SPOX: Mister Olynyk, vergangene Saison spielten Sie gemeinsam mit Elias Harris am College für die Gonzaga Bulldogs. Warum haben Sie den Durchbruch in der NBA geschafft, er aber nicht?
Kelly Olynyk: Wie ich gehört habe, ist es am Ende eine rein finanzielle Entscheidung gewesen, Elias frühzeitig zu entlassen. Er hatte einfach Pech. Bei den Lakers befindet sich momentan Vieles im Umbruch. Er hat einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt, gerade dort zu landen. Schade! Ich hätte es ihm sehr gegönnt. Wir haben vier Jahre lang zusammengespielt, Elias ist ein richtig guter Kumpel.
SPOX: Sind Sie mit ihm in Kontakt?
Olynyk: Als er noch bei den Lakers gewesen ist, haben wir uns ausgetauscht. Er war richtig happy. Auch kurz vor seiner Abreise nach Deutschland haben wir nochmals gesprochen. Ich habe ihm gesagt: Steck' den Kopf nicht in den Sand, glaube weiter an dich und nutze die Chance in Deutschland, damit du bald wieder eine Möglichkeit erhälst, zurück in die NBA zu kommen - entweder schon nächste Saison oder irgendwann später.
SPOX: Haben Sie schon etwas erfahren, wie es bei ihm in der deutschen Bundesliga läuft?
Olynyk: Leider nein. Seitdem er zurück in Deutschland ist, hatten wir keinen Kontakt mehr. Ich sollte ihm mal wieder schreiben. Ich weiß aber nicht, ob das mit seinem amerikanischen Handy in Deutschland klappt.
SPOX: Wir können Ihnen Harris' neue deutsche Nummer geben...
Olynyk: Das wäre klasse! Dann schreibe ich ihm direkt nachher einmal.
SPOX: Was muss Harris tun, um in die NBA zurückzukehren?
Olynyk: Er muss weiter hart an sich arbeiten, so wie er es schon immer getan hat. Elias ist ein sehr guter Spieler. Er braucht aber Spielzeit, um sein Können unter Beweis zu stellen. Es kommt darauf an, welches Team ihm eine Chance gibt.
SPOX: Inwieweit muss er sich spielerisch verbessern?
Olynyk: Auf jeden Fall muss er die offenen Drei-Punkte-Würfe noch konstanter treffen.
Elias Harris im Interview: "Meine Leistungen haben gepasst"
SPOX: Dann wäre er bereit für einen Wechsel zu den Boston Celtics?
Olynyk: Genau. (lacht) Es wäre ein Traum, wieder mit Elias zusammenspielen zu können. Bei den Lakers spielte er ja schon gemeinsam mit Robert Sacre, einem weiteren früheren Teamkollegen aus Gonzaga.
SPOX: Sie stammen aus Kanada, sind in Toronto geboren. Warum sind Sie kein Eishockeyprofi geworden?
Olynyk: Als ich ein kleiner Junge war, habe ich es ausprobiert. Aber im Basketball bin ich definitiv talentierter.
SPOX: Wie alt waren Sie bei Ihren Eishockey-Versuchen?
Olynyk: Vielleicht fünf oder sechs Jahre. Jedes Kind in Kanada geht irgendwann mal aufs Eis und nimmt dabei einen Schläger in die Hand. Eishockey ist unser Nationalsport. Die Temperaturen in unserem Land sind immer ziemlich frostig, daher gibt es viele zugefrorene Seen, auf denen man Eislaufen oder Eishockey spielen kann.
SPOX: Warum sind Sie dann Basketballer geworden?
Olynyk: Das hat mit meiner familiären Prägung zu tun, weil auch meine Eltern eine große Verbindung zum Basketball haben. Daher gab es für mich fast keine andere Chance, als Basketballer zu werden. (lacht) Meine Eltern lieben Basketball. Diese Liebe haben sie auf mich übertragen.
SPOX: Was machen Ihre Eltern genau?
Olynyk: Mein Vater Ken ist Basketball-Trainer. Er war jahrelang Coach der University of Toronto und verschiedener Jugend-Nationalmannschaften.
SPOX: Ein Vater, der Trainer ist - kann das gut gehen?
Olynyk: Es kann hart sein, aber auch ein Segen. Er weiß so viel über das Spiel und konnte mir eine ganze Menge beibringen, als ich jung war. Ich kann ihn alles fragen, er weiß über alles und jeden Bescheid. Er ist wie ein wandelndes Basketball-Lexikon. Sein Basketball-IQ ist enorm groß. Für mich als junger Spieler ist es großartig, so einen Menschen an meiner Seite zu wissen, der selbst auf hohem Level im Basketball tätig ist. Das gibt mir Sicherheit.
SPOX: Und Ihre Mutter Arlene?
Olynyk: Sie saß jahrelang bei den Toronto Raptors am Anschreibetisch und war für die Spielstand-Anzeige zuständig. Außerdem hat sie selbst Basketball gespielt und war lange als Schiedsrichterin aktiv. Auch sie kennt sich in diesem Sport wahnsinnig gut aus. Ansonsten hätte sie es wohl auch nie mit meinem Vater ausgehalten. (lacht)
SPOX: Haben Sie Geschwister, die Basketball spielen?
Olynyk: Ja, meine kleine Schwester Maya, sie spielt am College. Sie ist ebenfalls sehr talentiert. Wenn sie hart genug arbeitet, kann sie es vielleicht in die WNBA schaffen. Aber sie hat in diesem Jahr gerade erst mit dem College begonnen, von daher hat sie noch ein bisschen Zeit.
SPOX: Wer hat längere Haare? Ihre Schwester oder Sie?
Olynyk: Meine Schwester! Aber nur knapp. (lacht)
SPOX: Geboren und aufgewachsen in Toronto: Ist es für Sie ein Traum, irgendwann einmal für die Raptors zu spielen?
Olynyk: Als ich ein kleiner Junge war, war das definitiv mein Traum. So ist das ja in jeder anderen Stadt auch. Wenn man zum Beispiel in New York aufwächst, will man unbedingt einmal für die Knicks spielen. So war das bei mir und den Raptors ebenfalls.
SPOX: Sind Sie ein Raptors-Fan?
Olynyk: Ja, ich habe die Raptors schon immer ganz eng verfolgt. Eine Dauerkarte hatte ich zwar nicht. Aber das ist der große Vorteil, wenn man sein Hobby mit den Eltern teilt: Wenn die Spiele nicht zu spät abends waren, haben sie mich immer mit in die Arena genommen. Schon als kleiner Junge. Das waren häufig Familienausflüge.
SPOX: Sind Sie auch Fan von Drake, dem weltberühmten Rapper, der als Botschafter für die Raptors aktiv ist?
Olynyk: Na klar! Er ist ein toller Künstler und ein großartiges Aushängeschild für Toronto.
SPOX: Was ist Ihr Lieblingslied?
Olynyk: Puh, gute Frage, ich mag alles von ihm. Sein letztes Album "Nothing was the same" war großartig, ebenso sein vorheriges "Take Care". Ich habe viele Lieblingslieder von ihm, daher kann ich mich jetzt schwer auf eines festlegen. (lacht)
SPOX: Ist es für Sie immer noch ein Traum, für die Raptors zu spielen?
Olynyk: Ich hätte definitiv nichts dagegen. Ich liebe die Raptors, ich liebe die Stadt Toronto. Es wäre genial, für die Heimstadt zu spielen und sie repräsentieren zu dürfen. Aber ich will momentan überhaupt nicht klagen: Auch Boston ist eine großartige Stadt, und die Celtics sind vielleicht die legendärste Franchise der gesamten NBA. Daher bin ich auch wahnsinnig glücklich, hier spielen zu dürfen.
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