied dann aber sang- und klanglos in der ersten Runde gegen die Golden State Warriors aus. Der große Erfolg folgte erst 2011. Dieses Mal behielten sie in der Serie gegen die Heat die Oberhand und sicherten den Titel. Nowitzki wurde zum MVP der Finalserie gewählt.

Alle Rekorde und Statistiken aufzuzählen, sprengt bei weitem den Rahmen. Ein Zitat von seinem Trainer Rick Carlisle trifft es aber ganz gut: "Eines Tages werden wir eine Statue vor der Halle stehen haben. Ohne Frage, Dirk Nowitzki ist der größte Spieler in der Geschichte der Dallas Mavericks."

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Shawn Bradley

Spitzname: Stormin' Mormon, Human Toothpick

Position: Center

Klubs: Philadelphia 76ers, New Jersey Nets, Dallas Mavericks

Draft: 1993, 2. Pick, Philadelphia 76ers

Jahre: 12

Stats: 23,5 Minuten, 8,1 Punkte, 6,3 Rebounds

Bradley wurde in Landstuhl geboren, hatte ansonsten lange Zeit aber nichts mit Deutschland zu tun. Der 2,29-Meter-Hüne wuchs im Mormonenstaat Utah auf, ging dort zum College (Brigham Young University) und kehrte nach seiner aktiven Karriere in seine Heimat zurück. Bradley bezeichnet sich selbst als gläubigen Mormonen und war mit 19 sogar kurzzeitig als Missionar in Australien tätig - daher sein Spitzname Stormin' Mormon.

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Berühmtheit unter Filmfans erlangte der heute 40-Jährige mit seinem Auftritt im Film "Space Jam" mit Michael Jordan in der Hauptrolle. Da gehörte er neben Muggsy Bogues, Charles Barkley, Larry Johnson und Patrick Ewing zu den Spielern, die nach einer Invasion Außerirdischer ihr Talent verlieren. Privat ist Bradley ein typisches Landei, das auf Baseball, Wassersport, Reiten und Country-Musik steht.

Seine Karriere verlief derweil alles andere als typisch. Nachdem er sich am College einen Namen als Shotblocking-Monster gemacht hatte, wurde Bradley 1993 an zweiter Stelle im Draft gewählt. Hinter Chris Webber, aber vor Penny Hardaway. Das schürte natürlich Erwartungen. Erwartungen, denen der schlaksige Big Man zu selten gerecht werden konnte. Aufgrund seiner Statur hatte er besonders mit bulligen Gegenspielern große Probleme, immer wieder aber blitzte auch sein Talent durch.

Dennoch trieb seine Inkonstanz nacheinander die 76ers, Nets und später auch die Mavericks zur Verzweiflung. Als um die Jahrtausendwende immer häufiger auch Verletzungen auftraten, ging Bradleys Karriere langsam zu Ende. Als Highlight würde er wohl heute noch seinen Auftritt gegen Portland in der Saison 97-98 bezeichnen, als er 22 Punkte, 22 Rebounds und 13 Blocks verbuchte. Damit wurde er nach Abdul-Jabbar, Hayes, Olajuwon und O'Neal der erst fünfte Spieler, dem ein solches 20-20-10-Spiel gelang. Für Deutschland spielte Bradley nur bei der EM 2001 und in zwei Vorbereitungsspielen davor. In 7 EM-Spielen brachte er es auf 4,6 Punkte.

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Chris Kaman

Spitzname: Caveman

Position: Center

Klubs: L.A. Clippers, New Orleans Hornets, Dallas Mavericks

Draft: 2003, 6. Pick, L.A. Clippers

Jahre: 10 (noch aktiv)

Stats: 29,2 Minuten, 11,9 Punkte, 8,1 Rebounds

Wie bei Bradley sind Chris Kamans Beziehungen zu Deutschland nur sehr entfernte: Seine Urgroßeltern waren Deutsche, was ihm das Recht gab, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und international für den DBB zu spielen. Bei den Olympischen Spielen 2008 und der EM 2011 spielte er jeweils an der Seite von Dirk Nowitzki und gehörte zu den tragenden Figuren. Auch wenn weder das eine noch das andere Turnier sonderlich erfolgreich verlief. Und das ist eine Beschreibung, die auch auf Kamans bisherige NBA-Karriere zutrifft.

Der 2,13-Meter-Mann hat alle Möglichkeiten, um offensiv ein dominanter Spieler zu sein, zudem ist er ein ordentlicher Rebounder und Shotblocker. 2010 wurde Kaman sogar zum All Star gewählt (als Ersatzmann für den verletzten Brandon Roy), häufige Verletzungsprobleme warfen ihn allerdings immer wieder zurück. Kamans Rückschritte machen sich inzwischen vor allem in der Defense bemerkbar, wo er als zunehmend fußlahm gilt.

Von den Clippers wurde er 2011 nach New Orleans verschickt, die keinen Gebrauch für Kaman hatten. In dieser Saison spielt er an der Seite von Nowitzki bei den Dallas Mavericks - bekommt da aber kaum noch Spielzeit. "Je weniger man spielt, umso mehr kommt man ins Grübeln", beschrieb der Center unlängst seine Situation. "Und wenn man einen Einjahresvertrag hat und um seine Zukunft spielt, ist es noch schlimmer." Schon als Kind hatte sich Kaman zu oft Gedanken gemacht - oder besser gesagt zu schnell: Nachdem er in der High School fälschlicherweise mit ADHS diagnostiziert und auf Ritalin gesetzt wurde, nahm Kaman stark ab und musste um seine Basketballkarriere bangen. Später fand man eben heraus, dass er einfach nur ein besonders schnell arbeitendes Gehirn hat, das ihn zu ständiger Unruhe trieb. Nach einer Behandlung hat er seine Probleme jetzt im Griff. Wie seine Basketballkarriere weitergeht, steht dennoch in den Sternen.

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Ergebnisse und Spielplan im Überblick