Gute 4 Minuten waren im Toyota Center gespielt, Terrence Jones hatte gerade seinen zweiten Freiwurf verworfen, Tyson Chandler den Rebound runtergeplückt und zu Rajon Rondo gepasst. Der Point Guard marschierte in aller Ruhe Richtung Mittellinie bis ein Pfiff ihn aus seiner Lethargie riss.
8-Second-Violation, Rondo hatte es nicht geschafft den Ball innerhalb der ersten 8 Sekunden der Shot Clock in die Rockets-Hälfte zu bringen. Er nahm das recht unbeteiligt zu Kenntnis und während er und Monta Ellis noch diskutierten, ob sie ihre Gegenspieler tauschen sollten, hatte Jason Terry schon den Dreier eingeschweißt. 11:6 für Houston.
Das große Missverständnis Rondo
Coach Rick Carlisle nahm seinen Spielmacher umgehend vom Feld. Seine zweite Chance nutzte er ebenfalls nicht. Rondo leistete sich zwei schnelle Fouls und kassierte nach einem Schubser auch noch ein technisches Foul. Die Folge: In der zweiten Halbzeit kam er dann nur noch 36 Sekunden zum Einsatz. "Er hatte vier Fouls, also nahm ich ihn raus. Ich fand es gut, wie die anderen Jungs gespielt haben, also entschied ich mich, ihn nicht mehr zu bringen. Trainerentscheidung", kommentierte Carlisle seine Entscheidung, Raymond Felton in der zweiten Hälfte zu bevorzugen.
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Es ist nur die jüngste Episode eines großen Missverständnisses, das wohl bereits im Sommer wieder beendet sein wird. Sein Vertrag läuft aus. Gedanklich scheint der Guard ohnehin schon mit allem abgeschlossen zu haben. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Carlisle gefragt, ob Rondo die Verbannung auf die Bank überhaupt ärgerte. Die Antwort war vielsagend: "Die Frage müssen sie ihm stellen."
Das hätten die Journalisten im Toyota Center sicher gerne getan, aber Rondo schirmte sich mit großen Kopfhörern ab und verschwand in Windeseile aus dem Locker Room. "Zu diesem Zeitpunkt brauchen wir jeden Spieler in Bestform. Es geht nicht um Einzelschicksale. Es geht um viel mehr. Es geht darum, jeden auf das gleiche Ziel der Organisation einzuschwören", legte Carlisle nach.
Wird Rondo aussortiert?
Bei der Vorgeschichte, die er und sein Spieler haben - beide gerieten erst Ende Februar aneinander - wäre es nicht wirklich überraschend, wenn der Coach ihn für den Rest der Serie komplett aussortieren würde.
Aktuell liefert der Star nichts, was eine weitere Berücksichtigung rechtfertigen würde. In Spiel 1 hatte er bereits mit -25 das schlechteste Plus/Minus-Rating aller Akteure. Sein lustloser Auftritt in Spiel 2 lässt selbst den letzten Optimisten verstummen, der noch Hoffnung auf eine Rückkehr des Playoff-Rondos aus Boston-Zeiten hegte.
Und selbst die Mavericks scheinen zu resignieren. Nach der Partie soll es nach Informationen von ESPN zwischen Trainer und Spieler keinen Wortwechsel, kein Gespräch gegeben haben. Dabei sollte Rondo das fehlende Puzzleteil für den abermaligen Run auf die Championship werden. Doch mit ihm ist Dallas nicht mehr als ein durchschnittliches NBA-Team. Die einst produktivste Offensive der Liga ist innerhalb weniger Wochen vollkommen verkümmert und der erhoffte defensive Input Rondos blieb aus.
Kein Mittel gegen Howard und Smith
Den 0:2-Rückstand in der Serie aber allein an dem Spielmacher festmachen zu wollen, ist zu einfach. Schließlich waren die Mavericks auch ohne ihn drei Viertel in Schlagdistanz, führten sogar noch Anfang des letzten Viertels - ehe dann abermals ein unglaublicher Einbruch erfolgte. Josh Smith und Dwight Howard zerstörten Dallas im Alleingang.
Beide kamen sich vor wie in alten Highschool-Tagen in Atlanta, als sie zusammen die Courts der Metropole unsicher machten. Alley-oop-Pass um Alley-oop-Pass schusterte J-Smoove seinem Kumpel zu. Howard nahm dankend an und legte das beste Spiel seit seinem Comeback hin.
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Smith zeigte eindrucksvoll, warum ihn die Rockets schon zu Hawks-Zeiten nach Texas holen wollten und kreierte immer wieder aus dem Post heraus Chancen für seine Mitspieler. "Unser Plan war es, Smith ein bisschen Platz zu geben, um ihn machen zu lassen. Coach McHale hat dann aber großartige Anpassungen gemacht und sie waren dann in der Lage, unsere Fehler gnadenlos auszunutzen", erklärte Amar'e Stoudemire.
"Ihr habt es gesehen. Dwight hat die Pässe gefangen und verwertet. Jedes Mal, wenn man einem Big Man so viel Platz gibt, passiert so etwas."
Fokus auf Harden nicht genug
Dallas muss sich eingestehen, dass es nicht reicht, James Harden auf normale Leistungen zu minimieren und den Rockets ihren Drei-Punkt-Wurf zu nehmen. "Wir haben natürlich unser Hauptaugenmerk darauf gelegt, James im Pick-and-Roll zu verteidigen. [...] Josh und Jones sind beides gute Vierer, die auch dribbeln und passen können und einen Weg zum Korb finden. Das haben wir aufgrund unserer Pick-and-Roll-Verteidigung zugelassen", analysierte auch Dirk Nowitzki, der zwar 13 Rebounds einsammelte, aber dafür nur 3 von 14 Würfen traf.
Es ist wahrscheinlich nicht so gemeint, aber man kann die Aussagen der Mavs-Spieler auch als leise Kritik am eigenen Coach interpretieren. Carlisle, der sonst prädestiniert dafür ist, eine Serie zu lesen und Lösungen zu finden, hat diese in den ersten beiden Spielen bislang nicht gefunden.
Und Houston beweist eben eindrucksvoll, dass sie nicht nur allein aus Harden bestehen. Der Superstar traf nur 5 seiner 17 Würfe und stand am Ende bei 24 Zählern und 6 Assists. War es in der ersten Begegnung, die mannschaftliche Geschlossenheit, die Hardens irdische Leistung auffing, so war es dieses Mal das Frontcourt-Duo um Howard und Smith. Dallas hielt die Rockets zwar bei 37 Prozent aus dem Feld und bei 27 Prozent von der Dreierlinie, aber gegen die Big Men fanden sie kein Mittel.
J-Smoove hat sein Glück gefunden
"Es ist nicht das was zählt, aber so haben die Leute die Möglichkeit, sich daran zu erinnern, wie vielseitig ich sein kann", erklärte J-Smoove nachdem er während der Partie an einem Triple-Double kratzte gegenüber Yahoo!Sports. "Die Menschen tendieren dazu, immer das Schlechte zu sehen. Jeder hat seine Fehler, aber bei mir beschränken sich die Leute darauf. Ich weiß auch nicht warum das so ist, aber ich bleibe positiv."
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Smith hat sein unrühmliches Ende in Detroit samt Entlassung längst hinter sich gelassen. Auch wenn er im Sommer Free Agent wird, seine Zukunft sieht er in Houston. "Deswegen bin ich hierher gekommen." Es zeigt wieder einmal eindrucksvoll, wie schnell sich im Basketball alles drehen kann, wie schnell es wieder in die andere Richtung gehen kann.
Ob das ein Hoffnungsschimmer für Dallas und die Mavs ist? Wohl eher nicht. Zumal auch Chandler Parsons wahrscheinlich die ganze Serie aufgrund seiner Knieprobleme ausfallen wird und Monta Ellis weiter auf der Suche nach seiner Form ist.
Zwölfmal lag Dallas in einer Playoff-Serie mit 0-2 zurück. Zwei Serien davon konnten sie noch für sich entscheiden. Zuletzt 2005 gegen Houston. Und so schimmert es dann doch noch - zumindest ein wenig.