Als in der Nacht auf Samstag die Atlanta Hawks bei den Cleveland Cavaliers zu Gast waren, rechnete nahezu jeder mit einer Ladung Kloppe für die Gäste. Schließlich kämpften sich diese seit Wochen mit Verletzungssorgen herum, die dazu geführt hatten, dass sogar die Playoffs noch einmal in Gefahr gerieten.
Ganz anders die Cavs: Nach einer Schwächephase und dem Verlust des Top Seeds hatten sie beim Showdown in Boston ein Ausrufezeichen gesetzt und sich in Playoff-Form präsentiert. Da sollte es doch eigentlich kein Problem sein, mal eben die Hawks wegzuputzen, oder? Zumal diese zwecks Schonung Dennis Schröder, Paul Millsap, Kent Bazemore und Dwight Howard nicht aufs Parkett schickten.
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Doch wie es im Sport immer mal wieder zu beobachten ist, kam es zu einem Phänomen, das sich nur schwer erklären lässt: Eine Rumpftruppe, die so quasi noch nie zusammengespielt hat, wächst über sich hinaus und vernascht den Favoriten nach Strich und Faden.
Schwacher Start in Atlanta
Am Ende siegte Atlanta gegen völlig desolate Cavs mit 114:100. Im Mittelpunkt: Tim Hardaway Jr. Nachdem er es in den ersten drei Vierteln ruhig angehen ließ, drehte er im Schlussabschnitt auf und erzielte dort 15 seiner 22 Punkte. Mit einer Mischung aus Dreiern und Dunks präsentierte er sein ganzes Arsenal an Offensiv-Skills.
Rückblick: Nach zwei vielversprechenden Jahren bei den New York Knicks hatte der Sohn des gleichnamigen, fünffachen All-Stars keine Zukunft mehr im Big Apple. Für einen Spottpreis (19. Pick des 2015er Drafts) wurde er nach Atlanta verschifft, wo er das Scoring von der Bank beleben sollte.
In einer verkorksten Debüt-Saison für seinen neuen Arbeitgeber gelang ihm das nur selten. Er kam - auch verletzungsbedingt - auf nur 51 Spiele, in denen er durchschnittlich 6,4 Punkte auflegte. Seine wohl größte Waffe, der Distanzwurf, war dabei nicht mehr wirklich scharf (33 Prozent 3FG).
Gerüchte vor der Deadline
Zu Beginn der aktuell laufenden Saison stabilisierten sich Hardaways Leistungen. Trotzdem war es nicht gewiss, dass er eine Zukunft in Atlanta haben würde - zur Trade Deadline im Februar rankten sich hartnäckig entsprechende Gerüchte.
Ihn selber ließen diese allerdings komplett kalt. Durch den Abgang von Kyle Korver Richtung Cleveland waren Minuten auf dem Flügel frei geworden, die er optimal auszunutzen wusste.
Inzwischen ist er für die Offensive seines Teams essentiell: Im März legte er durchschnittlich 18,3 Punkte auf, wobei er 47 Prozent seiner Würfe traf. In vier Spielen im April - die er allesamt starten durfte - waren es gar 19,8 Zähler und bärenstarke 52 Prozent.
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Für die Hawks, die traditionell vom Ball Movement und vom Shooting leben, sind die Fähigkeiten Hardaways in Zeiten, in denen der Dreier nicht mehr fallen will, enorm wertvoll. Der 25-Jährige kann sich praktischerweise seinen eigenen Wurf kreieren: Nur 36 Prozent seiner Abschlüsse sind Catch-and-Shoots. Zum Vergleich: In seiner Debütsaison in New York waren es noch 51 - der Mann hat also dazugelernt.
Mit einem schnellen ersten Schritt, guten Handles und einem schnellen Release beherrscht er auch den Stepback Jumper, der praktisch nicht zu verteidigen ist. Dass er dabei äußerst "clutch" agiert, rundet das Paket ab - sein Gamewinner gegen die Spurs am Neujahrstag ist ein Beweis von vielen.
Spielen für den neuen Vertrag
Die Hawks wissen also inzwischen, was sie an Hardaway haben - der sich übrigens derzeit auch mit Schmerzen im Knie herumplagt und auf die Zähne beißen muss. Dass er das tut, ist nicht wirklich überraschend, wird er doch im kommenden Sommer Restricted Free Agent. Bestätigt er seine Leistungen auch in den Playoffs, darf er mit deutlich mehr Geld rechnen, als er derzeit verdient (2,2 Millionen Dollar pro Jahr).
Nach seinem Statement gegen die Cavs am Samstag richtete er seinen Blick sofort nach vorne: "Dieser Sieg heißt gar nichts. Wir werden sie schon am Sonntag wiedersehen. Sie sind ein großartiges Team und werden sich sicherlich revanchieren wollen", erklärte er. Ab 21.30 Uhr könnt Ihr im LIVESTREAM FOR FREE Zeuge sein.