Reif für Waiters Island

Ole Frerks
03. Februar 201713:58
Reif für die Insel - Don Nelson und Dion WaitersSPOX
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Stephen Jackson packt eine legendäre Don-Nelson-Story aus, während die Knicks und Nets sich eine schaurige Partie liefern. Rick Carlisle freut sich über sein "Scheißteam" - und Miami wird endgültig von Dion Waiters eingenommen. Thank God it's Friday!

Trinkspiel der Woche: Wer erinnert sich noch an Don Nelson? Der Förderer von Dirk Nowitzki, genau. Bierbauch, Biergesicht, unkonventionelle Strategien auf dem Feld, die meisten Regular-Season-Siege aller Coaches. Um den netten Herrn, der seit seinem Rücktritt ausschließlich Flip-Flops und Hawaii-Hemd getragen hat, geht es.

Denn dank Stephen Jackson wissen wir nun etwas mehr über die Coaching-Methoden von Nellie. Captain Jack war kürzlich beim sehr hörenswerten I am Rapaport Podcast zu Gast und sprach dabei gewohnt ehrlich über Marihuana-Konsum in der NBA, die neue 3-gegen-3-Liga von Ice Cube und ein paar andere Themen. Unter anderem eben auch über Nelson.

Der Coach habe Jackson und Baron Davis zwei Tage vor der Saison 06/07 in eine Bar eingeladen, um dort die "Strategie" zu besprechen - im Endeffekt spielten die drei Shuffleboard und tranken mehrere Flaschen Macallan gemeinsam. Für Jackson, der zuvor noch nie Scotch getrunken hatte, sei dadurch eine echte Bindung zu Nelson entstanden. Können wir verstehen.

Doch es kam noch besser: Die Marihuana-Tests in der NBA waren zu dieser Zeit ein Witz - wenn man drei Tests hinter sich hatte, wusste man, dass für den Rest der Saison nichts mehr passieren konnte und man daher "grünes Licht" hatte. Als Jax und Davis diesen letzten Test bestanden hatten, liefen sie schreiend vor Freude durch den Kabinengang - und was machte Nelson? "Er rannte auf uns zu, gab uns High-Fives und schrie: 'Yeah, jetzt können wir rauchen!'", erzählte Jackson.

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So langsam dämmert uns, wie Nellie den jungen Dirkster damals überzeugen konnte, trotz aller Zweifel doch in die USA zu wechseln.

Spiel der Woche: Vor ein paar Jahren überlegten doch tatsächlich einige verzweifelte Knicks-Fans, sich einfach den neuen, hippen Nets in Brooklyn anzuschließen. Die hatten schließlich wenigstens einen engagierten Besitzer aus Russland, einen tollen Plan, um binnen weniger Jahre Meister zu werden, und coole Trikots. Ach, und Jay-Z war auch noch irgendwie involviert.

Das ist mittlerweile bekanntlich etwas anders und die Nets der wohl größte Trümmerhaufen der NBA. Und trotz aller Mühe von Phil Jackson stehen die Knicks dann schon noch deutlich besser als bei 9-40, der derzeitigen Bilanz ihrer "Rivalen". Was nicht bedeutet, dass sie deswegen besonders gut dastehen würden.

Am Mittwoch nun lieferten sich die beiden Teams einen Schlagabtausch, der in die Annalen eingehen dürfte als das Spiel, das New York trotz einer Feldwurfquote von 35,4 Prozent gewann und das von Willy Hernangomez dominiert wurde. Vor allem war es jedoch das Spiel mit der überragendsten Spielsequenz der gesamten Saison. Bitteschön.

Zitat der Woche: Rick Carlisle hat in dieser Saison bisher wahrlich nicht besonders viel zu lachen gehabt. Doch in dieser Woche putzten die Mavericks nacheinander die Spurs, Cavaliers und Sixers, mit einem alten Mann auf der Fünf und einem 10-Tages-Yogibär sowie einem zu klein geratenen Curry-Bruder als Starting Backcourt.

Da kann man schon mal schmunzeln - und folgendes Knallerzitat raushauen: "Wir sind ein Scheißteam. Aber wir sind ein unterschätztes Scheißteam. Treffender kann ich es nicht ausdrücken."

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Wesley Matthews kommentierte die Aussage seines Coaches grinsend: "Ich hoffe, dass Rick weiß, dass er ebenfalls in diese Scheiße involviert ist." Das ist er. Und da der Westen in dieser Saison ziemlich viele "Scheißteams" beinhaltet, ist der achte und letzte Playoff-Platz für die Mavs (19-30) mittlerweile absolut wieder in Reichweite (Portland: 22-28).

Es soll ja Leute geben, die sich über fehlende Unterstützung beklagen. Aber es ist wohl fast niemand besser darin, Scheiße in Gold zu verwandeln, als Rick Carlisle. Oder?

Insel der Woche: Wer ist momentan das heißeste Team der Liga? Viele würden diese Frage vermutlich mit den Warriors beantworten, weil sie derzeit mit Abstand das beste Team sind - und dennoch wäre die Antwort falsch. Das heißeste Team der Liga sind derzeit die Heat, mit neun Siegen in Folge, unter anderem gegen die Rockets - und eben auch gegen die Warriors.

Wie konnte das passieren, bei einem Team, das zuvor bei einer fabelhaften 11-30-Bilanz stand? Zum einen hat Erik Spoelstra, der mittlerweile endgültig als Hexenmeister gesehen werden darf, seinen Spielern vermutlich das alte Frank the Tank-Motto "We're going streaking!" eingeimpft und ihnen in feinster Don-Nelson-Manier jede Menge Schnaps verabreicht.

Da vergisst dann auch mal jemand wie Rodney McGruder, dass er vom Namen her eigentlich besser in eine schlechte 80er-Jahre-Cop-Serie passt als in ein NBA-Team. Oder ein Luke Babbitt, dass er in seiner bisherigen Karriere mehr bekloppte Frisuren getragen als Punkte erzielt hat. Das waren übrigens zwei von fünf Startern beim Sieg über die Warriors.

Der Hauptgrund jedoch ist eine Insel. Waiters Island, um genau zu sein. Jahrelang war Dion Waiters vor allem dafür bekannt, dass er sich neben Teammates wie LeBron James, Kyrie Irving, Kevin Durant und Russell Westbrook IMMER für den besten Spieler hielt, obwohl er bei seinen Aktionen ähnlich effektiv agierte wie Chris Andersen beim Slam Dunk Contest.

Talent hatte er schon immer, weshalb sich zu verschiedenen Punkten seiner Karriere immer mal wieder etliche Besucher auf seiner Insel tummelten. Die diversen Videos, wie er seine Superstar-Teammates anschrie und wild gestikulierte, weil sie ihm nicht in jedem Angriff den Ball gaben, vertrieben aber letztendlich fast alle Reisenden wieder.

Insofern bekam er im Sommer, nach Ablauf seines Rookie-Deals, auch lediglich den verhältnismäßigen Hungerlohn von knapp 3 Millionen Dollar in Miami. Heat-Präsi Pat Riley beteiligte sich als stiller Partner an Waiters Island, aber wohl auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass "Philly Cheese Swag" die Heat eher nicht am Tanken hindern würde.

Aber siehe da: Waiters hat sein Nirvana gefunden! Zum ersten Mal in seiner Karriere übersieht er wirklich keine besseren Optionen, wenn er im Fastbreak selbst abschließt. Sein Team hat abgesehen von Goran Dragic und Hassan Whiteside so wenig Talent, dass er tatsächlich seinen inneren Kobe Bryant wecken kann. Und es funktioniert!

In den letzten zehn Spielen hat Waiters durchschnittlich 20,7 Punkte gemacht und dabei eine superstar-artige Usage Rate von 29,0 gesportet. Er spielt neuerdings effizient und wurde sogar Spieler der Woche! Expedia meldet ein deutlich gestiegenes Interesse an Ferienwohnungen auf Waiters Island. Wo sonst kriegt man Aussagen wie "Ich werfe lieber 0 von 30 als 0 von 9" serviert? Wade County war gestern - Waiters County ist die Zukunft!

Und sonst so: J.R. Smith behauptet, dass er nie Hennessy getrunken hat, auch wenn es Bilder gibt, die das Gegenteil beweisen. #FakeNews

Außerdem wollte er schon immer mal über seine Mutter dunken.

Wenn nichts anderes hilft, kann man sich immer noch JaVale McGee angucken, der in Draymond-Green-Bettwäsche schläft. Schönes Wochenende!

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