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Pacers: So spielt man Playoffs!

Von Jan-Hendrik Böhmer
Paul George und Roy Hibbert verhalfen den Pacers zum Sieg über Atlanta
© Getty

Die Indiana Pacers stehen in der nächsten Runde der Playoffs. In Spiel 7 besiegten sie die Atlanta Hawks mit 92:80 (Boxscore) und treffen damit auf die Washington Wizards. Bester Spieler war Paul George mit 30 Punkten.

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Wer vor dem Beginn dieser Serie gesagt hätte, dass die Hawks gegen die Pacers so lange durchhalten und dem Top-Seed ein siebtes Spiel aufzwingen, der wäre vermutlich ausgelacht worden. Hätte derjenige dann auch noch behauptet, dass dieses siebte Spiel ein über weite Strecken spannendes Ding werden würde, er wäre vermutlich endgültig für verrückt erklärt worden. Doch: In diesen Playoffs scheint einfach alles möglich.

Und das galt auch für Spiel 7 zwischen den Pacers und Hawks. Am Ende gewann zwar Indiana - und das recht deutlich - doch die Hawks verkauften sich insgesamt deutlich besser als von vielen erwartet. Zum Verhängnis wurde ihnen am Ende vermutlich eine schlechte Wurfquote (30 Prozent aus dem Feld), wobei sie besonders viele eigentlich offene Würfe vergaben.

Bester Scorer für Atlanta war noch Kyle Korver mit 19 Punkten, der außerdem 5 seiner 10 Dreier traf. Jeff Teague steuerte 16 Punkte bei, Paul Millsap kam nach einem schwachen Start noch auf ein Double-Double (15 Punkte, 17 Rebounds). Dennis Schröder kam im letzten Spiel der Saison nicht zum Einsatz.

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Bei den Pacers war Paul George der bestimmende Spieler (30 Punkte, 11 Rebounds). Auch Lance Stephenson brachte immer wieder Energie in die Partie und kam am Ende mit 19 Punkten und 14 Rebounds ebenfalls auf ein Double-Double.

Für Roy Hibbert verlief die Partie ebenfalls erfreulich. Nachdem er in der Serie bisher keine gute Figur angegeben hatte, konnte er sich deutlich steigern. Mit 13 Punkten und 7 Rebounds zeigte er seine beste Leistung der vergangenen Spiele.

Die Reaktionen:

Frank Vogel (Coach Pacers): "Paul George hat uns und unsere Offensive heute wirklich auf seinen Schultern getragen. Er blüht in solchen Spielen einfach auf. Je mehr auf dem Spiel steht, desto besser spielt er."

Paul George (Pacers): "Irgendwann mussten sie einfach nachlassen. Wir haben Atlanta im Laufe der Serie sehr in die Mangel genommen und dadurch ermüdet. Heute hat sich das gezeigt. Ihre Beine waren nicht mehr so frisch, deshalb fielen die Jumper nicht mehr so."

Mike Budenholzer (Coach Hawks): "Natürlich ist es eine bittere Niederlage. Aber die Art und Weise, in der sich das Team in dieser Serie präsentiert hat, wie die Spieler gekämpft haben, das ist etwas, auf das wir stolz sein können."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Keine Veränderungen auf beiden Seiten. Für die Pacers starten David West, Paul George, Roy Hibbert, George Hill und Lance Stephenson. Bei Atlanta stehen Paul Millsap, DeMarre Carroll, Pero Antic, Jeff Teague und Kyle Korver in der Starting Five.

3.: Teague mit dem Steal gegen Hibbert und dann dem vollendeten Layup mitten in die Anfangseuphorie der Pacers-Fans. Gleich danach schnappt sich der Guard den nächsten Ball und legt für Stephenson vor. Die Pacers treffen hingegen bisher gar nichts. 0/6 aus dem Feld. Die Folge: Die frühe 4:0-Führung für Atlanta.

6.: Oh Boy! Was für ein Spiel. West mit einem wunderbaren Pass auf George, der mit einem krachenden Dunk versenkt. Auf der anderen Seite Korver mit zwei Dreiern direkt hintereinander. Hier geht es richtig zur Sache. 12:7 Hawks.

9.: Erste Führung für Indiana! Und das liegt vor allem an Roy Hibbert. Der Pacers-Center dreht nach den letzten schlechten Spielen richtig auf und hat bereits 8 Punkte und 3 Rebounds auf dem Konto. Der Big Man ist zudem auf beiden Seiten des Courts aktiv und fast immer anspielbar. Aktuell ist er der Hauptgrund für das 17:16 für Indiana.

15.: Enges Spiel: Erst die Hawks mit einem 7:0-Run, dann wieder die Pacers am Drücker. Seitdem geht es immer im Gleichschritt. Korver für Atlanta mit dem Dreier plus Foul nach einem starken Screen von Antic, für die Pacers setzt sich George stark gegen Korver durch und schließt mit einem Jumper ab. Atlanta aktuell mit einem Punkt in Führung.

22.: Die Hawks schießen weiter fleißig von Downtown: Bereits 16 Versuche von der Dreierlinie. Doch abgesehen von Korver (3/4) fallen die Bälle bei den Startern aus der Distanz bisher nicht. Millsap, Carroll und Antic noch komplett ohne Treffer von Downtown bei zusammen 7 Versuchen. Indiana deshalb mittlerweile mit 4 Punkten vorne - und im Angriffsmodus!

24.: Unglaublicher Run der Pacers! Binnen kurzer Zeit baut Indiana die Führung bis auf 11 Punkte aus. Besonders stark dabei: Paul George. Der Forward lässt Teague in der Transition einfach stehen und trifft außerdem einen kniffligen Wurf von der Baseline. Ganz feine Leistung hier vor der Pause. Zum Ende Mahinmi noch mit einem Monster-Block gegen Teague. Indiana führt mit 47:36.

Der LEAGUE PASS: Schaue alle Spiele der Playoffs!

27.: Atlanta kommt deutlich besser aus der Kabine. Millap trifft endlich seinen ersten Wurf aus dem Feld, Teague zieht mit einem starken Dribble in der Paint ein seltenes Foul. Doch dann kommt Lance Stephenson... Nach Hibberts Block gegen Millsap schnappt er sich den Rebound, zieht elegant an Korver vorbei und spielt dann einen ganz feinen Pass auf Hill. Slam! 51:40 Pacers.

33.: Die Hawks nehmen weiterhin unglaublich viele Dreier - treffen davon aber keinen (0/7 bisher im dritten Viertel). Erst Mack kann den Bann wenig später brechen. Auf der anderen Seite dann allerdings Stephenson mit einem Monster-Dunk über drei Verteidiger! 64:50-Führung für die Pacers.

36.: Jetzt nimmt die Partie noch einmal richtig Fahrt auf. Die Pacers führen zwar weiterhin, doch Atlanta macht noch einmal Druck. Verantwortlich für den Push: Mike Scott und Shelvin Mack. Während viele der Starter weiter schlecht treffen, gehen die beiden Reservisten auf einen Run. Beide haben bereits jeweils 13 Punkte und 3 Dreier. Nur noch 8 Punkte Rückstand.

41.: Es ist nicht zu fassen. Es geht weiter munter hin und her. Nach der Hawks-Offensive liefert nun Paul George eine unglaubliche Show ab und sorgt damit dafür, dass Atlantas Aufbegehren ein schnelles Ende findet. Oder etwa doch nicht? Denn dann kommen Millsap und Scott mit vier schnellen Punkten. Dennoch: 80:68 für die Pacers.

48.: Aus und vorbei! Die Hawks versuchen es zum Ende mit Dreiern und kommen noch einmal näher ran - doch es reicht nicht. Ein würdiges Finale für eine starke Serie von beiden Teams. Indiana trifft jetzt auf die Washington Wizards.

Indiana Pacers vs. Atlanta Hawks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Paul George. Der Pacers-Forward trieb sein Team in den Minuten vor der Pause an und war damit verantwortlich für den ersten großen Push und den Konter nach dem starken Auftakt der Hawks. Dabei glänzte er nicht nur immer wieder mit starken offensiven Aktionen (zum Beispiel gegen Teague) und war sich auch nicht zu schade, Fouls auf sich zu nehmen - sondern langte auch in der Defensive ordentlich zu. Kurz: PG tat genau das, was man von einem Team-Leader in einem siebten Spiel erwartet: er übernahm die Kontrolle. Auch als die Hawks gegen Ende der Partie noch einmal angriffen, war George immer wieder da, um das Momentum zu brechen. Am Ende standen für ihn 30 Punkte und 11 Rebounds auf dem Zettel - was ihn zum besten Scorer der Partie machte.

Der Flop des Spiels: Pero Antic. Lange Zeit stand sein Teamkollege Millsap ganz oben auf der Liste. Doch während der sich im Laufe des Spiels noch deutlich verbesserte (siehe unten), kam von Antic bis zum Ende nichts. Der Hawks-Center traf keinen seiner Würfe aus dem Feld (0/5) und stand am Ende komplett ohne Punkte da. Gegen Ende wurde er dann immer mehr durch Mike Scott (15 Punkte, 3 Rebounds) ersetzt, der seine Sache deutlich besser machte. Insgesamt kam von Antic wieder zu wenig. Auch DeMarre Carroll blieb nach dem schwachen Spiel in Game 6 erneut blass.

Das fiel auf:

  • Vor dem Spiel wurde erneut viel darüber diskutiert, ob die Pacers nicht ohne Roy Hibbert besser dran wären. Kein einziger Punkt in den letzten beiden Spielen. Fortwährende Kritik. Doch Coach Frank Vogel ließ seinen Center trotzdem in der Starting Five - und wurde belohnt. Gleich im ersten Viertel kam Hibbert gut ins Spiel und steuerte wichtige Punkte bei. Er schien wie ausgewechselt. Immer wieder war er anspielbar, stand bei Rebounds genau richtig. Die Hawks stellten sich dann ein wenig besser auf ihn ein und bekamen sein Scoring unter Kontrolle, dennoch eine deutliche Steigerung für Hibbert.
  • Paul Millsap erlebte eine Achterbahnfahrt. Der Hawks-Forward, der in der Serie bisher für Atlanta so wichtig war, tauchte erst lange Zeit komplett ab. In der ersten Halbzeit traf er keinen seiner Würfe aus dem Feld (0/8) - seine einzigen Punkte kamen von der Freiwurf-Linie. Besonders zu Beginn verpasste er einfachste Layups und offene Würfe und stand damit stellvertretend für die Wurfschwäche seines Teams. Zwar schnappte sich Millsap gleich zu Beginn einige Bälle von den Pacers, sicherte sich zudem viele Rebounds (17) und kam in der zweiten Hälfte noch besser ins Spiel, doch da liefen die Hawks bereits einem großen Rückstand hinterher. Am Ende kämpfte er sich dann aber in die Partie zurück und wurde noch zu einem wichtigen Teil der letzten Bemühungen der Hawks (15 Punkte, 4 Assists, 4 Steals).
  • Die Pacers erlaubten sich besonders zu Beginn viele Turnover (17 insgesamt - 11 alleine in der ersten Hälfte) - doch Atlanta konnte davon nur bedingt profitieren (13 Punkte als direktes Resultat). Das passte ins Bild. Denn insgesamt standen sich die Hawks oft selbst im Weg. Sie taten sich schwer, die vielen, sich bietenden Möglichkeiten auch zu verwandeln. Immer wieder legte Teague zum Beispiel nach seinen schnellen Trips in die Paint auf seine unbewachten Teamkollegen ab - doch die vergaben offene Würfe. Gerade einmal 30 Prozent aller Würfe aus dem Feld fielen.
  • Die Hawks stehen sich selbst im Weg, Teil II: Atlanta brach zwar den Rekord für die meisten Würfe von Downtown in einer Playoff-Serie - doch gebracht hat es ihnen am Ende wenig. Und das vor allem deshalb, weil von den Startern lediglich Kyle Korver (5/10) überhaupt irgendetwas von Downtown traf. Die Quote der verbliebenen Starter war verheerend: 0/15. Mike Scott und Shelvin Mack brachten zwischenzeitlich ein wenig Aufschwung von der Bank, mussten am Ende aber auch wilde würfe nehmen und konnten die Dreier-Quote (25 Prozent) daher auch nicht deutlich anheben.
  • Das war Playoff-Basketball! Harte Screens, technische Fouls, Emotionen. Langweilig wurde es den Fans mit Sicherheit nicht. Lance Stephenson schnaufte gleich mehrfach abseits des Geschehens schräg hinter der Pacers-Bank durch, um nicht die Nerven zu verlieren. Dennoch musste er nach einer harten Aktion gegen Millsap ein technisches Foul einstecken. Auch West und Carroll gerieten aneinander. Und die Stimmung übertrug sich auf die Ränge. Party im Fieldhouse.

Die Playoffs im Überblick