NBA

Kein Grund zum Zähneknirschen

Von Philipp Jakob
Stephen Curry (l.) und die Warriors haben Spiel 1 der Western Conference Finals verloren
© getty

Auch wenn die überhastete Warriors-Offense in Spiel 1 teilweise einen anderen Eindruck hinterlassen hat: Die Golden State Warriors haben keinerlei Grund, in Panik zu verfallen. Die 102:108-Niederlage hat vor allem bewiesen, dass sowohl bei den Thunder als auch bei den Dubs noch Luft nach oben ist - und noch keinerlei Vorentscheidung gefallen ist.

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Angriffssequenzen wie die der Warriors im vierten Viertel waren in dieser Saison bei Leibe keine Seltenheit. Schon früh in der Shotclock suchten Stephen Curry und Co. den Abschluss aus der Distanz. Hand des Verteidigers im Gesicht? Egal. Ein Fade-Away-Jumper aus der Ecke? Kein Problem. Ein Dreier vom Parkplatz? Immer gerne gesehen in der Oracle Arena.

Doch zum Entsetzen der vielen stets lautstarken Dubs-Fans war heute eine entscheidende Kleinigkeit anders als sonst: Der Spalding wollte in der Crunchtime einfach nicht durch die Reuse fallen. "Wir waren überhastet und haben einen Home Run nach dem anderen probiert", analysierte Steph Curry das Schlussviertel. "Manchmal klappt das." Aber an diesem Abend klappte es nicht.

Im vierten Viertel drückten die Warriors um Curry und Klay Thompson zehn Mal aus der Distanz ab - am Ende hatte Golden State allerdings nur eine magere Ausbeute von einem Treffer vorzuweisen. Das war natürlich viel zu wenig, um die Thunder-Defense in Verlegenheit zu bringen. "Ich glaube, wir haben ein wenig unsere Fassung verloren", so Head Coach Steve Kerr. "Das hatte eine Menge mit den schnellen Abschlüssen zu tun."

Warriors-Rezept dieses Mal ohne Erfolg

Das Rezept, das dank der unglaublichen Shooting-Qualitäten der Warriors so oft von Erfolg gekrönt war, erwies sich auch gegen Oklahoma City als Knackpunkt - nur dieses Mal in die falsche Richtung. Das lag zum Großteil aber auch an der starken Verteidigung der Gäste.

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Bei jedem Wurf hatten die Warriors eine Hand im Gesicht, OKC legte zudem eine sehr körperbetonte Gangart ans Werk und stellte damit Golden State vor Probleme. Die ohnehin schon schwierigen Würfe wurden so dank der Defense der Gäste fast unmöglich. "Wir hatten heute viel zu viele schnelle Abschlüsse", konnte sich Warriors-Coach Kerr da nur selbst wiederholen.

Alte Probleme bei den Thunder

Doch in Panik wird der 50-Jährige noch lange nicht verfallen. Immerhin hatte Golden State trotz der schwachen Vorstellung im Schlussabschnitt beste Möglichkeiten, den Sieg nach Hause zu bringen. Auch OKC offenbarte Schwächen in der Crunchtime-Offense, als Kevin Durant gleich sieben Jumper in Folge nur an den Ring setze - alle aus Isolations heraus. Auch die Thunder verfielen also in alte Muster, nur mit dem Unterschied, dass es bei ihnen noch nie wirklich gut funktioniert hatte.

Schon in der regulären Saison war das Angriffsspiel der Thunder in den entscheidenden Minuten einer Partie weder eine Augenweide noch besonders erfolgreich. Das setzte sich auch an diesem Abend in der Oracle Arena fort. Hätten die Referees zudem den klaren Travel von Westbrook in der Schlussminute abgepfiffen, wäre das Spiel vielleicht ganz anders ausgegangen.

Nicht perfekt und doch gewonnen

Hätte, Wenn und Aber zählt aber in der NBA genauso wenig wie irgendwo sonst auf der Welt. Fakt ist: Weder Golden State, noch Oklahoma City haben ein perfektes Spiel abgeliefert. Während die Warriors vor allem den vergebenen Chancen in der Offense und der Dreierquote - die mit 36,7 Prozent den eigenen Ansprüchen hinterherhinkte - nachtrauerten, war auch bei den Thunder nur bedingt Feierlaune angesagt.

Obwohl die beiden Superstars Durant und Russell Westbrook zusammengenommen nur 17 der 51 Feldwurfversuche im Korb unterbrachten. Obwohl Enes Kanter und Steven Adams die Vorteile an den Brettern nicht ganz so gut ausnutzen konnten wie noch in der regulären Saison. Und obwohl OKC lange Zeit Probleme mit den Ballverlusten hatte. Sie konnten immerhin ein Spiel aus Oakland stehlen.

Westbrook als Antreiber

Zu verdanken hatte das Head Coach Billy Donovan vor allem Westbrook. Der 27-Jährige erzielte 24 seiner 27 Punkte in der zweiten Halbzeit. Mit seiner fast monströsen Vorstellung nach der Pause trieb er sein Team zum Comeback und schließlich zum Sieg. "Er war der Auslöser für unsere Aufholjagd", äußerte sich auch Durant lobend über seinen Partner. "Wir haben uns von ihm führen lassen und haben hart verteidigt."

Gleichzeitig fand der MVP von 2014 aber auch mahnende Worte: "Was sollen wir bitte feiern? Wir haben nicht den Titel gewonnen. Wir spielen in den Western Conference Finals gegen ein großartiges Team. Wir haben zwar Spiel 1 gewonnen, aber es bleibt noch eine Menge Basketball zu spielen." Vor allem gegen diese Warriors hat eine 1:0-Führung in der Best-of-Seven-Serie wenig zu sagen

Noch lange nichts entschieden

Wenn die in Spiel 1 schwächelnden Reservisten in die Serie hineinfinden, wenn Golden State weiterhin die Big Men der Thunder mehr oder weniger im Zaum halten kann und wenn die Splash Brothers wieder Dreier regnen lassen, dann ist der amtierende Champion der Favorit. Rückstand hin oder her.

Die bisherigen Auftritte der Dubs haben gezeigt, dass das Team um Steph Curry jederzeit in der Lage ist, einen Gang höher zu schalten. "Es fühlt sich nicht gut an, Spiel 1 zu verlieren", sagte Curry nach der Partie. "Aber es ist cool, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, zurückzukommen und zu zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind."

Es ist zu erwarten, dass genau das passiert. Und dann sollte sich niemand wundern, wenn auch die unmöglichen Würfe vom Parkplatz wieder problemlos durch die Reuse gleiten.

Der Spielplan im Überblick

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