Frage: Chauncey Billups, nachdem Sie Ihre Karriere beendet haben, was haben Sie nun vor? Ist Coaching eine Option?
Chauncey Billups: Ich sage natürlich niemals nie, aber momentan hege ich keine Coaching-Ambitionen. In naher Zukunft interessieren mich zwei Dinge: Einerseits eine Rolle als Analyst beim Fernsehen, andererseits eine im Front Office. Aber ich möchte nichts ausschließen. Es kann sein, dass ich eine dieser beiden Sachen beginne, aber feststelle, dass es mich nicht ausfüllt und entscheide, doch in Richtung Coaching zu gehen. Momentan interessieren mich jedoch andere Dinge.
Frage: Auf welchen Moment Ihrer Karriere blicken Sie am liebsten zurück?
Billups: Das ist einfach. Teil eines Championship-Teams zu sein, dann auch noch als einer der Leader, macht mich unglaublich stolz. All das durchgemacht zu haben, was ich durchmachen musste, um an diesen Punkt zu gelangen, versüßt das Ganze noch mal deutlich. Das ist definitiv der stolzeste Moment meiner Karriere.
Frage: Stichwort, durchmachen: Während Ihrer Karriere gab es immer wieder schwere Zeiten zu überstehen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Billups: Ich habe einfach nie aufgehört, an das zu glauben, was aus mir werden kann - auch wenn Coaches und General Manager nicht daran glaubten. Ein "Nein" habe ich nie akzeptiert. Ich habe einfach weiter hart gearbeitet. Anstatt andere dafür verantwortlich zu machen, habe ich die Schuld bei mir selbst gesucht. Ich habe mir gesagt, dass ich einfach noch nicht bereit und es Zeit sei, wieder in die Halle zu gehen und weiter hart zu arbeiten. Sie sagten, ich könne ein Team nicht führen, also sagte ich 'Okay, das muss ich jetzt machen. Ich muss mir Videos ansehen, andere Spieler studieren, meine Mitspieler studieren, um sie besser machen zu können'. Solche Dinge. Am Ende wirst du immer besser und die Coaches beginnen, dir zu vertrauen und an dich zu glauben. Ich hatte das Glück, in Detroit dann eine Chance zu bekommen und nie wieder zurückschauen zu müssen.
Frage: Gibt es auf der anderen Seite etwas, das Sie in Ihrer Karriere bereuen?
Billups: Nein, überhaupt nicht. Zum Glück. Das einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mir früh in meiner Karriere wünschte, nicht so oft getradet worden zu sein. Aber je älter du wirst, desto weiser wirst du. Dann wird dir klar, dass es einfach Teil des Prozesses ist. Alles, was passierte, sollte auch exakt so passieren - ob nun Verletzungen, Trades oder was auch immer. Das alles hat mich geprägt, aus mir den Spieler und die Persönlichkeit gemacht, die ich heute bin.
Frage: Sie haben die 2004er Pistons bereits angesprochen. Eigentlich gab Ihnen damals ja niemand eine Chance. Speziell in den Finals gegen die übermächtigen Lakers. Am Ende gewannen Sie dennoch den Titel. Spiegelt dieses Team auch ein wenig Ihre eigene Karriere wider?
Billups: Ja, ich denke schon. Wir hatten eine sehr feste Bindung in einer Gruppe von Jungs, die sich wirklich umeinander gesorgt haben. Viele Leute wissen das nicht, aber zu Saisonbeginn sah es ganz und gar nicht so aus, als wären wir auf dem Weg zu einem großartigen Jahr. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir gestartet sind, aber es war irgendwie verrückt. Wir haben unser Ding gemacht, aber nicht wirklich großartig gespielt. Wir hatten auch ein wenig Glück. Rasheed Wallace kam während der Saison und hat uns auf ein neues Level gehoben. Wir haben dann einfach versucht, uns an ihn dranzuhängen und durchzustarten.
Frage: Im letzten Jahr Ihrer Karriere kehrten Sie dann noch mal nach Detroit zurück. Dort waren Sie so etwas wie der Elder Statesman in einem jungen Pistons-Team. Was nimmt man davon mit?
Billups: Das war schon eine Herausforderung. Es war das erste Mal, dass ich in einer Situation war, in der die Erwartungen an das Team nicht sonderlich hoch waren. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich positiven Einfluss auf das Team hätte nehmen können, wäre ich nur gesund gewesen. Aber es ist eben schwer, Einfluss zu nehmen, wenn du nicht auf dem Feld stehen und ihnen zeigen kannst, wie gewisse Dinge zu tun sind. Das war eigentlich immer mein Mittel: Ich rede nicht viel, gehe aber mit gutem Beispiel voran. Es war eine Herausforderung, aber es war auch schön, in eine Stadt zurückzukehren, die ich mein zweites Zuhause nenne.
Frage: Neben Ihrem zweiten Engagement in Detroit erlebten Sie während Ihrer 17 Jahre in der NBA eine weitere große Rückkehr. 2008 unterschrieben Sie ein zweites Mal in Ihrer Heimat Denver. Wie glücklich waren Sie, tatsächlich als Spieler dorthin zurückzukehren?
Billups: Das war großartig, eine großartige Zeit. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen und war mein gesamtes Leben ein Nuggets-Fan. Dann während meiner besten Zeit zurückzukommen und einen großen Einfluss auf dem Feld haben zu können, war natürlich etwas Besonderes. Dazu konnte ich Einfluss auf meine Community nehmen. Auf dem Feld war es natürlich einfach großartig, mit Spielern wie Carmelo Anthony zusammenzuspielen. Die Chance zu haben, unter Coach Karl zu spielen, war ein ebenfalls ein Genuss. Das war definitiv eine der Saisons, an die ich am liebsten zurückdenke.
Frage: Abgesehen von den Nuggets und Pistons spielten Sie für sechs weitere Teams, haben mit so vielen unterschiedlichen Spielern gespielt, so viele unterschiedliche Locker Rooms erlebt. Gibt es Lieblingsteamkollegen und -Locker-Rooms? Und wenn ja, was macht sie so speziell?
Billups: Was Teams und die Locker-Room-Atmosphäre angeht, waren meine Jahre in Detroit sicherlich die besten. Diese beiden Jahre und zwei weitere: Meine Saison in Denver, als ich zurückkam und wir in die Western-Conference Finals einzogen und mein erstes Jahr bei den Clippers. Ich habe es wirklich genossen, für dieses Team zu spielen. Wir waren sehr jung. Aber alle Jungs waren sehr fokussiert und teilten dieselbe Einstellung. Diese Erfahrung habe ich genossen. Was Teamkollegen angeht: Die besten und großartigsten Jungs, mit denen ich gespielt habe, waren Kevin Garnett, Chris Paul und Ben Wallace.
Frage: Jetzt etwas spezifischer: Wer war oder wäre Ihr optimaler Backcourt-Partner?
Billups: Ich glaube, das haben wir sogar gesehen. Rip Hamilton. Einer wie Rip, der ständig in Bewegung war und viel Energie gebracht hat. Ich hatte nie so viel Energie oder war besonders athletisch. Deshalb brauchte ich einen ausgleichenden Pol, das Gegenstück an meiner Seite. Und Rip Hamilton war genau das. Er war das ganze Spiel über in Bewegung, ist unglaublich schnell gelaufen, hat Blöcke genutzt. Er war sehr intelligent und noch dazu ein unangenehmer Verteidiger. Ich hatte das Glück, mit jemandem zusammenzuspielen, der nicht nur mich besser gemacht hat, sondern den ich umgekehrt ebenfalls besser machen konnte.
Frage: Unter anderem an Hamiltons Seite zählten Sie selbst zur Point-Guard-Elite. Heute gibt es unglaublich viele junge, talentierte Playmaker. Wer ist für Sie der Beste?
Billups: Ich hoffe, dass Derrick Rose wieder komplett fit wird. Wenn er fit ist, ist er für mich der Beste. Abgesehen davon, ist Chris Paul momentan vorne. Tony Parker hat sich immer wieder bewiesen und Kyrie Irving ist im Kommen und kurz davor, den Sprung zu schaffen. Die Eins ist sicherlich die tiefste Position im Basketball.