Boston Celtics (1) vs. Cleveland Cavaliers (2)
Saisonbilanz: 1-3 (122:128, 118:124, 103:99, 91:114)
Ausgangslage: Nun stehen also doch auch im Osten die beiden Teams mit den besten Seedings in den Conference Finals. Auch wenn Wizards-Guard Bradley Beal unmittelbar nach Spiel 7 noch immer davon überzeugt war, dass Washington eigentlich ein besseres Team habe als Boston, haben es die Celtics erstmals seit 2012 wieder in die Conference Finals geschafft. Aus dem damaligen Team ist nur noch Avery Bradley mit von der Partie, dafür ist der Gegner einer, den man in Boston aus etlichen Schlachten bestens kennt: LeBron James.
Während die Cavaliers gefühlt seit einem Monat in den Conference Finals stehen und eine halbe Ewigkeit kein Spiel mehr bestreiten mussten, stehen die Celtics nach zwei hart umkämpften Serien voll im Saft und hoffen darauf, in den ersten beiden Spielen vor heimischem Publikum auf der Euphoriewelle weiterzureiten. Isaiah Thomas sagte nach dem siebten Spiel, dass sein Team mittlerweile ja daran gewöhnt sei, dass ihnen niemand etwas zutraue, und dass dies nichts am eigenen Selbstvertrauen ändern würde.
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Das ist auch berechtigt. Es war längst nicht immer souverän, was die Celtics in den Playoffs bisher gezeigt haben, vor allem nicht gegen die Bulls. Das Team hat nun jedoch mehrfach Charakter bewiesen - nach dem schrecklichen Schicksalsschlag für Thomas, aber auch nach einigen sportlichen Rückschlägen und Rückständen, von denen man sich nicht hat aus der Ruhe bringen lassen. Die Celtics sind ein mental starkes Team - und sie sind tief.
Von Thomas und auch Al Horford, der still und heimlich herausragende Playoffs spielt (58,3 Prozent 3FG!), durften starke Leistungen erwartet werden, aber die Celtics sind deshalb so weit gekommen, weil immer wieder auch die Rollenspieler ihren Teil beitragen. Ob Bradley, Jae Crowder, Marcus Smart, Rookie Jaylen Brown oder natürlich Kelly Olynyk - häufig waren es Spieler aus der zweiten Reihe, die entscheidend an den Siegen beteiligt waren. Insbesondere zuhause, weshalb es die Celtics freuen dürfte, dass sie auch in dieser Serie den Heimvorteil auf ihrer Seite haben.
Zum Favoriten macht sie dies freilich noch lange nicht. Nicht gegen Cleveland, das zuletzt die explizit auf sie abgestimmten Raptors wie eine lästige Fliege abschüttelte, und nicht gegen LeBron, der offensiv momentan tatsächlich in der Form seines Lebens zu sein scheint. Über die beiden Sweeps gegen Toronto und Indiana legte James selbst für ihn völlig absurde Zahlen auf (34,4 Punkte, 56 Prozent FG, 47 Prozent 3FG, 9 Rebounds und 7,1 Assists) und strahlte nie auch nur zu einer Sekunde Zweifel daran aus, dass er das Spiel, den Gegner und die gesamte Liga komplett unter Kontrolle hat.
Cleveland zeigte bisher die mit Abstand beste Offense der Playoffs (Offensiv-Rating: 117) und zeigte gegen Toronto, dass man auch defensiv noch immer eine Schippe drauflegen kann (Defensiv-Rating: 100,9, Platz zwei in den Conference Semifinals). Selbst wenn Kyrie Irving und Kevin Love bisher keine guten Playoffs spielen, kamen die Cavs dank LeBron und seiner Shooter-Brigade nur selten in Bedrängnis, wenigstens mal ein Spiel zu verlieren.
Auch Boston hat eine ordentliche Firepower - in den Matchups dieser Saison gewannen die Celtics allerdings nur das eine Spiel, in dem das Tempo relativ niedrig gehalten wurde. Es wird indes kaum möglich sein, LeBron in dieser Form irgendein Tempo aufzuzwingen - und eigentlich sind auch die Celtics dann am besten, wenn sie das Spiel schnell machen können. Im Normalfall dürfte man sich also auf ziemlich punktreiche Spiele einstellen können.
Player to watch: Isaiah Thomas. Auch die erste Playoff-Serie von IT mit den Celtics fand gegen Cleveland statt, wenngleich er damals noch ein Sixth Man war. 2015 gelang ihm gegen die Double- und Triple-Teams sowie die langen Arme von J.R. Smith und Iman Shumpert dabei nur sehr wenig (17,5 Punkte, 33 Prozent FG, 17 Prozent 3FG), ergo hatten die Cavs keinerlei Probleme damit, die eindimensionalen Celtics zu stoppen. Heuer hat Boston ein besseres, tieferes Team - aber natürlich wird sich auch jetzt wieder ein Großteil der Aufmerksamkeit auf ihn konzentrieren. Ohne ihn als Scorer oder Initiator haben die Celtics nur halb so viel Biss. Das wissen aber auch die Cavaliers, die ihn ähnlich wie Washington auch in der Defense ständig attackieren werden. Wenn man bedenkt, wie gern LeBron Mismatches ausnutzt, darf man mit 50 Pick'n'Rolls pro Spiel rechnen, die Thomas' direkten Gegenspieler involvieren. Kann IT dem standhalten?
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Kevin Love. Bei Kyrie Irving kann man davon ausgehen, dass er sich früher oder später aus seinem Slump (39,9 Prozent FG in den Playoffs) ballern wird, Love dagegen (43 Prozent FG) neigt manchmal zur Passivität - wohl auch deshalb kündigte Tyronn Lue bereits an, dass er selbst dafür sorgen müsse, dass Love wieder mehr Bälle bekommt. Fragt sich, ob LeBron das auch so umsetzen möchte. Auch er wird aber wissen: Mit einem passiven Love mag es vielleicht gegen Boston reichen, aber nicht in den Finals. Insofern dürfte der Power Forward durchaus ein paar Würfe mehr bekommen als in den ersten Runden (9,9 FGA).
X-Faktor: Die Bank der Cavaliers. Gegen Washington war der große Vorteil der Celtics, dass sie mehr Tiefe hatten und mit ihrer Bank häufig Rückstände aufholten, die die überragende Starting Five der Wizards herausgeholt hatten. Aber funktioniert das auch gegen Cleveland? Da James momentan nahezu durchspielt (42,4 MPG), haben die Cavaliers ihren besten Playmaker fast immer auf dem Court - und dadurch ist auch die Bank gefährlich. Wenn Deron Williams (60 Prozent 3FG), Channing Frye (55,2), und Kyle Korver (48,5) weiter so ballern wie bisher, dürfte gegen dieses Lineup kein Kraut gewachsen sein - es sei denn, man nutzt deren Schwächen in der Defense ebenso effektiv.
Prognose: Die Celtics können Stolz sein auf das, was sie erreicht haben. In den Conference Finals ist jedoch Endstation. In einem Spiel fällt von Downtown alles rein und das Publikum im T.D. Garden leistet seinen Beitrag, mehr als ein fünftes Spiel ist gegen Playoff-LeBron aber nicht drin. Cavaliers in 5.