Niemanden belastete der Klimaanlagen-Ausfall in San Antonio so sehr wie LeBron James. Von Krämpfen geplagt, fehlte der Superstar in der entscheidenden Phase in Spiel 1 der NBA Finals gegen die Spurs. Die Miami Heat brachen ein und LeBron wird mal wieder kritisiert.
Man kann die Uhr danach stellen. Sobald LeBron James etwas macht oder eben nicht macht, kommen die Vergleiche zu Michael Jordan. Das begleitet Miamis Superstar die ganze Karriere und wenn wir ehrlich sind, will er es auch nicht anders. Es ist sein natürlicher Anspruch.
So war es nicht verwunderlich, dass gleich Vergleiche zwischen James' von Krämpfen verursachter Aufgabe und dem legendären Flu-Game von Jordan gezogen wurden. Hohn und Spott ergoss sich via Twitter über den Superstar. LeBron polarisiert eben.
"Es war das komplette linke Bein!"
Es war Schicksal, dass ausgerechnet King James die ausgefallene Klimaanlage im AT&T-Center am meisten zu schaffen machte. Der Forward stand im vierten Viertel nur fünf Minuten auf dem Feld. Mit 7:31 verbleibenden Minuten auf der Uhr musste James das erste Mal vom Feld. "Es war das komplette linke Bein! Verdammt, eigentlich war es die komplette linke Seite", fluchte James nach Spielende.
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Knapp vier Minuten vor Schluss unternahm er zwar noch einen Versuch, musste aber nach einem erfolgreichen Korbleger einsehen, dass es nicht mehr ging. "Ich habe eine Menge Flüssigkeit während des Spiels verloren. Es war extrem heiß im Gebäude. Das haben beide Teams, die Fans und jeder hier gespürt." LeBron wollte es gar noch einmal versuchen, aber Coach Erik Spoelstra stoppte ihn. "Denke nicht einmal darüber nach. Du kannst dich nicht einmal bewegen."
Die Halle in Texas hatte sich auf über 32 Grad Celsius aufgeheizt. Bereits während des Spiels erhielt der Superstar daher Infusionen, in der Halbzeit wechselte er sogar seinen kompletten Dress. Es half alles nichts. In der entscheidenden Phase konnte er nur tatenlos zusehen, wie San Antonio mit einem Lauf den 7-Punkte-Rückstand umbog und sich Spiel 1 sicherte.
Mit "Frust und Wut" beschrieb er seine Gefühlslage nach der Partie. "Auf der anderen Seite ist es etwas, dass man versuchen muss, zu verhindern und zu kontrollieren. Ich habe alles an Flüssigkeiten, die ich brauche, zu mir genommen. Ich habe mein normales Programm abgespult, aber es war unvermeidlich. Es stinkt mir, dass ich nicht für das Team da sein konnte, gerade jetzt in dieser Phase der Saison." NBA
Meilenstein für LeBron
Dabei hatte LeBron zuvor alles dafür getan, dass die Heat einen guten Start in die Finals hinlegten. In 33 Minuten legte er nicht nur 25 Punkte hin, sondern ist nun auch neben Jordan und Kobe Bryant der einzige Spieler, dem mindestens 4000 Punkte, 1000 Assists und 1000 Rebounds in den Playoffs gelangen. Dass er dafür 18 Spiele weniger als MJ und 57 Partien weniger als Kobe brauchte, dürfte seinen Kritikern ganz egal sein. Sie hatten ihre Story und es war Wasser auf ihren Mühlen.
Wieder einmal war James in ihren Augen in einer entscheidenden Partie nicht da. Wieder einmal biss er nicht auf die Zähne. Wieder einmal hielt er den Vergleich zu den ganz Großen der Liga nicht stand.
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Doch es dauerte nicht lange, da sprang ihm der erste dieser Großen zur Seite. Pistons-Legende Isiah Thomas, der vor 26 Jahren unter höllischen Knöchelschmerzen ein 25-Punkte-Viertel hinlegte, ergriff massiv Partei für James: "Es gibt keine Möglichkeit, damit zu spielen. Das müssen die Leute einfach begreifen. Es gibt einfach keine Möglichkeit."
Weitere aktuelle und ehemalige NBA-Spieler sahen es ähnlich. "Jeder, der LeBron jetzt niedermacht, weil er nicht mehr weiterspielt, hat niemals schwere Krämpfe gehabt. Du kannst dich im wahrsten Sinne des Wortes nicht bewegen", twitterte etwa Hornets-Forward Anthony Tolliver.
Keine Vorwürfe von Miami
Bei allem Ärger über die Bedingungen in der Halle, ist es Miami hoch anzurechnen, dass niemand den Spurs einen Vorwurf machte oder gar eine Verschwörung witterte. "Normalerweise sind es wir, die zu dieser Jahreszeit die heißere Halle haben, aber beide Teams mussten damit klarkommen. Es ist natürlich bedauerlich, dass das Spiel diesen Lauf genommen hat", erklärte Spoelstra und zollte den Spurs dann Respekt.
"Es hat sich wie ein Schlag in den Magen angefühlt, als unser Leader vom Feld humpelte. Aber wir hatten immer noch die Möglichkeit, die richtigen Plays zu machen. Sie haben auf jeden Fall die besseren Plays in den letzten fünf Minuten gemacht."
Vielleicht kam den Spurs dabei ihre internationale Erfahrung entgegen. Immerhin neun Spieler sind nicht in den USA geboren und außerhalb der NBA sind klimatisierte Hallen eher unüblich. "Mich persönlich hat es nicht beeinflusst. Es hat sich angefühlt wie in Europa, wie bei den Europameisterschaften. Wir haben in Europa nie Klimaanlagen", berichtete Point Guard Tony Parker der Journalisten-Traube.
Bis zu Spiel 2 sollte die Klimaanlage im AT&T-Center wieder laufen. Da trifft es sich gut, dass beide Teams einen Tag mehr zur Erholung haben. Erst in der Nacht zum Montag geht es weiter. Gerade LeBron wird es gebrauchen können. "Ich bin sicher, dass beide Teams froh sind, ein paar Tage Pause zu haben", sagte Spurs-Coach Gregg Popovich und fügte in Hinblick auf die Reparatur staubtrocken an: "Ich hoffe, wir können unsere Rechnung bezahlen."
Da würde sich sonst sicher jemand finden lassen - vielleicht ja LeBron James?