Maxi Kleber hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt und wechselt vom FC Bayern Basketball zu den Dallas Mavericks. Im Rahmen seiner Verabschiedung von den Bayern sprach Kleber über den Wechsel in die NBA, seine Absage ans DBB-Team und Vergleiche mit Dirk Nowitzki.
Frage: Maxi, wie würden Sie die letzten Wochen aus Ihrer Sicht beschreiben? Was ist passiert?
Maxi Kleber: Es ist sehr viel passiert. Ich bin gestern erst aus den USA wiedergekommen, nachdem ich einige Wochen dort verbracht habe. Ich war in Dallas, habe mir die Stadt ein bisschen angeschaut und mit Leuten gesprochen, wie es so ist und so. Ich glaube, ich kann mich da auf eine tolle Organisation und eine gute Zusammenarbeit freuen. Und ich hoffe natürlich, dass ich mich dort durchsetze.
Frage: Was sind so die ersten Termine, die jetzt für Sie anstehen? Wann beginnt zum Beispiel das Training?
Kleber: Das Training Camp ist eigentlich erst im September, aber ich werde schon am 9. August rüberfliegen, weil die Mavericks das auch wollen. Ich soll im Sommer Aufbautraining machen, damit ich dann stabil in die Saison starten kann.
Frage: Sie haben doch bestimmt auch schon mit Dirk Nowitzki gesprochen. Was hat er erzählt?
Kleber: Ich habe jetzt erst mit ihm gesprochen, nachdem alles durch war. Davor waren wir über die letzten Jahre immer mal ganz lose im Kontakt. Aber es war ziemlich belanglos, worüber wir gesprochen haben. Er freut sich natürlich und hat mir auch gratuliert. Ich glaube, für mich ist das die beste Situation, die ich mir vorstellen kann. Dirk hat natürlich eine unglaubliche Erfahrung und kann mir viel beibringen.
imagoFrage: Aber Tipps hat er Ihnen nicht gegeben?
Kleber: Diese ganze Verhandlungsgeschichte lief ja ohne Dirk ab. Es gab mehrere Anfragen aus der NBA, die Gespräche hat aber zunächst alle mein Agent geführt. Wenn es dann etwas Interessantes gab, hat er sich dann natürlich auch mit mir zusammengesetzt und wir haben alles besprochen. Aber Kontakt habe ich dann eigentlich wirklich erst aufgenommen, als alles durch war.
Frage: Wenn sie jetzt schon am 9. August nach Dallas fliegen, ist die EuroBasket für Sie also gelaufen?
Kleber (nickt): Ja. Dallas will, dass ich rübergehe und Aufbautraining mache, weil es ja doch eine andere Belastung ist, die da auf mich wartet. Für meine Situation, in der ich mich ja durchsetzen will, ist es besonders wichtig, dass ich gesund bleibe und die gesamte Saison spielen kann. Es ist ja auch ein etwas anderer Basketball und deswegen wollen sie von mir, dass ich besonders früh ins Training einsteige. Mitte August sind dann ohnehin die meisten Spieler wieder da und bereiten sich aufs Trainingslager vor. Da werde ich dann auch dabei sein.
Frage: Was sind die Schwerpunkte, an denen Sie arbeiten sollen?
Kleber: Es geht um körperliches Training. Sie haben mir gesagt, dass alles in Ordnung ist, aber dass ich weiter Kraft aufbauen muss, weil ich eben eine gewisse Vorgeschichte mit Verletzungen mitbringe.
Frage: Ist Ihnen die Absage ans DBB-Team schwergefallen?
Kleber: Ja. Das Timing ist natürlich blöd und es ist schade, weil ich immer gerne Nationalmannschaft spiele. Aber die Mavs haben es mir sehr ans Herz gelegt, dieses Aufbautraining zu machen, und sie wollten nicht, dass ich zur EuroBasket fahre. Das ist natürlich schwer, aber ich glaube, man muss da auch die Vereinsseite verstehen. Sie gehen ja ein gewisses Risiko damit ein, einen Spieler zu holen, der vorher ein paar Probleme hatte, und da wollen sie sichergehen, dass alles klappt. Ich kann das nachvollziehen, deswegen mache ich es jetzt auch so. Für mich ist das einfach ein Kindheitstraum und deswegen will ich das auch jetzt bestmöglich durchziehen, um möglichst schnell Fuß zu fassen.
Frage: Wie hat Bundestrainer Chris Fleming darauf reagiert?
Kleber: Wir haben gesprochen und er findet es natürlich schade, dass es jetzt wieder nicht klappt mit uns, wir haben es ja schon einige Male versucht. Aber er hat auch gesagt, dass er trotzdem Verständnis hat und dass er meine Situation anerkennt.
Frage: Wie groß ist Ihr Respekt vor der NBA?
Kleber: Der Respekt ist schon sehr groß. Es ist die beste Liga der Welt und man muss sich jeden Tag mit den besten Spielern messen. Ich freue mich aber darauf und denke, es wird Spaß machen. Ich bin wirklich gespannt, es geht ja dort schon anders zu und die Belastung ist eine andere.
Frage: Was erhoffen Sie sich konkret von Ihrer ersten Saison?
Kleber: Für mich ist es erstmal wichtig, anzukommen. Ich muss gesund bleiben und dann ist es für mich wichtig, mich an den dortigen Basketball zu gewöhnen. Es ist ja schneller, physischer und athletischer als in Europa.
Frage: Kann Paul Zipser dabei ein Vorbild für Sie sein?
Kleber: Das würde ich jetzt erstmal abwarten. Ich meine, Paul hat eine tolle Saison gespielt, meine Situation ist aber ein bisschen anders. Ich bin ja kein gedrafteter Rookie, der rübergeht, ich werde mich trotzdem beweisen und durchsetzen müssen. Aber ich weiß nicht, ob ich mich da mit dem Paule vergleichen würde. Auch die Situation ist in Dallas anders: Bei uns wird neu aufgebaut, es gibt ein fast komplett neues Team und auch wenn noch einige etablierte Spieler da sind, rückt eine neue Generation nach und ich hoffe, dass ich dort die Chance erhalte, mich auch durchzusetzen.
Frage: Sie sind mit 25 Jahren ein bisschen älter als typische Rookies. Inwieweit kann das Vorteile, aber auch Nachteile haben?
Kleber: Ich wäre natürlich auch gerne schon früher rübergegangen, aber man kennt ja die Vergangenheit. Ich glaube, es ist für mich ganz gut gewesen, dass ich in Europa so viele Erfahrungen sammeln konnte. Ich habe gegen gestandene Basketballer gespielt, war eine Saison in Spanien und habe trotz meiner Verletzungen einfach schon viel erlebt. Das ist vielleicht schon ein Vorteil gegenüber einem 20-Jährigen.
Frage: Wie werden Sie auf die Zeit beim FC Bayern zurückblicken?
Kleber: Für mich war die Zeit hier wirklich Gold wert. Die Bayern haben mich in einer sehr schwierigen Phase geholt, in der noch nicht sicher war, wie es mit dem Fuß weitergehen kann. Ich habe hier mit dem Ärzte- und Physio-Team so intensiv gearbeitet, dass ich überhaupt wieder Basketball spielen konnte, und da bin ich natürlich unglaublich dankbar. Genauso danke ich dem Management, das mir die Chance gegeben hat, obwohl klar war, dass ich vielleicht eine ganze Weile brauchen würde. Deswegen werden es nur positive Erinnerungen sein, die ich mit dem FC Bayern verbinde. (Pause) Bis auf die Tatsache, dass es mit dem Titel nicht geklappt hat.
Frage: Wie ist denn Ihr Vertrag in Dallas gestaltet? Können Sie noch gecuttet oder in die G-League geschickt werden?
Kleber: Da gab es ja jetzt einige Gerüchte, wie mir gesagt wurde. Ich selber versuche, da immer möglichst wenig zu lesen. Ich habe einen garantierten Vertrag für das erste Jahr, im zweiten Jahr besteht eine Team-Option, also 1+1. Ich kann also nicht vorher gecuttet werden. Dass ich mal in die G-League geschickt werde, ist dagegen immer möglich. Ich komme eben rüber als neuer Spieler, es ist eine neue Situation und ein anderer Stil. Und wenn ich da zum Beispiel nicht gut reinfinde oder ein bisschen länger brauche, dann werde ich wahrscheinlich nicht so viel spielen und dann kann es natürlich sein, dass ich mal runtergeschickt werde. Das Team will ja, dass du als Spieler spielst, ob in der NBA oder in der G-League. Ich hoffe aber natürlich, dass ich mich relativ schnell anpassen kann.
Frage: Nun sind in der nächsten Saison ja fünf Deutsche in der NBA, denken Sie, dass Ihnen dass bei der Eingewöhnung helfen wird?
Kleber: Naja, bis auf mich und Dirk sind ja alle in unterschiedlichen Vereinen. Wir werden sicher alle mal miteinander quatschen und wenn man gegeneinander spielt, geht man danach vielleicht zusammen essen. Aber ich glaube auch nicht, dass mir jemand dabei helfen muss, mich einzugewöhnen. Ich war ja drüben und habe die Leute kennengelernt, der Verein ist sehr familiär und auch einige Spieler habe ich bei der Summer League in Las Vegas schon kennengelernt.
Frage: Sie standen zunächst im offiziellen Summer-League-Kader der Mavs, wurden dann aber eine Stunde später wieder gestrichen. Können Sie diese Panne erklären?
Kleber: Das sind so Sachen, die manchmal einfach passieren. (lacht) Als wir unsere Gespräche geführt haben, war klar, dass ich mit nach Las Vegas fahren und dort einige Leute kennen lernen sollte, aber eigentlich war seit dem Medizincheck klar, dass ich dort nicht selber spielen sollte. Das war von Anfang an so geplant.
Frage: Wie schätzen Sie den Kader ein? Gibt es offizielle Ambitionen des Vereins?
Kleber: Das besprechen wir dann, wenn ich dort bin. Bis jetzt sind sie ja auch noch nicht komplett fertig mit der Kaderplanung, einen oder zwei Spieler holen sie wohl noch. Und dann schauen wir mal, wie wir uns anstellen, es ist ja gerade bei vielen neuen Gesichtern und einem jungen Rookie wie Dennis Smith nicht im Vorhinein klar, wie es funktionieren wird.
Frage: Gab es auch mal Zweifel, dass Dallas das richtige Team für Sie ist? Die Vergleiche mit Dirk Nowitzki werden dadurch ja sicherlich nicht leiser werden.
Kleber: Es gab ja wie gesagt verschiedene Optionen und Anfragen, aber wir haben uns relativ schnell auf Dallas geeinigt, weil die Situation einfach für mich sehr interessant ist. Was die Vergleiche angeht: Das ist nichts Neues, die habt Ihr mir ja alle schon in Würzburg und München gegeben. (grinst) Es kann sein, dass das jetzt nochmal mehr wird, aber ich selbst vergleiche mich nicht mit Dirk. Er ist ein ganz anderer Spieler und auch eine ganz andere Liga, er ist ja jetzt schon längst eine Legende.
Frage: Er war aber schon ausschlaggebend für den Wechsel nach Dallas?
Kleber: Nein, davon macht man es nie abhängig. Die Gesamtsituation muss passen. Ich habe jetzt auch schon ein paarmal gehört, dass ich wegen Dirk in Dallas bin, dass er quasi ein Wort für mich eingelegt hat ... aber es ist einfach Business. Da werden Gespräche geführt zwischen General Manager und Agenten, natürlich auch mit mir, und dann geht es um die Gesamtsituation. Dass Dirk dort spielt und mir einiges beibringen kann, ist ein Riesen-Luxus, aber sicher nicht der ausschlaggebende Grund.
Frage: Können Sie dieses interessante Gesamtpaket ein wenig erklären?
Kleber: Es ist ein familiärer Verein, in dem ich mich wohlfühlen und schnell Fuß fassen kann, so wie es hier bei Bayern auch war. Ich mag es, wenn alles ein bisschen menschlich ist, und das ist in Dallas auf jeden Fall gegeben. Außerdem ist es ein Team im Umbruch, bei dem ich die Chance habe, mich reinzuarbeiten. Die Stadt macht auf mich auch einen guten Eindruck.
Frage: Noch einmal zu Nowitzki: Auch, wenn Sie selbst den Vergleich nicht mehr hören können - erhöht die Situation ein wenig den Druck auf Sie, dass Sie jetzt ausgerechnet ihm folgen?
Kleber: Ich glaube, dass mir auf dem Basketballfeld niemand einen größeren Druck macht als ich selbst. Natürlich ist alles von außen auch irgendwie Druck, aber auf dem Court sind meine Erwartungen an mich höher als die von irgendwem sonst. Ich werde nie Dirk Nowitzki sein, das weiß ich. Die Vergleiche sind immer da, aber ich blocke die eigentlich eher ab, weil ich nicht Dirk bin, aber ich glaube auch nicht, dass mich das groß belasten sollte. Den größten Druck mache ich mir selbst.
Frage: Gab es in dieser ganzen Zeit eigentlich auch mal einen Moment, an dem Sie innehalten konnten und sich sagten: "Das passiert jetzt wirklich!"
Kleber: Den gab es. Ich wache eigentlich immer noch jeden Tag auf und kann es eigentlich nicht glauben. Ich habe ja wirklich lange daraufhin gearbeitet und hatte schon ein, zwei Situationen, in denen ich kurz davor war, es aber nicht geklappt hat. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass es endlich soweit ist.
Frage: Wissen Sie schon, welche Nummer Sie in Dallas tragen werden?
Kleber: Der Plan ist eigentlich, dass ich bei der 42 bleibe. Da muss ich jetzt Dirk mal fragen, ob er damit einverstanden ist. (lacht)