Es war nicht der Abend der Splash Brothers. Stephen Curry kam am Ende auf gerade einmal 11 Punkte (4/15 FG), Klay Thompson machte sogar nur 9 Punkte (4/12 FG). So wenige Punkte hatten die beiden Superstars zusammen noch in keinem anderen Spiel dieser Saison erzielt. Dafür sprangen allerdings die Mitspieler ein und brachten den Warriors den deutlichen Sieg.
Angeführt vom überragenden Andre Iguodala (12 Punkte, 7 Rebounds, 6 Assists) machte vor allem die Bank des Champs ein bärenstarkes Spiel. Shaun Livngston legte mit 20 Punkten (8/10 FG) einen Karrierebestwert in den Playoffs auf, Leandro Barbosa kam auf 11 Zähler (5/5 FG). Daneben glänzte Draymond Green mit 16 Punkten, 11 Rebounds, 7 Assists und 4 Steals.
Bei den Cavaliers erhielten die Big Three dagegen so gut wie gar keine Unterstützung. Kyrie Irving war mit 26 Punkten Topscorer des Spiels, traf aber auch nur 7 seiner 22 Wurfversuche. LeBron James kratzte mit 23 Punkten, 12 Rebounds und 9 Assists am Triple-Double, während Kevin Love (17 Punkte, 13 Rebounds) und Tristan Thompson (10 Punkte, 12 Rebounds) Double-Doubles auflegten.
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Reaktionen:
Steve Kerr (Trainer Warriors): "Es ist ein tolles Zeichen, dass wir sogar in den Finals gewinnen können ohne ein großes Spiel unserer beiden Guards. Überraschend kommt es aber nicht, so war unser Team auch schon in den letzten Jahren."
Tyronn Lue (Trainer Cavaliers): "Unsere Jungs haben einen tollen Job gemacht ihre beiden besten Scorer zu verteidigen. Dafür hat ihre Bank richtig gut gespielt. Daraus müssen wir nun die richtigen Schlüsse ziehen."
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Vor dem Tip-Off: Die Stimmung in der komplett in gelb getauchten Oracle Arena war elektrisierend. Nachdem Superstar John Legend die Nationalhymne vorgetragen hatte, ging es los. Dabei beorderte Steve Kerr Iguodala wieder auf die Bank und begann mit Curry, Thompson, Barnes, Green und Bogut. Bei den Cavs zeigte sich mit Irving, Smith, James, Love und Thompson das altbekannte Bild.
1. Viertel: Alle Augen waren auf die Stars gerichtet, doch die ersten elf Warriors-Punkte kamen von Bogut oder Barnes, die gut drauf waren. Auch Curry fand allerdings schnell ins Spiel und knallte zügig zwei Dreier rein. Die Warriors machten auch defensiv einen richtig starken Job, waren das bessere Team und setzten sich früh ein wenig ab, die Cavs ließen allerdings nicht locker. Gerade James pflügte immer wieder in die Zone. Zur ersten Pause stand es 28:24.
2. Viertel: Kerr schickte zu Beginn seine Second Unit aufs Feld und die drehte richtig auf. Barbosa und Livingston punkteten nach Belieben, gerade der Brasilianer überragte. Ohne ihre Starter erarbeiteten sich die Dubs einen Zehn-Punkte-Vorsprung. Nach 20 Minuten hatte Barbosa mehr Punkte auf seinem Konto als Curry und Thompson zusammen. Die Offensive der Cavs wirkte dagegen immer wieder zu statisch. Cleveland traf schlecht, leistete sich viele Ballverluste und war zur Halbzeit trotzdem "nur" neun Punkte zurück.
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3. Viertel: Curry und Thompson suchten auch zu Beginn der zweiten Hälfte vergeblich nach ihrer Treffsicherheit. Auch die anderen Warriors ließen nach und so kämpften sich die Cavs dank ihrer hervorragenden Arbeit unter den Brettern wieder heran, auch wenn bei ihnen offensiv weiterhin nicht viel zusammenlief. Exakt vier Minuten vor Ende des Viertels hatte Love die Cavs plötzlich in Führung gebracht. Dank zweier Dreier von Iguodala, der zuvor einen Dellavedova-Schlag in die Kronjuwelen einstecken musste, gingen die Warriors aber wieder mit sechs Punkten Vorsprung ins Schlussviertel.
4. Viertel: Wieder starteten bei beiden Teams die Bankspieler ins Viertel, wieder setzten sich die Warriors genau in dieser Phase ab. Iguodala, Barbosa und Livingston initiierten einen Run, der Golden State zehn Minuten vor dem Ende mit 14 Punkten in Front brachte, ehe Lue zügig wieder seine Starter brachte. Doch auch das brachte nichts mehr. Die Warriors waren nun heiß und ballerten sich in einen Rausch. Fünf Minuten vor Schluss waren es bereits 20 Punkte Vorsprung. Am Ende siegte der Champ souverän.
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Der Star des Spiels: Andre Iguodala. Der Flügelspieler war wieder im Finals-MVP-Modus. Mit seiner Hereinnahme änderte sich die Dynamik des Spiels. James bekam keinen einzigen einfachen Punkt mehr geschenkt. Vorne führte Iggy mit seiner Gefahr aus der Distanz und seinen starken Pässen eine überragende Second Unit an, aus der neben dem 32-Jährigen auch die beeindruckenden Livingston und Barbosa herausragten.
Der Flop des Spiels: J.R. Smith. Der Shooting Guard war einer der Hauptgründe dafür, dass die Cavs in der Offensive zu statisch agierten. Bewegte sich im Angriff schlecht und konnte sich nie eine offene Position erarbeiten. Das hindert ihn normalerweise nicht am Wurf, dieses Mal wirkte er aber gehemmt und nahm nur drei Feldwürfe. Auch in der Defensive machte er gerade am Anfang gegen Barnes einen schlechten Job.
Das fiel auf:
- Während die Dubs defensiv auf ihre schnellen Switches vertrauten und somit relativ positionsgetreu in die Matchups gingen, also mit Barnes in der Verteidigung gegen James und Curry gegen Irving, wurde auf der Gegenseite Green von Thompson verteidigt. Smith übernahm Barnes und James kümmerte sich um Klay Thompson. An einigen Stellen übernahm James auch direkt die Verteidigung von Curry.
- Cleveland fokussierte sich hinten auf Curry und Thompson, die mehr als gut aus dem Spiel genommen wurden. Die Splash Brothers standen zur Halbzeit zusammen bei nur 10 Punkten. In der zweiten Hälfte waren die beiden sogar ein noch geringerer Faktor. Dafür öffneten sich Räume für die Mitspieler. Gerade Green erhielt etliche offene Dreier, doch auch Rollenspieler wie Barnes und Bogut bekamen mehr Platz, den sie in der ersten Hälfte auch vorzüglich ausnutzten.
- Der Grund für den deutlichen Warriors-Sieg war aber eindeutig die Leistung der Second Unit. Die Bankspieler sorgten zusammen für 45 Punkte, die Cavs-Reservisten blieben bei 10 Zählern. Die beiden entscheidenden Runs des Spiels kamen zustande, als die Second Unit auf dem Feld stand.
- Während Cleveland den Champ nur partiell in den Griff bekam, machten die Warriors insgesamt einen richtig starken Job in der Defensive. Durch die vielen schnellen Switches stagnierte die Offensive der Gäste. Die Cavs fanden sich beinahe ausschließlich in wenig gewinnbringenden Isolations wieder. James, der gegen Barnes relativ leichtes Spiel hatte, wurde immer dann ineffektiver, wenn Iguodala hereinkam.
- Dass die Cavs trotz der offensiven Ineffizienz (38,1 Prozent FG) und der Fehleranfälligkeit (17 Turnover) überhaupt so lange im Spiel waren, lag an der hervorragenden Reboundarbeit. Gerade Tristan Thompson glänzte mit 6 Offensivrebounds, insgesamt holte sich Cleveland 15 Abpraller in der Offense, Golden State nur 9.