Nach der Meisterfeier beginnen bei den Golden State Warriors die Planungen für die Offseason: Zwei Drittel des Teams werden Free Agents, darunter Stephen Curry und Kevin Durant. Wie wird der Kader also in der kommenden Saison aussehen? SPOX analysiert die wichtigsten Personalien.
Es ist erst ein knappes Jahr her, dass Kevin Durant die NBA-Welt mit seiner Entscheidung erschütterte, zu den Warriors zu wechseln. General Manager Bob Myers musste im Anschluss einiges unternehmen, um dies vom Cap her überhaupt zu ermöglichen - die Warriors mussten mit Harrison Barnes und Andrew Bogut zwei Starter ihres Meisterteams abgeben.
Das ist ihnen letztendlich aber natürlich nicht schwer gefallen, der Ertrag in Person von KD war ja offensichtlich und mündete vor wenigen Tagen in einen weiteren Titel. Ergo wird Myers sich nun, nach der Meisterparade am Donnerstag, nicht auf einen Umbau der Mannschaft vorbereiten - dennoch hat er alle Hände voll zu tun.
Nicht weniger als neun Spieler werden in Golden State Free Agents, mit Durant selbst könnte noch ein zehnter hinzukommen, wenn er sich (was wahrscheinlich ist) dazu entscheidet, seine Spieler-Option über 27,7 Millionen Dollar verstreichen zu lassen.
Durant und Stephen Curry haben bereits angekündigt, dass sie gerne zusammenbleiben wollen, klar ist allerdings, dass die Warriors verdammt viel Geld in die Hand nehmen werden müssen, um das zu ermöglichen. Und ob sie beispielsweise Andre Iguodala und Shaun Livingston halten können, hängt in erster Linie von Durant selbst ab.
Was passiert mit...
... Kevin Durant?
Nach den Regeln des Collective Bargaining Agreements läge das Maximalgehalt für Durant voraussichtlich bei rund 35,4 Millionen Dollar im Jahr. Es würde den Warriors indes sehr helfen, wenn er auf etwa 3,5 Millionen verzichtet, um unter die non-Bird Exception zu passen. Dies würde bedeuten, dass die Dubs über dem Cap bleiben könnten und ihre anderen Free Agents mithilfe von Bird Rights halten könnten.
Klingt kompliziert, bedeutet aber im Prinzip einfach folgendes: Wenn Durant auf sein Maximalgehalt besteht, werden die Warriors Iguodala und Livingston nicht halten können. KD hat allerdings schon relativ eindeutig betont, dass er bereit ist, dieses Opfer zu bringen - wahrscheinlich wäre daher, dass er erneut einen sogenannten 1+1-Vertrag unterschreibt und im nächsten Jahr erneut aussteigt.
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... Shaun Livingston?
Verzichtet Durant auf ein paar Taler, verfügen die Dubs über die vollen Bird-Rights für Livingston (und auch Iguodala). Die Frage ist dann allerdings, wie viel Geld man dem Backup-Einser noch zahlen möchte. Livingston macht kaum Fehler, ist defensivstark und passt mit seiner Länge und Vielseitigkeit wunderbar in die "kleinen" Lineups der Warriors, er wird im September allerdings auch schon 32 Jahre alt.
Sein Game sollte gut altern, allerdings haben die Dubs aufgrund ihres Star-Quartetts folgendes Problem: Sie operieren im Luxussteuer-Bereich, weshalb jeder Dollar für die Rollenspieler quasi vierfach zählt. Wenn Livingston ein sattes Angebot von einem jungen Team mit Veteranenbedarf bekommen sollte (Minnesota, Milwaukee...), wird Golden State finanziell nicht mitgehen können. Dann stellt sich die Frage, ob auch Livingston für die Aussicht auf weitere Titel weniger Geld akzeptiert.
Livingston hielt sich nach Spiel 5 verständlicherweise etwas bedeckt: "Um genau das hier geht es uns", sagte er, während er auf seine Sieges-Zigarre zeigte. "Die besten Fans, die momentan beste Organisation. Wir erleben unsere besten Jahre. Natürlich würden wir alle gerne hier bleiben. Es ist aber ein Geschäft. Deswegen genießen wir das jetzt erstmal."
... Andre Iguodala?
Etwas weiter ist man schon beim Finals-MVP von 2015, wenn man dem gut vernetzten Bay Area News Group-Journalisten Tim Kawakami Glauben schenken darf. Iguodala habe sich mit den Warriors bereits über ein "nicht besonders hohes" Gehalt geeinigt, es gehe nur noch um die Laufzeit. Iggy hätte gerne vier Jahre, die Warriors würden zunächst eher zwei Jahre anbieten und im Endeffekt wird man sich wahrscheinlich in der Mitte treffen, so Kawakami.
Im Gegensatz zu Livingston, der noch nie mehr als 5,5 Millionen Dollar in einer Saison verdient hat, hat Iguodala in seiner Karriere bereits über 100 Millionen verdient, weshalb das Geld bei ihm nicht mehr an erster Stelle zu stehen scheint. Der 33-Jährige weiß, was er an Golden State hat - und andersrum weiß spätestens seit den Finals jeder, was die Dubs an Iguodala immer noch haben.
Wenngleich er nie die Mega-Statistiken auflegen wird, ist der Veteran noch immer essenziell für die Identität der Warriors und ihres Death Lineups - zudem ist er abgesehen von vielleicht Kawhi Leonard der beste Verteidiger gegen LeBron James, den die Dubs mit relativ großer Sicherheit noch einmal in den Finals (oder in den Western Conference Finals?) sehen werden.
Wenn er gebraucht wird, ist Iguodala zur Stelle - das zeigt auch folgende Statistik: In den Finals war Iggy wie schon 2015 der Spieler mit dem besten Plus/Minus-Wert der gesamten Serie (+60). Die Statistik ist natürlich nicht perfekt, in diesem Fall beweist sie aber wieder, dass die Dubs dann am besten sind, wenn Iggy mit auf dem Court steht.
... Stephen Curry?
Die Zeit, in der Curry der am schlechtesten bezahlte Superstar der NBA war, ist am 1. Juli offiziell vorbei. Bisher hat der zweifache MVP jährlich "nur" 11 Millionen Dollar verdient, nun wird es mehr: Man werde bezahlen, "was auch immer nötig ist", um Curry in der Bay zu halten, wie Besitzer Joe Lacob bereits verkündete.
Bleibt die Frage: Was ist nötig? Curry ist dank seiner Awards für die neue Designated Player Extension qualifiziert, daher betrüge sein Max dank der aktuellsten Cap-Schätzung etwa 205 Millionen Dollar über fünf Jahre. Auch er hat allerdings schon angedeutet, dass er nicht zwingend das allerhöchste Gehalt verdienen muss.
"Man will eigentlich nicht, dass irgendjemand in dem Sinne Opfer bringen muss", sagte Curry nach Spiel 5 über einen Gehaltsverzicht. "Man will niemanden dazu zwingen, aber am Ende des Tages wissen wir natürlich auch, was für uns als Gruppe am besten ist und wir werden alles tun, um unsere Gruppe zusammenzuhalten. Das ist meine Einstellung und das ist auch die Einstellung von KD."
Soll heißen: "Was auch immer nötig ist", wird vermutlich keine Designated Player Extension sein.
Was passiert mit den restlichen Free Agents?
Auch wenn Stand jetzt tatsächlich nur Klay Thompson, Draymond Green, Kevon Looney, Damian Jones und Patrick McCaw fix unter Vertrag stehen, werden die Dubs garantiert wieder im Luxussteuer-Bereich operieren. Das bedeutet: Wer neben Durant, Curry, Iguodala und eventuell Livingston noch geholt beziehungsweise gehalten werden soll, darf nicht viel Geld verdienen.
James Michael McAdoo ist dabei Restricted, dürfte in den Planungen aber keine Hauptrolle einnehmen. Die Dubs haben dieses Jahr weder einen Erst- noch einen Zweitrundenpick und nur die Mid-Level Exception zur Verfügung, um einem potenziellen Free Agent mehr als das Veteranenminimum anbieten zu können.
Wahrscheinlich wird die MLE für einen Center eingesetzt: JaVale McGee, David West und Zaza Pachulia werden allesamt Free Agents, bisher steht also nur Damian Jones als Center für die kommende Saison bereit. Die Dubs werden vermutlich versuchen, Pachulia zu halten, da er sich als Mann für die Drecksarbeit (cc: Gregg Popovich) bereits bewiesen hat, aber auch West und McGee könnten zum Veteranenminimum durchaus zurückkehren.
Ian Clark hat sich mit seinen Leistungen in der Saison vermutlich für mehr Geld empfohlen, als die Dubs ihm zahlen können, sie werden sich also wieder nach einem vergleichbaren Backup-Guard umsehen müssen.
Das sollte allerdings alles nicht so schwierig sein, solange sie ihre Top 5 halten können. Schon vergangene Saison haben einige Spieler auf Geld verzichtet, um für die Dubs zu spielen, nun sollte es sogar noch mehr sogenannte "Ringchaser" geben.
Warum auch nicht: Jeder Dubs-Spieler schwärmt seit Jahren von der Franchise, man hat die besten Aussichten auf Erfolg und Spaß bei der Arbeit. Wer im Rampenlicht eine gute Saison für das Veteranenminimum hinlegt, bekommt im nächsten Sommer umso bessere Angebote. Wenn er überhaupt wieder weg will.
Um die Lage also zusammenzufassen: Die Warriors werden in ein paar Jahren überlegen müssen, ob sie ihre Superstars tatsächlich alle halten können, spätestens wenn Thompson (2019) und Green (2020) erneut Free Agents werden. Cap-Experte Bobby Marks von The Vertical hat ausgerechnet, dass sich die Gehaltskosten in den nächsten vier Jahren auf 1,4 Milliarden Dollar belaufen könnten, wenn die Dubs alles zusammenhalten.
In der Zwischenzeit muss sich allerdings niemand Sorgen machen - wenn nichts Verrücktes passiert, eröffnen sie auch die kommende Saison als überwältigender Favorit.