NBA

Aldridge: Glücklich - für den Moment

Von Jan Dafeld
Damian Lillard soll Portland mit LaMarcus Aldridge endlich wieder zu einem Contender machen
© getty

LaMarcus Aldridge erlebte trotz starker individueller Leistungen in Portland bisher nur wenige Höhepunkte und soll im Sommer schon kurz davor gewesen sein, einen Wechsel zu forcieren. In der aktuellen Saison tritt das Team bisher allerdings so stark auf wie lange nicht: Gegen Toronto (So., 19 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) soll nun schon der sechste Sieg in Folge eingefahren werden. Dabei können sich die Blazers auf die personifizierte Konstanz verlassen.

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Konstanz. Dafür steht LaMarcus Aldridge wie kaum ein Zweiter in der NBA. Über die letzten drei Saisons legte der Power Forward nahezu identische Zahlen auf. Rund 22 Punkte, 9 Rebounds und 2 Assists bei etwa 50 Prozent Wurfquote aus dem Feld und 80 Prozent von der Freiwurflinie. Das ist die Produktion, die man von LaMarcus Aldridge einplanen kann.

Auch in der aktuellen Spielzeit bewegt sich der 28-Jährige wieder in diesen Sphären. Darüber hinaus stellen diese Werte in Aldridges Fall nicht einfach einen Mittelwert aus hervorragenden und katastrophalen Leistungen dar: In der laufenden Saison erzielt er in acht Spielen sechs Mal mehr als 20 Punkte. Kein einziges Mal stößt er über die dreißig hinaus, nur einmal gelingen ihm weniger als achtzehn Zähler.

Fehlender Teamerfolg

Aldridge ist nicht der Typ, der in der NBA den Status eines Superstars genießt oder dessen Name in MVP-Diskussionen auftauchen würde, doch er ist ein Spieler, wie ihn sich fast jede Franchise in ihren Reihen wünscht. Der Texaner ist die Verlässlichkeit in Person. Obwohl es für sein Team bisher nicht so lief wie erhofft. In seiner siebenjährigen NBA-Karriere konnte Aldridge noch nicht eine Playoff-Serie mit den Blazers gewinnen.

Dabei schienen die Aussichten für den Power Forward und die gesamte Franchise aus Portland komplett andere zu sein. Als Aldridge 2006 unmittelbar nach dem Draft, in dem er als zweiter Spieler hinter Andrea Bargnani ausgewählt wird, von Chicago zu den Trail Blazers geschickt wird, bildet er mit Brandon Roy, dem sechsten Pick des Jahrgangs, eines der vielversprechendsten Duos der gesamten Liga.

Folgenschwere Entscheidung im Draft

Obwohl die Blazers ihre Bilanz um ganze elf Siege verbessern können und Brandon Roy zum Rookie of the Year ernannt wird, gewinnt das Team am Ende der Saison die Draft-Lottery und erhält den ersten Pick im NBA Draft 2007. Die beiden Sophomores sollen zusammen mit dem Top-Rookie den Kern für die Zukunft bilden und eine neue Ära in Portland einleiten. Die Frage ist nur, für welchen College-Spieler die Blazers sich entscheiden werden: Greg Oden oder Kevin Durant.

Das Ende der Geschichte ist bekannt. Die Franchise entscheidet sich für Oden, der aufgrund von Knieproblemen nur in einer einzigen NBA-Saison mehr als 30 Spiele absolvieren kann. Drei Jahre später erliegt auch Roy seinen Verletzungsproblemen. Das Trio der Zukunft ist gescheitert. Aldridge bleibt als einzig Verbliebener zurück.

Ohne Roy fehlt Aldridge der Supporting Cast in Portland. LMA wird 2011 zwar zum ersten Mal in ein All-NBA-Team berufen und feiert 2012 seine Premiere beim All-Star-Game, mehr als 50 Spiele kann die Franchise allerdings nicht mehr gewinnen. In den beiden vergangenen Saisons dümpelt man im Niemandsland der Liga herum.

"Im Moment bin ich glücklich"

Es gibt glücklichere Szenarien als das eines Weltklassebasketballers, der in einer vergleichbar kleinen und langweiligen Stadt in einem Team ohne Aussichten auf Titel oder wenigstens tiefe Playoff-Runs versauert. Aldridge wäre nicht der erste Star gewesen, der einen Wechsel in einen der größeren Märkte der USA forciert hätte - und war wohl auch gar nicht so weit davon entfernt.

Was im Sommer in den Medien und der Gerüchteküche heiße Luft ist und was wirklich fundiert, kann wohl nur von einer Handvoll Personen wirklich eingeschätzt werden. Fakt ist: Aldridge spielt immer noch in Portland. Und Manager Neil Olshey scheint seinem Star die Situation zumindest zeitweise wieder schmackhaft gemacht zu haben. "Im Moment bin ich hier glücklich", erklärte der All-Star gegenüber "USA Today". "Ich denke, dass wir ein Team haben, das siegen und Aufsehen erregen kann. Ich finde, im Moment läuft alles großartig."

Verstärkung des Kaders

Die Gründe für Aldridges Stimmungswandel sind nicht schwer auszumachen. Nach dem miserablen Abschluss der vergangenen Saison, dessen trauriger Höhepunkt eine 13 Spiele lange Niederlagenserie war, stellte der 28-Jährige einige Forderungen an das Management des Teams. Und er wurde nicht enttäuscht: Mit Robin Lopez hat Aldridge in dieser Spielzeit statt des kleinen JJ Hickson wieder einen echten Center an seiner Seite.

Darüber hinaus wurde die historisch schlechte Bank der Blazers durch einige kluge Moves verbessert. Mit Dorell Wright, Earl Watson und Mo Williams brachte Olshey nicht nur starke Rollenspieler ins Team, sondern beendete mit den erfahrenen Veteranen auch den Kurs des Wiederaufbaus in Portland. Ganz im Sinne von Aldridge: "Ich denke, im letzten Jahr waren wir so jung, dass alles einfach etwas zu streng für mich war", gibt der Forward zu, "aber in diesem Jahr gibt uns der Coach etwas mehr Spielraum." Zwischen den Zeilen lässt sich da herauslesen, dass LMA sich über die Veteranenhilfe freut.

Die Last in der Offensive verteilt sich mittlerweile zudem auf mehrere Schultern. Damian Lillard, bester Rookie im vergangenen Jahr, konnte in dieser Spielzeit bereits fünfmal über 20 Punkte erzielen und sorgt mit seinen hervorragenden Shooting-Fähigkeiten für das Spacing, das Aldridge Platz zum Operieren verschafft. Auch die Swingmen Nicolas Batum und Wesley Matthews fügen sich derzeit hervorragend ins Spielsystem von Blazers-Coach Terry Stotts ein.

Playoffs sind Pflicht

Der Saisonstart für Portland verlief nahezu perfekt. Sieben der neun Spiele gewannen die Blazers bisher. Im Spiel gegen die Toronto Raptors kann die Mannschaft den sechsten Sieg in Folge einfahren. Die Playoffs sind mittlerweile Pflicht. Schon allein, um den Franchise Player nicht zu verlieren. "Er ist am Höhepunkt seiner Karriere. Und er möchte in einem Playoff-Team spielen", erklärt Stotts.

Ein einfaches Unterfangen wird dies für die Trail Blazers trotz des hervorragenden Einstands allerdings nicht werden. Nur drei der bisherigen neun Gegner erreichten im letzten Jahr die Playoffs. Die aktuelle Siegesserie ist zwar beeindruckend, sie erfolgte aber auch größtenteils gegen mehr als schlagbare Teams. Um sich im Kampf um die Playoff-Plätze im hart umkämpften Westen behaupten zu können, werden die Blazers ihre aktuelle Form zumindest konservieren müssen. Bei einem Spieler kann man sich sicher sein, dass er es tut: LaMarcus Aldridge.

LaMarcus Aldridge im Steckbrief

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