Spätestens am 1. März wusste es jeder gemeine NBA-Fan: Avery Bradley ist zurück. Seine Defense in der Crunchtime im Spiel gegen die Cleveland Cavaliers, welches die Celtics für sich entschieden, war einer der Schlüssel für das Team von Brad Stevens, der den TD Garden in ein Tollhaus verwandelte.
Klar, wir sprechen hier von der Regular Season und die Cavs waren erneut ohne Kevin Love angetreten, aber das Spiel hatte die Intensität einer Begegnung in der Postseason und die Traditions-Franchise aus New England setzte ein Statement: 'Mit uns ist in den Playoffs zu rechnen.'
Dabei zeigten sich einige Fans enttäuscht, als General Manager Danny Aigne zur Trade-Teadline (mal wieder) die Füße still hielt und auch keinen Buyout-Kandidaten wie zum Beispiel Andrew Bogut, der sich dann in seinem Debüt für die Cavs verletzte, vom Rekordchampion überzeugen konnte.
Zumindest verstärkte Bradley wieder den Kader der Celtics. Nach zweimonatiger Pause wegen Achillessehnenproblemen kehrte der Defensiv-Spezialist wieder zurück und erweitert nun das Spiel Bostons um gleich mehrere Facetten.
Hilfe für Thomas
Mit Bradley steht den Celtics nun wieder ein weiterer starker Verteidiger zur Verfügung. So kann über 48 Minuten der beste Spieler des Gegners unter Dauerdruck gesetzt werden, da Marcus Smart von der Bank kommend Bradley dann ablösen kann.
Kaum ein Team in der Liga verfügt auf den kleinen Positionen über so viele gute Verteidiger. Das ist auch nötig, da Isaiah Thomas zwar offensiv ein Feuerwerk nach dem anderen im vierten Viertel abbrennt, defensiv aber dringend versteckt werden muss.
Zwar legte Thomas bisher 10,1 Punkte im Schlussabschnitt auf, dennoch hat er ein negatives Netrating im vierten Viertel (-0,4) vorzuweisen. Gleichzeitig ist das Defensiv-Rating von IT so schlecht wie bei keinem anderen Rotationspieler (121). Umso wichtiger also, dass Bradley in der Crunchtime wieder zur Verfügung steht und die Herausforderungen gegen die besten Guards der Liga annimmt.
Pest für Point Guards
"Gegen solche Spieler anzutreten, ist der Grund, warum ich dieses Spiel spiele. Ich weiß, dass ich lange gefehlt habe, aber hoffentlich werde ich immer noch für das First Team All-Defense nominiert", so Bradley. "Es macht mich stolz. Ich liebe es gegen Kyrie, Westbrook oder die anderen zu spielen."
Dies war auch die Intention der Celtics, als man den Guard aus Texas 2010, wenige Tage nach der Finals-Niederlage gegen die Los Angeles Lakers draftete. "Er kann jeden Point Guard in der Liga verteidigen. Das ist verdammt wichtig für uns", erklärte der damalige Trainer Doc Rivers bereits am Tag des Drafts.
Das erfuhr auch Irving im Duell mit den Celtics fast sieben Jahre später, als Bradley auf keinen Move oder Fake von Uncle Drew reinfiel, eisern vor Kyrie blieb und diesen zu einem schweren Turnaround-Jumpshot an der Baseline zwang, der dann nur auf den Ring klatschte.
Schlüssel für die Crunchtime
"Gute Offense schlägt meistens gute Defense, aber Avery macht es seinem Gegner so schwer wie es nur geht", lobte Stevens nach dem Spiel seinen Schützling.
Es war ein kleiner Vorgeschmack auf die Playoffs, auch wenn bei Cleveland weiter Love fehlte und die Cavs den Rest der regulären Saison auf Sparflamme bestreiten. Dennoch ist man in Boston weiter nicht ganz zufrieden mit der Saison. Auch mit Al Horford fehlt die Konstanz, um mit den Großen beständig tanzen zu können.
Das weiß auch Stevens, der unter der Woche bereits mahnte: "Wir hatten einige Male viel Glück", erklärte der Coach und erinnerte sich dabei an einige enge Spiele, die zumeist erfolgreich bestritten wurden. "Wir müssen weiter hart arbeiten, um auf ein Level zu kommen, dass uns erlaubt konstant gut zu sein."
Die Rückkehr von Bradley hilft da natürlich, wenn in knappen Spielen Stops benötigt werden. Auch offensiv machte der Guard in den letzten Jahren einen gewaltigen Sprung. 16,9 Punkte pro Abend bedeuten ein Career High, dazu versenkt Bradley über 40 Prozent seiner Versuche von Downtown.
Über die Jahre hat sich Bradley Stück für Stück verbessert und darf nicht mehr als reiner Spezialist angesehen werden. "Ich möchte, dass mich die Leute als einen Two-Way-Player ansehen", kündigte Bradley bereits vor der Saison an.
Verbaler Anführer
Somit kann auch er beitragen, dass der Fokus der Offense ein wenig von Thomas abgewendet wird, zu abhängig zeigten sich die Celtics zuletzt. Entsprechend äußerte sich auch Bradley dazu: "Es ist wichtig, dass jeder unserer Jungs etwas beiträgt."
Eine Aufgabe, die der dienstälteste Celtic beherzigt, auch neben dem Court: "Ich nehme die Jungs zur Seite und rede mit unseren Jungs von der Bank. Ich will, dass hier jeder seine Leistung bringen kann." Auch sich selbst nimmt er damit in die Pflicht: "Ich möchte einfach so hart wie möglich spielen. Wenn wir ohne Intensität spielen, hoffe ich, dass ich das ändern kann."
Und das gelingt auch. Den Celtics fehlt es vor allem an Rebounding und zählt zu den schlechtesten Teams der Liga in dieser Kategorie, was Boston bereits einige wichtige Spiele kostete. An Bradley lag dies nicht. Starke 6,3 Abpraller pro Spiel (Platz drei unter den Guards) schnappte sich der Texas-Absolvent in seinen 42 Einsätzen. Ein Anstieg von fast 3,5 Rebounds zur Vorsaison.
Die neueste Addition
"Es ist einfach etwas, was unser Team benötigt", versicherte Bradley. "Ich bin hier, dem Team zu helfen, wo immer ich kann und das ist auch Rebounding." Es sind Aussagen, die Stevens und GM Aigne wohl ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.
Vielleicht war es tatsächlich der beste Move, keinen Move zur Deadline zu machen. Mit Bradley kehrte nach Monaten ein wichtiger Rotationsspieler zurück, der nun noch einen guten Monat Zeit hat, seine Form für die Playoffs wieder zu finden. Seine Defense gegen Kyrie war dabei schon mal ein kleiner Vorgeschmack.