Ein verrücktes Preseason-Spiel. Mit 22 Punkten Rückstand lagen die Bulls im zweiten Viertel bereits hinten. Die bärenstarken Giannis Antetokunmpo (14 Punkte, 6 Rebounds, 2 Blocks) und Jabari Parker (21 Punkte, 6 Rebounds, 2 Steals) nahmen die Reservisten der Bulls auseinander.
Weil Kidd seine Stars aber früh herunter nahm und Gegenüber Hoiberg im Anschluss einige stärkere Spieler einwechselte, startete Chicago am Ende das Monster-Comeback und feierte überraschend einen Blowout-Sieg nach einem großen Rückstand. Matchwinner waren Isaiah Canaan mit 25 Punkten (8/13 FG) und Doug McDermott mit 22 Punkten (7/14 FG).
Paul Zipser stand dabei nur während der schwachen Bulls-Phase auf dem Feld. Der Deutsche konnte seine starke Leistung gegen die Cavs nicht bestätigen, hatte enorme Probleme mit Antetokunmpo und kam am Ende in 19 Einsatzminuten lediglich auf 4 Punkte (1/5 FG).
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Vor dem Tip-Off: Fred Hoiberg ließ Rondo, Wade, Butler und Gibson wie erwartet im Back-to-Back-Game draußen. Das bedeutete die Chance für Paul Zipser, der an der Seite von Canaan, Grant, Portis und Felicio erstmals in der Starting Five der Bulls stand. Und er bekam es gleich mit prominenten Gegenspielern tun, denn Gegenüber Kidd setzte bei den Bucks auf Dellavedova, Johnson, Antetokounmpo, Parker und Plumlee.
1. Viertel: Zipsers Debüt in der Starting Five war schnell beendet. Nach einem vergebenen Dreier und einem Foul an Parker nahm der Deutsche schon nach drei Minuten wieder auf der Bank Platz. Beim Stand von 2:7 kam McDermott. Mit ihm holten die Bulls auf und befanden sich lange nah dran am Ausgleich, ehe Milwaukee Ende des Viertels davonzog. Die Bulls kamen in den letzten drei Minuten zu keinen Punkten mehr, die Bucks starteten angeführt von Parker einen 10:0-Run zum 32:19.
2. Viertel: Die Bucks setzten ihren Lauf fort, erst nach vier Minuten im zweiten Viertel kamen die Bulls wieder zu etwas Zählbarem, doch auch danach stürmten die Bucks über die konzeptlosen Bulls hinweg. Gegen Antetokounmpo und Parker hatten die Bulls keine Chance, immer wieder überrollten die athletischen Bucks Chicago im Fastbreak. Etliche Dunks und ein 50:29 nach 20 Minuten waren die Folge. Hoiberg warf mit Auszeiten um sich. Es brachte wenig, mit 60:43 ging es in die Pause.
3. Viertel: Wesentlich besser lief es für Chicago nicht, doch die Bucks schalteten einen Gang zurück und so kämpften sich die Bulls allmählich ins Spiel. Schön war das Match nicht mehr, Milwaukees Dunk-Show lag größtenteils auf Eis, dafür waren etliche lange Zweier und Fouls auf beiden Seite zu sehen. Der Bruch im Spiel kam Chicago zugute, nach einer halben Stunde verkürzten sie den Rückstand auf zehn Punkte, vor dem Schlussviertel führten die Bucks dann nur noch 79:70.
4. Viertel: Kidd entschloss sich, seine starken Starter fortan zu schonen, während Hoiberg nun auf Lopez, McDermott und Co. setzte. Das merkte man dem Spiel an. Plötzlich waren die Bulls am Drücker, wobei vor allem McDermott und Canaan heiß liefen. Neun Minuten vor Schluss glich Dinwiddie nach einem 11:2-Run zum 81:81 aus. Bei den Bucks-Reservisten klappte nichts mehr, während Chicago weiter rollte. Drei Minuten vor Schluss knallte Mirotic einen Eckendreier zum 98:82 rein. Milwaukee hatte das Basketballspielen eingestellt und so gewann Chicago am Ende überdeutlich mit 107:86.
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Der Star des Spiels: Isaiah Canaan. Der Guard kann jederzeit heiß laufen, was er gegen die Bucks eindrucksvoll bewies. Gemeinsam mit McDermott war er der Initiator des großen Comebacks, traf 5 seiner 9 Dreierversuche und zog Milwaukees Reservisten so den Zahn. Bezeichnend dafür das in diesem Falle aussagekräftige Plus-Minus-Rating von +32.
Der Flop des Spiels: Jason Terry. Der Alt-Meister wirkte noch mächtig eingerostet. Er stand während der großen Aufholjagd der Bulls beinahe dauerhaft auf dem Feld und sollte etwas Struktur in die Offense der Hausherren zu bringen, nahm aber stattdessen etliche zweifelhafte Würfe, traf wenig (1/5 FG) und kam hinten etliche Male ein Schritt zu spät.
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Das fiel auf:
- Von den hinteren Rotationsspielern der Bulls konnte sich kaum ein Spieler für höhere Aufgaben empfehlen. Offensiv fehlte ohne Wade und Rondo eine ordnende Hand. Der Ball wurde nur sporadisch bewegt, in vielen Fällen war das Spiel zu hektisch und wenig durchdacht. Dabei prägten oftmals Einzelaktionen das Spiel im Angriff. Bezeichnend, dass es erst besser lief, als mit Lopez, McDermott und Co am Ende einige etablierte Kräfte auf dem Feld standen.
- Gerade die Transition-Defense sollte Hoiberg Sorgen machen. Bucks-Fastbreaks bedeuteten stets sichere Punkte. Doch auch gegen Milwaukees Setplay waren die Bulls lange überfordert. Die Schnitzer in der Verteidigung waren kaum mehr zu zählen, ihre Folge war dafür bestens sichtbar, denn die Bucks nutzten die riesigen Löcher und veranstalteten ein Dunk-Festival. Hoiberg schüttelte immer wieder mit dem Kopf und nahm viele Auszeiten.
- Auch für Paul Zipser war es eine Lehrstunde. Er bekam es von Beginn an mit Antetokounmpo zu tun und hatte einige Probleme mit dem stark aufspielenden Greek Freak, der den Deutschen mehrfach auf dem falschen Fuß erwischte. Bezeichnend: Ein And One des Griechen, als er Zipser mit einem Spin Move einmalig stehen ließ und mit Foul des Rookies den Layup verwandelte. Die defensiven Probleme nahmen Zipser auch in der Offensive etwas das Selbstvertrauen.
- Die Bulls steigerten zwar auch ihre defensive Intensität, das große Comeback ist aber vor allem darauf zurückzuführen, dass Kidd relativ zeitig auf seine zweite Garnitur setzte, während Hoiberg gleichzeitig mehr Qualität brachte. Mit Parker und Antetokunmpo auf dem Feld wäre es für die Bulls wohl schwieriger geworden, denn das Forward-Duo zeigte mit einige beeindruckenden Aktionen ein ganz starkes Spiel, das Lust auf mehr machte.