Nach Spiel 7 zwischen Los Angeles und Utah können nun auch die Conference Semifinals in der Western Conference beginnen. Doch sind die Jazz ein echter Stolperstein - oder doch nur Kanonenfutter für die Warriors? SPOX macht den Check und gibt eine Prognose ab. Spiel 1 ist um 4.30 Uhr auf DAZN zu sehen.
Golden State Warriors (1) - Utah Jazz (5)
Saisonbilanz: 2-1 (106:99, 104:74, 99:105)
Ausgangslage
Es wirkt, als wäre die Serie gegen die Blazers schon ewig her. Die Warriors eliminierten Portland in vier Spielen, drei davon Quasi-Blowouts, und konnten nun in aller Ruhe darauf warten, welches Team aus der Abnutzungsschlacht zwischen den Clippers und Jazz hervorgehen würde. Während Utah noch bis Sonntag kämpfen musste, konnten die Dubs fast alle Wehwehchen auskurieren und gehen nun beinahe mit voller Stärke in Runde zwei.
Kevin Durant hat kein Minutenlimit mehr, Matt Barnes und Shaun Livingston stehen wahrscheinlich auch wieder zur Verfügung. Eigentlich wäre alles bestens im Hause der Dubs - wenn da nicht die Gesundheit von Steve Kerr wäre. Der Head Coach plagt sich weiter mit Rückenproblemen herum, die so extrem sind, dass er womöglich die gesamte Postseason verpassen muss. Es gibt keinen neuen Stand, keine Timeline - also wird Kerr auf unbestimmte Zeit weiter von Assistent Mike Brown vertreten.
Trotz der Sorge um den Coach geht das beste Team der Regular Season freilich als haushoher Favorit in diese Serie. Stephen Curry hat sein Mojo endgültig zurück und Draymond Green stellte gegen Portland wieder einmal unter Beweis, dass er der vielleicht vielseitigste Spieler der Liga ist (13,8 Punkte, 9,5 Rebounds, 7,5 Assists, 4,3 Blocks, 1,8 Steals!). Und dann ist da noch dieser Durant, der zwar in Runde eins nicht wirklich vermisst wurde, der aber trotzdem auch ganz gut sein soll.
Die Jazz sind derweil nach sieben umkämpften Spielen nicht ausgeruht, dürften aber immerhin euphorisiert in diese Serie gehen. Der Kern um Rudy Gobert und Gordon Hayward hat erstmals überhaupt eine Playoff-Serie gewonnen und dann auch noch in einem siebten Spiel auswärts - das kann und muss Energien freisetzen. Zu verlieren haben die Jazz gegen Golden State ohnehin nichts, niemand erwartet, dass sie diese Serie gewinnen können. Das kann eine Chance sein.
Eins ist ohnehin sicher: Einfach machen werden die Jazz es den Warriors nicht. Abgesehen von San Antonio und den Dubs selbst hat kein Team eine stärkere Defense, gegen die Clippers schaffte man es auf beeindruckende Weise, beispielsweise J.J. Redick komplett aus dem Spiel zu nehmen. Utah ist auf jeder Position ordentlich bis gut besetzt und hat eine gute Bank, die mit der des Gegners mithalten können sollte - ein großer Vorteil gegenüber Portland. Fraglich ist trotzdem, ob das reicht, um die Dubs wirklich zu ärgern.
Player to watch
Rudy Gobert erlebte gegen die Clippers keine einfache Serie - zweimal verletzte er sich, in Spiel 7 befand er sich dann fast die ganze Partie über in Foul-Trouble. Die Jazz brauchen ihren Center aber unbedingt in Topform, wenn sie eine Chance haben wollen. Er ist der Anker der Defense und gleichzeitig die wichtigste Anspielstation im Pick'n'Roll als Finisher. In drei Duellen in der Regular Season kam er gegen die Dubs auf 16 Punkte und 17,3 Rebounds im Schnitt - auf eine solche Dominanz muss man nun auch hoffen.
Im Fokus steht Gobert aber auch aus folgendem Grund: Die Warriors spielen bekanntlich gern schnell und in ihrem besten Lineup spielt der mobile Green Center. Kann Gobert gegen dieses Death Lineup defensiv bestehen und offensiv Prügel austeilen - oder ist er zu langsam und zwingt Coach Quin Snyder, ebenfalls auf ein kleines Lineup umzustellen? Die Jazz mögen einen variablen Kader haben, mit Small-Ball werden sie den Warriors allerdings nicht gefährlich werden.
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X-Faktor
JaVale McGee. Nominell sollten die Jazz gegenüber Golden State eigentlich Vorteile haben, solange beide Teams mit einem echten Center spielen. Vielleicht muss dies angesichts der ersten Runde von McGee allerdings revidiert werden. Gegen Portland war er ein absoluter Game-Changer, wann immer er auf dem Court stand - in seinen 49 Einsatzminuten wiesen die Dubs ein Net-Rating von absurden 42,2 auf. Nebenher führt der frühere Shaqtin-MVP die Playoffs mit einem Player Efficiency Rating von 38,9 (!) an.
Natürlich hat dies mit der kleinen Stichprobe zu tun - und mit der Tatsache, dass Portland überhaupt keine Backup-Bigs hatte. Aber McGee kann für die Warriors auch gegen Utah sehr wertvoll sein. Seine Schnelligkeit und Athletik machen ihn zu einer Waffe im Pick'n'Roll, gerade gegen Gobert-Backup Derrick Favors, der auch mit DeAndre Jordan große Probleme hatte. Eine solche Dimension bringt kein anderer Big der Warriors mit ein.
Prognose
Die Warriors-Offense ist zu gut, um von der Jazz-Defense wirklich eingeschränkt zu werden. Die Jazz-Offense ist gut, aber nicht gut genug, um mit der Firepower der Dubs mitzuhalten. Utah wird sich teuer verkaufen, aber gegen diese Dubs ist kein Kraut gewachsen. Ein Sieg in eigener Halle ist das Maximum. Warriors in 5.
San Antonio Spurs (2) - Houston Rockets (3)
Saisonbilanz: 3-1 (99:101, 106:100, 102:100, 112:110)
Ausgangslage
Falls noch irgendjemand daran gezweifelt hatte, ob Kawhi Leonard auch offensiv zu den besten Spielern der NBA gehört, dürfte die Erstrundenserie gegen Memphis doch noch das eine oder andere Auge geöffnet haben. Leonard war mit 31,2 Punkten und 6 Rebounds (und 54,8 Prozent FG!) der alles überragende Mann bei den Spurs und machte den Aufstand der Grizzlies beinahe im Alleingang zunichte. Insbesondere seine Leistung aus Spiel 4, dem wohl besten Spiel der bisherigen Postseason, dürfte noch eine Weile in Erinnerung bleiben.
Dennoch wird Gregg Popovich nicht ohne Sorgen in die Serie gegen Houston gehen. Denn wo Leonard konstant überragend agierte, war beim Rest des Kaders nicht zwingend von Konstanz zu sprechen. LaMarcus Aldridge spielte meist unauffällig, bei Tony Parker wechselten sich "Vintage Tony" und "bald ist es vorbei Tony" ab, auch wenn er in Spiel 6 eine der besten Playoff-Leistungen seiner Karriere zeigte. Manu Ginobili wirkte ausgenommen von Spiel 5 wie ein Artefakt, Danny Green suchte seinen Wurf und auch Pau Gasol blieb als Sixth Man weit unter seinen Möglichkeiten.
Die Spurs waren häufig dann am besten, wenn Kawhi alles in seine Hand nahm - die Passmaschine (nur 16,3 Assists pro Spiel, die zweitwenigsten der Playoffs) kam auch deshalb ins Stocken, weil Green und Co. offene Würfe nicht im Korb unterbrachten. Wobei die gute Defense der Grizzlies in der Hinsicht sicherlich auch eine Rolle spielte.
Mit den Rockets steht San Antonio nun ein völlig anderer Gegner gegenüber. Wo Memphis (und auch San Antonio) gerne langsam spielen, drückt Houston wesentlich lieber auf die Tube. In vier von fünf Spielen gegen OKC legten sie mindestens 113 Punkte auf, kein Team abseits von Golden State und Cleveland hat so viel Firepower wie die Rockets - und das, obwohl James Harden gegen OKC bloß 24 Prozent von Downtown traf. Es gibt eben auch noch Eric Gordon, Lou Williams, Patrick Beverley und andere.
Und während Houstons Defense den Spurs sicherlich mehr Freiräume lassen wird als die von Memphis, stellen die Rockets mit ihrer Spielweise auf der anderen Seite eben auch andere Probleme dar. Die Big Men der Spurs verteidigen nicht allzu gut gegen das Pick'n'Roll, auf dem Flügel sind sie abgesehen von Leonard und Jonathan Simmons nicht wahnsinnig athletisch. Parker und Ginobili sind zudem nicht mehr dafür gemacht, über 40 Minuten rauf und runter zu rennen. Die entscheidende Frage in dieser Serie dürfte daher sein, welches Team dem anderen sein Tempo aufzwingen kann - und welcher MVP-Kandidat mehr Unterstützung bekommt.
Player to watch
LaMarcus Aldridge. Bei Oldies wie Parker, Ginobili und Gasol mag es verständlich sein, dass ihre Leistungen nicht immer konstant sind, von Aldridge hingegen darf und muss mehr erwartet werden als in Runde eins. LMA hatte keine Lust, sich im Duell mit Zach Randolph und Marc Gasol die Hände schmutzig zu machen, und hatte daher zu wenig Impact, sowohl defensiv als auch offensiv. 14,3 Punkte und 7,1 Rebounds (45,3 Prozent FG) mögen für einen Rollenspieler gut sein, Aldridge jedoch sollte in San Antonio eigentlich der Robin für Leonards Batman sein. Dass er im epischen Spiel 4 gegen Memphis in 42 Minuten Spielzeit 2 (!) Rebounds holte, sprach Bände über sein mangelndes Durchsetzungsvermögen.
Dieses wird gegen Houston allerdings benötigt. Gegen Verteidiger wie Clint Capela oder Ryan Anderson sollte Aldridge mit seinen Fähigkeiten eigentlich kein Problem damit haben, offensiv Alarm zu machen. Aber auch defensiv muss er alles in die Waagschale werfen. Abgesehen von Dewayne Dedmon ist er der einzige Big Man der Spurs, der mobil genug ist, um die Pick'n'Roll-Maschine der Rockets zumindest etwas einzuschränken.
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X-Faktor
Nene. Der eine oder andere mag den Brasilianer ja bereits vergessen haben - aber in Runde eins gegen OKC war Nene schlichtweg spektakulär. Gerade gegen den zweiten Anzug der Thunder teilte der 34-Jährige aus: In 22 Minuten kam er auf 13,6 Punkte und 6,6 Rebounds - und führte die gesamten Playoffs bei der Quote an (84,8 Prozent FG bei 6,6 Würfen!). Die Spurs sind ein besseres Defensiv-Team als OKC, aber auch Gasol und Lee sind keine Spezialisten - kann Nene seine Form bestätigen, gibt das den Rockets neben den endlosen Dreiern und dem Slash'n'Kick-Game von Harden eine weitere verlässliche Scoring-Option.
Prognose
Die Spiele in der Regular Season waren extrem knapp und das werden sie auch in den Playoffs sein. Doch die zusätzliche Feuerkraft der Rockets macht sie am Ende zum gefährlicheren Team. Harden und Leonard liefern sich packende Duelle, aber die Rockets können auch dann gewinnen, wenn der Bart nicht vollkommen durchdreht. Mike D'Antoni siegt ausnahmsweise mal gegen Popovich. Rockets in 6.