Der LeBronci Code

Ole Frerks
22. April 201613:00
"Wer will mir denn hier ans Bein pinkeln?" LeBron James ist verwirrtgetty
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Thank God it's Friday! Die erste Playoff-Woche hatte bereits einiges zu bieten. Pistons-Rookie Stanley Johnson ätzte gegen LeBron James, Matt Barnes übte sich als Philosoph und die Rockets haben endlich das Geheimnis der Warriors gelüftet. Tom Thibodeau hat ausnahmsweise gute Laune - und Kawhi Leonard war außer sich vor Freude.

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Geheimrezept der Woche

Seit mehr als einem Jahr rätselt die NBA-Welt, was die Warriors so außergewöhnlich erfolgreich macht. Sind es die Dreier? Das System, das Coaching? Die Spielintelligenz? Kommt Stephen Curry vielleicht in Wirklichkeit vom Mars? Wir alle können uns bei den Rockets bedanken, dass die Antwort endlich gefunden ist.

Nachdem Houston nämlich auch im zweiten Spiel der Serie chancenlos unterging, obwohl Marsianer Curry gar nicht dabei war, platzte das Dubs-Geheimrezept schier aus Defensiv-Ass James Harden heraus: "Wenn sie immer illegale Screens setzen, kommt man da eben nur schwer vorbei." Dwight Howard pflichtete ihm umgehend bei: "Sie kommen mit physischem Basketball durch, der bei mir ständig abgepfiffen würde."

Achso! Wer hätte gedacht, dass die Schönspieler aus Oakland in Wirklichkeit nur aufgrund ihrer Rowdy-Taktiken zum Titel und zu 73 Siegen gekommen und auch jetzt auf Kurs sind, obwohl das dritte Spiel denkbar knapp verloren ging?

Naive Geister hätten ja meinen können, letzteres habe mit der Arbeitsverweigerung ihrer Gegner zu tun, die ohnehin längst bei Expedia nach Last-Minute-Angeboten suchen - aber wir sind hier nicht naiv. Deswegen sehen wir auch darüber hinweg, dass Hardens Game-Winner in Spiel 3 von der Rockets-Bank aus ähnlich euphorisch bejubelt wurde wie der Untergang der Titanic. Danke, liebe Raketen!

Immerhin ein "Flugobjekt" alias "Jet" Jason Terry äußerte sich auf eine andere Art und lobte die Screens sogar, die - das muss dazu gesagt werden - natürlich nicht immer legal sind. Bei weitem nicht. Da sind Draymond, Bogut und Co. aber bei weitem nicht die ersten oder einzigen: "Kevin Garnett war stets einer der besten Akteure darin, illegale Screens zu setzen, Udonis Haslem hat während den Titeljahren mit Miami auch diverse Gegner auf ihren Hintern gesetzt. Tim Duncan gehört auf den Mount Rushmore in der Kategorie. Ich liebe das." Danke, Jason. Diesmal wirklich.

Majestätsbeleidigung der Woche

Stanley Johnson mag 19 Jahre alt sein, ein Rookie. An Selbstvertrauen fehlt es dem jungen Mann jedoch nicht. Bereits vor Spiel 2 der Serie gegen Cleveland fragte Johnson rhetorisch, warum er denn vor dem Matchup mit LeBron James Angst haben solle, schließlich schnüre der sich die königlichen Treter auch nicht auf eine andere Weise als er. So weit, so gut.

Nach der Niederlage in Spiel 2, in der James 27 Punkte machte und dabei 6/6 im direkten Duell gegen Johnson traf, trieb der es allerdings ein wenig auf die Spitze: "Ich bin definitiv in seinem Kopf, so viel ist sicher." Desweiteren schimpfte der Rookie, James habe ihm einen "billigen Rempler" verpasst und würde zu viel reden.

"Er labert viel, das ganze Team tut das. Als wären sie kleine Cheerleader. Wann immer man an ihrer Bank vorbeikommt, hört man jede Menge Gerede. Dabei spielen viele von ihnen überhaupt nicht mit." Oh? "Ich wünschte, er würde beim Stand von 0-0 so reden, nicht wenn sie mit 16 Punkten führen. Das hätte eine Bedeutung, weil das Selbstvertrauen demonstriert. Jeder kann reden, nachdem er ein paar Würfe getroffen hat."

Das lassen wir mal so stehen. Tatsächlich wirkte LeBron in Spiel 2 ja etwas gereizt, vielleicht war Johnson also wirklich "in seinem Kopf" oder hat gar den "LeBronci Code" geknackt. Das Problem dabei war nur: James spielt häufig besser, wenn er gereizt ist, und das zeigte sich dann auch. Dementsprechend merkte Pistons-Coach Stan Van Gundy am Donnerstag auch an, dass er bei den Kommentaren von Johnson "zusammengezuckt" sei.

"Wir haben darüber gesprochen. Ich bin bei den Kommentaren zusammengezuckt, aber man muss auch dazu sagen, dass Stanley eben erst 19 ist und die Playoffs zum ersten Mal erlebt. Deswegen habe ich ihm in unserem Gespräch auch nicht gesagt, dass er ein Arschloch oder ähnliches ist. Er soll und wird nur daraus lernen."

Das ist wohl richtig. Vielleicht sollte sich der Rookie einfach nur an die Worte, nicht an die Taten seines Trainers halten: Der Notorious S.V.G. hatte nach dem ersten Viertel von Spiel 1 schließlich selbst mit der Majestätsbeleidigung angefangen und gesagt, LeBron könne auf dem Platz machen, was er wolle - schließlich würden die Schiris eh nie etwas abpfeifen. Do as I say, not as I do...

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Gute-Laune-Bär der Woche

Gute Laune und Tom Thibodeau? Das passte bisher so wenig zusammen wie die Persönlichkeiten im Team der Rockets. Auch als Thibs 2008 mit Boston Meister wurde, ging er nicht etwa feiern, sondern analysierte danach erst einige Stunden lang die verfehlten Rotationen von Glen Davis in Spiel 1 der Preseason. Danach schrie er zur Entspannung noch 30 Minuten lang seinen Staubsauger an.

Doch am Mittwoch präsentierte sich ein anderer Thibodeau. Und das kann kaum verwundern: Zum einen hat er in Minnesota einen Vertrag unterschrieben, der ihm Berichten zufolge 50 Millionen Dollar über fünf Jahre einbringt - damit hätte er selbst dann ausgesorgt, wenn er seine Schlabberpullis und Jogginghosen von jetzt an mit hochkarätigem Gold ausstatten würde.

Und zum anderen hat er IN MINNESOTA UNTERSCHRIEBEN. Beim wohl vielversprechendsten jungen Kader der Liga. Thibs hat ab jetzt Andrew Wiggins zur Verfügung, den er womöglich zu einer athletischeren Version von Jimmy Butler formen kann - die 40+ Minuten kennt der Kanadier ohnehin schon.

Außerdem hat er Zach LaVine, Ricky Rubio, Shabazz Muhammad und wie sie alle heißen, einen Lottery-Pick im kommenden Draft mit geringer Chance auf den No.1-Pick - oh, und mit Karl-Anthony Towns bereits den Prototyp eines Franchise Players in seinen Reihen. Wer erinnert sich noch daran, wie wertvoll Joakim Noah zu seinen besten Zeiten unter Thibs war? Und nun stelle man sich vor, Noah wäre größer, athletischer, jünger und - jetzt kommt's - acht- bis 200-mal talentierter in der Offensive gewesen!

Karl-Anthony Towns: Auf den Spuren der Größten

Jep, es sieht gut aus für die Wolves und ihren neuen starken Mann. Es scheint nicht einmal unwahrscheinlich, dass man nächste Saison zum ersten Mal seit dem Jahr der Ratte wieder in die Playoffs einziehen könnte. Zudem dürfte Thibs auch die wenige Freizeit in Minneapolis genießen.

Sobald er mit dem Video-Studium, der Schleiferei und dem Granteln für den Tag durch ist, kann er sich ja einfach mit dem ebenfalls präsenten Kevin Garnett treffen und sich gegenseitig anschreien. Entspannung ist ja auch wichtig.

Zitat der Woche

Matt Barnes ist vieles: Ein eisenharter Verteidiger, ein Veteran, ein wertvoller Rollenspieler, ein (meistens) positiv Verrückter, der sich eine Giftschlange als Haustier hält. Ein Kumpel von Derek Fisher. Doch diese Vielseitigkeit reicht noch nicht: Barnes zeigte in der abgelaufenen Woche, dass er auch als Philosoph durchaus talentiert ist.

"Wir kommen mit Löffeln zu einer Schießerei", sagte Barnes über die Serie zwischen seinen Grizzlies und San Antonio. Mit Löffeln zur Schießerei. Das muss man so erstmal sacken lassen.

Zumal Barnes die Serie damit - leider - perfekt zusammengefasst hat. Dass die Grizzlies mit ihrer Rumpftruppe gegen die Spurs keine Chance haben würden, war absehbar, aber nacheinander 74 und 68 Punkte? Das ist schon einfach erbärmlich. "Mir ist egal was passiert, solange wir alles in die Waagschale werfen", sagte Barnes weiter. "Aber das haben wir bisher nicht getan."

Will da jemand Spannung für Spiel 3 aufbauen und Hoffnung schüren, dass es nochmal knapp werden könnte? "Wir hatten gute Trainingseinheiten", sagte Coach Dave Joerger. Oh, na dann. Wie besorgt sind die Spurs? "Die Grizzlies sind immer noch ein NBA-Team", sagte Kawhi Leonard. Ganz ehrlich: Darüber lässt sich derzeit streiten. A propos Kawhi...

Telefonat der Woche

SPOXimgur

...rrrrrinnggggg...

Leonard: Yes?

Duncan: It's Tim.

Leonard: Okay.

Duncan: You are Defensive Player of the Year again.

Leonard: Yes.

Duncan: Okay.

Leonard: Goodbye.

...legt auf.

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