Clippers gegen Spurs. Anthony Davis' Premiere. Die Warriors, Paul Pierce, LeBron und diverse Buzzerbeater. Was bleibt hängen von den Playoffs 2015? Wer hat besonders überzeugt, wer überrascht? Nach den Flops der Postseason präsentiert SPOX jetzt die Tops.
Clippers gegen Spurs
Drei Mal 4:0. Zwei Mal 4:1. Zwei Mal 4:2. Dazu diverse 3:0-Führungen. Die erste Runde lieferte in etwa so viel Spannung wie ein Freiwurfduell Steph Curry gegen DeAndre Jordan. Glücklicherweise gab es jedoch diese eine Serie, die beinahe die Ehre einer gesamten Playoff-Runde wiederherzustellen vermochte. Gut, Clippers gegen Spurs passt tendenziell eher in die Conference Finals als in Runde eins, aber die Regeln wollten es nun mal so.
Den Teams war es ohnehin egal. Sie spielten einfach, als wären die Playoffs bereits weit fortgeschritten, als ginge es demnächst tatsächlich um den Titel. Sieben Spiele lang lieferten sowohl Clippers als auch Spurs Basketball vom Allerfeinsten. Beide Teams steckten Verletzungsprobleme von Schlüsselspielern weg. Beide Teams steckten Rückschläge innerhalb der Serie weg.
So spekulierten nicht wenige nach Spiel eins, dass die Luft beim damals noch amtierenden Champion aus San Antonio raus sei. Die Clippers hatten schließlich mehr als deutlich gewonnen. Also stieg Tim Duncan kurzerhand in die Zauberkugel, kam 15 Jahre verjüngt wieder raus und klaute mit seinen Spurs dank eines 28-11-Double-Doubles den Heimvorteil.
Als San Antonio die Clippers in Spiel 3 dann auch noch mit mächtig Anlauf aus dem AT&T Center schoss (100:73), wirkte es, als hätte der Champ die Serie endgültig gedreht. Die Spurs auf dem Weg in Runde zwei? Weit gefehlt! L.A. schlug umgehend zurück, die Serie war wieder offen.
Es konnte nur eine Form der Entscheidung geben: Spiel 7! Der ultimative Weg der Entscheidungsfindung. Alles oder nichts. Win or go home. Nach Hause wollte jedoch niemand. Und so erhielt diese epische Erstrundenserie, die dank ihres Mix aus sensationellem Basketball und unglaublicher Dramatik als eine der besten in die Geschichte der Playoffs eingehen wird, das verdiente, das einzig mögliche Ende.
Mit noch 8 Sekunden zu spielen hatte Duncan von der Linie soeben ausgeglichen, als Chris Paul rechts an der Birne den Ball bekam. Nun hatte sich CP3 bereits früh im Spiel am Oberschenkel verletzt, war im Grunde nur noch auf einem Bein unterwegs, dennoch setzte er gegen Danny Green zum Drive an. Als dann auch noch Duncan zu Hilfe eilte, hatte Paul endgültig zwei der fähigsten Spurs-Verteidiger an den Hacken. Egal. CP ließ den Floater los. Drin! Entscheidung! Was für eine Serie!
Anthony Davis
Die gesamte Association war gespannt. Wartet in Runde eins etwa ein Vorgeschmack? Bekommen die Warriors etwa eine erste Kostprobe von der grenzenlosen Dominanz, die der Liga in den kommenden Jahren drohen könnte? Oder einfacher: Wie würde sich Anthony Davis in seinen ersten Playoffs anstellen? Um es kurz zu machen: AD stellte sich hervorragend an.
Nach einigen Startschwierigkeiten in Spiel eins fand Davis sein Spiel und dominierte die Zone nahezu nach Belieben. Egal, wer da kam, ob nun Andrew Bogut, Festus Ezeli oder Draymond Green - AD schüttelte sie einfach ab. Am Ende der Serie hatte er im Schnitt überragende 31,5 Punkte sowie 11 Rebounds und 3 Blocks aufgelegt. Sein Player Efficiency Rating (28,54) war das beste der gesamten Association. Ja, auch besser als jenes des LeBron James (25,54).
Der kollektiven Basketballkunst der Warriors waren die Pelicans am Ende zwar hoffnungslos unterlegen, allein Anthony Davis sorgte jedoch dafür, dass Golden State im einen oder anderen Spiel doch etwas mehr investieren musste, als vielleicht erwartet worden war. Die Liga darf sich warm anziehen.
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Der Wille der Rockets
Die Houston Rockets sind ein sonderbares Team. Nach und nach verletzten sich Schlüsselspieler (Terrence Jones, Donatas Motiejunas, Patrick Beverley) oder Stars (Dwight Howard), und dennoch steuerte der zweifache Champ unbeirrt Richtung Rang zwei der Western Conference. Vor den Spurs. Vor den Clippers. Vor Memphis.
Wirklich ernst nahm Houston dennoch niemand. In Runde eins wurden die Mavs zwar relativ souverän nach Hause geschickt, Dallas plagten am Ende aber einfach zu viele Sorgen, als dass das 4:1 als klarer Ausdruck Rockets'scher Stärke verstanden worden wäre.
Also ging Houston als Außenseiter ins Zweitrundenduell gegen die Clippers. Klare Sache? Klare Sache! Zumal L.A. nach vier Spielen 3:1 vorne lag. Die Serie war durch, daran bestand eigentlich überhaupt kein Zweifel. Schließlich hat auch noch niemand Greg Ostertag bei intensiven Vorbereitungen auf den Slam-Dunk Contest beobachtet. Gewisse Dinge passieren einfach nicht.
Tun sie doch. Denn die Rockets interessierte herzlich wenig, dass man bei 1:3 eigentlich kaum mehr Chancen auf die nächste Runde hat. Speziell wenn man zwar auf 2:3 verkürzt, auswärts vor dem Schlussviertel aber mit 13 Punkten zurückliegt. Houston war's einfach egal. Sie gewannen den letzten Abschnitt von Spiel 6 in L.A. mit 40:15 und holten sich schlussendlich auch Spiel 7. Ein spezielles Team, diese Rockets.
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Die Buzzerbeater
Viele Serien verliefen ein wenig zu deutlich. Wer nach Spannung suchte, wurde bei einzelnen Spielen aber definitiv fündig. Auf die Spitze trieben es die Bulls und Cavs. Am Freitag erhielt Derrick Rose Sekunden vor dem Ende den Ball. Ein erfolgreicher Wurf brächte den Sieg, klatscht der Ball nur auf den Ring, ginge es immerhin noch in die Verlängerung. Doch Rose hatte nur wenig Lust auf Überstunden. Über Tristan Thompson hinweg wurde er den Dreier los. Buzzer! Brett! Drin!
Das United Center explodierte - und war kaum zwei Tage später auch schon wieder so still, dass man Karl Malone beim Freiwurf vor sich hin murmeln hätte hören können. Wieder deutete einiges auf Verlängerung hin. Wieder war noch Zeit für einen letzten Wurf. Wieder war er drin. Diesmal hatte jedoch LeBron James über Jimmy Butler getroffen und damit den Anfang vom Playoff-Ende der Bulls eingeleitet.
Man musste allerdings nicht zwingend einen Platz im United Center eingenommen haben, um bis zur Schlusssirene über den möglichen Ausgang des Spiels im Unklaren gelassen zu werden. So trafen sich die Wizards und Hawks Sekunden vor dem Ende bei 101 Punkten. Und in solchen Fällen zählt nun mal nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Paul Pierce bekommt also den Ball, wird seinen Wurf trotz engster Verteidigung der Hawks los und trifft. Die Wizards gewinnen und Pierce legt los...
Paul Pierce
"Ich sauge all das immer noch auf. So viele Erfahrungen dieser Art werde ich ja nicht mehr machen", sagte Paul Pierce nach seinem Buzzerbeater gegen die Hawks. Und tatsächlich. Der ehemalige Celtic genoss die Playoffs 2015 in vollsten Zügen. Da war die Erstrundenserie gegen Toronto, vor der er sich erst einmal den Groll ganz Kanadas auf sich zog, indem er den Raptors absprach, das "gewisse Etwas" zu besitzen.
spox"The Truth" beließ es jedoch nicht bei verbalen Provokationen, er machte auf dem Court weiter. Spiel eins sicherten sich die Wizards vor allem dank der hervorragenden Vorstellung des Paul Pierce. Der Ton für eine überraschend einseitige Erstrundenserie war gesetzt.
Wirklich aufgedreht hat Pierce allerdings erst in Runde zwei. Dort traf er nicht nur besagten Buzzerbeater, verbal setzte "The Truth" noch einen drauf. Ob er vor seinem Wurf, der nur über das Brett seinen Weg durch die Reuse gefunden hatte, "Bank" angesagt habe, wollte ESPN-Reporter Chris Broussard nach der Partie wissen. "I called game", antwortete Pierce mit der trockenen Selbstverständlichkeit eines Veteranen.
Und Pierce war noch nicht fertig. Als Dennis Schröder den Buzzerbeater auf der Pressekonferenz als "Glückswurf" bezeichnete, konfrontierte ihn der Finals-MVP von 2008 mit seiner Version der Wahrheit. "Wahrscheinlich sagt er das, weil er noch etwas jung ist", sagte Pierce. "Er hat das während der vergangenen 17 Jahre eben noch nicht live mitbekommen". Wahrscheinlich habe es Schröder bei 2k versucht, aber nicht geschafft. Pierce mag zwar nicht mehr der Jüngste sein, in entscheidenden Situation macht ihm aber immer noch niemand etwas vor - ob spielerisch oder verbal.
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Überraschend geglänzt
Sie gehören zu den Playoffs wie einst der Shimmy Shake zu Mark Jackson: Die, mit denen eigentlich niemand rechnet, die plötzlich aber eine ganz zentrale Rolle einnehmen. Der vielleicht prominenteste machte LeBron James' Leben während der Finals so schwer, wie es gegen einen vierfachen MVP im Alles-oder-Nichts-Modus eben geht und stand am Ende im Zentrum des Titels der Warriors.
Gerechnet hatte damit selbstverständlich niemand. Immerhin war Andre Iguodala bis zu Spiel vier der Finals während der gesamten Saison nicht einmal gestartet. Drei Spiele und einige herausragenden Leistungen später war er nicht nur Champion, sondern wurde auch noch zum Finals-MVP ernannt.
Ganz so weit brachten es Corey Brewer und Josh Smith zwar nicht. Dafür sorgten die beiden dafür, dass die Rockets überhaupt noch Chancen auf die Conference Finals hatten. In Spiel 6 gegen die Clippers lag Houston deutlich zurück, James Harden und Dwight Howard saßen auf der Bank. Also legte Brewer im letzten Viertel eben 15 Punkte auf und J-Smoove traf unfassbare 4 seiner 7 Dreier. Der Rest ist bekannt.
Der Ausgang der Finals ebenfalls. Dass auf der größten Bühne ein kleiner Australier einen für die Cavs derart positiven Einfluss nehmen könnte, damit konnte allerdings keiner rechnen. Matthew Dellavedova durfte nach Kyrie Irvings Verletzung starten und bereitete Steph Curry kurzzeitig nicht zu erwartenden Probleme. Damit setzte Delly seinen in den Playoffs zuvor bereits guten Leistungen die Krone auf. Am Ende ging ihm allerdings ein wenig die Luft aus.
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Derrick Rose
Wer hätte das gedacht? Im Februar wurde bei Derrick Rose die dritte schwere Knieverletzung binnen drei Jahren diagnostiziert. Meniskusriss. 6 Wochen Pause. Zu den Playoffs würde D-Rose also zurück sein - aber wie würde er spielen?
Mitunter richtig gut. Natürlich mangelte es an Konstanz, natürlich hatte auch Rose seinen Anteil am enttäuschenden Aus der Bulls, zeitweise erinnerte der Playmaker jedoch wieder an jenen Derrick Rose, der der Association einst den Atem geraubt hatte. Er attackierte, schloss akrobatisch ab, war kaum zu verteidigen - zeitweise jedenfalls. Rose hat es noch in sich. Bleibt zu hoffen, dass er nun endlich gesund bleibt.
LeBron James
Beinahe hätte es LeBron James geschafft. Am Ende fehlten zwei Siege und LBJ hätte ein unglaublich dezimiertes Cavs-Team zum Titel geführt. Dabei hatte LeBron während der ersten beiden Runden noch sehr wacklig performt, dominanten Vorstellungen gern auch mal etwas schwächere folgen lassen.
In den Finals drehte James dann aber auf, führte beide Teams bei Punkten, Rebounds und Assists an. Als erster Spieler der Geschichte. LeBron machte sicher nicht alles richtig, wie er sich gegen die Warriors stemmte, war jedoch beeindruckend.
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Golden State Warriors
Es ist eigentlich unglaublich. Da holt eine Franchise ihren ersten Titel seit 40 Jahren, mit einem Team, das mitunter historisch gut spielt und einige haben nichts Besseres zu tun, als die Meisterschaft schlecht zu reden. Gegner der Warriors hätten immer mit Verletzungen zu kämpfen gehabt, mit Kevin Love und Kyrie Irving wäre die Meisterschaft nach Cleveland - und überhaupt hätten die Dubs nur Glück gehabt, dass sie gesund blieben und die Gegner eben nicht.
Ein Großteil solcher Argumente beruht auf Fakten. Nur sollten diese Fakten nicht schon wieder verwendet werden, um den Erfolg der Warriors mies zu machen. Immerhin haben sie es geschafft, Antworten zu finden, wenn das Momentum nach Mike Conleys Rückkehr in Richtung Memphis auszuschlagen schien, wenn LeBron und die Cavs ihnen größere Probleme bereiteten als erwartet und mit 2:1 in Führung gingen. Golden State ging mit allem um, passte sich an, spielte im Kern aber immer sein Spiel. Und so ist am Ende der Saison das beste Team auch Champion. Völlig verdient.
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