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"Da kommt kein Fußballspiel ran"

Von Interview: Dirk Sing
Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton ist großer Fan der Miami Heat
© getty

Formel1-Weltmeister Lewis Hamilton nutzte die freie Zeit, um sich das Duell der Miami Heat gegen die Dallas Mavericks anzusehen. SPOX traf den Briten am Rande des Spiels zum NBA-Interview. Hamilton spricht über seine eigene Basketball-Vergangenheit, eine Begegnung mit Dirk Nowitzki und erklärt, warum er den Los Angeles Lakers untreu wurde.

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SPOX: Herr Hamilton, was ist denn nun anstrengender: Eine lange Silvester-Nacht in Miami oder einen Formel 1-Grand Prix zu absolvieren?

Lewis Hamilton: (lacht) Das ist eine sehr gute Frage. Also der Stressfaktor bei einem Formel 1-Rennen ist definitiv größer. Miami ist eine großartige Stadt mit einer hohen Lebensqualität, die zudem sehr viel positive Energie ausstrahlt. Für mich persönlich war es das erste Mal, dass ich hier Silvester gefeiert habe. Es war absolut großartig und eine tolle Erfahrung.

SPOX: Sie wollten sich am Neujahrstag auch das NBA-Match zwischen den Miami Heat und Dallas Mavericks ganz offensichtlich nicht entgehen lassen. Würden Sie sich selbst als großen Basketball-Fan bezeichnen?

Hamilton: Ja, ich denke schon, dass man das so sagen kann. Leider kann ich mir während einer Saison nicht so viele NBA-Matches anschauen, wie ich es gerne tun würde. Aber die Finals sind für mich immer ein absolutes Pflichtprogramm. Je nachdem, wo ich gerade bin, stelle ich mir da auch den Wecker und stehe dann mitten in der Nacht auf, um diese Begegnungen zu sehen. Das ist für mich ein absolutes Muss!

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SPOX: Woher kommt eigentlich Ihre große Zuneigung zum Basketball-Sport?

Hamilton: Nun, ich war während meiner Schulzeit sowohl im Fußball- als auch Basketball-Team unserer Schule - wobei mir das Basketballspielen schon immer wesentlich mehr Spaß gemacht hat und ich es deshalb auch deutlich öfter als Fußball betrieben habe. Nachdem es in meiner Mannschaft viele Mitspieler gab, die deutlich größer waren als ich, habe ich die Point Guard-Position übernommen. Zudem war ich sogar der Kapitän unserer Mannschaft und darauf auch wahnsinnig stolz! Auch außerhalb der Schule bin ich immer wieder auf den Freiplatz gegangen, der direkt auf meinem Fahrtweg zur Schule lag. Dort haben wir Kids uns regelmäßig getroffen, um stundenlang zu spielen. Das war schon ziemlich cool.

SPOX: Können Sie erklären, welche Faszination auch heutzutage die Sportart Basketball auf Sie ausübt?

Hamilton: Der Unterhaltungswert bei einem Basketball-Match ist für mich einfach riesig! Im Grunde genommen ist es ein Kontaktsport, bei dem die Spieler hart um Positionen oder freie Würfe kämpfen und auch die Taktik eine große Rolle spielt. Um wieder auf das Thema Finals zurückzukommen: Wenn ich an die letzte Serie zwischen Golden State und Cleveland zurückdenke: Das war einfach der pure Wahnsinn! Basketball ist auch die einzige Sportart, die mich vor dem TV-Gerät regelrecht vom Sitz aufspringen und mich zu Jubelschreien bei bestimmten Aktionen hinreißen lässt. Da kommt auch zum Beispiel kein Fußballspiel auch nur annähernd ran. Hinzu kommt auch die unfassbare Athletik der NBA-Profis. Wenn ich gerade die großen Jungs sehe und wie sie sich auf dem Court bewegen, das ist schon einzigartig und wirklich sehr beeindruckend.

SPOX: Als Basketball-Spieler ist es bekanntlich unmöglich, eine Partie oder eine Meisterschaft alleine zu gewinnen. Das Wichtigste ist ein sehr gut funktionierendes Team! Sehen Sie hier eine mögliche Parallele zur Formel 1? Sie sitzen zwar alleine in Ihrem Auto - doch ohne eine starke Mannschaft wären Sie wohl auch letztlich chancenlos...

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Hamilton: Ja, das ist tatsächlich ein sehr guter Vergleich! Unser Team in der Formel 1 beziehungsweise bei Mercedes ist zwar deutlich größer, als dass das beim Basketball der Fall ist. Unsere komplette Mannschaft umfasst insgesamt rund 300 Leute. Aber das ist genau das, was mir auch in meiner Sportart unglaublich viel Spaß macht: in und mit einem Team zu arbeiten! Jeder pusht, motiviert und arbeitet für seinen Kollegen. Das ist einfach großartig! Gerade in der NBA sieht man auf dem Court immer wieder Teamwork vom Feinsten. Jeder weiß nahezu blind, was er zu tun hat, um seiner Mannschaft zum Erfolg zu verhelfen.

SPOX: Verraten Sie uns Ihr Lieblingsteam in der NBA?

Hamilton: Als ich noch jünger war und selbst gespielt habe, hat mein Herz ganz klar für die Los Angeles Lakers geschlagen. Vor allem Kobe Bryant hat mich damals ungemein fasziniert und tut es auch heute noch. Etwas später sind meine Sympathien dann mehr in Richtung Miami Heat gegangen. Das hatte vor allem damit zu tun, dass LeBron James, den ich auch schon immer sehr aufmerksam verfolgt habe, im Jahr 2010 nach Miami gewechselt ist und mit den Heat in der Folgezeit zwei Meisterschaften gewonnen hat.

SPOX: Sie haben Kobe Bryant bereits angesprochen beziehungsweise von Ihm geschwärmt! Ist er auch heute noch Ihr absoluter Lieblingsspieler?

Hamilton: (überlegt kurz) Ja, das ist er! Was ich an ihm liebe und mich an ihm enorm fasziniert, ist die Tatsache, mit welcher Hingabe, Einstellung und Leidenschaft er diese Sportart über einen derart langen Zeitraum schon betreibt. Ich selbst fahre jetzt seit 2007 in der Formel 1 beziehungsweise habe vor 22 Jahren mit dem Automobil-Sport begonnen und weiß, wie extrem schwierig es ist, sich gerade auch mental auf jede Saison, auf jedes einzelne Rennen vorzubereiten, wieder voll anzugreifen und konstant seine Bestleistung abzuliefern. Ich habe deshalb so einen ungemein großen Respekt vor Kobe Bryant, der seit nunmehr 20 Jahren in der NBA auf allerhöchstem Niveau aktiv ist.

SPOX: Am 7. Dezember diesen Jahres waren Sie im "Air Canada Centre" in Toronto vor Ort, um sich den letzten Karriere-Auftritt von Kobe Bryant auf kanadischem Boden anzuschauen. Mit welchen Eindrücken sind Sie aus der Arena gegangen?

Hamilton: Es war definitiv ein großartiges Erlebnis. Da ich zu diesem Zeitpunkt ohnehin in Kanada war, wollte ich mir diese Begegnung natürlich nicht entgehen lassen. Nachdem Kobe ja seinen Rücktritt zum Ende dieser Spielzeit bekannt gegeben hat, muss man meiner Meinung nach jede Möglichkeit nutzen, ihn nochmals "live" spielen zu sehen. Ich hatte danach auch noch die Gelegenheit, einige Worte mit ihm zu wechseln. Das war schon fantastisch.

SPOX: Nachdem Sie ja mittlerweile - wie Sie uns verraten haben -zu den Miami Heat "übergeschwenkt" sind, dürfte es Sie persönlich sehr freuen, dass dort seit vergangener Saison ein englischer Landsmann von Ihnen eine bedeutende Rolle spielt: Luol Deng! Wie schätzen Sie seine Leistungen ein?

Hamilton: Das Verrückte ist eigentlich, dass amerikanische Sportarten wie Football oder auch Basketball in England jetzt nicht wirklich eine außergewöhnlich große Rolle spielen. Um so beeindruckender ist es für mich, dass es Luol geschafft hat und in der NBA zu einem richtigen Star geworden ist. Es ist eine unglaubliche Leistung, die jeden Engländer stolz macht, wie er unser Land dort repräsentiert. Ich denke, dass es Ihnen da mit Dirk Nowitzki in Deutschland genau so gehen wird.

SPOX: Ist es richtig, dass Sie Nowitzki bei NBA-Begegnungen auch schon mehrfach getroffen und mit ihm gefachsimpelt haben?

Hamilton: Ja, das stimmt. Ich hatte tatsächlich schon einige Male das Glück, ihn treffen zu dürfen. Er ist nicht nur eine echte Legende, sondern auch einer der bescheidensten Menschen, die ich bislang getroffen habe. Dirk ist zweifelsohne einer meiner absoluten Lieblingsspieler in der NBA. Es hat mich daher auch sehr gefreut, ihn heute in Miami mal wieder spielen zu sehen.

SPOX: Zum Abschluss noch eine Frage an den "Basketball-Experten" Lewis Hamilton! Was ist aus Ihrer Sicht realistischer: Dass die Golden State Warriors ihren Titel in dieser NBA-Spielzeit verteidigen oder Sie Ihren Weltmeisterschafts-Erfolg in der Formel 1-Saison 2016 wiederholen?

Hamilton: (lacht) Wow, das ist eine schwierige Frage! (Hamilton blickt zu einem guten Freund, der neben ihm sitzt und fragt ihn: Was meinst du? Dieser blickt ihn kurz an und sagt: Ich würde auf dich tippen). Ok, dann schließe ich mich meinem Kumpel an und sage auch, dass eher ich meinen Titel verteidige (lacht).

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