"Es ist frustrierend", gestand Blazers-Coach Stotts nach der Pleite gegen die Dallas Mavericks. Ein ungedrafteter Point Guard namens Yogi Ferrell schoss Portland ab und sorgte wieder für Ernüchterung, nachdem in Oregon mit vier Siegen in fünf Spielen etwas Hoffnung aufgekeimt war. "Wir haben jetzt einige frustrierende Niederlagen in dieser Saison hingenommen. Wir waren einfach einen Schritt zu langsam."
Es ist eine Berg- und Talfahrt der Blazers. Siegesserien wurden in schöner Regelmäßigkeit mit mehreren Pleiten am Stück torpediert. Auf eine Cinderella-ähnliche vergangene Saison, folgt nun ein Jahr im grauen Mittelmaß - und dort will in der NBA niemand sein, auch kein kleiner Markt wie die Franchise aus Portland.
Mit einer Bilanz von 22-29 liegt man im Westen zwar nur knapp hinter dem letzten Playoff-Spot im Westen, doch dies würde wohl automatisch ein Erstrunden-Aus gegen die Golden State Warriors bedeuten. Dies würde sich nicht mit den Zielen decken, die GM Neil Olshey vor der Saison ausgegeben hat: "Der erste Schritt ist es, die Playoffs zu erreichen. Der Zweite wird sein, dass wir ein Faktor wie in der letzten Saison sind. Das erwarten wir auch in diesem Jahr."
Das Ezeli-Fiasko
Doch warum verläuft das Jahr nicht wie erwünscht, obwohl der Großteil des Kaders zusammengehalten wurde? Die Gründe finden sich vor allem in der Defensive. Auch im letzten Jahr war diese keine Offenbarung (Defensiv-Rating: 105,6), aber die grandiose Offense um Damian Lillard und CJ McCollum konnte es angemessen überdecken.
GM Olshey erkannte dieses Problem schon vor der Saison und mit Festus Ezeli einen athletischen Center mit Defensiv-Qualitäten. Allerdings schwirrten bereits da Fragezeichen über dem Big Man mit der dicken Krankenakte und in der Tat - die roten Flaggen bewahrheiteten sich. Der Nigerianer hat noch immer kein Spiel für Rip City absolviert.
Noch im Sommer schien der Vertrag von Ezeli wie ein Steal (Zwei Jahre, 15 Millionen Dollar), im Nachhinein erklärt sich, wieso der Center für solch einen schmalen Taler erhältlich war. Dadurch besteht die Rotation auf der Fünf aus Plumlee, Meyers Leonard und Ed Davis. Davor fürchtet sich wahrlich kein Team in der Liga.
Die offenen Schützen der Gegner
Entsprechend müssen die Blazers dies im Team-Verbund lösen. Da auch der Backcourt nicht für seine defensiven Qualitäten bekannt ist, muss mehr ausgeholfen werden und die Rotationen passen. So lässt das Team von Terry Stotts nur 41,1 Punkte in der Zone zu (Platz 9), dafür sind die Closeouts der gegnerischen Schützen nicht optimal, weswegen Portland zu den schlechtesten Teams gegen den Dreier (38,3 Prozent, Platz 28) zählt.
Diese Schwächen offenbarten sich im letzten Spiel die Mavericks. Allein in der ersten Halbzeit versenkte Dallas elf Dreier (bei 17 Versuchen), Ferrell machte sechs. Immer wieder standen die Schützen offen. Die Blazers buddelten sich ein Loch, aus dem sie nicht mehr herauskamen. "Wir wollen sie überrollen, doch stattdessen haben sie das getan", musste auch Damian Lillard anerkennen.
Lineup-Veränderungen
Stotts korrigierte daraufhin erneut das Lineup. In den letzten Spielen rutschten überraschend Evan Turner und Noah Vonleh in die Startformation, was auch ansprechend funktionierte (4-2 mit dieser Formation). "Unsere Bank war nicht konstant", begründete Stotts die Maßnahme. "Der Wechsel war eher ein Versuch die Rotation unserer Bankspieler zu verbessern, als den Startern zu helfen." Gegen Dallas wurde dies dann in Teilen korrigiert. Al-Farouq Aminu ersetzte in der zweiten Halbzeit Vonleh und Portland startete die Aufholjagd, die schlussendlich aber nicht mit einem Erfolg gekrönt wurde.
Turner durfte dagegen weiter ran und ist eine der positiven Erscheinungen der letzten Spiele. Was anfangs nicht funktionieren wollte, klappt nun immer besser. "Mit ET als Starter kann er auch als Ballhandler agieren, wodurch CJ und ich mehr Off Ball agieren können. Ich denke das ist eine gute Anpassung", erklärte Lillard.
Der Vertrag von Turner (4 Jahre, 70 Millionen) erscheint natürlich weiter fraglich, vor allem wenn man bedenkt, dass der ehemalige Celtics-Spieler nicht mehr als ein solider Rollenspieler ist. Allerdings: Auch defensiv kann er Lillard und McCollum helfen, da Turner noch über kürzere Stints den besten Guard des Gegners checken kann.
Dame nicht clutch
Gerade Dame, der einige Spiele mit einer Verletzung aussetzen musste, braucht seine Auszeiten, um am Ende der Partie noch einmal einen Gang hochzuschalten. Nach all dem Trubel um seine erneute Nicht-Nominierung für das All Star Game fiel ein kleines dreckiges Geheimnis von Sub Zero unter den Tisch: Lillard ist in diesem Jahr nicht clutch!
War er vor Jahren ob seiner Fähigkeiten in der Crunchtime noch gefürchtet, blieb der Aufbau in dieser Saison meist kalt und lebt derzeit von seinem Ruf, den er sich zum Besipsiel durch seinen Gamewinner 2014 in den Playoffs gegen die Houston Rockets erarbeitet hatte.
In der Crunchtime sanken seine Quoten massiv in den Keller. Stand das Spiel in den letzten Minuten auf des Messers Schneide versenkte Lillard nur 36,7 Prozent seiner Würfe. Aus Downtown sieht das Ganze sogar noch verheerender aus. Nicht einmal ein Viertel aller Versuche aus der Distanz fanden bislang das Ziel (24,2 Prozent 3FG).
Greifen die Veränderungen?
Doch auch hier wurden zuletzt kleinere Veränderungen von Coach Stotts vorgenommen. Gegen die Mavs nahm McCollum die letzten Würfe im zweiten und dritten Viertel - und traf. Da sich die gegnerischen Defensiven in engen Situationen auf Lillard konzentrieren, hat der Shooting Guard mehr Räume zu agieren. Entsprechend stark sind dadurch seine Statistiken in der Schlussphase. Über 50 Prozent trifft CJ aus dem Feld, auch von Downtown finden mehr als die Hälfte der Versuche den Weg in den Korb.
Die Blazers sind somit immer noch auf der Suche nach der richtigen Mixtur, ähnlich wie letztes Jahr lassen sich die meisten Teams nicht mehr überraschen. Die Partie bei den Oklahoma City Thunder könnte so etwas wie ein Wegweiser für den Rest der Saison darstellen. Unversucht lässt Stotts dabei nicht, aber fruchten die Maßnahmen? Davon können wir uns ab 21 Uhr selbst ein Bild machen.