NBA

"Schröder hat sicher mehr Potenzial"

Polens Nationaltrainer Mike Taylor diskutiert in der Triangle Offense mit den SPOX-Redakteuren
© getty

Sollten die Atlanta Hawks Jeff Teague traden? Trügt die Dominanz der Golden State Warriors? Sind die Boston Celtics zu früh zu gut? Und war die Entlassung von Coach Blatt richtig? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit dem polnischen Nationaltrainer und Ex-Head Coach des Celtics-Farmteams Maine Red Claws Mike Taylor.

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Die Hawks sollten Teague traden

Mike Taylor: Das ist gerade sehr interessant in Atlanta. Sie hatten so ein tolles letztes Jahr, konnten dies aber in dieser Saison nicht bestätigen. Gerüchte um einen Trade gibt es genug. Die Celtics sollen interessiert sein, die Knicks brauchen einen Point Guard. Gerade für Euch deutsche Fans ist das natürlich alles total interessant. Es sieht echt so aus, als wenn die Hawks den Weg frei machen und das Team in die Hände von Dennis Schröder legen. Teague legt zwar in Sachen Scoring die beste Saison seiner Karriere hin, aber für die Hawks geht es um die Zukunft und da hat Schröder sicher mehr Potenzial. Aber um auf die These zurückzukommen: Wenn du jemand aus dem Front Office bist, musst du sie mit "Ja" beantworten, vorausgesetzt du bekommst einen entsprechenden Gegenwert zurück, um mit dem Team erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Ich denke, sie werden den Trade machen, wenn sie ein Paket finden, dass sie wirklich überzeugt und dem Team weiterhilft. Viele Leute, die nahe an den Hawks dran sind, sagen, dass dem Team so ein bisschen die "Veteran Leadership" abgeht. Etwas, was Elton Brand dem Team gebracht hat. Doch für Atlanta wird es jetzt darum gehen, Jungs mit einem höheren Upside zu finden. Sie werden mehr auf die Zukunft schauen.

Martin Klotz: Atlanta hat wie viele Franchises aktuell das Problem, eigentlich ganz gut zu sein - aber für einen echten Contender reicht es dann doch wieder nicht. Das Team, das es vergangenes Jahr mit DeMarre Carroll nicht gepackt hat, soll es nun ohne ihn schaffen. Nein, das ist - nicht nur wegen der verkorksten Rückkehr von Kyle Korver - utopisch. Ein Trade von Jeff Teague ist die richtige Wahl, zumal Mike Budenholzer im Sommer ein großes Rechenspiel vor sich hat, will er Al Horford und Kent Bazemore halten. Da zählt jeder Cent. Jeff Teague ist mit 8 Millionen Dollar Gehalt unterbezahlt, aber selten werden die Hawks mehr für ihn bekommen, als vor der anstehenden Free-Agency-Point-Guard-Dürre diesen Sommer. Viele Teams haben Bedarf und Atlanta mit Dennis Schröder einen günstigeren Spielmacher mit unausgeschöpftem Potenzial in der Hinterhand. Sprich mir nach Bud: "Ja, ich will Jeff Teague traden."

Was passiert in Atlanta? Schröder oder nicht Schröder?

Stefan Petri: Nein. Natürlich: Jeff Teague ist nicht "untradeable", für das richtige Angebot (junge Talente, Picks) könnte man ihn ziehen lassen. Aber da er laut diverser Berichte von den Hawks feilgeboten wird, dürfte da kaum jemand mit einem Angebot um die Ecke kommen, das man nicht ablehnen kann. Die Frage ist also: Warum sollte man ihn loswerden? Weil man mit Schröder einen guten Backup in der Hinterhand hat, dessen Entwicklung durch Teage behindert wird? Davon bin ich nicht überzeugt. Vielmehr bin ich der Meinung, dass es in dieser NBA, die stärker als je zuvor von Point Guards regiert wird, ein Segen ist, zwei starke Aufbauspieler zu haben. Zudem zeigt Teagues Formkurve nach oben (17,5 Punkte bei fast 50 Prozent aus dem Feld in den letzten zehn Spielen), er trifft über 40 Prozent seiner Dreier. Man müsste schon ein sehr gutes Angebot bekommen, zumal der 27-Jährige bei acht Millionen pro Jahr unschlagbar billig ist. Klar, die Hawks sind lange nicht so gut wie im letzten Jahr und kein ernsthafter Contender mehr, insofern schadet eine Renovierung des Rosters nicht. Aber ich würde nicht an der Point-Guard-Doppelspitze ansetzen.

Marc-Oliver Robbers: Ich bin da ganz bei Stefan. Für mich ist es auch absolut kein Muss, Teague zu traden. Er hat sich stabilisiert und legt wieder gute Zahlen auf. Die Kombination passt - und vor allem ist sie unschlagbar günstig. Budenholzer hat den Luxus, dass er je nach Spielsituation in der Lage ist, den Point Guard zu bringen, der am ehesten passt oder eben besser im Spiel ist. Vielmehr sollten die Hawks probieren, den dauerverletzten Tiago Splitter und vielleicht auch Kyle Korver loszuwerden. Splitter ist der drittteuerste Spieler (8,5 Millionen Dollar) im Kader, bringt aber bislang aufgrund von verschiedenen Verletzungen nicht die Leistung, zu der er eigentlich im Stande ist. In der aktuellen Form bekommen die Hawks sicher nicht viel für ihn, aber im Hinblick auf die Free Agency von Al Horford wäre es wichtig, Platz unter Cap freizuschaufeln. Das hat Martin ja schon erwähnt. Gleiches gilt für Korver. Der Scharfschütze ist sicher wichtig im Locker Room, aber in seiner jetzigen Form ist er sportlich verzichtbar. Und Contender wie die Cavaliers lecken sich die Finger nach so einem Spieler. Machen wir uns nichts vor, die Conference Finals wie im Vorjahr sind in diesem Jahr ohnehin nicht drin. Daher sollte Atlanta sich für die Zukunft aufstellen und zwar weiterhin mit der Kombo Teague/Schröder.