Hält Detroit den Cavs Stand?

Thorben Rybarczik
13. April 201712:18
Reggie Jackson und die Pistons haben gegen Cleveland nichts zu verlierengetty
Werbung

LeBron James und die Cleveland Cavaliers befinden sich pünktlich zu den Playoffs in Höchstform, doch die Saison hat gezeigt: Die Detroit Pistons sind gefährlich. Das erste Duell (ab 21 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) gibt die Richtung der Serie vor. Der Osten im SPOX-Check.

Die NBA im Livestream bei DAZNnba

Cleveland Cavaliers (1) - Detroit Pistons (8)

Saisonbilanz: 1-3 (99:104, 114:106, 88:96, 110:112 OT)

Ausgangslage

Für die Cavs war das Rennen um den Top Seed zuletzt eine zähe Angelegenheit, die trotz der vier Niederlagen aus den letzten zehn Spielen ein Happy Ende fand - mit einem LeBron James im Playoff-Modus. 28,4 Punkte (63 Prozent FG), 8 Rebounds sowie 8,5 Assists legte er in den letzten zehn Spielen auf.

Dabei agierte er mehr noch als sonst als Spielmacher, womit sich Kyrie Irving, der auch gerne den Ball führt, zuletzt etwas besser abzufinden schien. Auch die Leistungen Kevin Loves haben sich stabilisiert - dazu sind alle anderen Leistungsträger topfit und der Plan von Lue, die Offense schneller zu gestalten, fruchtet.

Spiel 1 am Sonntag ab 21 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE

Es spricht also vieles für einen Durchmarsch in Runde zwei - auch wenn die Pistons drei Spiele der regulären Saison für sich entschieden. Allerdings waren die Cavs bei nur einer der Niederlagen in Bestbesetzung. Trotzdem sind die Favoriten gewarnt, denn Stan van Gundy hat sich in Motor City ein Team geformt, dass seinen Vorstellungen entspricht.

Um Rebound- und Lowpost-Maschine Andre Drummond herum können vier Spieler ihr Unwesen treiben, die halbwegs konstant von außen treffen oder einen heranstürmenden Verteidiger mit einem Drive schlagen können. Zudem hat sich das junge Team trotz Veränderung vor der Trade Deadline keinen großen Negativlauf geleistet und beim wichtigen Sieg gegen Chicago gezeigt (94:90), dass es auch über eine defensive Identität verfügt.

Player to watch

J.R. Smith. Smith trifft von draußen so gut wie seit 2007 nicht mehr (40,1 Prozent Dreier) und dürfte am meisten davon profitieren, dass die Pistons ihre Energie bündeln werden, um Lebron und Irving irgendwie vom Korb wegzuhalten. Mit seinem grenzenlosen Selbstvertrauen wird er jeden freien Meter nutzen, um von Downtown abzudrücken und nimmt den Pistons (sie kassieren die zweitwenigsten Dreier der Liga) damit eine entscheidende Stärke weg.

Kentavious Caldwell-Pope. Wollen die Pistons eine Chance haben, müssen sie die Kreise von LeBron eindämmen. Klingt unmöglich? Ist es aber nicht. Denn schon zwei Mal in dieser Spielzeit hat der Pistons-Kettenhund gezeigt, zu was er defensiv in der Lage ist. Mit nur 1,96 Meter und knapp 95 Kilo ist er dem King zwar körperlich unterlegen, kann ihn dank seiner überragenden Beinarbeit aber vor sich halten und Würfe aus der Halbdistanz mit seinen langen Arme erschweren. Beim Sieg der Pistons gegen die Cavs im Februar warf James 5/18 aus dem Feld und leistete sich 6 Ballverluste - meistens mit KCP als Gegenspieler.

Prognose

Die Cavs und vor allem LeBron sind in Höchstform und scheinen ihren Fokus rechtzeitig gefunden zu haben. Letzteres gilt zwar auch für die Pistons, die aufgrund ihrer ersten Playoff-Teilnahme seit 2009 vor Euphorie strotzen. Um den Vizechampion ärgern zu können, fehlt es aber an Erfahrung und Tiefe. Cavaliers in 5.

SPOX

Toronto Raptors (2) - Indiana Pacers (7)

Bilanz: 3-1(106:99, 90:106, 101:94, 111:98)

Ausgangslage

Die Raptors schreiten auf ihrem Weg in die Elite Stück für Stück voran und haben zum dritten Mal in Folge den Franchise-Rekord der besten Saisonbilanz gebrochen. Das Team ist die Definition von "Konstanz": Nur zwei Mal in dieser Saison hat es drei Spiele in Folge verloren, ansonsten gab es auf kleinere Rückschläge immer die richtige Antwort.

Kyle Lowry, DeMar DeRozan und Co. entfalten ihre Stärken im Setplay. In diesem haben sie die Ruhe weg, warten geduldig auf die beste Option, die oft das Pick'n'Roll ist. Nur zwei Teams schließen öfter aus einem solchen ab und ausschließlich die Ballhandler der Warriors generieren mehr Punkte pro Play als die Raptors (0,9). Dazu passt, dass Lowry und Co. extrem vorsichtig mit dem Ball umgehen und notfalls lieber ein neues Play einleiten, anstatt ein Risiko zu wagen. Die Folge: Platz 29 bei der Spielgeschwindigkeit, wormit viele auf Fastbreak und Tempo ausgelegte Gegner nicht zurechtkommen.

Apropos Tempo: Bei den Pacers lautete die Devise vor der Saison, genau dieses nach oben zu schrauben. Für die Umsetzung wurden mit Roy Hibbert und David West zwei Big Men der alten Schule verscherbelt, während mit Monta Ellis ein Guard von der schnelleren Sorte an Board kam. Da solch eine System-Umstellung aber nicht von heute auf morgen funktioniert, glich die Saison der Pacers einer Achterbahnfahrt.

Rechtzeitig zum Schlussspurt hat das Team von Frank Vogel aber zur Konstanz gefunden und sich dank eines 6-1-Laufs einen Postseason-Platz gesichert. Dabei kam ihnen auch zu Gute, dass endlich alle Spieler dauerhaft fit waren.

Players to watch

Kyle Lowry. Er ist endgültig in die Zunft der Point-Guard-Elite eingezogen (21,2 Punkte, 4,7 Assists) - allerdings wurde ihm ähnliches schon vor einem Jahr nachgesagt. Dann kamen die Playoffs und ein schmerzhafter Sweep gegen die Wizards, bei dem Lowry so gut wie nichts gelang. Wenn es darum geht, die hohen Erwartungen nach der starken regulären Saison zu bestätigen, lastet auf ihm am meisten Druck. Schüttelt er ihn diesmal ab und hält sein Niveau, ist alles möglich.

Paul George. Da George Hill und Ellis nicht gerade zu den Defensiv-Spezialisten zählen, wird PG-13 im Backcourt gegen DeRozan aushelfen müssen. Allerdings war in dieser Saison häufiger zu beobachten, dass Georges Offensive leidet, wenn er am anderen Ende des Courts gefordert wird. Eine Krux für Coach Vogel: Er kann es sich nicht leisten, Lowry und DeRozan dauerhaft leichtes Spiel zu ermöglichen, doch er braucht George in der Offensive als Closer. Denn: Kein Playoff-Team verlor nach eigener Führung im vierten Viertel mehr Spiele als Indiana (20), was auch daran lag, dass George in der Crunchtime oft ausgelaugt war.

Prognose

Auch wenn sich die Pacers pünktlich eingegroovt und ihr bestes Lineup gefunden haben, fehlt es an defensiven Mitteln, um die unglaublich konstante Raptors-Offensive zu stoppen. Sollte Paul George vorne wie hinten über sich hinauswachsen, ist Indiana zwar immer ein unangenehmer Gegner, aber durch eine ganze Serie kann der Superstar sein Team nicht tragen. Raptors in 6.

Die NBA im Livestream bei DAZNnba

Miami Heat (3) - Charlotte Hornets (6)

Bilanz: 2-2 (104:94, 81:99, 98:95, 106:109)

Ausgangslage

Nach einigen cleveren Moves in der Offseason schienen die Heat endgültig aus dem Schatten der LeBron-Ära herausgetreten zu sein und gingen mit einem der besten Starting Lineups des Ostens in die Saison. Allerdings verlief der Start in die neue Spielzeit holprig und es setzte vor dem All-Star Break mehrere Niederlagen-Serien.

Und dann das: Chris Bosh fällt auf unbestimmte Zeit. Eine Rückkehr während der Playoffs ist unwahrscheinlich. Doch trotz des Verlusts ihres besten Spielers brachen die Heat keinesfalls ein und machten aus der Not eine Tugend: Head Coach Erik Spoelstra installierte ein Small-Ball-Lineup mit Luol Deng auf der Vier. Die Verpflichtung von Joe Johnson kurz vor Ladenschluss passt gut in dieses Konzept und geht bis jetzt voll auf.

Auch die Hornets haben sich im Sommer Verstärkung organisiert. Nicolas Batum spielte jüngst die beste Saison seiner Karriere und hievte Charlotte auf ein neues Level, Jeremy Lin bringt die nötige Entlastung für Kemba Walker. Dessen Scoring und Playmaking verleiht dem Team von Steve Clifford die nötige Portion Unberechenbarkeit, die es keinem Gegner leicht macht - auch nicht den Schwergewichten der Liga.

Ärgerlich für die Hornets: Sie haben nur aufgrund eines komplizierten Vierervergleichs den Heimvorteil in den Playoffs verpasst. Da schmerzen Niederlagen wie zuletzt in Washington oder zu Hause gegen die Nuggets doppelt und sind ein Beleg dafür, wie verwundbar das Hornissen-Konstrukt ist, wenn es bei Walker mal nicht rund läuft. Auch die Integration des häufig verletzten Al Jefferson als Bankspieler ist noch nicht komplett gelungen.

Player to watch

Hassan Whiteside. Der Center befindet sich in seinem Contract Year und will beweisen, dass er auch in den Playoffs ein entscheidender Faktor sein kann. Sein Shotblocking aus der Helpside ist über jeden Zweifel erhaben, doch wie sieht es am Mann aus, wenn Low-Post-Professor Jefferson zu seiner Form findet? Und auch offensiv hängt viel vom Center ab. Mit 1,37 Punkten pro Pick'n'Roll (71,5 Prozent FG) gehört er zu den effizientesten Abrollern der Liga - doch die Hornets verteidigen dieses Play stark.

Nicolas Batum. Seine Vielseitigkeit half den Hornets auf dem Weg in die Playoffs schnell weiter. Der Franzose ist der beste Verteidiger des Teams und kann - wenn die Heat klein spielen - die Positionen eins bis vier verteidigen. Doch auch im Angriff ist sein Wert immens: Seine 5,8 Assists sind teamintern Bestwert. Trifft er zudem noch seinen Dreier konstant und verbessert somit das ohnehin wiedererstarkte Spacing, könnte er für Miami zum Albtraum werden. Allerdings bleibt die Frage: Ist seine Knöchelverletzung wirklich schon komplett auskuriert?

Prognose

Auch wenn hier der Dritte gegen den Sechsten spielt, begegnen sich beide Teams auf einem Level. Für die Heat spricht unter anderem die Erfahrung, für die Hornets die Tiefe und Vielseitigkeit. Letztendlich könnte sich der bereits erwähnte Vierervergleich und der damit verbundene Heimvorteil als entscheidend erweisen, da beide Teams auswärts schwächeln. Daher: Heat in 7.

Die NBA im Livestream bei DAZNnba

Atlanta Hawks (4) - Boston Celtics (5)

Bilanz: 3-1 (93:106, 121:97, 109:101, 118:107)

Ausgangslage

Nachdem die Hawks im letzten Jahr von 0 auf 100 zu einem der besten Teams der Liga aufgestiegen, in den Playoffs aber - auch aufgrund von Verletzungen - kläglich an den Cavs scheiterten, verlief diese Saison etwas weniger spektakulär. Dabei hat es Coach Budenholzer geschafft, aus einem offensiv ausgelegten Team eine Defense-Maschine zu formen. Ein Rating von 97,8 seit vergangenem Dezember bedeutet Ligaspitze.

Darüber hinaus holten die Hawks aus den letzten 22 Spielen 15 Siege. Dieser Schwung soll nun auch durch die Playoffs führen - anders als im letzten Jahr, als die Hawks schon früh den Top Seed sicher hatten, die Zügel entsprechend schleifen ließen und in den Playoffs nicht an ihr hohes Niveau anknüpfen konnten. Dieser Fehler wird ihnen nicht zwei Mal unterlaufen, zumal sie (etwas) weniger vom Dreier abhängig sind als 2014/2015.

Auch die Celtics waren eins der Überraschungsteams im letzten Jahr und haben unter Brad Stevens sogar noch einen drauf gesetzt. Zwar hat es etwas gedauert, bis die Kobolde ihre beste Rotation für sich entdeckt haben, doch spätestens seit dem Jahreswechsel sind sie im Flow. Die Bank in Boston ist tiefer als der Pazifik, Isaiah Thomas hat sich endgültig zum Go-to-Guy in der Offensive gemausert und kann mit Evan Turner, Avery Bradley, Marcus Smart oder Jae Crowder defensiv jederzeit versteckt werden.

Apropos Turner und Smart: Beide kommen in der Regel von der Bank, die ligaweit die sechstmeisten Punkte kreiert und gegenüber der zweiten Garde Atlantas einen Vorteil haben dürfte - außer Dennis Schröder liefert eine gute Serie ab, auf dessen Instant Offense Atlanta angewiesen ist. Die Formkurve des Deutschen zeigte zuletzt etwas nach unten - einzig beim Sieg gegen die Celtics am 9. April war er gut drauf (15 Punkte, 7 Assists)...

Player to watch

Paul Millsap. Gegen kein Team erzielte der Alleskönner in dieser Saison mehr Punkte als gegen die Celtics (22,5), womit er die vielleicht einzige Schwäche der Kobolde aufdeckte: Die Low-Post-Defense. Bekommt Millsap am Zonenrand den Ball, wird er von niemandem im Eins-gegen-Eins dauerhaft zu stoppen sein. Und wenn er gedoppelt wird, fängt das Spacing der Hawks so richtig an, sein Zerstörungswerk zu vollstrecken.

Isaiah Thomas. So tief die Celtics auch sein mögen: Der kleine Guard ist der einzige Spieler im Kader, der für sich und andere konstant Punkte kreieren kann. Mit Teague, Kent Bazemore oder auch Thabo Sefolosha könnte er es mit drei unterschiedlichen Verteidigern zu tun bekommen. Darüber hinaus doppeln die Hawks gerne das Pick'n'Roll - kommt seine Schnelligkeit dadurch noch mehr zur Geltung oder verliert er wegen des Drucks an Durchschlagskraft?

Prognose

Die Hawks haben aus dem Playoff-Aus im letzten Jahr gelernt, sind deutlich flexibler unterwegs und können ihre Verantwortung - wie gehabt - auf mehrere Schultern verteilen. Das gilt zwar auch für Celtics, die wegen der Teil-Abhängigkeit von Thomas aber ein Stück berechenbarer sind. Für den großen Wurf ist es in Boston noch zu früh. Hawks in 6.

Die Playoffs in der Übersicht