Wenn am 16. Februar in New Orleans das diesjährige All-Star Game der NBA stattfindet, ist der Fokus auch und vor allem auf LeBron James und Kevin Durant gerichtet. Bei der Wahl zum MVP gelten beide erneut als Favoriten. Läufte es für ihre jeweiligen Teams wie erhofft, könnten beide im Juni sogar ein zweites Mal in den Finals aufeinandertreffen. Zum besseren Vergleich wirft SPOX einen Blick auf die Stats der beiden Superstars.
nba.deWie in der Einleitung zur Statistikserie von SPOX gezeigt, ist die bekannteste Einzelstatistik, um den Impact eines Spielers auf dem Feld zu messen, das Player Efficiency Rating. Mit dem Wert von 31,1 (Stand 5. Februar 2014) führt Kevin Durant diese Kategorie in der laufenden Saison, gefolgt von LeBron James (29,1) an. Aber weshalb sind die beiden derart effektiv? Zunächst einmal treten beide in erster Linie natürlich als Scorer in Erscheinung. Durant führt auch diese Kategorie mit 31 Punkten im Schnitt an, während James mit 26,3 Punkten pro Spiel derzeit drittbester Scorer der Liga ist. Zwischen beiden liegt Carmelo Anthony (27,3 Zähler).
Was Durant und James jedoch von Scorern wie Anthony abhebt, ist ihre höhere Effizienz, was die Advanced Stats wiederum belegen. Bei der True Shooting Percentage - der Statistik, die ermittelt, wie effizient ein Spieler seine Abschlüsse nutzt - liegen beide mit Werten von 65,6 Prozent (James) und 64,5 Prozent (Durant) ligaweit auf Rang zwei und drei. Eingerahmt werden sie dabei von Shootern wie Kyle Korver (Atlanta Hawks, 66,1 Prozent) und Wesley Matthews (Portland Trailblazers, 62,3 Prozent). Scorer wie James und Durant, für die erfahrungsgemäß 55 Prozent einen ordentlichen Wert darstellen würden, finden sich ansonsten nicht in den Top Ten, wobei Brook Lopez von den Brooklyn Nets mit seinen bisher 20,7 Punkten bei einer True Shooting Percentage von 62,9 Prozent diese knacken würde. Allerdings hat er aufgrund seiner Verletzungen nicht genügend Spiele absolviert, um sich für die Statistiken zu qualifizieren.
Für die immense Scoringlast, die James und Durant tragen, haben sie also außergewöhnlich hohe True Shooting Percentages. Aber weshalb? Sieht man sich Spiele der Thunder an, so fällt einem natürlich sofort Durants unglaublich guter Wurf mit seinem schnellen und hohen Release auf. Bei James sticht hingegen insbesondere die Power hervor, mit der er in Korbnähe abschließt. Durantula gegen King James ist also ein Duell, in dem beide auf durchaus unterschiedliche Weise versuchen, ihre Teams zum Sieg zu tragen.
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Unterschiedliche Ansätze
Dieser Eindruck spiegelt sich dann auch in den unterschiedlichen Percentages wider: Während James auf Grund seiner Feldwurfquote von 57,7 Prozent in Verbindung mit einer Dreierquote von 36,5 Prozent bereits eine Effective Field Goal Percentage von 61,6 Prozent aufzuweisen hat, zieht Durant seine Effective Field Goal Percentage von 56,8 Prozent (51,3 Prozent aus dem Feld, 41,7 Prozent von der Dreierlinie) über seine höhere Freiwurfquote (88,2 Prozent gegenüber 75,5 Prozent von James) als meistgefoulter Spieler der Liga bei der Überleitung zur True Shooting Percentage noch weiter nach oben. So landet er beim True Shooting, der letztlich entscheidenden Percentage, nur knapp hinter LeBron.
spoxSchön zu sehen sind die Unterschiede im Spiel von James und Durant zudem bei einem Blick auf deren Shotcharts. Während James von einigen Zonen des Courts aus noch unterdurchschnittlich trifft, schließt Durant aus jeder Position mindestens durchschnittlich, größtenteils sogar überdurchschnittlich ab. Aufgrund seines besseren Sprungwurfes kann Durant derzeit guten Gewissens den Titel "komplettester Scorer der Liga" beanspruchen. Dennoch bleibt LeBron James auf Grund der höheren True Shooting und insbesondere der deutlich höheren Effective Field Goal Percentage der wohl gefährlichste Angriffsspieler der Liga.
Das neue "Player Tracking" der NBA erlaubt einen noch genaueren Blick auf die Spielweisen von James und Durant. Während Durant mit einer Wurfquote von 46 Prozent der beste Schütze in Sachen Pull-up-Jumper ist, ist James mit einer Quote von 63,8 Prozent nach Drives - also nach Zug zum Korb - der eindeutig effektivste Scorer in dieser Kategorie. James' Shotchart macht zudem deutlich, dass er in Korbnähe, in Verbindung mit Punkten nach Post-ups und insbesondere Cuts zum Korb eigentlich nicht zu verteidigen ist: In unmittelbarer Korbnähe hat James eine Quote von 75,6 Prozent!
Klare Vorteile gegenüber der Konkurrenz
Wie wichtig diese Scoring-Effizienz ist, verdeutlichen zwei kleine Rechenbeispiele. Angenommen im Osten kommt es in den Conference Finals zum erwarteten Duell zwischen den Miami Heat und den Indiana Pacers, LeBron James und Indianas Topscorer Paul George nutzen jeweils 25 Angriffsaktionen in einem Spiel zum Abschluss und beide drücken ihr Spiel mit der gleichen Effektivität durch, wie in der bisherigen Regular Season - wie würde es dann stehen? Diese Frage beantwortet die Formel True Shooting Percentage mal zwei Punkte pro Aktion, mal 25 Aktionen, also TS%*50. James würde mit seiner True Shooting Percentage rund 33 Punkte für die Heat erzielen, während George mit einer True Shooting Percentage von 57,1 Prozent bei 25 Aktionen zwischen 28 und 29 Zähler auflegen würde. Um die Heat in einem Spiel unter diesen Annahmen zu schlagen, müsste Georges Supporting Cast bei den verbleibenden, schätzungsweise 70 bis 75 Aktionen also fünf Punkte mehr erzielen, als der von James.
Für den Westen sei aus Veranschaulichungsgründen einmal angenommen, dass die Trail Blazers das Conference Final gegen OKC erreichen. Portland als derzeit Dritter im Westen ist als Beispielteam deshalb gut geeignet, da deren Topscorer LaMarcus Aldrigde seine rund 24 Punkte im Schnitt mit einer True Shooting Percentage von 51,5 Prozent erzielt - also einem deutlich geringeren Wert als Durant. Die San Antonio Spurs haben effiziente Scorer (Tony Parker erzielt beispielsweise rund 18 Punkte mit einer TS% von 56,6 Prozent), verteilen das Scoring aber auf mehrere Schultern, sodass ein Vergleich Durant/Parker bei gleicher Anzahl von genutzten Offensivaktionen wohl ohnehin hinkt. Durant würde mit seiner Effizienz bei 25 Aktionen auf gute 32 Punkte kommen, Aldridge hingegen auf knappe 26. Sein Supporting Cast müsste den der Thunder also in einem solchen Spiel um mindestens sieben Punkte übertreffen.
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Heat-Defense mit James weniger effektiv
Letztlich ist im Mannschaftssport jedoch die Mannschaftsleistung entscheidend, weshalb sich natürlich auch der Blick auf die Offensive und Defensive Ratings der Heat und Thunder lohnt, wenn James und Durant auf dem Feld stehen. Hier fällt auf, dass Miami mit James auf dem Feld mit einem Offensive Rating von 111,3 effektiver ist, als die Thunder mit Durant (108,1). Dafür verteidigt Oklahoma City während Durants Spielzeit bisher besser (Defensive Rating 99,4), als die Heat mit James (104,2).
Natürlich grenzen sich Kevin Durant und LeBron James aber nicht nur durch Scoring- Effizienz von anderen Spielern ab. Ihre Topwerte im Player Efficiency Rating erklären sich auch durch ihre Vielseitigkeit. So gehören sie zu den nur zwölf Spielern der Liga, die mehr als 20 Punkte im Schnitt erzielen und mehr als sechs Rebounds abgreifen; zu den zehn Spielern, die mehr als 20 Punkte erzielen und mindestens fünf Assists pro Spiel verteilen; und sind die einzigen beiden Spieler, die im bisherigen Verlauf der Saison auf mindestens 20 Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists pro Spiel kommen.
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Obwohl Durant im Player Efficiency Rating vorne liegt, wird wohl der Großteil der NBA Beobachter LeBron James aufgrund seiner individuell besseren Defense, sowohl Mann-gegen-Mann, wo er im Notfall mindestens vier Positionen verteidigen kann, als auch seiner Help-Defense, weiterhin für den besseren Spieler halten. Dennoch liefert die ausgesprochen hohe Effizienz und Produktion von Durant, die sich in seinem PER von 31,1 widerspiegelt, hervorragende Argumente, weshalb er in dieser Saison in Verbindung mit der Bilanz der Thunder gute Chancen hat, nach drei zweiten Plätzen hinter dem vierfachen MVP LeBron James eventuell zum ersten Mal selbst die Trophäe des Most Valuable Player in seinen Händen zu halten.
Folgt Durant auf Jordan und James
Belegen lässt sich dies mittels eines Blicks in die Geschichte. Eine ganze Saison mit einem Player Efficiency Rating von über 31 haben seit der Einführung der Dreierlinie (1979) nur Michael Jordan (1987/88-1990/91) und LeBron James (2008/09, 2009/10 und 2012/13) erreicht. James wurde in allen drei Spielzeiten zum MVP gekürt, Jordan in zwei von vier (1987/88 und 1990/91). James und Jordan teilen sich mit 31,7 (Jordan 1987/88, James 2008/09) auch die höchsten PER-Werte, die über eine ganze Saison seit 1979 ermittelt wurden. In den Jahren zuvor ist eine vergleichbare Ermittlung schwierig, da nicht nur erst 1979 die Dreierlinie eingeführt wurde, sondern auch erst seit Mitte der 70er Jahre Buch über Turnover, Blocks, Offensivrebounds und Steals geführt wird.
Behilflich im Rennen um den Titel "Most Valuable Player" könnte Durant natürlich auch sein Scoring Run von zwölf Spielen in Folge mit über 30 Punkten sein, der mit einem Wahnsinnslauf Ende des dritten, Anfang des vierten Viertels im direkten Duell mit James beim Sieg in Miami vor gut einer Woche endete. Letztlich wird für beide jedoch entscheidend sein, in die NBA Finals einzuziehen und den Titel zu holen. Bisher hatte James in den direkten Duellen jedenfalls fast immer das bessere Ende. Mit den Cavaliers und Heat besiegte er Durants Thunder, beziehungsweise, vor dem Umzug nach Oklahoma City, die Seattle SuperSonics in der regulären Saison in neun der zwölf direkten Aufeinandertreffen und entschied auch Finals 2012 in fünf Spielen für sich.