Weil Anthony Davis wegen eines Handbruchs wohl länger ausfallen wird, sprang Ryan Anderson ein und avancierte als Starter zum besten Spieler der Begegnung. Der Power Forward stand 57 Minuten auf dem Feld und erzielte 36 Punkte (12/20 FG, 7/11 Dreier) sowie 6 Rebounds. Am Ende erzielte er gleich mehrere wichtige Punkte. Die entscheidenden beiden Punkte machte aber Jrue Holiday (19 Punkte, 8 Rebounds, 12 Assists) per Korbleger.
Center Jason Smith kam mit 12 Punkten und 14 Rebounds auf ein Double Double, stand aber am Ende nicht mehr auf dem Feld, weil er sich ausgefoult hatte. Eric Gordon holte 23 Punkte, verwandelte aber nur 7 seiner 23 Feldwurfversuche. Al-Farouq Aminu (14 Punkte, 9 Rebounds) hielt die Pelicans vor allem in der zweiten Verlängerung im Spiel.
Bei den Bulls überragten Luol Deng und Taj Gibson. Der Small Forward aus Großbritannien stand 56 Minuten auf dem Feld und war mit 37 Punkten (15/27 FG) der Top-Scorer des Spiels. Dazu holte er 8 Rebounds und 7 Assists, leistete sich aber auch 7 Ballverluste. Gibson war von der Bank kommend kaum zu bändigen, was sein bärenstarkes Double Double (26 Punkte, 14 Rebounds) sowie 5 Blocks auch statistisch beweisen.
Mike Dunleavy (23 Punkte, 6/10 Dreier) war lange Zeit extrem effektiv aus der Distanz, vergab aber am Ende den entscheidenden Dreier. Joakim Noah (19 Punkte, 10 Rebounds) und Kirk Hinrich (13 Punkte, 11 Assists) kamen ebenfalls zu Double Doubles.
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Die Reaktionen
Jrue Holiday (New Orleans Pelicans): "Ich wollte ehrlich gesagt nur noch, dass dieses Spiel aufhört. Ich hatte das Gefühl, dass wir ein paar Pfiffe gegen uns bekommen haben, aber in der dritten Verlängerung hatten wir dann endlich die Chancen, das Spiel zu beenden."
Monty Williams (Trainer New Orleans Pelicans): "Wenn du dein ganzes Herz und deine Seele in so ein Spiel steckst und es schaffst, dann nimmst du daraus vieles mit. Ich bin so stolz auf die Art und Weise, wie wir gewonnen haben. In einem Back-to-Back-Game gegen eine der besten Verteidigungen der Liga. Ich würde euch gerne sagen, dass ich am Ende clever war. Aber den letzten Spielzug hat Holiday einfach selbst gemacht. Wir hatten andere Dinge aufgemalt."
Luol Deng (Chicago Bulls): "Momentan laufen viele Dinge einfach nicht so, wie wir das gerne hätten. Wir müssen damit zurechtkommen und weiterkämpfen. Es ändert sich nicht von selbst. Wir verlieren derzeit viele Spiele und müssen besser werden. Ich persönlich muss am Ende des Spiels bessere Aktionen bringen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Tom Thibodeau vertraut wieder seiner Starting Five, die sich in den letzten Spielen ohne Rose schwer tat. Es beginnen Hinrich, Snell, Deng, Boozer und Noah. Monty Williams setzt wie erwartet auf Ryan Anderson anstelle von Anthony Davis, der letzte Nacht einen Handbruch erlitt. Holiday, Gordon, Aminu, Anderson und Smith gehen an den Start.
7.: Nach der Auszeit lässt Thibodeau einen Spielzug über Noah laufen. Deng wirft ein auf Snell, der dribbelt gegen Gordon und spielt dann in die Zone zu Noah. Der postet kurz auf und powert sich zum Korbleger. Die ersten Punkte für den Franzosen. Das Spiel beginnt sehr schleppend. 11:10 Pelicans.
12.: Boozer vergibt den langen Jumper. Die Bulls sind im Rückwärtsgang noch nicht ganz sortiert. Das nutzt Holiday, der einen feinen Pass in die Schnittstelle zum clever gestarteten Evans spielt. Der hat dann mit dem Korbleger leichtes Spiel. 24:21 Pelicans.
17.: Gibson bringt wieder einmal jede Menge Energie ins Spiel. Mit dem Rücken zum Korb steht er gegen Anderson. Er dreht sich auf einem Bein, täuschst den Wurf an, bringt den Spin Move. Nächste Wurftäuschung. Noch ein Spin Move und dann der Korbleger gegen den völlig verwirrten Anderson. Ein 11:2-Lauf führt zum 36:34 für die Bulls.
24.: Klasse Spielzug der Bulls. Der Ball läuft gut in den eigenen Reihen. Über drei Stationen spielt Chicago Mike Dunleavy an der Dreierlinie frei. Der Distanzschütze zieht ab und versenkt den Wurf für drei Punkte. 54:48 Bulls.
29.: Und schon haben die Bulls ihren mühsam erarbeiteten Vorwurf wieder verschenkt. Ryan Anderson parkt in der Ecke und wartet auf den Ball. Eher ungewollt landet der Spalding nach einem missglückten Holiday-Drive auch beim Stretch Vierer. Anderson nimmt Maß und trifft den Dreier. 66:63 Pelicans.
35.: Wow! Der nächste tolle Bulls-Spielzug! Hinrich trägt den Ball nach vorne, leitet dann weiter zu Deng. Chicago täuscht eine Isolation für Deng an, doch der spielt wieder auf Hinrich. Während der zum Korb zieht, läuft sich Mike Dunleavy frei. Hinrich findet den Swingman in der Ecke. Dreier. Drin. 79:77 Bulls.
42.: Joakim Noah macht mal wieder den Spielmacher. Von der Dreierlinie spielt er in die Zone zu Gibson. Der nimmt den Ball und haut den Dunk per Slam Dunk in die Maschen. In diesem Spiel ist noch alles drin. 91:88 Bulls.
46.: Deng nimmt den Sprungwurf aus der Mitteldistanz und verfehlt, aber Gibson holt den Offensiv Rebound und spielt raus auf Hinrich, der zieht von der Glocke ab, doch auch der Dreier geht daneben. Wieder holt Gibson den Offensiv Rebound und spielt raus. Deng erhält den Ball im Post und verliert ihn. 96:94 Pelicans.
48.: Deng findet Noah in der Zone. Der vollendet per Slam Dunk. Die Bulls sind mit einem Punkt vorne. Dann verfehlt Holiday im Gegenzug den überhastetem Jumper aus der Mitteldistanz. Dunleavy holt den Rebound und wird gefoult, verwandelt aber nur einen seiner beiden Freiwürfe. Die Pelicans haben 20 Sekunden für ihren letzten Angriff. 4 Sekunden vor Schluss trifft Holiday den Stepback Jumper zum Ausgleich. Der letzte Spielzug der Bulls bringt nichts ein. 103:103. Overtime.
1. OT: Gibson blockt Gordon, Gibson blockt Smith. Gibson scheint überall zu sein. 10 Sekunden vor Schluss verwandelt Gordon aber dann den offenen Dreier zum Ausgleich. Die Bulls können nicht mehr antworten. 109:109.
2. OT: Aminu bringt die Pelicans auf fünf Punkte nach vorne. Dunleavy gleicht 50 Sekunden vor Schluss per Dreier aus, ehe Anderson mit einem überragenden Fadeaway wieder für zwei Punkte Vorsprung sorgt. Dann leistet sich Anderson aber ein Offensivfoul und bringt den Bulls wenige Sekunden vor Schluss Ballbesitz. Hinrich vergibt den Dreier, der Ball geht ins Aus. Nach mehreren Videostudien entscheiden die Referees, dass Anderson zuletzt am Ball war. Die Bulls enthalten noch eine Chance und Deng gleicht aus. 122:122. Dritte Overtime!
3. OT: Durch einen Anderson-Dreier sind die Pelicans wieder einen Punkt vorne. Gordon leistet sich den Turnover im Spielaufbau, doch Deng und Noah spielen den Fastbreak nicht konsequent aus und fabrizieren ihrerseits den Ballverlust. Chicago muss foulen. Morrow trifft nur einen von zwei Freiwürfen. 4 Sekunden vor dem Ende verwandelt Noah den Hookshot zum Ausgleich. Die Pelicans werfen ein und plötzlich ist Jrue Holiday völlig frei durch! Er trifft den Korbleger und wird gefoult. Dunleavy vergibt den Verzweiflungsdreier. Die Pelicans siegen in einem dramatischen Spiel mit 131:128.
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Der Star des Spiels: Ryan Anderson. Wie zu erwarten war, ließ Pelicans-Coach Monty Williams Anderson anstelle des verletzten Davis von Beginn an auflaufen. Es gibt schlechtere Optionen. Anderson lieferte in der Offensive genau das, was er so gut kann: Dreier (7/11) und nowitzkieske Fadeaways.
Der Power Forward ist schon längst nicht mehr der eindimensionale Shooter, der er noch in Orlando war. Er brachte die Bulls gleich auf mehrere Arten zur Verzweiflung und traf 12 seiner 20 Wurfversuche. Wirklich beeindruckend war, dass es die Pelicans immer wieder schafften, auch ohne Davis Raum für Anderson zu schaffen. Anderson selbst bewegte sich dabei sehr gut abseits des Balles. Am Ende war er mit etlichen wichtigen Würfen mitentscheidend für den Sieg.
Der Flop des Spiels: Carlos Boozer. Nur 26 Minuten stand Boozer auf dem Feld und das obwohl er sich anscheinend nicht einmal verletzt hatte. Allerdings wirkte er in der Defensive zu langsam und ließ Gegenspieler Anderson riesige Freiräume. Auch offensiv trat er kaum in Erscheinung.
Thibodeau erkannte schnell, dass der wesentlich flinkere und energiegeladenere Gibson an diesem Abend deutlich besser geeignet war. Die Bulls brauchen Boozer aber gerade nach dem Ausfall von Rose sehr in der Offensive.
Das fiel auf:
- Die Probleme, die der Davis-Ausfall für die Pelicans mit sich bringt, offenbarten sich in der Defensive. Smith, Anderson, Amundson und Withey sind allesamt nicht als Shot Blocker bekannt. Stiemsma ist auch noch verletzt. Der Weg zum Korb war relativ frei. Insbesondere der enorm agile Taj Gibson tat New Orleans ein ums andere Mal weh, dabei wäre der ebenfalls flinke Davis hier in der Defensive das ideale Matchup für die Pelicans gewesen. Anderson und Co zeigten sich da in der Verteidigung häufig überfordert. Am Ende sammelten die Pelicans als Team 4 Blocks und blieben immerhin knapp über dem individuellen Saisondurchschnitt von Davis (3,63 Blocks pro Spiel).
- Die Bulls spielten allerdings auch sehr effektiv, besonnen und uneigennützig in der Offensive. 48 verwandelten Feldwürfen lagen 34 Assists zugrunde. Ein Beweis für starkes Ball Movement. Immer wieder zeigte sich, wie gut die Big Man mitspielen. Gibson und insbesondere Noah (4 Assists) verteilten reihenweise gute Pässe. Bis kurz vor Schluss waren die Quoten der Bulls sogar noch besser, bis spät ins dritte Viertel hinein schossen sie mehr als 55 Prozent aus dem Feld. Doch die zunehmende Erschöpfung offenbarte sich in ineffektiveren Isolations.
- Die Pelicans zeigten eine unfassbare Moral, wenn man bedenkt, dass sie gestern noch gegen die Knicks auf dem Feld standen und ihren Franchise Player mit einem Handbruch verloren haben. New Orleans schien trotz des Back-to-Back-Games nie müde zu werden. Jrue Holiday war selbst in der dritten Verlängerung nach 49 gespielten Minuten nicht müde, quer durch die eigene Hälfte zu rennen, um mit Anlauf den entscheidenden Korbleger zu versenken.
- Bulls-Rookie Tony Snell sollte ein Mann nach Thibodeaus Geschmack sein. Der 22-Jährige zeigte in Abwesenheit des weiter verletzten Jimmy Butler die nächste ganz ansehnliche Partie. In der Offensive war er per Dreier (2/4) zur Stelle, in der Defensive leistete er sich zwar einige unnötige Fouls, offenbarte dort aber ansonsten sein Talent und bestach durch unermüdlichen Einsatz. Das dürfte auch den Bulls-Fans gefallen. Am Ende vertraute Thibodeau dem Rookie sogar in der Defensive.
- Die Rotation von Thibodeau war ein wenig fragwürdig. Trotz der Strapazen ließ er quasi nur mit einer Sieben-Mann-Rotation spielen, wobei gleich drei Spieler mehr als 50 Minuten spielen mussten. Marquis Teague stand nur für einige Sekunden auf dem Feld, auch Nazr Mohammed erhielt nur 5 Minuten.