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Looking for Love

Kevin Love ist bei den Cleveland Cavaliers bisher noch nicht richtig angekommen
© getty

Die Cleveland Cavaliers mussten im Sommer viel abgeben, um Kevin Love zu bekommen. Bisher hat der Power Forward die immensen Erwartungen aber nicht erfüllen können und seine Rolle noch nicht gefunden. Nachdem sich LeBron James verletzt hat, wird sich diese nun zwangsläufig vergrößern. Die Cavs brauchen spätestens jetzt mehr von ihm.

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"Kevin Love ist eine Belastung für die Stadt Cleveland und unser Team", heißt es in einer Petition namens "Trade Kevin Love", die ein gewisser "Omar El" Ende Dezember auf dem US-Portal "change.org" veröffentlichte. "Er hat uns Andrew Wiggins gestohlen. Er spielt schrecklich. Es wäre das Beste, sofort jegliche Verbindungen zu ihm zu kappen. Tradet ihn SOFORT!"

Die Petition machte - wie üblich in den USA - schnell die Runde. Schließlich lässt sich mit der Schlagzeile "Cavs-Fans wollen Love loswerden" gut Aufmerksamkeit generieren. "Omar El" entschärfte das Ganze zwar einige Tage später, indem er die Petition als einen Witz bezeichnete.

Love - wenn ihn der Scherz erreicht hat, wovon man ausgehen darf - wird wohl trotzdem kaum darüber gelacht haben. Denn selbst wenn die Geschichte letztlich harmlos war, so zeigt sie auch auf, dass er in Cleveland noch nicht wirklich angekommen ist.

Im Gegenteil: Nach bisher 31 Spielen für die Cavaliers fällt Loves persönliche Bilanz ziemlich enttäuschend aus. Sonst hätte sich auch aus der vermeintlichen Witz-Petition schwerlich eine Story machen lassen.

Solider Saisonstart

Mit viel Trara war Love im Sommer aus Minnesota gekommen, im Tausch für den erwähnten No.1-Pick Wiggins und seinen Vorgänger Anthony Bennett. Der All-Star, der im vergangenen Jahr Monster-Statistiken von 26,1 Punkten und 12,5 Rebounds pro Spiel aufgelegt hatte, sollte aus einer jungen Truppe mit Potenzial einen unmittelbaren Meisterschafts-Anwärter machen.

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Keine Frage: Zweifel an seiner Defense sowie der gesamten Team-Defense bestanden schon damals. Allerdings ging man davon aus, dass eine potenziell historisch gute Offense mit Love, Kyrie Irving und LeBron James dies auffangen können würde. Schließlich hatte Coach David Blatt ein Arsenal an unterschiedlichen Waffen zur Verfügung, das ligaweit vermeintlich seinesgleichen suchen würde.

Dass nicht von Beginn alles passen würde, war bei einem so komplett neu zusammengestellten Kader klar. Team-Chemie entsteht eben nicht von heute auf morgen. Und trotz der anfänglichen Schwierigkeiten starteten die Cavs mit einer mehr als ordentlichen 18-10-Bilanz, die nicht unbedingt nach "hier gibt es große Probleme" schrie.

Kritikpunkte an Blatt

Doch binnen weniger Tage hat sich das Bild der Cavs ziemlich dramatisch geändert. Da war die peinliche Heim-Niederlage gegen Detroit, die LeBron zu der Aussage verleitete, die Cavs seien "momentan einfach kein gutes Team." Da war das Saisonaus für Anderson Varejao, der sich die Achillessehne riss. Da waren vier Niederlagen in den fünf letzten Spielen.

Da waren Verletzungsprobleme bei allen drei Stars - zuletzt bei James, der die kommenden zwei Wochen aussetzen wird. Und vor allem gab es einen "ESPN"-Artikel am vergangenen Montag, demzufolge in der Organisation Zweifel bestünden, dass Blatt der richtige Mann am Ruder der Cavaliers sei.

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In dem Artikel werden einige Kritikpunkte formuliert: An Blatts Kommunikation mit seinen Spielern, an seinem Game-Management, an seinen Motivationsfähigkeiten. Der härteste Punkt ist aber, dass der frühere Maccabi-Coach noch keinen Weg gefunden hat, Love in seine Offense zu integrieren. Denn während die anderen Punkte von außen schwer einzuschätzen sind, lässt sich dieser ziemlich einwandfrei bestätigen.

Auf einmal Spot-Up-Shooter

Love tut sich bislang extrem schwer damit, seine Rolle im Team zu finden. In Minnesota seit Jahren die erste, zweite und dritte Option, ist er neben LeBron und Kyrie nun ganz klar das dritte Rad - und das scheint ihm deutlich schwerer zu fallen, als es zu erwarten war.

Sein Spiel hat heuer nicht viel gemein mit dem Love der letzten Jahre. Während er bei den Timberwolves als Shooter, aber auch als Scorer im Post auftrat, ist er bei den Cavs momentan in erster Linie Spot-Up-Shooter, hat von seinen 146 Dreierversuchen aber nur mäßige 34,2 Prozent getroffen. Dabei kommen stolze 37 Prozent seiner Würfe vom Perimeter.

Den Jump-Hook, in den letzten Jahren ein sehr wichtiger Part seines Arsenals, hat er nahezu aufgegeben. Agiert er doch mal im Post, wird ein Großteil seiner Würfe geblockt. Die 42,7 Prozent, die er insgesamt aus dem Feld trifft, sind der schlechteste Wert seiner Karriere, wenn man die Saison 2012/13 mal ausklammert, als er nur 18 Spiele absolvieren konnte.

Auch seine Rebound-Rate ist deutlich gesunken, vor allem am offensiven Brett. Er holt 6,2 Prozent der verfügbaren Offensiv-Rebounds - für einen, der von 2008 bis 2013 immer mindestens 11,5 Prozent holte, ist das wenig. Natürlich hat das mit seiner Rolle als Spot-Up-Shooter zu tun, allerdings spricht es auch dafür, dass der Coach eine der größten Stärken seines Power Forwards entweder ignoriert oder nicht richtig zu nutzen weiß.

Körpersprache eines Frustrierten

Das soll nicht heißen, dass er per se "schlecht" spielen würde. 16,7 Punkte, 10,1 Rebounds und 2,4 Assists pro Spiel sind Werte, die in diesem Jahr sonst nur DeMarcus Cousins, Pau Gasol und Nikola Vucevic auflegen. Es ist aber eben bei weitem nicht das, was sich die Cavs-Fans von Nummer 0 erhofft hatten.

Zumal es Spiele gibt, in denen er schlichtweg abtaucht. Für Blatt offenbar kein Anlass zur Sorge: "Es gab Spiele, in denen er dominiert hat, und Spiele, bei denen das weniger der Fall war. Für mich wirkt es, als würde er sich recht gut einfügen." Die Realität sagt etwas anderes: Als die Cavs vor kurzem ein enges Spiel gegen die Magic gewannen, ließ er den Forward das gesamte Schlussviertel über auf der Bank schmoren.

Love machte danach zwar gute Miene zum bösen Spiel, seine Körpersprache sprach jedoch Bände - und erinnerte nicht zum ersten Mal frappierend an die Zeiten in Minnesota, wo man ihm den Frust über die vielen Niederlagen regelmäßig ansehen konnte.

Die Suche nach dem Sündenbock

Sein Selbstvertrauen scheint angeknackst zu sein - mit Sicherheit hatte er sich den Start in Cleveland einfacher vorgestellt. Ironischerweise ist ausgerechnet die Verletzung von James vielleicht ein Ausweg. Blatt wird zwangsläufig mehr über ihn laufen lassen müssen und ihm Chancen verschaffen, sein Selbstverständnis zurückzubekommen.

Vorerst reicht es vielleicht, wenn er einfach wieder eine ähnliche Rolle wie zu Wolves-Zeiten bekommt. Wenn James dann wieder dabei ist, kann man die Feinheiten im Gameplan immer noch anpassen - erstmal ist es entscheidend, dass die Cavs den Negativ-Trend stoppen können. Denn sonst werden sich die Spekulationen bald nicht mehr auf Blatt beschränken.

"Kurze Warnung: Kevin Love wird so gut wie sicher der nächste Sündenbock bei den Cavs sein. Es rumort bereits", tweetete Zach Lowe von "Grantland" vor wenigen Tagen.

Erstmal nur Momentaufnahme

Es mag voreilig wirken, überzogen und auch unfair, einen Neuzugang so früh an den Pranger zu stellen. Aber so funktioniert die NBA eben, vor allem dann, wenn man beim gleichen Team wie der populärste Spieler des Planeten angestellt ist. Chris Bosh kann davon ein Lied singen.

Love wusste, worauf er sich einlässt. Er dürfte auch wissen, wie schnell sich die Wahrnehmung wieder ändern kann, wenn er besser spielt und die Cavs wieder gewinnen. Gut möglich, dass sich in einigen Monaten niemand mehr groß an diese Phase erinnern wird.

Es liegt jetzt an Love, für zwei Wochen die Verantwortung zu schultern und das strauchelnde Team wieder auf den richtigen Weg zu führen. Selbst wenn ihn das möglicherweise an die Zustände erinnert, die er im Sommer eigentlich hinter sich gelassen hatte.

Kevin Love im Steckbrief

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