Und wir spielen Bonnie und Clyde

Ole Frerks
29. April 201617:13
Demnächst beim Def Comedy Jam: Russell Westbrook (l.) und Kevin Durantgetty
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Russell Westbrook und Kevin Durant gefallen sich immer besser in der Bösewicht-Rolle, während Jason Terry mit seinem letzten Psycho-Trick bei den Rockets auf taube Ohren stößt. Die Kings bleiben die Kings, Damian Lillard spuckt fiese Punchlines. Und: Steve Clifford stichelt gegen Mr. Gabrielle Union.

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Tag-Team der Woche

Es ist nicht genau überliefert, wann diese Entwicklung begann. Vielleicht war der Ursprung Kevin Durants Verletzung, die ihn zwei Drittel der Vorsaison kostete. Vielleicht startete sie mit dem Aufstieg der Warriors und Stephen Curry, die alles andere in den Hintergrund drängten. Vielleicht begann es auch an einem Tag, an dem Russell Westbrooks Poncho farblich versehentlich nicht zu seinem Hut passte - die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.

Was immer der Ursprung, Fakt ist: Irgendwann in den letzten Monaten haben Westbrook und Durant entschieden, dass sie keine netten Jungs mehr sein wollen. Dass es ihnen egal ist, was andere denken. Dass die Medien irgendwie voll gemein sind und ihnen immer nur Böses wollen. Dass generell die gesamte Welt gegen sie ist - und dass sie sich daher jeden Tiefschlag erlauben können.

Die jüngsten Opfer ihres Ärgers kommen bekanntlich aus Dallas, zuvor hatte es auch schon Reggie Jackson mehrfach erwischt. Mark Cubans Superstar-Aussage war freilich tatsächlich "idiotisch" - aber immerhin bescherte sie uns einen der merkwürdigsten Momente der bisherigen Playoffs.

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Nach Spiel 5 - in dem OKC ja die Serie beendet hatte - hätten sich Russ und KD als die "weisere" Partei, als die guten Gewinner präsentieren können, stattdessen starteten sie eine Art "Def Comedy Jam"-Routine. Die verbale Breitseite gegen Cuban war dabei noch völlig im Rahmen, doch damit ging es ja auch erst los. Danach war Türsteher Charlie Villanueva an der Reihe.

"Jetzt kann er nach Hause gehen und sich darauf vorbereiten, sich nächstes Jahr wieder hinzusetzen und 82 Spiele anzuschauen, genau wie in dieser Saison", sagte Westbrook, der sich diesmal einen Fedora-Hut in Hobbit-Größe herausgesucht hatte. KD grinste diebisch und fügte hinzu, dass Charlie V nächstes Jahr vermutlich ja nicht einmal mehr in der Liga sein würde. Unter der Gürtellinie? Naja, ein bisschen vielleicht.

Diashow: Die besten Outfits von Russell Westbrook

Wir als WWE-Fans können aber nichts Schlechtes daran finden und hoffen, dass Bonnie und Clyde auch gegen den kommenden Gegner aus San Antonio ordentlich lospöbeln. Obwohl die Spurs dafür eigentlich viel zu nett sind. "Niemand ist auf dem Court so fokussiert wie Westbrook. Deswegen kann er machen, was er will", sagte Tim Duncan zu dessen Tanz-Routine. Maaaan, Timmy!

Kings der Woche

Es ist wahrlich nicht leicht, Fan des Basketball-Teams aus Kaliforniens Hauptstadt zu sein. Die Playoffs kennt man mittlerweile nur noch aus Erzählungen, die Franchise bewegt sich seit Jahren im Blindflug und musste vor nicht allzu langer Zeit auch noch darum zittern, das Team überhaupt in der Stadt zu behalten.

Vom Trainer-Karussell und der angeblichen aktuellen Kandidaten-Liste (Vinny Del Negro?) ganz zu schweigen. Drücken wir es mal so aus: Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass die Warriors Luke Walton zwar mit den Lakers und Rockets über deren Coaching-Posten sprechen lassen, den Kings jedoch Kontakt untersagen. Man will ja schützen, wen man mag.

Als wäre das alles nicht genug, verlangen die Kings ihren Fans nun auch noch ein Zeichen der Loyalität ab. Nachdem vergangene Woche das neue Logo veröffentlicht wurde, forderten die Kings ihre leidgeplagten Anhänger dazu auf, sich Tattoos davon stechen zu lassen und mit dem Hashtag "#NewEraOfProud" über die Sozialen Medien zu teilen.

Worauf man bei den Kings derzeit stolz sein soll, ist nicht überliefert. Aber immerhin versprach das Team, bei einer limitierten Anzahl der Tattoos die Kosten zu übernehmen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass niemand dafür in Nick Youngs Tätowier-Studio ging. Nicht, dass irgendjemand bald mit einem "Sacramento Knicks"-Schriftzug durch die Gegend läuft. Iggy Azalea kann uns nicht alle retten.

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Punchline der Woche

Mit der Rückkehr von "Game of Thrones" geht es leider auch in der NBA wieder los - binnen 48 Stunden raffte es in der vergangenen Woche Stephen Curry, Chris Paul und Blake Griffin dahin. Vom Grizzlies-Kadaver oder der Mavericks-Seuche ganz zu schweigen. Es passiert zwar jedes Jahr, dadurch wird die Verletzungs-Misere aber kein bisschen weniger ätzend.

Chris Paul: Für immer unvollendet?

Dementsprechend fielen ligaweit auch die Reaktionen aus, in aller Regel wurden Mitleid und Genesungswünsche in Richtung der Verletzten geäußert. In aller Regel. Blazers-Guard Damian Lillard wurde nach Spiel 5 darauf angesprochen, wie es sich anfühle, nicht mehr der Underdog gegen die Clippers zu sein und entgegnete kühl: "Keins von beiden Teams hatte heute einen All-Star zur Verfügung."

Zingggg! Da ist doch wohl nicht immer noch jemand sauer, dass er nicht am All-Star Game teilnehmen durfte? Nicht, dass sein Ärger nicht berechtigt wäre. Aber: Ein (möglicher) Spot bei den All-NBA Teams sowie ein (wahrscheinlicher) Einzug in die zweite Playoff-Runde wären vielleicht ja auch kein schlechter Trostpreis.

Reaktion der Woche

Die Serie zwischen Charlotte und Miami hat eine ziemlich kuriose Richtung genommen. Nach zwei Heat-Blowouts zum Start haben die Hornets drei Siege in Serie geholt und stehen kurz davor, die potenziellen "Cavs-Stopper" aus Miami in den Urlaub zu schicken. Das irritiert die Heat, ganz offensichtlich kann der Einbruch ja nicht an ihnen liegen, richtig?

Richtig. Fragt man Hassan Whiteside, der nach zwei guten Spielen am Anfang auf einmal nur noch durch die Gegend irrt und auf Block-Möglichkeiten hofft, liegt der Grund auf der Hand: "Ich dachte, das hier wären die Playoffs. Dabei sollte man sie Flop-Offs nennen. Ich dachte, hier würde es physischer zugehen. Ich weiß gar nicht, wo ich bei den Calls anfangen soll."

Whiteside hielt sich danach zurück, wohl auch, um keine Sperre oder Geldstrafe zu kassieren. Ähnlich ging es Dwyane Wade nach Spiel 5, der bei seinem letzten Play nicht den erhofften Pfiff bekommen hatte. Die Schelte übernahm dafür seine bessere Hälfte.

Gabrielle Union, bekannt von Film, Fernsehen und ominösen Bananenboot-Fotos, rastete ob der Szene bei Twitter ordentlich aus und verlangte sogar, dass Schiedsrichter für Fehlentscheidungen von nun an Geldstrafen bekommen müssten. "So miese Schiedsrichter verdienen Geldstrafen und Sperren. Das ist die einzige Motivation, um beim nächsten Mal besser zu sein", verkündete sie unter anderem.

Schlechte oder gute Leistungen der Refs mal dahingestellt - laut dem Review Center der NBA wurde in Spiel 5 richtig entschieden -, gefloppt wird ohnehin überall. Marcus Smarts Flop in Game 3 etwa war ein Stück Performance Art , und selbst bei den Heat hat es in der Franchise-Geschichte schon die eine oder andere Flopperei gegeben.

Umso lockerer kam die Reaktion von Hornets-Coach Steve Clifford: "Ich sehe mir die Videos ziemlich genau an. Wenn man bei beiden Kadern die Karriere-Zahl an Flops vergleicht, ist es nicht gerade knapp." Wen könnte er damit wohl meinen - doch nicht etwa Gabbys Ehemann?

Motivator der Woche

Wenn man im Wörterbuch die Bezeichnung "Irrational Confidence" nachschlägt, landet man ohne Umwege beim Antlitz von Jason Terry - genauer gesagt von seinem rechten Bizeps, auf den er sich vor dem Start der 2010/11er Saison die Larry O'Brien Trophy tätowieren ließ. Es funktionierte, schließlich gewann er mit Dallas damals tatsächlich den Titel. Es kann nur eben nicht immer klappen.

Schon bei seinem Wechsel nach Boston im Jahr 2012 erwies es sich im Nachhinein als Fehler, ein weiteres Meister-Tattoo mit dem Celtics-Kobold stechen zu lassen, es setzte stattdessen ein Erstrundenaus. Der "Jet" scheint aber daraus gelernt zu haben, denn diesmal bleibt ihm zumindest kein Andenken an seine Garantie auf dem Körper.

Vor Spiel 5 der Serie gegen Golden State versprach Terry der Welt, dass seine Rockets gewinnen würden. Leider hatte er die Lustlosigkeit seiner Mitspieler - und seine eigene Unfähigkeit - dabei offenbar nicht auf dem Zettel. Denn Houston bekam bekanntlich erneut ordentlich auf die Mütze. Terrys Stats? 22:56 Minuten, 0 Punkte, 1 Assist, 4 Rebounds, 0/7 aus dem Feld. Wie gesagt: Es kann nicht immer klappen.

"Ich bin ein Super-Motivator", erklärte Terry danach. "Das habe ich schon meine ganze Karriere über gemacht. Bei dieser Gruppe ist das leider nicht angekommen. Wir hatten das ganze Jahr über keine vernünftige Team-Chemie."

Und das, liebe Freunde, ist alles, was man über diese Rockets-Saison wissen muss. Viel Spaß im Urlaub!

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