Geheimrezept der Woche
Seit mehr als einem Jahr rätselt die NBA-Welt, was die Warriors so außergewöhnlich erfolgreich macht. Sind es die Dreier? Das System, das Coaching? Die Spielintelligenz? Kommt Stephen Curry vielleicht in Wirklichkeit vom Mars? Wir alle können uns bei den Rockets bedanken, dass die Antwort endlich gefunden ist.
Nachdem Houston nämlich auch im zweiten Spiel der Serie chancenlos unterging, obwohl Marsianer Curry gar nicht dabei war, platzte das Dubs-Geheimrezept schier aus Defensiv-Ass James Harden heraus: "Wenn sie immer illegale Screens setzen, kommt man da eben nur schwer vorbei." Dwight Howard pflichtete ihm umgehend bei: "Sie kommen mit physischem Basketball durch, der bei mir ständig abgepfiffen würde."
Achso! Wer hätte gedacht, dass die Schönspieler aus Oakland in Wirklichkeit nur aufgrund ihrer Rowdy-Taktiken zum Titel und zu 73 Siegen gekommen und auch jetzt auf Kurs sind, obwohl das dritte Spiel denkbar knapp verloren ging?
Naive Geister hätten ja meinen können, letzteres habe mit der Arbeitsverweigerung ihrer Gegner zu tun, die ohnehin längst bei Expedia nach Last-Minute-Angeboten suchen - aber wir sind hier nicht naiv. Deswegen sehen wir auch darüber hinweg, dass Hardens Game-Winner in Spiel 3 von der Rockets-Bank aus ähnlich euphorisch bejubelt wurde wie der Untergang der Titanic. Danke, liebe Raketen!
Immerhin ein "Flugobjekt" alias "Jet" Jason Terry äußerte sich auf eine andere Art und lobte die Screens sogar, die - das muss dazu gesagt werden - natürlich nicht immer legal sind. Bei weitem nicht. Da sind Draymond, Bogut und Co. aber bei weitem nicht die ersten oder einzigen: "Kevin Garnett war stets einer der besten Akteure darin, illegale Screens zu setzen, Udonis Haslem hat während den Titeljahren mit Miami auch diverse Gegner auf ihren Hintern gesetzt. Tim Duncan gehört auf den Mount Rushmore in der Kategorie. Ich liebe das." Danke, Jason. Diesmal wirklich.
Majestätsbeleidigung der Woche
Stanley Johnson mag 19 Jahre alt sein, ein Rookie. An Selbstvertrauen fehlt es dem jungen Mann jedoch nicht. Bereits vor Spiel 2 der Serie gegen Cleveland fragte Johnson rhetorisch, warum er denn vor dem Matchup mit LeBron James Angst haben solle, schließlich schnüre der sich die königlichen Treter auch nicht auf eine andere Weise als er. So weit, so gut.
Nach der Niederlage in Spiel 2, in der James 27 Punkte machte und dabei 6/6 im direkten Duell gegen Johnson traf, trieb der es allerdings ein wenig auf die Spitze: "Ich bin definitiv in seinem Kopf, so viel ist sicher." Desweiteren schimpfte der Rookie, James habe ihm einen "billigen Rempler" verpasst und würde zu viel reden.
"Er labert viel, das ganze Team tut das. Als wären sie kleine Cheerleader. Wann immer man an ihrer Bank vorbeikommt, hört man jede Menge Gerede. Dabei spielen viele von ihnen überhaupt nicht mit." Oh? "Ich wünschte, er würde beim Stand von 0-0 so reden, nicht wenn sie mit 16 Punkten führen. Das hätte eine Bedeutung, weil das Selbstvertrauen demonstriert. Jeder kann reden, nachdem er ein paar Würfe getroffen hat."
Das lassen wir mal so stehen. Tatsächlich wirkte LeBron in Spiel 2 ja etwas gereizt, vielleicht war Johnson also wirklich "in seinem Kopf" oder hat gar den "LeBronci Code" geknackt. Das Problem dabei war nur: James spielt häufig besser, wenn er gereizt ist, und das zeigte sich dann auch. Dementsprechend merkte Pistons-Coach Stan Van Gundy am Donnerstag auch an, dass er bei den Kommentaren von Johnson "zusammengezuckt" sei.
"Wir haben darüber gesprochen. Ich bin bei den Kommentaren zusammengezuckt, aber man muss auch dazu sagen, dass Stanley eben erst 19 ist und die Playoffs zum ersten Mal erlebt. Deswegen habe ich ihm in unserem Gespräch auch nicht gesagt, dass er ein Arschloch oder ähnliches ist. Er soll und wird nur daraus lernen."
Das ist wohl richtig. Vielleicht sollte sich der Rookie einfach nur an die Worte, nicht an die Taten seines Trainers halten: Der Notorious S.V.G. hatte nach dem ersten Viertel von Spiel 1 schließlich selbst mit der Majestätsbeleidigung angefangen und gesagt, LeBron könne auf dem Platz machen, was er wolle - schließlich würden die Schiris eh nie etwas abpfeifen. Do as I say, not as I do...