Nachdem sich bei den Wizards bereits letzte Saison ein verheißungsvoller Lottery-Pick bezahlt gemacht hat, steht nun Bradley Beal vor einer Schlüsselsaison. Der Shooting Guard hat im Sommer hart gearbeitet und soll von Coach Randy Wittman endlich besser eingebunden werden. Die ersten Spiele lassen hoffen, doch ein Kind der Stadt schwebt über der Karriere des 22-Jährigen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da standen die Washington Wizards am Scheideweg. Ihr auserkorener Franchise-Player John Wall kam aus einer verletzungsgeplagten Saison und schielte dennoch auf einen üppigen Max-Contract.
Das Potential war bei dem ehemaligen No.1-Pick ohne Zweifel vorhanden, doch das leidgeprüfte Knie des athletischen Guards bereitete der Führungsriege Sorgen. Dazu kamen ein wackliger Wurf und Zweifel an den Führungsqualitäten des designierten Floor Generals. Das Office rund um General Manager Ernie Grunfeld debattierte nächtelang und gab schließlich im Sommer 2013 grünes Licht für die üppige Gehaltserhöhung.
Ein Szenario a la Wall
Zwei Jahre später sind alle Bedenken aus der Vergangenheit nur noch ein verblichenes Polaroid. Wall ist inzwischen ein absoluter Star der Liga und aus dem einstigen Roh-Diamanten ist einer der besten Spielmacher der NBA geworden. All-Star-Games, hohe Trikot-Erlöse und zwei Signature-Schuhe inklusive.
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Über ein ähnliches Szenario würden sich die Wizards auch bei einem weiteren Guard freuen, der mit großen Vorschusslorbeeren in die Liga kam. Bradley Beal feierte vor drei Jahren als dritter Pick des Drafts seinen Einstand auf dem Profi-Hardwood und sollte mit seinem gefährlichen Distanzwurf das Spiel des Teams auf eine neue Ebene hieven. Ein ideale Ergänzung für das drivelastige Spiel von Wall und die Hoffnung auf einen kaum zu verteidigenden Backcourt.
Verletzungen bremsen
Nur ist die bisherige NBA-Karriere von Beal ebenfalls durchzogen von lästigen Verletzungen und zeitweilig fragwürdigen Entscheidungen auf dem Parkett. Vor allem die Wurfauswahl hatte in der Vergangenheit bei allem Talent manchmal etwas von Memory mit einem Blinden.
Egal, wie häufig Beal, der sich selbstbewusst 'The Real Deal' nennt, von einem Gegenspieler an immer derselben Stelle gestoppt wurde oder wie häufig Coach Wittman predigte, die langen Zweier endlich aus dem Repertoire zu verbannen - der ehemalige Florida Gator drückte fleißig weiter auf den Releasebutton und ignorierte in sturer Regelmäßigkeit Teamkollegen und Gameplan.
"Mussten auf einen Nenner kommen"
Das ist allerdings nicht alleine die Schuld des ehemaligen All American. Beals Stärken kamen in der Spielidee seines Trainers bisher kaum zum Tragen. Beispielsweise beendete Washington die vergangene Saison auf dem 27. Platz im Ranking 'Versuche jenseits der Dreierlinie'.
Auch in Sachen Catch-and-Shoot wurde der Guard vergleichsweise selten genutzt (3,3 Versuche pro Spiel). Ein überschaubarer Wert, blickt man auf die Konkurrenz: Klay Thompson drückte letzte Saison fünfmal pro Spiel aus dem Catch-and-Shoot ab, sogar Ben McLemore wurde im Schnitt viermal auf diese Weise freigespielt.
Paul Pierce gibt Tipps
So wurde Beal schon fast genötigt, den einen oder anderen Wurf zu erzwingen. Doch selbst seine Isolation-Plays endeten meistens in wenig aussichtsreichen Versuchen aus der Mitteldistanz. Deshalb nahm ihn Paul Pierce bereits während der vorausgegangenen Saison regelmäßig zur Seite: "Ich weiß um das Problem, ich muss geduldiger werden. Paul sagte zu mir: 'Du nimmst manchmal lange Zweier, die ich einfach hinter der Dreierlinie abschließen würde'."
Dazu gab es immer wieder Abstimmungsprobleme mit Wall. Das wussten auch Beal und der balldominante Point Guard. Sie setzten sich Ende der vergangenen Regular-Season zusammen: "Wir mussten auf einen Nenner kommen. Erst so konnten wir langsam zueinanderfinden, das ist wichtig, denn das Team fängt bei uns an! Wenn wir nicht miteinander können, bricht alles zusammen."
Playoffs als Versprechen
Einen ersten Eindruck dieser verbesserten Allianz lieferten die vergangenen Playoffs. Im Frühsommer spielte Beal den wohl besten Basketball seiner jungen Karriere. Der Punkteschnitt stieg, die Quote ging unwesentlich zurück. Bei mehr Minuten konnte der Guard größeren Einfluss nehmen, gewann an Erfahrung - besonders durch die Verletzungspausen von Wall. Erst nach hartem Kampf mit den Atlanta Hawks mussten die Wizards schließlich die Segel streichen.
spoxDie positiven Resultate waren dem Coaching Staff nicht entgangen: Mit der Ansage, dass man sich in Zukunft deutlich stärker auf die Fähigkeiten der einzelnen Spieler fokussieren wolle, rief Wittman sein Team nach der Sommerpause wieder zusammen. Währenddessen arbeitete der Big Panda besonders an seinem Drive, einem besseren Ballhandling und einer reiferen Wurfauswahl."Ein ziemlich offener Wurf"
Dabei wird der Midrange-Jumper nach wie vor zum abendlichen Arsenal dazugehören: "Das ist definitiv ein Wurf, auch wenn er in der NBA nicht sonderlich beliebt ist, an dem ich weiter arbeiten werde. Es ist zumeist ein ziemlich offener Wurf. Es kommt nur darauf an, dass man ihn zuverlässig trifft." Darüber hinaus ist der 22-Jährige aus St. Louis längst ein wichtiger Defensivfaktor.
Insgesamt soll Beal in der kommenden Spielzeit noch mehr Verantwortung übernehmen und den Jungen ein Vorbild sein. Besonders durch den Wegfall von Pierce gilt es eine Lücke zu füllen: "John und ich müssen das Team führen und ich denke, wir sind dafür bereit!"
Die Presse horcht auf
Seitdem gab es einige Kostproben vom neuen Bradley Beal. Auf dem Spielfeld vernahm man immer wieder lautstarke Kommandos, sah intelligente Entscheidungen und ein ausgeglichenes Wurf-Portfolio. Das schlägt sich sofort in den Statistiken nieder. Beal hat den Ball deutlich öfter in den eigenen Händen und kommt in den ersten drei Spielen der Saison auf 25,3 Punkte im Schnitt, obwohl die Einsatzzeit nur leicht angestiegen ist.
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Deshalb rechnen viele Experten mit einer Breakout-Season der Nummer drei: "Die Wizards nehmen derzeit einige Neuerungen vor. Randy Wittman will mehr Dreier sehen und setzt dabei auf Beal. Davon kann er nur profitieren", beobachtete CSN-Experte Keely Diven schon vor der Saison.
Durant als Schatten
Doch den Ehrgeiz Beals treibt nicht nur die Anerkennung oder der Erfolgshunger an: Die kommende Saison lockt mit einem neuen Arbeitspapier, im Sommer 2016 wird er zum Restricted Free Agent. Daher geht es obendrein um sehr viel Geld - dem frischen Salary Cap sei Dank. Mit einer Einschränkung: Die Wizards schielen für die Saison 2016/17 auf das Vertragsende von Local Hero Kevin Durant.
KD hält sich in seiner Zukunftsplanung weiterhin bedeckt. Ein Wechsel in die alte Heimat ist nicht ausgeschlossen. Deshalb ließ Beal die Deadline zu einer frühen Vertragsverlängerung verstreichen. Medienberichten zu Folge einigte sich der Shooting Guard mit den Wizards darauf, den Cap Space weiterhin für Durant offen zu halten.
Playoffs machen Appetit
Zugleich gewinnt Beal noch mehr Einfluss auf seine Zukunft und kann der nächsten Sommerpause mit Gelassenheit entgegenblicken. Nichtsdestotrotz soll es weiterhin keinen Zweifel an Beals Loyalität gegenüber seiner derzeitigen Franchise geben. Die vergangene Playoff-Season hat den Appetit angeregt und so hat Beal mit Kollege Wall noch einiges vor.
"Ich denke, dass wir definitiv das beste Backcourt-Duo der NBA sind," tönte Beal vor noch nicht allzu langer Zeit. Wenngleich zwei Brüder aus der Bay Area und ein glitzernder Ring dieser Aussage im Augenblick widersprechen, so ist ein erneuter Zauber bei den Wizards nicht ausgeschlossen.