Skills Challenge: Ein Sieg für die Großen
Die Zeiten, als die Power Forwards und Center der NBA nach der Maxime "je näher, desto besser" agierten, wo Jumper hinter der Freiwurflinie verpönt und Dribblings fast schon ein automatischer Turnover waren, sind lange vorbei. Die heutigen Big Men sind Alleskönner, die von Downtown fast genauso gut treffen wie in der Zone. Die aus dem Pick-and-Roll auch mal gern ein Pick-and-Pop machen.
Kein Wunder also, dass sich diese Entwicklung endlich auch im Skills Contest manifestieren durfte. Und zwar mit Erfolg. Timberwolves-Rookie Karl-Anthony Towns traf im Finale der Skills Challenge auf Isaiah Thomas, nachdem er zuvor Draymond Green und Boogie Cousins ausgeschaltet hatte. Slalom-Dribbling? Kein Problem. Pass durch einen Ring? Sicher doch. Beim Sprint zum Layup war er hauchdünn vor Thomas, und nach dem Layup schnitt er dem Point Guard die Bahn und kam als Erster zum Dreier. Dass er vier Versuche brauchte, bis er den Sieg sicher hatte? Geschenkt!
Es war nicht nur ein Sieg für ihn, sondern ein Sieg für den vom Aussterben bedrohten Big Man - was sich vor allem daran zeigte, dass die übrigen drei Goliaths unisono auf Towns stürzten, nachdem sein Triple den Weg durch das Netz fand. Das Siegerfoto legten Boogie, Draymond und Anthony Davis dann auch im Quartett hin. "Ich freue mich einfach, dass ich den Großen geholfen hatte, am Ende mit diesem Pokal dazustehen", sagte der überglückliche Sieger. "Das ist größer als ich. Das ist für alle Big Men, die das Spiel verändern. Die zeigen, dass die Bigs mit ihren Fähigkeiten mit den Guards mithalten können."
Er habe es allen gezeigt. "Ich habe es den Kritikern gezeigt, Las Vegas und auch Ricky Rubio." Moment: Rubio hatte es seinem Teamkollegen also nicht zugetraut? Shame on you, Ricky! Der Gescholtene entschuldigte sich wenig später via Instagram: "Ich hatte gesagt, dass Big Men nicht schneller als Guards sein können, aber er überrascht mich jeden Tag aufs Neue. Der Typ hat kein Limit."
Apropos Rubio: LaVine holte den MVP-Award im Spiel von Team USA gegen die Welt. Er holte den Dunk Contest. Towns holte die Skills Challenge, macht drei Titel für die Wolves. Fehlt eigentlich nur noch der Dreiertitel von Rubio. Unmöglich, sagt ihr? Hey, dieses Wochenende hat doch bewiesen, dass mittlerweile irgendwie doch alles möglich ist.
Three-Point-Contest: Ausnahmsweise gegeneinander
Scheibenschießen der Splash Brothers. Das kennen in diesem Jahr vor allem die unterlegenen Kontrahenten der Golden State Warriors. Sicher hat sich der eine oder andere schon gewünscht, dass Klay und Steph nicht miteinander, sondern gegeneinander um die Wette ballern. Am Samstag war es dann soweit.
Und diesmal hieß der Sieger Klay Thompson. Curry ist der, der in der NBA so ziemlich jeden Dreier-Rekord bricht oder noch brechen wird - und vielleicht war ihm die Dreierlinie auch einfach zu nah am Korb, wenn man bedenkt, von wo aus er ab und zu abdrückt. Aber Thompson kann eben heiß laufen wie kein Zweiter. Beweisstück A: Sein 37-Punkte-Viertel im letzten Jahr.
Beweisstück B: Der Moneyball-Rack. In der Finalrunde hatte Curry eine 23 aufgelegt, die bislang beste Runde des Abends. 17 Punkte hatte Thompson nach vier Racks, nur die fünf Moneyballs warteten noch. Mindestens drei brauchte er für einen Gleichstand, rund zwölfeinhalb Sekunden blieben ihm. Swish. Swish. Swish. Swish. Swish. Fünf Treffer, vier davon "nothing but net". Diese Runde ging an Thompson.
"Wir treten unheimlich gerne gegeneinander an", sagte der Sieger später. "Ich war noch nie in einem Team mit jemandem, der noch besser trifft als ich, deshalb ist es ein Vorrecht für mich, jeden Tag mit ihm zu arbeiten. Er macht mich so viel besser." Neben Curry und dem lauten Draymond Green geht Thompson manchmal fast ein bisschen unter, aber diese Worte bewiesen sein Selbstbewusstsein: Noch nie war jemand besser als er - bis auf Steph. Aber dass er den schlagen kann, das wusste er sicher bereits aus seinem Training. "Zwei Siege in Folge für die 'Splash Brothers'. Das ist ziemlich cool."
Für die Gegner nicht so sehr. Denn von jetzt an werden sie es wieder gemeinsam Dreier regnen lassen. Curry führt die Liga mit 245 Treffern in diesem Jahr an. Danach kommt lange nichts. Dann kommt Thompson mit 161.
Dunk Contest: "Das hat es noch nicht gegeben"
Zwölf Dunks? Zwölf Dunks! Und was für welche! Der Slam Dunk Contest am Samstagabend machte das All-Star Weekend aus dem Stand zum absoluten Klassiker - und da sind Karl-Anthony Towns, Klay Thompson und Kobe Bryant noch gar nicht mit einberechnet. Vergleichbar mit Vince Carter 2000 oder den Duellen von Dominique Wilkins und Michael Jordan. Wenn nicht noch besser.
Aaron Gordon und Titelverteidiger Zach LaVine lieferten eine Show, die einer Zugabe würdig war. Und die gab es sogar gleich doppelt, weil keiner der beiden nachlassen wollte. Eine 50 nach der anderen. "Wir haben ganz tief unten in der Trickkiste gegraben", erklärte Champion LaVine später. Maximal vier Dunks sind es eigentlich, er und Gordon mussten jeweils sechs zeigen, bis der Sieger feststand. "Da war eigentlich nichts mehr drin. Ich habe nur noch ein paar Staubkörner gefunden."
Epischer Dunk-Contest: LaVine verteidigt Titel
Den Sieg sicherte er sich dann mit einem Dunk, den er noch nie zuvor auch nur ausprobiert hatte: Von der Freiwurflinie durch die Beine. "Da waren Dinge dabei, die hat es noch nie gegeben", zeigte er sich später stolz. Er wolle die früheren Größen nicht angreifen, aber "wir haben Dunks gezeigt, für die professionelle Dunker vier oder fünf Versuche brauchen. Und wir nur einen. Das war verrückt, Mann!"
Dabei gehörte der verrückteste Dunk des Abends eigentlich Gordon. Man muss ihn gar nicht mehr beschreiben, den "Air Chair", den "Behind the legs", oder wie auch immer man ihn nennen will. Über das Maskottchen hinweg, den Ball hinter den angezogenen Beinen vorbeigeführt, dann gestopft. Der Stoff, aus dem Legenden sind. "It's over! Let's go home", skandierte Kenny Smith, in Anlehnung an seine gleiche Aussage aus dem Contest von 2000. "Er hat den Titel genauso sehr verdient wie ich", musste auch LaVine zugeben. "Er hatte ein paar verrückte, abgefahrene Dunks."
Nur war es eben nicht "over". Wo andere mit Mühe und Not von der Freiwurfline stopfen, hatte der 24-Jährige noch ein bisschen mehr parat. Durch die Beine, als Alley-Oop, als Windmill... so gab die Gesamtheit den Ausschlag, auch wenn DER Gordon-Dunk noch eindrucksvoller war. "Zach ist ein unfassbarer Dunker. Von der Freiwurflinie durch die Beine. Das ist irre. Das muss man ihm lassen. Deswegen gehört ihm die Trophäe und nicht mir", konstatierte Gordon, der sich als fairer Verlierer feiern darf.
Der Ruhm gehört beiden. Die Trophy gehört LaVine. Aber vielleicht nur ein Jahr.