Nach seinen Engagements bei den Houston Rockets und den Philadelphia 76ers spielt Tim Ohlbrecht inzwischen wieder in der D-League und überzeugt mit starken Leistungen. Im SPOX-Interview spricht er über seine Erfahrungen, den Hype um deutsche Talente, Dennis Schröder und eine mögliche Europarückkehr.
SPOX: Herr Ohlbrecht, es läuft aktuell wirklich gut bei Ihnen. Die Krönung war ihr starkes 29/20-Spiel gegen die Texas Legends. Was sind die Gründe für ihre Leistungsexplosion zuletzt?
Tim Ohlbrecht: Ich bin mittlerweile im Team angekommen und habe meinen Rhythmus im leicht veränderten System gefunden. Das hat am Anfang etwas gedauert, aber 2014 läuft es wirklich viel besser.
SPOX: Dabei hatten Sie anfangs nach ihrer Rückkehr ein paar Probleme. Woran lag das? Hat sich die Spielweise im Vergleich zur Vorsaison so stark geändert?
Ohlbrecht: Die Spielweise hat sich etwas verändert und natürlich mussten wir uns auch erst wieder finden. Jetzt wird auch das Spiel "Inside" etwas mehr gesucht und das hilft mir in der Offensive.
SPOX: Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie zurück zu den Vipers gewechselt sind? Gab es nach Ihrer Entlassung bei den Rockets weiter Kontakt?
Ohlbrecht: Ja, den Kontakt zu den Vipers haben mein Agent und ich die ganze Zeit gehalten. Nachdem ich bei den Sixers raus war, gab es einige Gespräche und Optionen mit Teams, hauptsächlich in Europa, am Ende habe ich mich für die vertraute Situation bei den Vipers entschieden.
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SPOX: Der schnelle und stark auf Dreier ausgelegte Spielstil der Vipers kommt nicht nur Ihnen entgegen, sondern ähnelt auch dem der Houston Rockets. Ist eine Rückkehr zu Ihrem ehemaligen Team für Sie auch eine Option?
Ohlbrecht: Ich konzentriere mich auf die Spiele hier mit den Vipers und versuche, jedes Spiel eine gute Leistung zu liefern. Ob dann etwas mit der NBA klappt, werden wir sehen.
spoxSPOX: Gibt es Kontakt zu anderen Teams?
Ohlbrecht: Mein Agent hält Kontakt mit vielen Teams in den USA und auch in Europa. Ich selbst will mich auf meine Spiele konzentrieren. Der Rest kommt dann!
SPOX: In der Vorsaison schlugen Sie einen 10-Tages-Vertrag bei den Celtics aus, da Sie Signale bekamen, dass in Houston ein langfristiger Vertrag winken würde. Schließen Sie 10-Tages-Verträge generell aus oder wäre das auch eine Möglichkeit?
Ohlbrecht: Ich schließe gar nichts aus. Damals habe ich das ja auch nicht einfach ausgeschlagen, sondern es gab eben sehr deutliche Signale. Das ist in der Außerdarstellung vielleicht alles etwas falsch rübergekommen, denn das Interesse der Celtics hat mich sehr gefreut.
SPOX: Wie wichtig wäre eine Nominierung für das D-League-All-Star-Game für ein mögliches Engagement in der NBA?
Ohlbrecht: Bei mir lief der erste Teil dieser Saison nicht optimal. Es wäre toll, beim All-Star-Game dabei zu sein, aber der Fokus liegt ganz klar auf der Saison und ich denke auch, dass NBA-Teams mehr auf die Saison geben und nicht so sehr auf das All-Star-Game schauen. Letztes Jahr war es eine tolle Veranstaltung und Erfahrung und ich wäre gerne wieder dabei.
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SPOX: Tony DiLeo zeigte gegenüber Spox Verständnis für ihre Entscheidung, sich in der D-League beweisen zu wollen und rechnete ihnen gute Chancen aus, dass es erneut mit einem NBA-Engagement klappt. Fühlen Sie sich durch diesen Zuspruch bestätigt?
Ohlbrecht: Ich habe mich gefreut, als ich das Interview damals gelesen habe.
SPOX: War eine Rückkehr nach Europa eine Option?
Ohlbrecht: Auf jeden Fall war es eine Option und es wird auch im Sommer wieder ganz klar eine sein. Wir werden sehen, wie diese Saison am Ende gelaufen ist und dann gucke ich weiter.
SPOX: Wie schwierig war es für Sie, sich wieder auf die D-League einzulassen, nachdem Sie die Glamourwelt NBA kennengelernt hatten?
Ohlbrecht: Natürlich ist da ein großer Unterschied zwischen NBA und D-League und es war eine tolle Zeit bei den Rockets und Sixers. Mir war aber auch immer klar, dass das schnell beendet sein könnte. Jetzt ist das natürlich auch Motivation, mich wieder für ein NBA-Team zu empfehlen oder für andere internationale Teams.
Seite 2: Ohlbrecht über Schröders Hype, die deutsche Welle und die WM 2014
SPOX: Vor der Saison haben sie unter anderem ihre Arbeit mit einem Ernährungsberater sowie ihre Extra-Schichten im Trainingsraum betont. Nachdem es in Houston und Philly nicht klappte, haben Sie etwas in der Trainingsarbeit geändert?
Ohlbrecht: Ich habe bei den Sixers ja fast die ganze Vorbereitung gemacht. Von daher gab es nicht viel Bedarf oder Raum etwas zu verändern. In der Zeit bis zu meiner Entscheidung wieder für die Vipers zu spielen, habe ich weiter trainiert um "ready" zu bleiben.
SPOX: Wie haben Sie sich überhaupt fit gehalten? Wie stellt man sich das vor? Sind Sie täglich alleine in die Halle oder wie läuft das ab?
Ohlbrecht: Ja, ich habe viel Zeit im Kraftraum und in der Halle verbracht. Es war sicherlich nicht ganz einfach, weil ich nicht im Team-Training war. Ich habe trotzdem Gas gegeben und jeden Tag mehrere Einheiten gemacht.
SPOX: Nach dem anfänglichen Hype um Dennis Schröder ist es um ihn nun wieder wesentlich ruhiger geworden. Elias Harris ist nach Deutschland zurückgekehrt. Stellt man sich in Deutschland den Übergang in die NBA zu einfach vor?
Ohlbrecht: Ich habe mich sehr für Dennis gefreut, als er gedrafted wurde, und es läuft im Moment gut bei den Hawks. Elias scheint sich in Bamberg auch sehr wohl zu fühlen und die Chance bei den Lakers hatte er sich mit seiner harten Arbeit nach der College-Saison und seinen Leistungen im Sommer verdient. Ich habe schon den Eindruck, dass viele es sich leichter vorstellen als es ist. In der NBA herrscht ein harter Kampf um die Plätze und es wird einem nichts geschenkt. Die Umstellung vom Leben in Europa auf das Leben hier in den USA ist auch wirklich groß und macht es nicht leichter.
SPOX: Es gab teils sogar Häme nach den Entlassungen. Bekommen Sie das mit? Wie gehen Sie damit um?
Ohlbrecht: Ich selbst bekomme davon wenig mit. Natürlich lese ich mal was oder bekomme etwas erzählt. Ich versuche das gar nicht an mich ran zu lassen. Ich kann doch sowieso nicht kontrollieren, was andere Leute denken.
SPOX: Harris bemängelte im SPOX-Interview, dass er zu wenige Chancen bekommen hat. Sie haben auch nicht gerade viele Bewährungschance bekommen. Wie geht man damit um?
Ohlbrecht: Natürlich ist das hart und manchmal fühlt es sich ungerecht an. Aber es bleibt einem ja nichts anderes übrig, als weiter zu trainieren und sich anzubieten.
SPOX: Haben Sie aktuell Kontakt zu den anderen Deutschen? Nowitzki? Schröder? Kaman?
Ohlbrecht: Nein, wir alle haben unsere eigenen "Baustellen" denke ich. Mit ein Jungs in Europa maile ich und verfolge, wie es bei denen läuft.
SPOX: Die deutsche Welle ist ein wenig abgeebbt. Glauben Sie, dass dies nur ein kurzfristiges Phänomen war oder werden wir zukünftig mehr Deutsche in der NBA sehen?
Ohlbrecht: Da wurde auf einmal ein riesen Hype gemacht und es wurden große Erwartungen geschürt. Vielleicht war das einfach zu viel. In Deutschland gibt es eine Menge junge Talente und ich bin sicher, dass Deutschland einige gute Spieler in den kommenden Jahren hervorbringen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige auch den Weg Richtung NBA schaffen können oder es zumindest versuchen werden und das kann ja auch klappen.
SPOX: Wer könnte als nächstes den Sprung aus Deutschland schaffen?
Ohlbrecht: Da kann und möchte ich nicht spekulieren. Das wäre den Spielern gegenüber nicht fair. Ich kann nur sagen, dass das Thema NBA nicht unterschätzt werden darf und am Ende geht es nur über harte Arbeit und auch ein wenig Glück.
SPOX: Schröder hatte zwischenzeitlich einige Probleme, hat sich zuletzt aber wieder aus dem Loch herausgekämpft. Wie bewerten Sie seine Rookie-Saison?
Ohlbrecht: Ich habe ja keine wirklichen Einblicke. Ich habe mich, wie gesagt, sehr für ihn gefreut als die Hawks ihn gepickt haben. Ich denke, er macht seine Sache gut und wird seinen Weg gehen. Im Moment bekommt er wieder Spielzeit und nutzt diese auch. Ich drücke ihm die Daumen, dass es weiter so läuft.
SPOX: Der DBB hat seine Bewerbung für eine Wildcard bei der WM 2014 zurückgezogen. Wie haben Sie die Entscheidung aufgenommen?
Ohlbrecht: Die finanziellen Anforderungen waren schon unfassbar hoch. Von daher finde ich die Entscheidung richtig. Natürlich will man als Spieler bei einer WM dabei sein, aber nicht um jeden Preis und einkaufen ist ja immer so eine Sache.
SPOX: Reizt es Sie jetzt nicht besonders für die Nationalmannschaft spielen zu können? Mit Dennis Schröder, Elias Harris, Tibor Pleiß und Ihnen verfügt das Team über einen sehr talentierten und auch international erfahrenen Kern.
Ohlbrecht: Die Nationalmannschaft ist immer eine tolle Sache für mich gewesen und wird es auch weiterhin sein. Vor einigen Jahren haben viele noch Angst gehabt, ob in Deutschland etwas nach kommt. Jetzt sieht das anders aus und wir haben echt viele Spieler, die für die Nationalmannschaft in Frage kommen.