Raptors-Rookie Norman Powell schnappte sich an der linken Seitenlinie einen Pass, der für Paul George bestimmt war, sprintete zum gegnerischen Korb und vollendete per Breakway-Slam. 15:2-Run für das Heimteam, Ausgleich zum 92:92 - und ohrenbetäubender Jubel auf den Rängen und im "Jurassic Park" vor dem Air Canada Center. Plötzlich sah es so aus, als könnten die Raptors ihren Heimvorteil verteidigen. Dabei hatten sie bis dato für mehr als drei Viertel kein einziges Mal geführt.
Ein Lauf von Toronto zu Beginn des Schlussviertels war fast zu erwarten gewesen, schließlich bekam Paul George nach bis dato sensationeller Leistung und 37 Punkten seine Pause. Indiana war in der Folge mit einem ineffektiven Rodney Stuckey ungefährlich - und schließlich hatten die Pacers auch in der ersten Halbzeit ohne PG-13 auf dem Feld Federn gelassen. Als er beim Stand von 90:83 wieder aufs Parkett kam, schien noch alles im Rahmen, aber vier Turnover und zwei verfehlte Freiwürfe von Stuckey später war alles wieder pari.
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Und die Raptoren hatten Blut geleckt! Während das garstige Schlussviertel der Gäste weiterging und einfach überhaupt nichts gelingen wollte - von der abgeklärten Leistung der ersten 36 Minuten war nichts mehr zu sehen - versenkten DeMar DeRozan (34 Punkte) und Cory Joseph zwei Dreier in Folge. Plötzlich war Toronto davongezogen.
Die Entscheidung? Noch nicht! Solomon Hill versenkte 15 Sekunden einen Dreier, und nachdem ein wilder Drive von Monta Ellis (8 Punkte) Sekunden vor dem Ende nichts einbrachte, bekam er beim Stand von 99:102 noch einmal den Ball von George. Er stieg hoch und versenkte den Triple mit der Sirene zum vermeintlichen Ausgleich - doch die Zeitlupe bewies: Das eine oder andere Zehntel hatte gefehlt. Game over!
"Wir hatten die Chance, auswärts zu gewinnen und 3-2 in Führung zu gehen, mit dem kommenden Heimspiel. Das ist übel", ärgerte sich George. "Wieder einmal sind wir dem Moment nicht gerecht geworden." Man habe am Ende zu nervös gespielt und nur noch reagiert.
Guter Pacers-Start dank George
Coach Dwane Casey hatte seine Starting Five für Game 5 umgestellt und Power Forward Patrick Patterson statt Luis Scola als Starter nominiert. Das brachte ihm zu Beginn keine Früchte ein, weil die Pacers defensiv zupackten und Center Jonas Valanciunas (11 Punkte) in den ersten vier Minuten zu vier Turnovern zwangen. Dank dieser Fastbreak-Punkte zog man früh auf 13:6 davon - und weil dann noch 7 der ersten 10 Dreier fielen, führte man spät im ersten Viertel bereits mit 17 Punkten. Vor allem George war nicht zu bremsen und beendete die erste Hälfte mit 22 Punkten. "Geduld ist wichtig", so DeRozan nach dem Spiel. "Man darf nicht frustriert sein, sondern muss auf Kurs bleiben. Und das werden wir auch weiter tun."
Dass die Pacers zum Seitenwechsel trotz klarer Überlegenheit von Downtown nicht noch höher führten (11:3 Dreier), lag vor allem an DeRozan, der mit 19 Punkten gegenhielt und sich immer wieder an die Freiwurflinie kämpfte. Kyle Lowry war bis dato eher blass geblieben, und auch im dritten Viertel fiel er vor allem dadurch auf, dass er den linken Arm von George beim Kampf um einen Rebound einklemmte und im Fallen auf diesem landete. Das brachte ihm einen wütenden Stoß von George und diesem ein technisches Foul ein.
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Bis auf fünf Punkte kamen die Gastgeber in einem von vielen Freiwürfen geprägten dritten Abschnitt zwischenzeitlich heran, aber dann folgten acht Fehlwürfe in Serie, während George und Co. ihren Vorsprung methodisch wieder bis auf 15 Punkte ausbauten. Der 21:2-Run, der folgen sollte, war zu diesem Zeitpunkt aber auch überhaupt nicht abzusehen. Bis Casey auf ein kleines Lineup umstellte: "Sie haben uns in den Hintern getreten, da wollten wir die Jungs spielen lassen, die bis zum Ende kämpfen."
In Spiel 6 am Freitag stehen die Pacers damit mit dem Rücken zur Wand - aber auch die Raptors wissen, was die Stunde geschlagen hat. "Wenn wir da nicht die Mentalität vom vierten Viertel an den Tag legen, wird das ein langes Spiel für uns", wsste Casey.
Neben George, der am Ende mit 39 Punkten (11/19 FG, 12/12 FT) eine persönliche Playoff-Bestleistung aufstellte, wussten Myles Turner (14 Punkte) und George Hill (14) zu überzeugen. Auf der Gegenseite kam Lowry am Ende auf 14 Punkte, Center Bismack Biyombo steuerte von der Bank ein Double-Double bei (10 Punkte, 16 Rebounds).