SPOX: Marcin, Sie haben vier Jahre bei RheinEnergie Köln gespielt. Woran erinnern Sie sich noch aus der Zeit in Deutschland?
Marcin Gortat: Oh, Ich könnte ein Buch darüber schreiben. Ich erinnere mich an alles. Zum Beispiel an die winzige Turnhalle, in der wir trainiert haben. An die Wintertage, an denen wir die Heizung bis zum Anschlag aufgedreht und es immer noch eiskalt war. Aber irgendwie war das auch lustig. Ich bin in dieser Halle aufgewachsen, erwachsen geworden. Ich erinnere mich natürlich auch an andere Dinge, zum Beispiel den Kölner Dom. Und natürlich Kölsch. (lacht) Es ist ziemlich mild, aber ziemlich gut. Jedes Jahr gab es dieses Fest... (denkt nach) Karneval! Das war natürlich eine große Sache. Aber ich habe mich nie verkleidet. Dazu fehlte mir die Zeit.
SPOX: Sie sind mit Köln Deutscher Meister und Pokalsieger geworden. Wie wichtig war die Zeit in Deutschland für Ihre Entwicklung als Spieler?
Gortat: In Köln hatte ich damals die Möglichkeit, zu spielen. Das war enorm wichtig. Erst war ich Backup, dann wurde ich zum Ende meiner Zeit endlich Starter. Mein Spiel ist dort sehr viel besser geworden. Das zweite Jahr war ok, das dritte schon viel besser und im vierten Jahr war ich dann Anführer des Teams. Das hat deutlich mehr Spaß gemacht. (lacht)
SPOX: Und dann haben die NBA-Scouts Sie entdeckt, 2005 wurden Sie an 57. Stelle von den Phoenix Suns gedraftet...
Gortat: Ja, das war großartig. Ich hatte nicht erwartet, gedraftet zu werden. Vorher hatte ich mit einer Menge Scouts und General Managern gesprochen und es war alles andere als sicher für mich. So hat alles angefangen, auch wenn ich zunächst enttäuscht war, dass ich zurück nach Europa gehen und noch zwei Jahre weiterarbeiten sollte, bevor sich mein Traum von der NBA wirklich erfüllt hat. Aber als ich wieder herkam, war ich ein deutlich besserer und stärkerer Spieler. Es war also die richtige Entscheidung für mich.
SPOX: Diese Saison lief es für Sie richtig gut, Karriere-Bestwerte bei Wurfquote und Rebounds waren die Folge. Wie konnten Sie Ihr Spiel nach knapp zehn Jahren in der Liga noch einmal auf ein neues Level heben?
Gortat: Es sind die Minuten, ganz einfach. Auch, wenn es nur eine oder zwei sind, das macht schon etwas aus. Ich bekomme mehr Möglichkeiten. Wir hatten eine Menge Verletzungen und meine Spielzeit wird auch wieder etwas runtergehen.
SPOX: Es scheint, dass Sie nun endlich die perfekte Abstimmung mit John Wall und Bradley Beal gefunden haben. Was war der Schlüssel dafür?
Gortat: Es ist unser viertes Jahr zusammen. Wir spielen ja nicht zum ersten Mal miteinander. Unsere Chemie ist viel besser und die beiden sind jedes Jahr stärker geworden und ihre größere Erfahrung hilft dem Team sehr. Das hat man im Saisonverlauf immer mehr sehen können.
SPOX: Sie selbst haben sich gewissermaßen den Ruf als Paradiesvogel erarbeitet. Sie besitzen zwei Pferde in Polen, kürzlich haben Sie eine Patenschaft für eine Giraffe übernommen. Was haben Sie mit Tieren am Hut?
Gortat: Die Giraffe, sie heißt "Gorti", lebt in einem Zoo in Warschau. Ich wurde einfach gefragt, ob ich nicht ihr Pate werden will. Und die beiden Pferde sind noch sehr jung. Eins ist ein Dressurpferd, das andere fürs Springreiten gedacht. Ich hoffe, dass sie in ein paar Jahren bei Wettbewerben antreten können.
SPOX: Also reiten Sie nicht selbst?
Gortat: Gott bewahre! (lacht) Ich werde niemals auf einem Pferd reiten. Ich bin viel zu groß, das arme Pferd!
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SPOX: Neben Tieren beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit viel mit Autos, Booten und Waffen. Wie können Sie neben dem Basketball so viele Hobbies haben?
Gortat: Das sind eher Dinge, die ich in der Offseason mache. Ich habe Waffen nur zum Selbstschutz. Aber Autos habe ich ein paar, fünf oder sechs. Jedes von ihnen ist für unterschiedliche Anlässe. Zwei Autos sind elegante Wagen, mit denen ich selbst unterwegs bin. Eins benutzt mein Assistent, mit einem anderen transportiere ich meine Boote und Jetskis und lasse sie zu Wasser. Damit habe ich auch ab und zu meinen Spaß.
SPOX: Und dass Sie Jetski fahren, finden die Verantwortlichen der Wizards in Ordnung?
Gortat: Ich sollte mich besser nicht verletzen. (lacht)
SPOX: Ihr Weg in der NBA hat Sie von Orlando über Phoenix nach Washington geführt. Was denken Sie, wenn Sie auf diese Reise zurückblicken?
Gortat: Es hat lange gedauert und ich habe eine Menge Arbeit da rein gesteckt, der Spieler zu werden, der ich heute bin. Ich hatte Glück, dass ich in Orlando zu einem Magic-Team gestoßen bin, das eine Menge Veteranen hatte. Dadurch habe ich gleich am Anfang gelernt, worauf es ankommt. Und wir haben Spiele gewonnen. Das hat natürlich dazu beigetragen, dass ich einen neuen Vertrag bekommen habe und mich in der Liga halten konnte. Es war eine großartige Zeit. Aber als ich zu Phoenix ging, wusste ich von Anfang an, dass die Suns nicht das letzte Team sein würden, für das ich in der NBA spiele.
SPOX: Haben Sie in Orlando auch von Dwight Howard gelernt oder hat er nur die Rolle des Team-Clowns eingenommen?
Gortat: Nein, auch von ihm habe ich einiges gelernt. Im Training gegen ihn zu spielen, war hart. Damals war er der beste Big Man der Liga und hat die Zone dominiert. Da musste ich schon ordentlich ackern.
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SPOX: 2009 haben sie es mit den Magic bis in die Finals geschafft, dort aber gegen die Lakers verloren. Denken Sie noch manchmal daran zurück?
Gortat: Das habe ich hinter mir gelassen. Es ist schade, dass wir verloren haben, aber ich war in meinem zweiten Jahr in der NBA. Ich kann heute sagen: Damals wusste ich nicht viel über Basketball. (lacht)
SPOX: Als Restricted Free Agent haben Sie nach der Saison bei den Dallas Mavericks unterschrieben, Orlando zog aber mit dem Angebot mit. Und zwei Jahre später gewann das Team um Dirk Nowitzki ohne sie den Titel...
Gortat: Ja, daran wiederum habe ich schon manchmal gedacht. An der Seite von Dirk zu spielen, wäre großartig gewesen. Und wahrscheinlich kann man sagen: Mit Dallas hätte ich heute einen Ring.