Wer derzeit die Stimmung rund um die Cavaliers verfolgt, fühlt sich kaum erinnert an die ersten beiden Jahre der "Big-Three-Ära" um LeBron James, Kyrie Irving und Kevin Love. Es gibt keine Streitereien, keine Sub-Tweets, keine Gerüchte um Unzufriedenheit oder innere Streitereien.
Vielmehr herrscht wahre Harmonie, wenn man die gerade in LeBrons Fall deutliche Kritik an der Präsidentschaftswahl mal ausklammert. Der "team-building effect" einer Meisterschaft ist an dieser Truppe klar zu erkennen.
Wo man gerade im ersten Jahr noch mit erheblichen Schwierigkeiten aus den Startlöchern kam, spaziert man derzeit gewissermaßen lockerleicht durch die Liga. Nur Dennis Schröder und die Hawks konnten Cleveland bisher ein Spiel abnehmen.
LeBron gibt mehr Anteile ab
Auch spielerisch hat sich dabei einiges geändert. LeBron steht natürlich immer noch im Fokus und legt mit 23,4 Punkten, 9 Rebounds und 9,3 Assists im Schnitt beinahe ein Triple-Double auf. Der Mann, der vom ESPN-Survey kürzlich zum sechsten Mal in Folge als bester Spieler der Welt ausgezeichnet wurde und als jüngster Spieler überhaupt die 27.000-Punkte-Marke knackte, könnte allerdings zum ersten Mal in seiner 14-jährigen Karriere am Ende nicht als Topscorer seines Teams dastehen.
Derzeit sieht es nämlich danach aus, als würde ihm Kyrie Irving (24,5 Punkte, 4,3 Assists) ihm diesen Titel streitig machen. Und das soll auch so sein: Während Kyrie erst am Anfang seiner Blütezeit steht, muss LeBron bekanntlich langsam aber sicher etwas mehr auf seine Last achten, um für die Playoffs frisch zu bleiben. Zumal ihm das Passen ohnehin etwas mehr liegt als Uncle Drew, wie Tyronn Lue unlängst bestätigte.
"Kyrie ist ein Scorer. Wir wollen, dass er aggressiv ist und den Korb attackiert, weil ihn niemand stoppen kann", erklärte der Coach. "LeBron kann beides. Er kann das Spiel machen und für andere erleichtern. Wir haben momentan eine großartige Balance und wollen diese einfach beibehalten."
The King stay the King?
Es scheint zu funktionieren - und auch Love legt seine bisher besten Zahlen als Cavalier auf (21 Punkte, 9,9 Rebounds). Gut möglich, dass er erstmals gemeinsam mit seinen beiden prominenteren Kollegen zum All-Star Game fahren darf, vor allem dann, wenn Cleveland weiter so dominant auftritt.
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Es ist natürlich noch früh in der Saison und Verletzungen oder Ähnliches sind nie auszuschließen. Dennoch drängt sich nicht nur ein sanfter Verdacht auf, dass der Osten auch in diesem Jahr wieder nur über Cleveland gehen könnte. Angesichts der letzten beiden Jahre und der absurden Ost-Dominanz der LeBron-Teams, die sechsmal in Folge die Finals erreichten, ist dies natürlich auch keine allzu große Überraschung.
Defense, Defense, Defense
Für eine Überraschung muss man indes nur auf den Gast blicken, den die Cavs am Sonntag in der Quicken Loans Arena empfangen. Denn auch wenn die Hornets letzte Saison durchaus erfolgreich spielten und 48 Siege holten, war ihre Offseason eigentlich nicht allzu positiv bewertet worden. Zum Saisonstart wirkt das Team jedoch noch einmal stark verbessert.
Ähnlich wie Cleveland profitieren die Hornets davon, dass sie eingespielt sind und ihre Defense für Gegner absolut furchteinflößend zu sein scheint. Nahezu jede Rotation sitzt, dazu steht mit Michael Kidd-Gilchrist ein absoluter Beißer wieder voll im Saft, der in der Vorsaison fehlte - das reicht aktuell für ein Defensiv-Rating von 100,7, den viertbesten Wert der Liga. MKG ist am Sonntag aufgrund einer Oberschenkelverletzung allerdings fraglich.
Dass die Hornets bisher nur von Boston und Toronto (jeweils knapp) bezwungen werden konnten, liegt aber natürlich nicht nur an der Defense. Es liegt zu einem sehr großen Teil auch daran, dass Kemba Walker den Sprung in die Point-Guard-Elite offenbar endgültig geschafft hat.
Kemba und der "Leap"
Walkers Zahlen aus den ersten acht Spielen sind beeindruckend: 25,9 Punkte, 5,6 Assists, 1,6 Steals, 48,9 Prozent aus dem Feld und 46,6 Prozent von der Dreierlinie, wobei vor allem die Gefahr aus der Distanz einen großen Unterschied zu Walkers bisherigen NBA-Jahren darstellt. Kaum ein Spieler kam besser aus den Startlöchern als Walker, der es in dieser Form mit sehr großer Wahrscheinlichkeit erstmals zum All-Star Game schaffen sollte.
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Der 26-Jährige hat aber natürlich noch ganz andere Ziele. Nachdem die Hornets letzte Saison in der ersten Playoff-Runde nach sieben Spielen gegen Miami ausschieden, träumt die von Michael Jordan geführte Franchise jetzt von mehr - wobei Walker nichts überstürzen will: "Wir sollten nicht zu weit voraus denken. Das Ziel sind die Playoffs, dann sehen wir weiter", meinte der College-Champion von 2011.
"Was ich aber sagen kann: Ich bin super-zuversichtlich, was mein Team angeht", sagte Walker weiter. Da gibt es doch keinen besseren Gradmesser als den amtierenden Meister, um dies unter Beweis zu stellen.