Mitte des zweiten Viertels musste man sich schon fragen, ob die TNT-Broadcaster einfach nochmal eine Wiederholung von Spiel 3 aufgelegt hatten - wieder legten die Thunder bis zur Pause genau 72 Punkte auf und spielten zeitweise wie im Rauschzustand. Klay Thompson sorgte mit 19 Punkten im dritten Viertel (insgesamt 26) immerhin noch einmal kurzfristig für Spannung - letztlich konnte Klay den Totalausfall einiger seiner Mitspieler nämlich auch nicht kompensieren.
Gerade Stephen Curry (19 Punkte, 6/20 FG, 6 Turnover) enttäuschte auf ganzer Linie, ähnlich wie der nach Kräften ausgebuhte Draymond Green (6 Punkte, 1/7 FG, 11 Rebounds, 6 Turnover). Das war einfach nicht genug gegen erneut überragende Thunder, bei denen wie üblich Russell Westbrook (36 Punkte, 11 Rebounds, 11 Assists), der sein erstes Triple-Double dieser Playoffs auflegte, und Kevin Durant (26 Punkte, 11 Rebounds, 3 Blocks) den Ton angaben.
Die beiden Superstars konnten sich aber auch auf einen starken Supporting Cast verlassen, bei dem vor allem Serge Ibaka (17 Punkte) und Andre Roberson (17, dazu 12 Rebounds) hervorstachen. Spiel 5 der Serie findet am Freitag um 3 Uhr in Oaklands Oracle Arena statt - dort geht es für den Meister nun bereits gegen die Eliminierung.
Die Reaktionen:
Draymond Green (Warriors): "Ich will mir eigentlich kein Video-Material von dem Spiel ansehen. Ich habe das Gefühl, das wäre so ziemlich das gleiche Video wie vor zwei Tagen."
Steve Kerr (Coach Warriors): "Das ist das längste Team in der NBA, und wir versuchen trotzdem dauernd Pässe über ihre ausgestreckten Arme zu werfen. Das ist wahrscheinlich keine gute Idee."
Billy Donovan (Coach Thunder): "Russell spielt mit einer Wahnsinnsenergie und Leidenschaft."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Beide Teams begannen die Partie mit den gewohnten Starting Fives: Westbrook, Roberson, Durant, Ibaka und Adams auf OKC-Seite, Curry, Thompson, Barnes, Green und Bogut bei den Warriors. Erwartungsgemäß wurde Green bei seiner Vorstellung lautstark ausgebuht.
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1. Viertel: Die Thunder kamen etwas schleppender ins Spiel, nur einer der ersten sieben Würfe wollte fallen. Golden State wirkte defensiv fokussierter, hatte aber selbst keinen Offensiv-Rhythmus. Als Kerr nach nicht einmal fünf Minuten sein "Death Lineup" brachte, sah dann wieder alles wie in Spiel 3 aus - OKC legte einen 16:0-Run hin. Nachdem der indisponierte Green auf der Bank Platz nahm, stabilisierte sich aber auch der Meister wieder und konterte per 11:2-Run - 30:26 OKC.
2. Viertel: OKC verfehlte zwischenzeitlich neun Würfe in Folge, bevor Westbrook und Durant das Spiel wieder mehr an sich rissen. Thompson holte sich nach nur vier Minuten sein drittes Foul und ging runter, danach brach die Warriors-Offense wieder ein - denn gerade Curry wollte überhaupt nichts gelingen. OKC nutzte jede Chance zum Fastbreak und zog wieder auf 20 Punkte davon. Ein Westbrook-Dreier kurz vor der Pause schickte das Spiel mit 72:53 OKC in die Kabinen.
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3. Viertel: Nachdem er zuvor völlig unsichtbar war, legte Thompson nun los und machte 19 Warriors-Punkte in Folge - zudem packte auch die Defense zu und die Dubs verkürzten auf 6. Doch Westbrook konterte und Klay sammelte sein 4. Foul ein, danach fehlte den Dubs erneut der Punch. Mit 94:82 OKC ging es ins letzte Viertel.
4. Viertel: Die Spannung war schnell wieder weg, denn OKC zog aufgrund seiner sensationellen Defense schnell wieder auf 23 Punkte davon. Auch Klay hatte seine Körner offenbar verschossen, die Warriors schienen gebrochen. Endstand: 118:94.
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Der Star des Spiels: Russell Westbrook. Die 6 Turnover kehren wir mal unter den Tisch - das war dennoch eine überragende Vorstellung von Westbrook. Drückte bei jeder Chance aufs Gas, kam ganz einfach zum Korb und involvierte mit seinen Pässen all seine offensiv limitierten Mitspieler. Mehr kann man nicht von seinem Point Guard erwarten.
Der Flop des Spiels: Draymond Green und Stephen Curry. Die beiden eigentlich wichtigsten Dubs-Spieler enttäuschten auf ganzer Linie. Green spielte nicht nur ähnlich schwach wie in Spiel 3, er stellte tatsächlich auch schon wieder ein Bein (gegen Kanter). Und Curry? Der MVP bewegte sich schlecht, traf teilweise weit offene Würfe nicht, die für ihn sonst als Layups gelten, und zögerte beim Zug zum Korb.
Das fiel auf:
- Früher als je zuvor in dieser Saison brachte Kerr sein Death Lineup (nach 4:30 Minuten) - es hatte aber wie schon in Game 3 einen keineswegs positiven Effekt. Denn: Man hatte keine Antwort auf Ibaka am Brett, ging unglaublich schlecht mit dem Ball um - und Green, normalerweise der Schlüssel für Defense und Offense in dieser Aufstellung, war ein weiteres Mal ein Schatten seiner Selbst. Kerr nahm ihn daher deutlich früher als sonst runter.
- Währenddessen schafften es die Warriors langsam zurück ins Spiel. Curry traf zwar selbst seine Würfe nicht, sorgte aber gemeinsam mit Livingston für einen (zumindest zeitweise) weniger wilden Aufbau und bekam vor allem von Ezeli und Iguodala Unterstützung. Die drei waren auch entscheidend daran beteiligt, dass die Defense sich wieder stabilisierte und auch die Thunder zu einigen schlechten Entscheidungen (und Ballverlusten) zwang. Iggy verlangte Durant im Eins-gegen-Eins alles ab und war der Hauptgrund für dessen mittelmäßige Quoten.
- Die Defense war ohnehin nicht das große Problem für den Meister - OKC bekam eigentlich nur im Fastbreak gute Abschlüsse und musste sonst vieles erkämpfen, häufig auch durch Freiwürfe. Nur hatten sie dafür auch extrem viele Möglichkeiten, da sie sich einen Offensiv-Rebound nach dem anderen schnappen konnten. Gerade Westbrook war in dieser Hinsicht mal wieder sehr aktiv.
- Apropos aktiv: Wenn die Thunder eine ganze Saison über so verteidigt hätten, wären womöglich sie das Team mit 73 Siegen. Es war unfassbar, wie schwer es die Warriors hatten, auch nur mal einen einzigen offenen Wurf zu bekommen. Ein Großteil der Warriors-Turnover war forciert, die Transition-Defense war großartig - und was vor allem Durant und Ibaka als Rim-Protector ablieferten, war schlichtweg brillant. Nie sah Golden State körperlich und athletisch so unterlegen aus. Nur Thompson war in seinem überragenden dritten Viertel mal in der Lage, die Mauer konstant zu durchbrechen.