Frage: Wer ist für Sie der Titelfavorit in dieser Saison?
Detlef Schrempf: Leicht ist es nicht. Momentan sehe ich im Westen die Spurs vorne, auch wenn die Warriors eine unglaubliche Saison hatten und Houston ebenfalls stark ist. Ich denke, dass San Antonio wieder ins Finale kommt, dort aber gegen die Cavaliers verlieren wird.
Frage: Wie sehen Sie die Chancen der Mavericks in den Playoffs?
Schrempf: Sie haben eine gute Saison gehabt, aber gegen Houston wird es in der ersten Runde schwer. Houston hat Dwight Howard endlich zurück und James Harden ist kaum in den Griff zu bekommen. Ich denke, dort ist Endstation für Dallas.
Frage: Und die Hawks?
Schrempf: Ich mag ihre Mannschaft, sie hatten eine tolle Saison. Meiner Meinung nach kommen sie auch in die Conference Finals. Dort wird gegen Cleveland aber wohl Endstation sein.
Frage: Kann der Osten mit dem Westen mithalten?
Schrempf: Ich glaube nicht, dass der Westen so viel besser ist. Es gibt dort vielleicht mehr Top-Teams, aber die Top 4 im Osten sind für mich genauso gut wie die Top 4 im Westen.
So sehen die Playoff-Paarungen aus!
Frage: Was trauen Sie Dennis Schröder in den nächsten Jahren zu?
Schrempf: Dennis hat sich sehr gemacht. Er ist ein gutes Talent und hat auch körperlich gute Voraussetzungen, gerade für die Defense. Ich denke, er hat eine super Karriere vor sich. Er muss noch ein wenig konstanter werden, aber dann kann er viel erreichen.
Frage: Wer ist ihrer Meinung nach der MVP in diesem Jahr?
Schrempf: Eine schwierige Entscheidung. Die Top 3 sind für mich James Harden, LeBron James und Stephen Curry. Russell Westbrook hat zwar unglaublich gespielt, ist aber eben nicht in den Playoffs. Ich würde mich für Harden entscheiden.
Frage: Was trauen Sie den Lakers und den Knicks im nächsten Jahr wieder zu?
Schrempf: Sie haben beide viel Geld zur Verfügung, jetzt geht es natürlich darum, das auch richtig zu investieren. Es kommt also auf die Free Agents an. Bei beiden Teams ist es aber nicht allein damit getan, ein paar Spieler zu holen, es muss sich grundsätzlich einiges verändern. Ich denke, beide Teams werden noch nicht sehr gut, aber immerhin besser als jetzt sein.
Frage: Wer ist für Sie momentan der "most underrated" Spieler in der Liga?
Schrempf: Also, von den Hawks könnte man alleine schon zwei oder drei Spieler nennen. Da kommt so wenig in den Medien, obwohl sie eine tolle Saison gespielt haben. Die Blazers sind ein ähnliches Team, die Grizzlies ebenfalls. Marc Gasol ist wohl am meisten underrated, weil er für mich der beste Center der Liga ist und trotzdem kaum Hype bekommt.
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Frage: Gegen welchen Spieler haben Sie es gehasst zu spielen? Und wie würde Ihr All-Defensive-First-Team aussehen?
Schrempf: Für ein ganzes First Team reicht es nicht, aber für mich gehören Hakeem Olajuwon und Michael Cooper dazu. Und Kawhi Leonard, um jemanden von heute zu nennen. Verhasste Gegner gab es viele - eigentlich alle, die in einem Spiel gegen mich heiß gelaufen sind. Ich habe von Michael Jordan über Larry Bird bis Kevin McHale ja alle Spielertypen mal verteidigt. Am schwersten fiel es mir aber gegen Power Forwards wie Karl Malone, die eben viel massiger und kräftiger waren als ich.
Frage: Welcher aktuelle Spieler ähnelt ihrem Spielstil am ehesten?
Schrempf: Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Die Zeiten haben sich so sehr geändert, es gibt zum Beispiel heute viel mehr größere Spieler, die auch von außen werfen können. Es ist eine andere Ära. Deswegen vergleiche ich eigentlich nicht.
Frage: Wer war der disziplinierteste Spieler mit dem Sie je zusammengespielt haben?
Schrempf: Der disziplinierteste Spieler, der mir einfällt, war Reggie Miller. Ich habe einige Jahre mit ihm zusammen gespielt und in dieser Zeit haben wir auch im Sommer immer viel gearbeitet. Es hat sich ausgezahlt, er hat ja eine sehr lange Karriere gehabt.
Detlef Schrempf: Ein Mann wie sein Haarschnitt
Frage: Haben Sie noch Kontakt zu Shawn Kemp und den anderen Sonics?
Schrempf: Ja, mit einigen Jungs von den Sonics damals spreche ich immer noch regelmäßig. Mit Gary Payton und Shawn Kemp habe ich zum Beispiel vor ungefähr einem Monat gesprochen. Mit Sam Perkins habe ich erst letzte Woche telefoniert.
Frage: Drücken Sie als ehemaliger Sonics-Spieler den Thunder die Daumen oder eher nicht?
Schrempf: Ich sehe sie nicht als die Sonics an, das ist eine ganz eigene Mannschaft, eben OKC und nicht Seattle. Ich schaue ihnen gerne zu, weil sie hart spielen und viel Talent haben. Aber sie sind nicht die Sonics.
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Frage: Wie sehen Sie die Basketball-Zukunft in Seattle?
Schrempf: Ich bin positiv gestimmt, dass es in Seattle bald wieder ein NBA-Team geben wird. Chris Hansen hat ja gesagt, dass er es weiter versuchen wird, auch wenn es mit Sacramento nicht geklappt hat. Ich hoffe, dass es in drei oder vier Jahren klappt. Seattle muss einfach ein Team haben.
Frage: Wird man Sie irgendwann als Assistant Coach oder Coach in der NBA sehen?
Schrempf: Nein, das wird man nicht. (lacht)
Frage: In der Vergangenheit gab es dominante Center wie Patrick Ewing, Olajuwon, Shaquille O'Neal. Heuzutage existieren diese Old-School-Center kaum mehr. Ist es Zufall oder liegt es am höheren Tempo?
Schrempf: Das ist für mich eine Kombination mehrerer Faktoren. In der NBA ist das Spiel nicht mehr so Center-lastig, weil Regeländerungen das Spiel offener und schneller gemacht und Guards und Forwards bevorzugt haben. Man kann auch nicht mehr so physisch spielen wie früher. Und auch in den Jugend-Mannschaften wird mehr Wert auf kleinere Spieler gelegt, nur noch wenige Coaches kennen sich wirklich mit Big Men aus. Heute geht alles von außen nach innen und nicht mehr von innen nach außen, wie es zum Beispiel bei Hakeem und Shaq der Fall war.
Frage: Was trauen Sie den Milwaukee Bucks zu? Wie weit kann es für sie in den Playoffs gehen?
Schrempf: Eine sehr gute junge Mannschaft, die talentierte Spieler hat, die vor allem auch sehr hart spielen. Sie spielen sehr leidenschaftlich und ich schaue ihnen gerne zu. Ich denke, sie werden mit jedem Jahr noch besser werden.