Nachwuchs aus gutem Haus

Gregor Haag
07. März 201614:03
Larry Nance Jr. steigt zum Dunk hochgetty
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Larry Nance kennen die meisten als den ersten Slam-Dunk-Champ der NBA. Was viele nicht wissen: Auch sein Sohnemann schickt sich momentan an, in der Association Fuß zu fassen. Doch fast wäre es nicht dazu gekommen.

SPOX

Man merkt es halt doch: Larry Nance Jr. hat die Gene seines Vaters. Als der 23-Jährige in einem Preseason-Game vergangenen Oktober -Festus Ezeli mit aufs Poster nimmt, staunen seine Teamkameraden nicht schlecht. Kurz vor Weihnachten trifft es dann auch John Henson von den Bucks, über dessen lange Arme der Laker nach einem Bodenpass von Louis Williams humorlos stopft. Ja, dunken kann der 2,06 Meter-Mann wirklich nicht schlecht. Alles andere wäre bei einem Vater wie seinem aber auch verwunderlich gewesen.

Larry Nance - den Namen verbindet man nämlich vor allem mit dem Gewinner des ersten von der NBA veranstalteten Slam-Dunk-Contests aus dem Jahre 1984. In diesem hatte der heute 57-Jährige seinerzeit Dominique Wilkins, sowie im Finale Julius Erving mit spektakulären Flugeinlagen besiegen können. Generell sind die Fußstapfen, in die der Power Forward zu treten hat, nicht gerade klein: Eine -13-jährige -NBA-Karriere mit All-Star- und Defensive-First-Team-Ehren muss erst einmal wiederholt werden.

Immerhin, den Sprung in die beste Liga der Welt hat der athletische Vierer geschafft, seine Rookie-Spielzeit bei den Lila-Goldenen ist bisher durchaus solide. Doch vor heute etwas mehr als sieben Jahren war es nahezu unvorstellbar, dass -Larry Jr. da sein würde, wo er heute ist: "Nicht in einer Million Jahren hätte ich gedacht, dass ich mal hier stehen würde", sagt er selbst noch völlig ungläubig.

Beinahe aufgehört

Was war passiert? Eines Abends im Oktober 2008 teilt der damals 15-jährige Larry seiner Mutter nach einem weiteren verlorenen Highschool-Spiel etwas mit: Er habe den Spaß am Basketball verloren und wolle damit aufhören. Jaynee Nance hört geduldig zu und sagt ihrem Sohn, dass es in Ordnung wäre, wenn er nach dem Ende der Saison seine Sneaker an den Nageln hängen würde. Dem Vater erzählen beide vorerst nichts - ihn würde die Nachricht, dass Larry mit Basketball aufhören will, zutiefst enttäuschen.

Zu dem Zeitpunkt, als der Teenager seiner Mutter über seine Unlust aufklärt, ist ihr längst klar, dass irgendwas nicht stimmt: Auf dem Court wirkt er oft lethargisch, nicht bei der Sache und ohne jegliche Motivation. Die Ausdauer macht ihm ebenfalls zu schaffen: Er ist viel zu schnell aus der Puste. Doch auch abseits des Parketts hat -Larry Probleme, schläft viel und wirkt untätig. Die Eltern vermuten, dass ihr Sprössling der Pubertät zum Opfer gefallen ist und schlicht eine "Null-Bock-Phase" auslebt. Sein sportliches Verhalten begründen sie mit dem enormen Druck, einen ehemaligen NBA-Star zum Vater zu haben. Um ganz sicher zu gehen, besucht Larry dennoch einen Arzt - und dieser stellt Erschreckendes fest.

"Morbus Crohn" wird diagnostiziert, eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Verdauungstraktes. Nun wird dem Jugendlichen einiges klar, hatte er doch oftmals Bauchschmerzen und Schwierigkeiten beim Essen gehabt. Auch der Grund, warum er in den verganenen Jahren nicht mehr gewachsen war, wird ihm nun klar: Es war die Krankheit! Die behandelnden Ärzte schlagen eine Therapie mit dem sehr teuren Medikament -"Infliximab" vor, ein gentechnisch hergestellter Antikörper, der ihm alle sieben Wochen verabreicht werden soll. Mr. und Mrs. Nance willigen ein und die erste Infusion erfolgt bereits im November 2008, mit sofortigen Resultaten.

Wie neu geboren

Innerhalb von zwei Wochen wächst er zirka fünf Zentimeter und gewinnt satte fünfeinhalb Kilogramm Muskelmasse hinzu. "Mann, so fühlt sich das Leben an", stellt Nance Jr. fest, der plötzlich wie verwandelt wirkt. Er wächst so schnell, dass er Schmerzen in Knien und Rücken bekommt. Doch diesmal ist er nicht lustlos, sondern kämpft für seine Heilung: "Sobald die Therapie anfing, war er ein anderer Mensch", blickt Vater Larry Nance Sr. zurück.

Drei Jahre später sind all diese Probleme vergessen, für -Larry geht es nach seinem Highschool-Abschluss direkt Richtung -College. Durch Larry Shyatt, dem damaligen Coach von Nance Sr. am College und anschließenden Trainer in Wyoming, kommt der Kontakt zustande. Dadurch, dass Nance erst mit dreizehn Jahren angefangen hatte, organisierten Basketball zu spielen, hatte ihn kaum jemand auf dem Zettel - so bekam er statt eines Sportstipendiums nur ein anderes -angebotenes -Stipendium. Doch Shyatt ist überzeugt und lotst den 18-Jährigen ins weit entfernte Wyoming.

Fernab der Heimat Ohio steigert sich der 107 Kilo-Mann in jedem seiner vier Jahre und wird am Ende zu einer dominanten Präsenz auf dem Feld: 16,1 Punkte, 7,2 Boards, 1,2 Blocks und eine Feldwurfquote von 51,4% verbucht der Mann mit der Nummer 22 in seinem Senior-Jahr. Die Wyoming Cowboys führt er in derselben Saison zum ersten Mal seit 2002 wieder ins NCAA-Tournament. Vor dem NBA-Draft 2015 gilt er trotzdem nicht als Top-Kandidat. Erst, als er beim Lakers-Pre-Draft-Workout abnormal gute Leistungen erreicht, werden die Leute aufmerksam. GM Mitch Kupchak ist überzeugt und pickt ihn an 27. Position.

"Wenn man heute redraften würde, wäre er ein Lottery-Pick. Wir haben also offensichtlich einen Steal gelandet", freut sich Lakers-Trainer Byron Scott. Larrys Stats und die Tatsache, dass er immer mal wieder für Julius Randle den Starting-Spot einnimmt, spricht für den jungen PF, der trotz seiner herausragenden Athletik natürlich noch einiges lernen muss. Eine außergewöhnliche Geschichte hat er aber allemal, der Sohn von Larry Nance Sr.

SCOUTING REPORT

Stärken: Starke Maße (2,06 m Körpergröße und 2,17 m Wingspan). Überragende Athletik, kommt ihm sowohl im Set-Play als auch in der Transition zugute. Defensiv- und reboundstark. Beeindruckender Wille - er gibt alles.

Schwächen: Keine verlässlichen Post-Moves, auch das Finishen am Brett mit Kontakt fällt ihm schwer. Muss ein verlässlicherer Schütze werden. Ballhandling und Entscheidungsfindung sind ebenfalls ausbaufähig.

Prognose: An Arbeitsmoral wird es ihm nicht mangeln, vielmehr kommt es darauf an, dass er sich gezielt verbessert (v.a. im Post und beim Wurf). Dann könnte er sich zu einem soliden Big Man à la Lou Amundson entwickeln.

Larry Nance Jr. im Steckbrief