Wenn sich in der Defensive der Cavaliers zuletzt ein Schwachpunkt aufgetan hat, dann war es das große Problem mit gegnerischen Point Guards. Vier Niederlagen kassierte man im Februar - und jedes Mal markierte der Aufbauspieler auf der Gegenseite mindestens 22 Punkte. Jeremy Lin, Isaiah Thomas, Reggie Jackson - und die Krönung im negativen Sinne bot dann Kyle Lowry von Toronto Raptors, der am Freitag gleich 43 Punkte machte, darunter den Game-Winner kurz vor Schluss.
Ohne den weiter verletzten Iman Shumpert setzte Coach Tyronn Lue dabei auf Matthew Dellavedova in der Defensive, auch weil Kyrie Irving, ohnehin kein allzu guter Verteidiger, offensiv derzeit sehr inkonstant agiert. Wer stoppt also John Wall? "Wir müssen bereit sein und verstehen, dass John Wall blitzschnell ist", erklärte J.R. Smith. "Er wird Kyle sehr ähnlich sein. Wir müssen als Team einen Weg finden, ihn zu stoppen."
"Bei uns sind es derzeit mentale Probleme"
Dafür muss der große Favorit der Eastern Conference aber erst einmal an den mentalen Stellschrauben drehen. Nachdem man gegen die Raptors in der Schlussphase durch vielfache Konzentrationslücken einen Vorsprung noch aus der Hand gab, macht LeBron James die Einstellung als zentrales Problem aus.
"Wenn man so verliert, ist das ganz besonders schmerzhaft. Die Leute konzentrieren sich immer nur auf den physischen Aspekt. Aber bei uns sind es derzeit mentale Probleme, da müssen wir besser werden", so der Champion von 2012 und 2013. Durch die Niederlage ist Toronto bis auf zwei Spiele an den First Seed herangerückt - und hat die Season Series mit 2-1 für sich entschieden.
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Das gleiche Schicksal droht bei einer Bilanz von 1-1 auch gegen Washington. Doch während Toronto nahe an der eigenen Bestform kratzt, agieren die Hauptstädter viel zu wechselhaft (6-6 im Februar). Und stehen in Gefahr, nach den so verheißungsvollen Playoffs im letzten Jahr diesmal die Postseason gänzlich zu verpassen. Zweieinhalb Spiele fehlen auf den umkämpften letzten Playoff-Platz im Osten.
Immerhin stimmt es in der Defense: In vier Siegen nach der All-Star Pause ließ man im Schnitt gerade einmal 89,5 Punkte zu. "Wir müssen einfach verteidigen. Die Offensive ist nicht das Problem", weiß Wall, der sich mit Irving ein spannendes Duell liefern dürfte. Welches Irving im letzten Aufeinandertreffen für sich entschied (32 Punkte, 14/22 aus dem Feld).
LeBron fehlt das Zielwasser
Sollte Irving auch diesmal einen guten Tag erwischen, sollte sich Lue überlegen, ob James in einer engen Schlussphase wirklich für die entscheidenden Würfe zuständig sein sollte. Die Bilanz liest sich nämlich alles andere als gut: In den letzten fünf Sekunden eines Spiels konnte der King seit 2006 nur fünf von 47 Versuchen aus dem Feld zum Ausgleich oder zur Führung verwandeln. Eine unterirdische Quote von nicht einmal elf Prozent. Gegen die Raptors leistete er sich am Buzzer einen Airball, betonte aber, einen "guten Wurf" bekommen zu haben.
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Vor eigenem Publikum treten die Wizards mit viel Selbstvertrauen an - schließlich hat man sogar schon in Cleveland gewonnen in diesem Jahr. "Wir werden mit großer Intensität auf den Court kommen, weil man sich daheim ja nicht blamieren und mit 20 oder 30 Punkten verlieren will", gibt Wall die Marschrichtung vor. Auch Irving weiß, was seinem Team blüht: "Sie versuchen alles, um noch in die Playoffs zu kommen."
Auf dem Papier ist die Sache klar - aber sollte Cleveland die mentalen Schwächen aus dem Toronto-Spiel und die Probleme gegen Point Guards nicht abstellen können, droht die nächste Pleite. Angesichts der bedrohlich herangerückten Raptors darf man sich solche Schwächen aber nicht mehr leisten, will man den Heimvorteil im Osten nicht aus der Hand geben.