Juni 2016, Spiel 5 der NBA Finals. Nachdem die Golden State Warriors einen Sieg aus "The Land" entführt hatten, nahmen sie eine 3-1-Führung mit in die Bay Area. Im Fokus: Draymond Green. Weil er seine "Sucht", anderen Leuten ins Gemächt zu schlagen, mal wieder ausgelebt hatte und dafür nachträglich das eine Technisches Foul zu viel aufgebrummt bekam.
Juni 2017, Spiel 5 der NBA Finals. Nachdem die Golden State Warriors einen Sieg aus "The Land" entführt haben, nehmen sie eine 3-1-Führung mit in die Bay Area. Im Fokus: Draymond Green. Weil er diesmal mitmischen darf, was - neben der Anwesenheit von Kevin Durant - der größte Unterschied zum Vorjahr sein dürfte. Und weil er sich in Ohio mal wieder zum Staatsfeind Nr. 1 gemacht hat.
Als er im dritten Viertel von Spiel 4 sein ominöses zweites Technical kassiert hatte, hallte schon der Klassiker "Hit the Road Jack" durch die Quicken Loans Arena, um den Motzkopf zu verabschieden. Der blieb aber auf dem Court, da es ja bekanntlich doch erst sein erstes T war. Und feuerte die Fans, die "Draymond sucks"-Chöre anstimmten, auch noch provokant an.
Green: Das Spiel mit dem Hass
Im Anschluss an das Spiel legte er nach und stellte die These auf, dass die Leute in Cleveland offenbar nicht besonders schlau seien. Damit wurde er in der Medienrunde vor Spiel 5 nun erneut konfrontiert. Bereuen würde er die Aussage nicht, da er sich immer gut vorher überlege, was er sage. Und: "Die Leute haben mich verabschiedet, obwohl ich ja weitermachen durfte. Das erscheint mir nicht besonders schlau, nicht wahr?"
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Green liebt dieses Spiel. Er zieht gerne die Aufmerksamkeit auf sich, ist gerne der verhasste Gegner. Davon lässt er sich nur anstacheln und spielt noch motivierter, noch aggressiver - sofern das überhaupt möglich ist.
Bleibt die Frage: Tut er sich - und vor allem seinem Team - einen Gefallen damit? Es ist schließlich kein Geheimnis, dass durch solch ein provokantes Verhalten auch der Gegner angestachelt wird. Besonders vor einem Publikum, das so frenetisch ist, wie das der Cavaliers, führt das dazu, dass eine ohnehin schon losgetretene Euphorie-Welle noch unaufhaltsamer über alles und jeden wegrollt.
Kritik von David West?
"Wenn solche Dinge passieren, kommt es vor, dass der Gegner dadurch Energie generiert und du selber aus dem Rhythmus kommst", erklärte auch Warriors-Veteran David West und fügte an: "Das weiß er aber auch selbst." Aus dieser Aussage lässt sich problemlos die Aufforderung herauslesen, dass es Green doch bitte mal etwas ruhiger angehen solle.
Denn so sehr die Dubs Green als verbalen Anführer und "Agressivling" brauchen und schätzen: Spiel 4 hat gezeigt, dass ein fokussierter und konzentrierter Green noch viel wertvoller gewesen wäre. Denn Wests Aussage konnte bei der 116:137-Pleite belegt werden.
Gerade in der Anfangsphase fuhren nämlich die Cavs folgende Strategie: Durant und Stephen Curry doppeln, dabei trotzdem auf Klay Thompsons Füßen stehen und einen offenen Wurf von Green in Kauf nehmen. Dieser drückte in der ersten Halbzeit auch fleißig ab, traf aber nur 3/9 aus dem Feld und 1/5 von der Dreierlinie.
Green als Ruhepol wertvoller?
Im weiteren Verlauf des Abends war dann zu sehen, wie Green offenbar davon genervt war, als Schwachpunkt zu gelten. Die Folge: Überhastete Kopf-durch-die-Wand-Drives, wenig erfolgsversprechende Fastbreaks sowie weitere offene, vergeben Dreier.
Sollten die Cavs also eine ähnliche Strategie in Spiel 5 fahren (und warum sollten sie nicht?), brauchen die Dubs einen anderen Green. Einen, der in sich ruht. Einen, der sich auf seine Stärken als Playmaker besinnt, den Ball verteilt, zum Korb zieht, Kickout-Pässe spielt oder in Einzelfällen das Geschehen beruhigt. Denn eines hat Spiel 4 auch gezeigt: Cleveland kann sehr wohl auch dann mithalten, wenn das Tempo atemberaubend ist.
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Außerdem brauchen die Warriors einen Green, der die defensive Stabilität gewährleistet - und nicht zulässt, dass der Gegner inakzeptable 49 Punkte in einem Viertel auflegt. Dass dies zuletzt geschah, hatte auch viel mit Green zu tun. Er verschlief, was für ihn ziemlich untypisch ist, einige Backdoor-Cuts. Er ließ mehrfach Schützen in seinem Rücken entweichen oder kommunizierte Switches falsch beziehungsweise gar nicht.
Cleveland wetzt schon die Messer
Darüber spricht er, zumindest in der Öffentlichkeit, aber nicht. Stattdessen lenkt er den Fokus auf seine Person, auf Dinge abseits des Parketts oder auf die Vergangenheit ("ohne meine Suspendierung wären 2016 wir Meister geworden").
So ist er halt, der liebe Draymond. Vor Spiel 5 würde man ihm aber am liebsten raten, sich aufs Spiel zu konzentrieren. Es ist sonst einfach viel zu leicht, ihn zum Buhmann zu machen und sein heißblütiges Temperament auszunutzen. In der Oracle Arena mag das egal sein - aber wehe, es geht zurück nach Cleveland. Die "nicht so schlauen" Fans dort wetzen bereits ihre Messer und denken sich Schmähgesänge aus.
Es mag ja sein, dass er dieses Gefühl liebt - aber das restliche Team hat sicher keine Lust darauf, noch einmal in diesen feindseligen Hexenkessel geworfen zu werden. Es liegt nun vor allem an Green selbst, es seinen Kollegen zu ersparen.