Mit den Portland Trail Blazers kämpft er im Westen um den Heimvorteil in den Playoffs. Damian Lillard über seine Rap-Karriere, die aktuelle Point Guard-Dichte in der NBA und seine Ziele für die Postseason. Außerdem: Was macht "Video Game Dame" zum Crunchtime-Killer?
Frage: Damian Lillard, haben Sie eigentlich Pläne, demnächst ein Album aufzunehmen? Ihre Rap-Skills sind mittlerweile ja bekannt.
Damian Lillard: Diesen Sommer möchte ich mir erstmal Zeit nehmen, um ein Mixtape herauszubringen und vielleicht bringe ich in Zukunft tatsächlich ein Album heraus. Das hängt momentan aber noch in der Luft. Ich würde das gern umsetzen. Musik ist schließlich eine meiner Leidenschaften, aber Basketball ist die Nummer eins. Jetzt geht es Richtung Playoffs und darauf lege ich meinen Fokus.
Frage: Richtung 2. Mai dürften Sie also beschäftigt sein. Da treffen ja Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao aufeinander. Interessieren Sie sich eigentlich für Boxen? Und wenn ja, haben Sie eine Tipp für den Fight?
Lillard: Ich bin tatsächlich Box-Fan und respektiere Pacquiao als Boxer. Aber ich bin Mayweather-Fan. Ich bin nicht nur Fan, weil er unbesiegt und der wahrscheinlich beste Pound-for-Pound-Boxer aller Zeiten ist. Ich bin ein Fan seiner Arbeitseinstellung. Man hört viel über seinen Trash-Talk oder wie schillernd er ist. Für mich verdient es aber jeder, der so hart arbeitet wie er, auch so erfolgreich zu sein wie er. Wie gesagt, ich respektiere seine Arbeitseinstellung und denke deshalb auch, dass er gewinnen wird.
Frage: Sie haben Ihr Rebounding deutlich gesteigert. Dank Ihrer Arbeitseinstellung oder kommt es einfach mit der Erfahrung?
Lillard: Wir sind in dieser Saison eines der besseren Defensiv-Rebounding-Teams der Liga und das liegt größtenteils auch daran, dass unsere Guards inzwischen deutlich mehr beim Rebound aushelfen. Oft schenken Teams Offensiv-Rebounds her, wenn der Big Man aushilft und den Ring beschützt. Wenn der Ball dann abprallt, schnappen ihn sich die anderen Bigs oder die Guards. Wir legen viel Wert darauf, beim Rebound auszuhelfen und machen dies sehr gut.
Frage: Ihr Coach Terry Stotts hat mittlerweile über 250 NBA-Spiele gewonnen. Was war das Wichtigste, das Sie von ihm gelernt haben?
Lillard: Für ihn zu spielen, hat meine Karriere irgendwie zu dem gemacht, was sie heute ist. Ich habe gelernt, dass du andere manchmal einfach ins kalte Wasser schmeißen musst. Vom ersten Tag an hat er mich einfach spielen, mich Fehler machen lassen - auch sehenden Auges - und mich daraus lernen lassen. Ich habe gelernt, dass du, wenn du wachsen willst, manchmal auch erst am Boden liegen musst. Du musst erst den Schmerz fühlen. So war es während meiner Rookie-Saison. Es war ein kleiner Kampf, da er mir all das zugestanden hat, konnte ich aber erst dieses gute zweite Jahr haben und schlussendlich hatte ich auch noch ein gutes drittes Jahr. Das ist wohl die größte Lektion, die ich von ihm gelernt habe.
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Frage: Nun stehen die Playoffs an. In dieser Saison sind die Blazers mal wieder unheimlich heimstark. Wie wichtig ist es deshalb für Sie, sich den Heimvorteil für die Postseason zu sichern? Oder gibt Ihnen vergangene Saison das Bewusstsein, dass es auch auswärts klappen kann?
Lillard: Wir spielen daheim wirklich eine großartige Saison, das stimmt. Wir haben uns selbst also einen großen Gefallen getan, indem wir uns die Chance gegeben haben, die Playoffs zu Hause zu beginnen. Das war auch eines unserer Ziele. Aber Sie haben Recht: Nach der vergangenen Saison sind wir sicher, dass wir es auch auswärts hinbekommen können, wenn es sein muss.
Frage: Was ist die wichtigste Lektion aus den vergangenen beiden Jahren, die Ihnen nun in den Playoffs helfen könnte?
Lillard: Das Wichtigste ist, ständig im Moment zu leben. Wir sind vergangene Saison auswärts 2:0 in Führung gegangen. Da wäre es einfach gewesen, selbstgefällig zu werden. Wir werden herausfinden, was wir tun müssen, um für uns die beste Chance zu schaffen, am Ende zu gewinnen. Die wichtigste Lektion haben wir aber von den Spurs bekommen. Sie haben uns eindrucksvoll gezeigt, welche Art von Basketball du spielen musst, um die Meisterschaft zu holen. Wir haben einiges aus dieser Serie mitgenommen.
Frage: Die Leistungsdichte in der Western Conference ist enorm. Es macht den Anschein, als könne jedes Playoff-Team eine Sieben-Spiele-Serie gewinnen. Gibt es dennoch jemanden, den Sie für die erste Runde bevorzugen? Gefällt Ihnen ein Matchup im Speziellen?
Lillard: Sie sagen es: Es ist wirklich hart im Westen. Deshalb musst du für jede Herausforderung bereit sein - egal wie die Serie aussieht. Jedes Team im Westen liefert eine andere Herausforderung. Aber Herausforderung bleibt Herausforderung. Es wird ein harter Kampf, das hat unser Team bereits akzeptiert. Wir müssen einfach für jeden bereit sein. Ich habe da keine Präferenz. Am Ende ist es mir egal, gegen wen ich spiele.
Frage: In Runde eins könnte es gegen die Clippers gehen. Welche Gefahren gehen von ihnen aus und wie wollen Sie damit umgehen?
Lillard: Sie haben viele wirklich gute Spieler. Chris Paul, Blake Griffin, DeAndre Jordan, Jamal Crawford oder Matt Barnes - sie haben einfach ein sehr toughes Team. Abgesehen davon verteidigen sie das Pick-and-Roll sehr effektiv. Und wir laufen normalerweise viele Pick-and-Rolls. Immer, wenn ich gegen sie spiele, trappen sie. Es wird definitiv eine Herausforderung, diese Traps zu entschlüsseln.
Frage: Sind Sie denn zufrieden mit dem Zustand der Blazers so kurz vor der Postseason und mit der Art und Weise, wie Sie selbst spielen?
Lillard: Ich bin sehr zufrieden, wie wir momentan spielen. Wir hatten fünf Spiele in Folge verloren, da stürzt man leicht ab. Wir haben aber herausgefunden, wo das Problem lag. Wir haben unsere Defense verändert, spielen vorne aggressiver. Jetzt spielen wir wieder die Art von Basketball, die du spielen möchtest, wenn sich die Saison dem Ende entgegen neigt. Ich bin zuversichtlich für die Playoffs.
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Frage: Sie haben die Defense angesprochen. In den vergangenen Wochen hatten Sie defensiv einige Probleme - speziell nach Wes Matthews' Verletzung. Was haben Sie mittlerweile verändert, um auch ohne Wes bestehen zu können?
Lillard: Die Verletzung war schon ein schwerer Schlag für uns. Er ist schließlich Herz und Seele unseres Teams und hat großen Anteil an allem, was wir an beiden Enden des Courts machen. Der Trade für Arron Afflalo und Alonzo Gee hat es uns aber erleichtert, damit umzugehen. Du kannst Wes natürlich nicht ersetzen. Leute dazuhaben, die es uns erleichtern, ohne ihn auszukommen, ist aber sehr hilfreich. Und genau das machen Gee und Afflalo. Sie passen auch persönlich sehr gut ins Team. Ich denke immer noch, dass wir ein Topteam sind, das sehr weit kommen kann. Wir sehen es einfach als neue Herausforderung und spielen weiter mit Selbstvertrauen.
Frage: Wie wichtig war es, auch in dieser Hinsicht, dass LaMarcus Aldridge seine OP verschoben hat und Robin Lopez von seiner Verletzung zurückgekommen ist?
Lillard: Das war natürlich extrem wichtig. Sie sind schließlich unsere beiden Starter auf den großen Positionen. LA ist unser bester Spieler und sein Opfer zum Wohle des Teams ist unglaublich. RoLo hält unser Team zusammen. Er ist an beiden Enden des Courts ungemein wichtig für uns. Er wird in meinen Augen zu wenig gewürdigt. Ich weiß dagegen sehr gut zu schätzen, was er für unser Team tut.
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Frage: Portland gelangen in dieser Saison die meisten Comebacks, nachdem Sie zuvor bereits zweistellig zurücklagen. Verleiht Ihnen das mit Blick auf die Playoffs zusätzliches Selbstvertrauen?
Lillard: Definitiv. Unsere Fähigkeit, mit Rückständen umzugehen und uns ins Spiel zurückzukämpfen, ist enorm wichtig. Da gehören wir zu den Besten. Es verleiht uns tatsächlich großes Selbstvertrauen, dass wir wissen, dass wir jederzeit zurückkommen können. Wir können uns die Chance auf den Sieg immer wieder erarbeiten. Das haben wir natürlich im Kopf, wenn es Richtung Playoffs geht.
Frage: Vielleicht gelingt Ihnen ja auch wieder ein Gamewinner wie damals gegen die Rockets. Es macht allerdings den Anschein, als seien nur wenige Spieler mit dem Clutch-Gen geboren. Was macht es für Sie aus?
Lillard: Es geht einfach um Selbstvertrauen. Du musst furchtlos sein. Du darfst keine Angst davor haben, den Wurf vielleicht danebenzusetzen. Darum geht es. Um in solchen Momenten aufblühen zu können, musst du daran glauben und hart arbeiten. Wenn du Angst hast, daneben zu werfen, wenn du Angst hast, zu scheitern, hast du keine Chance.
Frage: Was geht in solchen Clutch-Situationen in Ihnen vor?
Lillard: Ehrlich gesagt versuche ich einfach, meinen Kopf völlig freizubekommen. Meistens konzentriere ich mich einfach auf den Moment - keine Sorgen, ob ich nun treffe oder nicht. Einfach rausgehen und es möglich machen. So gehe ich die Sache an und lebe dann einfach damit, ob ich den Wurf treffe oder eben nicht. Dass ich keine Versagensängste habe, gibt mir viel Selbstvertrauen.
Frage: Und wenn sie wählen müssten: wem würden für einen entscheidenden Wurf geben?
Lillard:Steph Curry, James Harden oder Kevin Durant. Denn ich habe bei ihnen bereits gesehen, dass sie Spiele mit viel Selbstvertrauen zu Ende bringen.
Frage: Curry, Sie, Westbrook, Rose: Die Eins ist aktuell eine der tiefsten Positionen. Ist es Zeit, dass die kleineren Spieler ins Rampenlicht rücken und Big Man in die zweite Reihe?
Lillard: Ich würde nicht sagen, dass irgendjemand das Rampenlicht verdient oder ein anderer in die zweite Reihe rücken sollte. Die besten Spieler bleiben immer die besten Spieler. Momentan ist die Eins für mich vielleicht die härteste Position der Liga. Wir haben eine Art Goldenes Zeitalter der Point Guards. Da ist es für jeden tough.
Frage: Sie selbst kommen aus Oakland, einer Stadt, die viele gute Point Guards hervorgebracht hat - unter anderem Gary Payton. Woran liegt das?
Lillard: Das liegt für mich an der Toughness und dem Wettbewerb, dem wir dort ausgesetzt waren. Dort aufzuwachsen, ist einfach anders. Basketball ist der Ausweg. Deshalb sind viele Point Guards aus Oakland so erfolgreich.
Frage: Haben Sie sich früher eigentlich irgendeinen Point Guard zum Vorbild genommen?
Lillard: Ich war ein riesiger Fan von Derrick Rose und Steve Nash. Wenn ich mich aber auf einen festlegen muss, würde ich Nash sagen. Er spielte ja für Santa Clara und da kannte man ihn natürlich in der Bay Area, wo ich aufwuchs. Es war schon verrückt, als ich dann tatsächlich die Chance hatte, gegen ihn zu spielen.
Frage: Fühlten Sie sich eigentlich ein wenig herabgewürdigt, nachdem Sie es nicht ins Team USA geschafft haben? Wären Sie in Zukunft daran interessiert, die USA zu repräsentieren?
Lillard: Ich bin mir nicht sicher. Hätten Sie mich gewollt, wäre ich auch schon im vergangenen Sommer dabei gewesen.
Frage: Mittlerweile sind Sie eines der Gesichter Ihres Ausrüsters und der NBA, haben kürzlich sogar ihren eigenen Signature-Schuh herausgebracht. Was bedeutet Ihnen das und wie können Sie sich durch Ihre eigene Sneaker-Linie ausdrücken? Wie wichtig war es Ihnen zudem, dass er nicht zu teuer wird und damit leichter zu erwerben ist?
Lillard: Das beutet mir sehr viel. Es bekommen ja nicht allzu viele Jungs die Möglichkeit, ihren eigenen Schuh zu haben. Deshalb fühle ich mich geehrt und gesegnet. Der Preis-Aspekt war mir ungemein wichtig. Ich wollte, dass sich so viele Leute wie möglich meine Schuhe leisten können.
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