NBA

Die Besen bleiben daheim

Von Ole Frerks
Dirk Nowitzki sicherte sich mit den Dallas Mavericks in Spiel 2 den Heimvorteil
© getty

Rick Carlisle hat aus der Auftaktniederlage die richtigen Schlüsse gezogen. Während Shawn Marion und DeJuan Blair in Spiel 2 gegen die San Antonio Spurs den Ton angeben, ist Dirk Nowitzki noch immer nicht richtig in der Serie angekommen. In jedem Fall scheint das Duell deutlich offener als vorher angenommen.

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Was war nicht alles über diese Serie geschrieben worden. Kaum jemand hatte den Mavs auch nur einen Sieg zugetraut, der kollektive Besen durfte in San Antonio schon einmal aus dem sprichwörtlichen Schrank geholt werden, so das Credo. Zu gut, zu variabel schienen die Spurs, zu weich, zu defensivschwach, zu sehr in den Sprungwurf verliebt ihre ewigen Rivalen. Das alte Lied.

Spiel 1 schien diese Einschätzung zu bestätigen. Zwar führten die Mavs lange, am Ende bekamen sie aber keinen Stop mehr und minutenlang wollte kein Wurf mehr fallen. Das Spiel ging verloren. Ein Schicksal, das alle vermeintlich "weichen" Teams in den Playoffs früher oder später ereilt.

Spiel 2 lieferte dann ein komplett anderes Bild. Nach zehn Niederlagen in Folge gegen die Spurs dominierte Dallas in dieser Partie nach Belieben. Und das fing mit Defense, Toughness, Hustle und Rebounds an - Qualitäten, für die Dallas nicht gerade berühmt ist.

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Carlisle: Coach of Game 2

"Playoff-Spiele sind eine physische Herausforderung", erklärte Rick Carlisle, "wenn du nicht mit der richtigen Haltung rangehst, landest du auf dem Hintern. Wir haben da heute früh den Ton angegeben."

Carlisle selbst war es dabei zu verdanken, dass die Mavs diese starke Vorstellung hinlegten. Beispielsweise mit der Entscheidung, Backup-Banger DeJuan Blair deutlich mehr spielen zu lassen. Oder mit dem allgemeinen Fokus auf bessere Defense, der zu rekordverdächtigen 24 Spurs-Turnovern führte.

Vor dem Spiel hatte Carlisle die Auszeichnung Gregg Popovichs als "Coach of the Year" noch mit der rhetorischen Frage kommentiert, warum dieser die Auszeichnung nicht einfach jedes Jahr erhält, und hinzugefügt, dass er Pop für den besten Coach der Liga-Historie halte. "Coach of Game 2" war indes ganz klar Carlisle.

Matrix: Reloaded

Interessanterweise war es offensiv nicht Nowitzki, der die Partie dominierte. Der Deutsche kam nur auf 16 Punkte (bei 19 Würfen!), über die Serie hat er nur ein Drittel seiner Würfe getroffen. Stattdessen waren es Monta Ellis, Jose Calderon, Devin Harris, Vince Carter oder eben Blair, die effizient punkteten.

Allen voran war es aber Shawn Marion, der mit seinem überragenden Two-Way-Game Erinnerungen an die 2011er Playoffs weckte. Defensiv als Kettenhund aktiv, vorne mit seinem unkonventionellen Spiel brutal effizient (8/10 FG!) - Carlisle bezeichnete die Leistung der Matrix zu Recht als "phänomenal". Marion zeigte mal wieder, dass er auch mit beinahe 36 Jahren noch zu den besten Allroundern der Liga zählt.

Noch nichts erreicht

Es war die Vielseitigkeit des Teams, die überragende Energie-Leistung der älteren Herren sowie das taktische Genie von Carlisle, die den Mavs diesen Sieg und den daraus resultierenden Heimvorteil bescherten. Es war indes auch ein ganz mieser Abend der Spurs, wenn man vom starken Manu Ginobili absieht.

Die Mavs wissen dies ganz genau einzuschätzen und sind sich bewusst, dass mit diesem Sieg noch nichts erreicht ist. 24 Turnover, 62 Prozent von der Freiwurflinie und nur 32 Rebounds sind wohl keine Werte, die man in den kommenden Spielen erneut von San Antonio sehen wird.

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Carlisle gibt sich daher auch im Moment des (Teil-)Triumphes als König des Understatements. Angesprochen auf die Schach-Partie, die sich er und Popovich in dieser Serie noch liefen würden, sagte Carlisle: "Naja, das Matchup zwischen uns ist eigentlich keins. Ich fühle mich, als würden Felsen auf mir gestapelt werden. Er wird sich für Spiel 3 schon etwas einfallen lassen, worauf ich dann wieder reagieren muss."

"Monumentale Aufgabe"

Einen Trumpf haben allerdings auch die Mavericks noch in der Hinterhand - es ist kaum anzunehmen, dass Nowitzki auch in den kommenden Partien derart ineffizient werfen wird. Das heimische Publikum wird auch ihm noch einmal einen Schub geben.

Es muss alles zusammenlaufen, die Energie muss stimmen, die Würfe müssen fallen - dann sind die Mavs nicht chancenlos. Es bleibt weiterhin eine "monumentale Aufgabe" (Carlisle) und Dallas bleibt trotz Heimvorteil glasklarer Außenseiter. Aber dass man nun überhaupt über die Möglichkeit eines Weiterkommens diskutieren kann, ist bereits ein großer Erfolg.

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