19 von 21 Spielen wurden verloren. 14 Niederlagen setzte es am Stück. Phoenix verfügt über die viertschlechteste Punktedifferenz der Liga - Tendenz fallend. Im Gegensatz zu beispielsweise Philadelphia war diese "Schlechtheit" zudem nicht eingeplant. In Arizona ging man schließlich mit Playoff-Ambitionen in die Saison.
Keine Frage: Es musste etwas passieren. Und es wird niemanden überraschen - ihn selbst vermutlich am wenigsten -, dass es nun Jeff Hornacek traf. Der Coach ist immer als erstes dran, selbst wenn er in der Franchise (angeblich) sehr beliebt ist und noch vor zwei Jahren Zweiter bei der "Coach des Jahres"-Wahl wurde, als er aus einem Patchwork-Kader beinahe ein Playoff-Team machte.
Rückblickend wurde genau diese positive Überraschung Hornacek zum Verhängnis. Die Erwartungen stiegen, Coach und Kader konnten sie in der Vorsaison und natürlich erst recht in dieser Saison aber nicht erfüllen, während das Front Office statt einem gemächlichen Rebuild den Zeitplan künstlich verschärfte. Als dann Ende Dezember auch noch zwei von "Hornys" Assistant Coaches entlassen wurden, war die Entlassung des Cheftrainers nur noch wenig mehr als eine Frage der Zeit.
Hornacek war sicherlich auch nicht frei von Schuld, seine Lineups und sein Timeout-Management etwa wurden schon länger kritisiert. Ihre Probleme sind die Suns nach seinem Abgang aber bei weitem nicht los. Der Misere in Phoenix liegen noch etliche andere Ursachen zugrunde.
Jede Menge Verletzungen
Räumen wir zunächst das Offensichtliche aus dem Weg: Für Verletzungen kann natürlich keiner etwas. Gerade in den Jahren mit Steve Nash war Phoenix' medizinische Abteilung noch berühmt für gute Arbeit, gerade mit älteren Semestern. In den letzten Jahren hingegen wurde der Kader regelmäßig von Verletzungen heimgesucht.
Vor allem im Falle von Eric Bledsoe, der mit einer Knieverletzung nun schon wieder den Rest der Saison ausfallen wird, wirkt sich dies extrem aus. Er ist aber nicht der einzige Leidgeplagte, auch Brandon Knight fiel zuletzt beispielsweise immer wieder aus. Bei der Niederlage gegen Dallas am Sonntag fehlten den Suns drei ihrer vier Topscorer.
Verletzungen sind Teil des Geschäfts und können jedes Team, selbst wenn es sonst gute Arbeit leistet, jederzeit heimsuchen. Die Suns sind nicht die einzigen Opfer dieser Tatsache - auch die Saison der Pelicans wurde bisher (unter anderem) dadurch zerstört. Es gibt jedoch auch ausreichend selbst verursachte Probleme.
Horny als "lame duck"
Ein paar Beispiele: Besitzer Robert Sarver und das Front Office um GM Ryan McDonough machten Hornacek vor der Saison de facto zur "lame duck", da sie ihre Team-Option für die kommende Saison nicht zogen - ein Coach mit auslaufendem Vertrag hat logischerweise weniger Einfluss auf seine Spieler, gerade wenn darunter auch "schwierige" Typen sind.
Und davon gibt es im Suns-Kader einige, allen voran Markieff Morris. Der Forward, in der letzten Saison noch ein absoluter Leistungsträger, spielt seit dem Trade seines Zwillingsbruders Marcus die beleidigte Leberwurst und hat seinen Trade-Wert dermaßen reduziert, dass Phoenix für ihn partout kein vernünftiges Angebot bekommt.
Hornacek bekam ihn nicht wieder in den Griff, ließ ihn mal viel spielen, um ihn dann wieder mit "DNPs" auszustatten - seine Werte sind dementsprechend eingebrochen (38,4 Prozent FG!). Dass Sarver seine öffentliche Morris-Kritik dann noch mit einem Rundumschlag gegen die Milleniumskultur verband, trug natürlich auch nicht unbedingt zur Entspannung der Lage bei.
Ist Sarver das Problem?
Sarvers Kritik zeigte zudem, dass Sarver zwar ins Basketball-Geschäft involviert sein möchte, die Anliegen seiner Spieler aber nur bedingt versteht. Keine Überraschung für ESPN-Insider Amin Elhassan, der von 2006 bis 2012 verschiedene Positionen im Front Office der Suns bekleidete: Sarver habe schon häufig Spieler verprellt, darunter im Vorjahr beispielsweise auch Goran Dragic.
Elhassan zufolge war Sarver auch ein Grund dafür, warum sich LaMarcus Aldridge im Sommer für San Antonio und gegen Phoenix entschied. Mit der Verpflichtung von Tyson Chandler hatten die Suns bei LMA bekanntermaßen durchaus Interesse geweckt, bevor er dann doch zu den Spurs wechselte - Aldridge wollte schließlich nicht als Center auflaufen.
Wäre der Big Man gekommen, hätte man Phoenix für seine Risikobereitschaft durchaus loben können. Doch ohne ihn sieht Chandlers Vierjahresvertrag über 52 Millionen Dollar ziemlich verheerend aus - die Leistungen des bereits 33-Jährigen sind in der Wüste auf den Boden gekracht (5,7 Punkte pro Spiel), sein Vertrag läuft bis 2019.
Wer bleibt, wer wird abgegeben?
Welche Spieler aus dem aktuellen Suns-Kader zu dem Zeitpunkt noch da sein werden, ist eine gute Frage. Phoenix verfügt über einige vielversprechende Spieler, derzeit passt der Kader jedoch hinten und vorne nicht zusammen. Es wird die Aufgabe von McDonough und Hornaceks Nachfolger - aktuell wird über Luke Walton und Mike D'Antoni spekuliert - sein, einen Plan aufzustellen und den Kader entsprechend zu sortieren.
Die wichtigsten Fragen dabei sind wohl, ob Bledsoe und Knight als Backcourt der Zukunft funktionieren können, beziehungsweise ob man Bledsoes Körper nach mittlerweile drei Knie-OPs in seiner Karriere vertrauen kann. Will man stattdessen mehr auf den vielversprechenden Rookie Devin Booker setzen, der schon jetzt zu den besten Shootern der Liga gehört (41,7 Prozent 3FG), wäre Bledsoe einer der Spieler im Suns-Kader, die einen recht hohen Trade-Wert besitzen.
Gleiches gilt (noch) für Center Alex Len, wenngleich dessen Durchbruch immer noch auf sich warten lässt. Wenn ein Contender vor der Trading Deadline einen Pick für P.J. Tucker anbietet, sollte Phoenix den Defensivspezialisten zudem abgeben. In der jetzigen Situation ist ein Spieler seiner Bauart ohnehin nicht zu gebrauchen. Es muss behutsam neu aufgebaut werden.
Der Ausweg erfordert Geduld
Angesichts des Talents im Kader ist die Lage in Phoenix sicherlich nicht irreparabel, die Suns brauchen aber zwingend wieder eine Richtung und müssen sich an diese dann konsequent halten. Dabei dürfte es helfen, dass Phoenix in den nächsten Jahren neben den eigenen Draft-Picks noch über Picks aus Cleveland, Miami und Detroit verfügt.
Zunächst übernimmt laut Adrian Wojnarowski (Yahoo! Sports) einer der Assistant Coaches Corey Gaines oder Earl Watson interimsweise, doch Phoenix sollte so schnell wie möglich eine dauerhafte Lösung präsentieren, die dann auch wirklich das Vertrauen genießt.
Was Hornacek angeht: Für den 52-Jährigen ist die Entlassung vorerst vielleicht sogar eine Erleichterung. Er wird angesichts seines immer noch guten Rufs früher oder später eine neue Anstellung finden, ob als Assistant Coach oder als Chef. Das Coaching-Karussell dürfte sich im Sommer sogar noch mehr drehen als sonst.
Hornacek kann erstmal die Füße hochlegen - er wird wieder auf ihnen landen. Vermutlich sogar früher als die Suns.