Nur einer wollte nicht so recht teilnehmen an der allgemeinen Begeisterung. "Es ist für Rajon Rondo etwas beleidigend, dass Dennis Schröder mit ihm verglichen wird. Es sind Spurenelemente von Rondo zu erkennen, doch im Grunde ist Schröder mehr wie Darren Collison im Körper von Rondo", sagte "ESPN"-Kultautor Bill Simmons in der Draft-Liveübertragung.
Von Simmons abgesehen zeigten sich die meisten jedoch entzückt ob der Entscheidung von Atlanta Hawks' General Manager Danny Ferry, den 19-jährigen Schröder an Nummer 17 auszuwählen. Fran Fraschilla, Draft-Experte bei "ESPN" für die internationalen Spieler, sagt stellvertretend zu SPOX: "Atlanta ist ein hervorragender Platz für Dennis! Ferry ist ein kluger Mann und hat eine gute Wahl getroffen!"
Selbst Andre Iguodala, einer der begehrtesten Free Agents des Sommers, twitterte während des Drafts: "Ich mag Schröders Game."
NBA-Rosterplatz düfte sicher sein
Am 28. Juni um 3.24 Uhr wurde es offiziell: Dennis Schröder, der Newcomer des deutschen Basketballs, wird Teil der weltbesten Liga. Und es ist sicher, dass Atlanta ihn nicht in Europa parkt oder für die D-League einplant.
Ferrys Zitat kurz nach dem Draft dient als Beleg: "Dennis ist hartnäckig und athletisch. Er ist ein guter Basketball-Spieler, vor allem liebt er den Wettkampf. Ich denke, dass er sich mit harter Arbeit weiterentwickeln wird und eine wirklich gute Zukunft in der NBA haben kann", sagt Schröders zukünftiger Boss.
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"Das Nike Hoop Summit war ein Beispiel dafür, wie er in einem Spiel auf hohem Level selbst auf einem sehr hohem Level gespielt hat. Es war eine exzellente Möglichkeit für uns, um zu sehen, wozu er fähig ist."
Kompletter Rebuild in Atlanta
Doch wozu ist Schröder bei den Hawks fähig? Könnte er als Rookie sogar Teil der ersten Fünf sein? Angesichts der Kaderstruktur ist selbst das nicht ausgeschlossen. Denn: Wie kaum ein anderes Team in der NBA strebt Atlanta einen Rebuild an. Und je nachdem, wie der Neuaufbau vonstatten geht, könnte auf Schröder eine prominente Rolle warten.
Der letztjährige Starting-Point-Guard Jeff Teague ist ab dem 1. Juli ein sogenannter Restricted Free Agent. Heißt vereinfacht: Wenn die Hawks mit Teague verlängern wollen, müssen sie mit jedem Angebot, das dieser von anderen Teams erhält, gleichziehen. Teagues Marktwert rangiert zwischen 4,5 und 7 Millionen Dollar pro Jahr.
Ob Atlanta jedoch überhaupt einen Verbleib des 25-Jährigen anstrebt, darüber bestehen Zweifel.
Ferry vermied bislang jeden Kommentar, allerdings soll das Zutrauen in Teague fehlen, dass dieser sich von einem ordentlichen zu einem herausragenden Spielmacher verbessern könnte. In der Vorsaison, seinem vierten und besten Karrierejahr, zeichnete Teague für 14,6 Punkte und 7,2 Assists verantwortlich.
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Was passiert mit Josh Smith und Lou Williams
Sollten sich Atlanta und Teague trennen und der umworbene Chris Paul wie zu erwarten bei den Clippers verlängern, würden sich dennoch verschiedene Alternativen anbieten: Jose Calderon, Mo Williams, Nate Robinson, Jarrett Jack und Brandon Jennings sind allesamt vertraglos und bringen die Güte mit, um als Spielmacher zu beginnen. Nur: Sie alle erwarten ein Gehalt zwischen 5 und 10 Millionen Dollar.
Geld, das die Hawks womöglich anderweitig einsetzen müssen. Mit Josh Smith lassen die Hawks ihren Franchise Player der letzten Jahre vermutlich gehen, im Gespräch ist ein Sign-and-Trade-Deal mit den Boston Celtics. Außerdem benötigt Atlanta einen veritablen Backup für Shooting Guard Lou Williams, der sich nach ordentlichen Leistungen (14,1 Punkte) Mitte Januar das Kreuzband riss und für den Rest der Saison ausfiel.
Überhaupt sind für die kommende Spielzeit aus der letztjährigen Mannschaft nur der zweimalige All-Star-Center Al Horford, Williams und Neuling John Jenkins gebunden. Hinzu kommen vom Draft Schröder sowie Langzeit-Projekt Lucas Bebe Nogueira (16.), Center Mike Muscala (44.) und Dallas-Sophomore Jared Cunningham im Zuge des Shane-Larkin-Tauschs.
Entsprechend umsichtig muss Atlanta verfahren und veranschlagen, welcher Verstärkung für welche Position welche Priorität beikommt.
Schröder wird Larkin vorgezogen
Dass die Hawks bei der Evaluation in Schröder die Qualitäten für bedeutende Aufgaben erkannt haben, dokumentierten sie während des Draft-Abends.
Obwohl Atlanta mit Larkin einen College-erprobten Spielmacher hätten ziehen können, entschied man sich für Schröder. Erst einen Platz später, an 18, wurde Larkin von Dallas gepickt.
Die Vorfreude der Hawks auf Schröder fasste Atlantas neuer Coach Mike Budenholzer in einem Satz zusammen: "We are really excited to get Dennis!"