Ausgangslage:
Die Partie verdient den Namen Spitzenspiel. Oklahoma City ist mit einer Bilanz von 24-5 aktuell das beste Team im Westen. Die Houston Rockets (21-11) folgen auf Platz 5, sind aber seit drei Spielen unbesiegt. Dabei bekamen es die Texaner nicht gerade mit Laufkundschaft zu tun. Erst gelang an Weihnachten ein Sieg gegen die Spurs, danach wurden Memphis und die Pelicans geschlagen.
Bei den Thunder sitzt der Schock um die erneute Verletzung von Russell Westbrook noch tief. Zwar kennt OKC die Situation bereits aus den letztjährigen Playoffs, wirklich ersetzen konnten sie den Point Guard damals aber auch nicht. Daher muss und wird Superstar Kevin Durant noch mehr Verantwortung übernehmen. Allerdings forderte er bereits nach dem ersten Spiel ohne Westbrook mehr Unterstützung von seinen Teamkollegen.
Die Stars der Teams:
Keine Frage, wenn die Rockets und die Thunder aufeinandertreffen, ist auch immer James Harden ein Thema. Der Shooting Guard hat sich nach seinem Wechsel 2012 in Windeseile vom Sixth Man zum Franchise Player gemausert. Die Entwicklung sorgte natürlich für Kritik am OKC-Management, da man damals nicht bereit war, Harden entsprechend zu entlohnen und ihn via Trade nach Houston schickte.
Dazu verbindet den Guard nach wie vor eine dicke Freundschaft mit den Thunder-Stars Durant und Westbrook. Harden gibt weiterhin den Ton bei den Rockets an. Das hat sich auch mit der Verpflichtung von Dwight Howard nicht geändert. Der Center, der aufgrund der Dominanz von Kobe Bryant von den Lakers flüchtete, ist auch bei den Texanern nur der Sidekick. Anders als in Los Angeles hält D12 bei den Rockets aber still und akzeptiert seine Rolle.
Ihm bleibt dabei auch nichts anderes übrig, denn die Zeiten, als er die ganze Liga dominierte, sind vorbei. Howard ist an guten Tagen immer noch der beste Center der Liga, konstant sind seine Leistungen aber längst nicht mehr.
Das sieht beim OKC-Superstar Durant ganz anders aus. Wie ein Schweizer Uhrwerk spult er Abend für Abend in beeindruckender Weise sein Pensum ab. Seine durchschnittliche Ausbeute in Sachen Assists (4,8), Rebounds (8,2) und Steals (1,5) bewegt sich auf Career-High-Niveau. Offensiv ist er aufgrund seiner Vielseitigkeit ohnehin nicht zu verteidigen.
Spricht man über die MVP-Wahl, kommt man an Durant nicht vorbei. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie lange er dieses atemberaubende Tempo gehen kann. Durch Westbrooks Abstinenz lastet nun noch mehr Verantwortung auf seinen Schultern.
Das Schlüsselduell:
Nicht nur die Thunder müssen auf ihren etatmäßigen Starting-Point-Guard verzichten. Bei Houston fällt Patrick Beverley noch mindestens einen Monat mit einer gebrochenen Hand aus. Beverley ist natürlich in keiner Weise mit Westbrook zu vergleichen, aber der Guard hat sich seit seiner Ankunft in Texas während der letzten Saison stark entwickelt und Jeremy Lin die Starterrolle abgenommen.
Doch genau das war das Glück für Lin. Als Sixth Man blühte der Point Guard regelrecht auf, da er nun wieder häufiger den Ball in der Hand hatte und ihn weniger mit Harden teilen musste. Tradegerüchte, die immer mal wieder aufkamen, sind mittlerweile weitestgehend verstummt. Jetzt muss er wieder als Starter ran, macht dies aber bislang tadellos.
Der Kader der Oklahoma City Thunder
Gegen die Thunder wird er es die meiste Zeit mit Reggie Jackson zu tun bekommen. Der Combo Guard gab auch schon nach Westbrooks erster Meniskusverletzung den Ersatz und machte das nach anfänglichen Probleme ordentlich. Ähnlich wie Lin hatte Jackson sich in dieser Saison als Anführer der Second Unit etabliert und das Vakuum, das nach dem Abgang von Kevin Martin entstand, im Verbund mit Jeremy Lamb wunderbar ausgefüllt.
Dass er sich nun an die neue, alte Rolle erst einmal wieder gewöhnen muss, zeigte die Partie gegen Charlotte. Jackson nahm 19 Würfe, traf aber nur 5. Der Guard neigt dazu, es erzwingen zu wollen. Bei steigender gemeinsamer Spielzeit mit Durant könnte dies zum Problem werden. Im Schatten der Superstars könnte dieses Matchup daher entscheidend sein.
Geschichte:
Seit die Thunder in Oklahoma City spielen und eben nicht mehr als Seattle Supersonics firmieren, gab es das Duell zwischen beiden Teams erst einmal in der Postseason - im vergangenen Jahr. Und in gewisser Weise beeinflusst diese Playoff-Serie auch die heutige Partie.
Es geschah in Spiel 2 der Serie. Westbrook dribbelte den Ball Mitte des zweiten Viertels an der linken Seitenlinie nach vorne und wollte gerade eine Auszeit nehmen, als Houstons Beverley die Möglichkeit zum Steal sah und mit einem Ausfallschritt versuchte, den Spalding zu ergattern. Dabei stießen beide Spieler unglücklich mit den Knien zusammen und Westbrook riss sich bei dieser Aktion das erste Mal den Meniskus.
Die Thunder nehmen Beverley die Aktion bis heute krumm. GM Sam Presti nennt den Guard des Gegners nur "ein Spieler, der im Frühjahr in Russell hineinstürzte, als dieser eine 20-Sekunden-Auszeit nehmen wollte".
OKC gewann die Serie zwar mit 4-2, musste aber die Titelambitionen in den Conference Semifinals gegen die Memphis Grizzlies begraben. Ohne die damalige Verletzung wäre den Thunder ein abermaliger Durchmarsch in die Finals sicher zuzutrauen gewesen und ohne die damalige Verletzung wäre auch wohl Westbrook von der Folgeverletzung verschont geblieben, die ihn nun zu einer weiteren Zwangspause zwingt.
Schaut man sich die gesamte Playoffs-Statistik beider Teams an, haben die Thunder/Sonics klar die Nase vorn. In sieben Duellen setzten sich fünf Mal OKC bzw. Seattle durch.
Rookies:
Auch bei den Rookies spielt der Harden-Trade zwischen beiden Teams eine Rolle. Die Thunder erhielten damals neben Kevin Martin und Jeremy Lamb auch drei Picks für den Shooting Guard, Cole Aldrich, Daequan Cook und Lazar Hayward. Mit dem Erstrundenpick, der ursprünglich mal den Toronto Raptors gehörte, drafteten sie an zwölfter Stelle den neuseeländischen Center Steven Adams.
Der Big Man hat sich überraschend schnell einen Platz in der Rotation erkämpft und kommt im Schnitt rund 16 Minuten zum Einsatz. Vor allem in der Defense hat der Spieler aus Down Under seine Tauglichkeit nachgewiesen. Dazu kommt mit Andre Roberson ein talentierter Guard, der immerhin schon vier Mal starten durfte.
Im Kader der Rockets tummeln sich zwar mit Isaiah Canaan und Robert Covington ebenfalls zwei Rookies, deren Rolle ist aber im Grunde nicht existent. Canaan durfte bislang nur einige Sekunden NBA-Luft schnuppern, Covington ist bislang noch völlig außen vor. Dafür rocken aber beide in der D-League für Houstons Farmteam Rio Grande Valley Vipers. Canaan legt dort 21,7 Punkte und 9,2 Assists im Schnitt auf, Covington kommt auf 18,1 Punkte und 8,9 Rebounds.
Stimmen:
James Harden (Rockets): "Wir haben gerade einen Lauf. Die Jungs fühlen sich in ihren Rollen wohl. Das müssen wir aufrechterhalten. Wir haben schließlich ein schweres Spiel gegen die Oklahoma City Thunder vor der Brust."
Kevin Durant (Thunder): "Ich brauche Reggie Jackson, ich brauche Serge Ibaka, ich brauche Kendrick Perkins und ich habe kein Problem damit, das zu sagen. Ich brauche diese Jungs als Unterstützung. Wir müssen uns alle gegenseitig unterstützen. Darum geht es doch als Team."
Prognose:
Der Ausfall von Westbrook sorgt dafür, dass die Karten neu gemischt werden. Zwar haben die Thunder gegen die defensivstarken Bobcats bereits bewiesen, dass es auch ohne den Point Guard geht, doch wird dies sicher nicht jeden Abend klappen. Ein Vorteil könnte sicherlich sein, dass OKC in der heimischen Chesapeake Energy Arena in dieser Saison erst eine Niederlage einstecken musste und sich die Rockets auswärts (8-7) eher schwer tun.
Houston ist aber offensiv eine ganz andere Hausnummer als Charlotte. Harden und Chandler Parsons können immer heiß laufen und gegen einen gut aufgelegten Howard könnte der Thunder-Frontcourt Probleme bekommen. Doch es gibt ja noch Durant. Der Superstar wird am Ende den Unterschied machen und für einen knappen OKC-Sieg sorgen.