NBA

Stille Dominanz

Tim Duncan gewann in seiner Karriere mit den San Antonio Spurs vier Meisterschaften
© getty

Im Alter von 38 Jahren gehört Tim Duncan noch immer zu den besten Spielern der Liga. Die Finals-Pleite aus dem Vorjahr treibt den Power Forward der San Antonio Spurs an. Gegen die Miami Heat soll sein fünfter Titel her. Sein Vermächtnis ist schon jetzt beeindruckend.

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"Ich will, dass San Antonio gewinnt. Ich will, dass Tim Duncan in Spiel 7 einen Gamewinner trifft. Danach soll er ab in den Spielertunnel und verschwinden. Ich hoffe, dass er dann aufhört. Ich hoffe, dass er diesen letzten Ring holt und damit Grund genug hat, um seine Karriere zu beenden", sagte Mavericks-Besitzer Mark Cuban unlängst in einem launigen Radio-Interview.

Eine Aussage, die vor Respekt nur so strotzt. Zu oft hatte Duncan den Mavs wehgetan. Immer wieder hat er sie aus den Playoffs geworfen. Pick-and-Pop, Bank Shot - drin! Wie ein Schweizer Uhrwerk spult der Power Forward sein Programm ab. Seit nunmehr 17 Jahren gelingt es niemanden, diese Effizienz zu durchbrechen.

Duncan brennt auf Revanche

In den letzten zehn Jahren gewann kein Spieler mehr Partien als Duncan. 622-mal ging The Big Fundamental siegreich vom Platz. Dabei schoss er 50,2 Prozent aus dem Feld und holte zwei seiner vier NBA-Titel.

Dass LeBron James in allen genannten Statistiken nur minimal hinter dem 38-Jährigen liegt, dürfte ihm ziemlich egal sein. Duncan denkt nicht in diesen Kategorien. Auch wenn der Stachel der Vorjahresniederlage noch tief sitzt.

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"Wir haben einfach versucht, es zu verdrängen, damit abzuschließen, daraus zu lernen und nach vorne zu schauen", sagte der Forward vor "The Rematch". Das lässt sich immer so leicht sagen, doch die Spurs und allen voran Duncan haben neue Motivation daraus gezogen.

Der fünfte Ring treibt ihn noch immer an. Duncan will das perfekte Karriereende - wie einst sein Zwilling auf dem Feld. Wie David Robinson. Der Center holte sich zusammen mit Duncan den Titel 2003 und setzte sich anschließend zur Ruhe.

Parker hofft auf weitere Duncan-Jahre

Es folgten anschließend die Meisterschaften 3 und 4 für Timmy und die Spurs. Verlieren war man nicht gewohnt in Texas. Das Erreichen der Finals war gleichbedeutend mit dem Gewinn des Titels. Auch im Vorjahr sah es bereits nach einem weiteren Erfolg aus.

Sekunden vor Ende von Spiel 6 wurden die Absperrbänder schon am Spielfeldrand hochgezogen, die Meisterfeier vorbereitet - bis Ray Allen mit seinem Dreier die Party platzen ließ. Der Ausgang ist bekannt und ohne diesen Ausgang müsste die NBA wohl bereits eine Saison ohne Duncan auskommen. Es wäre eben dieses perfekte Karriereende gewesen.

Tony Parker graut es schon jetzt vor dem Tag, an dem er ohne Duncan und auch ohne Manu Ginobili auf dem Feld stehen wird. "Wenn Duncan und Ginobili zurücktreten, wird es komisch sein. Sie werden ein großes Loch im Locker Room hinterlassen. Ich hoffe, dieser Moment kommt so spät wie irgendwie möglich. Ich weiß, dass beide noch ein Jahr Vertrag haben und wir werden sehen, was danach passiert. Sie sind beide gesund, weil Popovich auf seine Spieler aufpasst und vielleicht wollen sie noch weitermachen", erklärte der Point Guard dem französischen Portal "basket-infos-com".

Effektivität in Person

In der Tat macht Duncan immer noch einen fitten Eindruck. Ähnlich wie bei Dirk Nowitzki war sein Spiel nie von übermäßiger Athletik geprägt. Duncan lebt von seinen außerordentlichen Skills, seinem Basketball-IQ, eben von seinem kompletten Paket. Natürlich hat er sein Spiel mit den Jahren angepasst, aber er tat dies, ohne an Qualität einzubüßen.

"Timmy macht nicht mehr jeden Abend 24 Punkte oder so, aber er ist immer noch die Basis von dem alles andere ausgeht, egal ob er punktet oder nicht. Er gibt uns einfach ein bestimmtes Level und einen Punkt, von dem alles startet. Er spielt Defense, holt Rebounds und punktet hier und da. Er macht einfach seinen Job", lobt Popovich seinen Schützling in der bekannten eigenen Weise.

Allein seine Präsenz schüchtert jede Defense ein. Lässt man ihm offensiv den Platz, nutzt er dies konsequent aus. Doppelt man ihn, findet er den freien Teamkollegen. Alles mit einer stoischen Ruhe. 153 Double-Doubles hat Duncan in seiner Playoff-Karriere aufgelegt. Nur ein Spieler in der NBA-Geschichte verbuchte mehr. Es ist Magic Johnson (157).

Bei seiner offensiven Wucht darf man nicht vergessen, dass Duncan auch defensiv zu den besten Spielern aller Zeiten gehört. Niemand stand häufiger in einem NBA All-Defensive Team (14). Er hat sicherlich im Laufe der Zeit an Geschwindigkeit eingebüßt. Die Omnipräsenz ist nicht mehr so ausgeprägt, aber die Zone gehört noch immer ihm. Bis zur Serie gegen die Thunder ließ der alte Mann nur 36,6 Prozent Treffer in der Zone zu.

Der legitime Jordan-Nachfolger

In den USA wird gerne über das Gesicht der Post-Jordan-Ära philosophiert. Das Verbindungsstück zwischen MJ und LeBron James. Und wie selbstverständlich fällt als erstes der Name von Kobe Bryant. Kein Wunder! Kobe ist eine schillernde Werbefigur, er suhlt sich geradezu im Scheinwerferlicht und ist immer für ein kontroverses Statement zu haben. Dazu kommen fünf Ringe und der natürliche Anspruch, der beste Spieler auf diesem Planeten zu sein.

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Duncan braucht diesen Rummel nicht. Während Kobe auch im Spätherbst seiner Karriere noch darauf besteht, der bestbezahlte Spieler der Liga zu sein, verzichtete Duncan schon vor Jahren auf Geld, um das Team weiter konkurrenzfähig zu halten.

Und so gewann er eben in 16 seiner 17 Karrierejahre mit den Spurs mehr als 50 Saisonspiele. Eine beeindruckende Zahl, die sich erst dann richtig einordnen lässt, wenn man weiß, dass nur vier Franchises überhaupt mehr als 16 Spielzeiten mit mehr als 50 Siegen hingelegt haben.

Wäre der Lockout 1998/99 nicht dazwischen gekommen, wäre seine Bilanz wohl makellos. Duncan durfte sich am Ende mit seiner ersten Meisterschaft trösten. Diese Zahlen, diese Rekorde machen ihn wohl zum besten Power Forward in der Liga-Geschichte. Und vielleicht doch zum legitimen Jordan-Nachfolger.

Im Gegensatz zu Kobe oder auch LeBron wird es ihm egal sein. Er will einzig und allein seinen fünften Ring, um dann vielleicht wirklich für immer im Spielertunnel zu verschwinden.

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